da fällt mir nochwas ein: Als ich in der Klinik auf Entzug war, ist kein einziger Alkoholiker je ausgerastet. Ausgerastet sind immer nur die Heroinsüchtigen.
Viele Grüße Adobe
bordeauxnixe
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12.07.2004 11:19
#47 RE: Habe fast Angst! Wie werde ich ihn endlich los?
...Erbsenzählerei bringt uns nicht weiter ! Hier muß ich dir ausnahmsweise widersprechen, Biene2 !
Was ist das "Wesen" ? Was ist "Verhalten" ? Was war zuerst da, das Huhn oder das Ei?
Ist doch vollkommen egal, denke ich !
Das Wesen ist für mich "wie jemand sich darstellt" bzw. "das SEIN" und das geht über das Verhalten - zumindest ist es so für uns sichtbar!
Es ist eindeutig die Sucht, die Menschen bis hin zu Bestien verändert, ob Heroinabhängige, Kokainabhängige, Alkoholiker, Spielsüchtige etc. etc. etc.
Sonst wäre ja alles halb so schlimm..., wenn nur eine körperliche Veränderung mit der Sucht einherginge. (Kriminalitätsquote würde wesentlich sinken,menschliches Zusammenleben mit Süchtigen wäre besser).
Das soll natürlich nicht heißen, dass jeder Mensch nur "gut" von Natur aus ist! Davon habe ich mich längst verabschiedet!
Wenn ein Alkoholiker von seiner Krankheit genesen ist, kann ich erst sein "wirkliches Wesen" erkennen und auch sein "Verhalten" wird ein anderes sein - und das kann dann je nachdem sein, abgesehen von denen , die einen Trockenrausch erleben, was sehr fatal sein kann für alle. Dann kann ich immer noch für mich entscheiden, wie ich diesen Menschen sehe.
Mich z.B. interressiert herzlich wenig,wie jemand sich darstellt. Ich schaue beim Menschen gern hinter die Kulissen und da macht man so manche gute wie böse Entdeckung.
Ist halt nicht alles Gold,was glänzt.
bordeauxnixe
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12.07.2004 14:20
#49 RE: Habe fast Angst! Wie werde ich ihn endlich los?
ich bleibe auch bei meiner Meinung. Verhalten / wesen, ist doch egal.
Und geht nicht das Verhalten aus dem Wesen eines Menschen hervor? Hat es nicht genau dort seinen Ursprung?
Wie das Wesen eines Menschen, so ist auch sein Verhalten?
Oder warum erzählen so viele hier auf dem Board, nach der Therapie ist ein Alkoholiker ein anderer Mensch, den die Familie und Freunde erst mal neu kennenlernen müssen und mit ihm umzugehen lernen müssen?
aus einem aggressiven Alkoholiker wird nach der Therapie kein sanftes Lamm. Er lernt nur, sich besser zu beherrschen.
Auch wird er selbstbewußter, weil trocken und das mit oder ohne Therapie. Er hat es nicht mehr nötig, nur um nicht aufzufallen zu kuschen. Und er sagt nicht mehr ja und amen nur um in Ruhe trinken zu können. Und das ist auch das, womit sich der Partner des Alkoholikers nachher schwertut. Ein nasser Alkoholiker überläßt gerne die Entscheidung anderen. Auf einmal will er selber entscheiden.
Das sind so die wichtigsten Punkten "er wird ein anderer Mensch".
für mich sind Verhalten und Wesen ebenfalls zwei verschiedene Dinge. Es ist zwar richtig, dass das Wesen die Quelle ist, woraus das Verhalten entspringt, aaaaber das Verhalten oder Benehmen, wie auch immer man es auslegen möchte, ist erst einmal eine anerzogene, abgeguckte und erwartete Verhaltensweise, die im nüchternen Zustand echt oder gespielt sein kann, je nach eigener Stärke
Wenn ich mich freundlich verhalte und zu jemandem sage: "Ich hoffe, es geht Ihnen gut", dann kann ehrliches Interesse dahinter sein oder eine anerzogene Verpflichtung, freundlich sein zu müssen. Mein Innerstes, also mein Wesen, möchte aber gar nicht "ich hoffe, es geht Ihnen gut" sagen, sondern mein Innerstes denkt: na du A...h, hoffentlich gehts dir genauso schei..., wie mir. Aber wer würde das so einfach und direkt sagen? Die gelernten oder eingeimpften Verhaltensweisen, die als gesellschaftliche Benimmregeln gelten, verhindern es.
Anders sieht die Sache aus, wenn eine Droge ins Spiel kommt, die meine Gehirnzellen manipuliert, wo ich dann etwas im besoffenen Zustand vom Stapel lasse, was mir im nüchternen Zustand plötzlich peinlich ist. Im besoffenen Zustand