ZitatGepostet von Bernd48 Ich nehme nur alles, was um mich herum geschieht, von morgens bis abends wahr, bewerte es und speichere es ab.
Hi Bernd ,
das tue ich auch, vom Aufstehen bis zum Schlafengehen. An "Reizüberflutung" leide ich dadurch allerdings nicht, ich nenne das "Leben". Und eine Qual sind diese "Reize" für mich auch nicht Und wenn ich schlafe, arbeiten diese "Reize" in meinen Träumen sogar weiter - so ganz verstehe ich nicht, was daran so ungewöhnlich sein soll.
So wie du das schreibst muss man doch schlussfolgern, dass das Leben eine Qual ist. Ist es -für mich jedenfalls- nicht .
natürlich kann ich mir das vorstellen. Ziemlich leicht sogar. Ich konnte mich auch sehr lange nicht gegen die Reizüberflutung wehren. Irgendwann bin ich aber draufgekommen, daß ich da zum Teil selbst den aktiven Part spiele, also daß ich das zulasse. Und ich habs auch zugelassen, weil es eben eine wunderbare Ausrede war. Denn Probleme gibts einfach immer, und das bewahrt einen davor, in sich zu gehen. Man ist ja immer so schön abgelenkt.
Jedenfalls eierst Du ziemlich konsequent um den Kern Deines Problems herum. Scheint alles furchtbar interessant zu sein, aber was ich seh ist, daß Du nicht auf der Matte stehst, wenns angesagt wäre. Vielleicht solltest Du Dir zuerst einen festen Zeitraum setzen, wie lange Du nüchtern bleiben willst. Ich hab mich auch nicht auf einmal fürs ganze Leben entschieden. Ich hab in meinem gesetzten Zeitraum - erstmal ein Jahr - schon mal einiges ausgeräumt. Ein Jahr wollt ich unter allen Umständen beibehalten, das ist ein Zeitraum, solange kann ich sehr viel aushalten, und danach gings ganz leicht, weiterzumachen.
Selbst auf die Gefahr hin, dass ich hier jetzt den weißen Ritter gebe, ...den Beschützer der Kriegswitwen und Weißen... ich werde das Gefühl nicht los, dass es hier um eine Demutsübung geht, und für mein Gefühl ist die sehr nahe an einer Demütigung?
Ich will damit sagen, dass meiner Empfindung nach, so eine Erwartung im (virtuellen) Raum steht: "Wer so oft Rückfällig geworden ist, der soll gefälligst die Klappe nicht soweit aufreißen." Diesen Gefallen hat Euch Sakini nicht getan und Bernd tut ihn jetzt offensichtlich auch nicht.
Und die Tratzerei die sich hier in den letzten Beiträgen Bahn bricht, ist die gleiche, die Sakini abbekommen hat.
Diese sog. harten, unangenehmen Wahrheiten, haben für meinen Geschmack ganz schön viel (moralische) Überlegenheit im Gepäck.
Und es ist ja gar nicht so schwer - wie in den letzten Beiträgen auf das eindruckvollste gezeigt wird, jemanden in die Enge zu treiben, ihn dazu zu bringen, dass er sich dann mit seinen Antworten tatsächlich verrennt.
Ich denke man kann von jemandem der schon ne Weile trocken ist erwarten, dass er den anderen in Ruhe läßt und ihm die Gelegenheit gibt wieder aus der Ecke rauszukommen.
ZitatIch denke man kann von jemandem der schon ne Weile trocken ist erwarten, dass er den anderen in Ruhe läßt und ihm die Gelegenheit gibt wieder aus der Ecke rauszukommen.
Schrieb ich ja bereits, daß das Thema für mich beendet ist.
Mir ist - seit ich hier poste - nur etwas aufgefallen. Die, die sich wirklich helfen lassen wollen - schlagen leise und bescheidene Töne an und tasten sich langsam vor. Sie brauchen auf ihre Intelligenz und Sensibilität nicht hinzuweisen - man liest sie aus ihren Beiträgen heraus.
In diesem Fall bin ich wahrscheinlich zu dumm, um die großartige Intelligenz sehen zu können.
Einen schönen Tag wünscht Helena
Nachtrag: Und ist es nicht bezeichnend für die Krankheit, daß man meint, man wäre dieser eine ganz besondere Fall, bei dem alles anders ist, als bei den anderen? Daß es weh tut, erkennen zu müssen, daß man genauso gewöhnlich oder besonders ist wie alle anderen? [f1][ Editiert von Ameise am: 20.11.2003 13:17 ][/f]
eigentlich wollte ich mich aus dieser Diskussion raushalten, weil ich die Betreung von einem, der die Kurve noch nicht so richtig finden will und hier auch noch mit seinen tollen Saufmengen prahlt (Gläser reichen ja nicht, es müssen schon Flaschen sein, echt ein doller Hering!), einfach sinnlos finde.
Klar muss Bernd aus seiner Ecke wieder raus dürfen, aber das ist hier ja eigentlich nicht so schwer. er muss da nur auch wieder rauswollen. Wenn er aber da rauskommt, wird er sehen, dass sich an seinem Problem halt nichts geändert hat. Die Spiegelgefechte mit anderen, das Zeigen, dass man selber dem Alkoholismus ja irgendwie nicht würdig ist, sei es nur, weil man so superintelligent ist (Bernd, es gibt sehr viele intelligente alkoholiker, das bringt denen blos auch leider gar nichts, weil man dieser Krankheit mit intelligenz auch nichts anderes entgegensetzten kann, als ohne), all das bringt nicht so besonders.
Ich finde aber Deinen Aspekt mit der Überheblichkeit interessant. Ich glaube schon dass trockne alkoholiker, und ich schließe mich da mit ein, zu einer gewissen Überheblichkeit neigen. Das liegt -glaube ich- ganz einfach daran, dass man stolz darauf ist, es geschafft zu haben und schon mal vergißt, dass man auch mal so gedacht hat wie die noch Nassen. Und das der erste Schritt eben wahnsinnig schwer ist, auch wenn einem im Nachhenein eben sehr leciht vorkommt (ich glaube man erinnert sich gerne an den endgültigen Schritt, verdrängt aber die hunderte Versuche davor, diesen Schritt denn auch tatsächlich zu gehen.)
Und es liegt aber auch daran, dass man einfach so viele Erfahrungen aus der SHG mit Leuten hat, die die Kurve nicht kriegen wollen. Da ist dann tatsächlich die einzige Möglichkeit, zu sagen: lamentiere nicht, höre erst mal auf zu saufen und dann reden wir weiter.
Ich bitte Dich aber auch eines zu beachten. Ofttmals kommen einen die Positionen von trockenen sehr Überheblich vor, weil man selber mit dem Thema noch nicht ganz durch ist, sprich: weil man sich selber angegriffen fühlt.
Zitat. Das liegt -glaube ich- ganz einfach daran, dass man stolz darauf ist, es geschafft zu haben und schon mal vergißt, dass man auch mal so gedacht hat wie die noch Nassen
Ich will mich da ja generell nicht ausnehmen, aber ich für mich glaube, das es genau dieses nasse Denken ist, das mir so bekannt vorkommt. Diese Gedankenspiralen. Ich erklärte mir meine teils massive Trinkerei auch mit meiner Kindheit, meinen seelischen Qualen. Bei mir ist das ja was gaaanz anderes, dachte ich über viele Jahre. Ich rechtfertigte mein Alkoholkonsum so vor mir selbst, wurde er mir doch auch teilweise unheimlich. Und ich verlor regelmäßig nach einigen Bieren die Kontrolle.
Heute glaube ich, das man genau das durchbrechen muß, diese Erklärungen vor/für sich selbst. Weil man sonst nicht dazu kommt, den großen, ganzen Gesamtzusammenhang zu sehen.
Ich finde das auch sehr gut auf den Punkt gebracht. Dennoch ist es bei mir manchmal so, dass ich vergesse, wie hoch die Hürde war, bis man endlich aus den immer wiederkehrenden litaneihaften Begründungen für sein eigenes trinken ausgebrochen ist. Will sagen: man sieht bei den noch nassen, dass sie sich im Kreis drehen, dass sie immer neue Rechtfertigungen und individuelle Gründe zurechtbasteln und irgendwann sagt man deutlich: Du mußt da anders denken, so kommst Du nicht weiter. Und das ist das, was für den, der sich noch windet, eben so arrogant wirkt. Merryl
danke für eure Antworten- Sie haben mir zu denken gegeben.
Jemanden mit seinem nassen Denken konfrontieren finde ich ganz notwendig. Nur wie mach ich das?
Man sollte die Würde des anderen dabei nicht (allzusehr) verletzen. Und da schien mir die Grenze erreicht, deswegen habe ich mich dazu geäußert. Aber das war und ist ein subjektiver Eindruck gewesen
Ansonsten will ich mich wiederholen: Von diesem board geht dermasen eine ansteckende Gesundheit aus, dass eine Veränderung hin zu trockenerem Denken ganz automatisch eintritt. Es ist halt auch eine Frage der Zeit, und wie nass das denken ist, mit dem jemand ankommt. Und ich hatte halt Sakini noch in Erinnerung
Ohne Öl ins Feuer giesen zu wollen. Und auch ganz kurz. Was meinst du war verletzender...und vor allem für wen? Sakinis Aussagen und nassen Sprüche (den weiblichen Boardmitgliedern gegenüber die nicht wiederholen möchte) oder mein Dagegenhalten? Und wenn wir schon einmal bei Würde sind....ich habe gerade die Bilder von Istanbul im TV laufen.
Und dann dieser Spruch....von einem Menschen der sich selbst als "Mensch mit einem überdurchschnittlichem IQ" bezeichnet und nicht mal das Wort Boeingrichtig schreiben kann? Da bekomme ICH soooo einen Hals wie die Schwaben sagen!
Würde und Respekt steht auch denen zu, die das anscheinend nicht verdienen, genau dadurch zeichnet sich eine Gemeinschaft aus, was nicht heißt das man Regelverletzungen toleriet. (Un Rächtschraibung is kain Zaichn von Indeligänz)
Hast schon recht mit der Würde und Respekt. Obwohl ich immer denke, das mit der Würde, die hab ich mir trinkend schon selbst genommen.
Ich wollte nur noch mal kurz auf diese eigenen Erklärungsversuche eingehen. "Weil .... " das ist doch auch etwas was sich wie ein roter Faden durch die posts von Bernd zieht. Und weil wir das ja alle nicht verstehen, wird auch mal im erzählen ausgeholt. Dabei kommt dann letzten Endes das heraus, was wir sicher alle durch haben, dieses Winden und Hangeln, mit dem man - ich sicher auch- versucht sich seinen letzten Rest Selbstwertgefühl oder Respekt zu erhalten. Da kommt dann wohl der Punkt, wo man über seinen Schatten springen und der Vorhang fallen muß. Und das ist, sicher wie du sagst bei jedem verschieden, je nachdem wie nass man ankommt. Ob da schon ein wenig Leidensdruck da ist oder nicht.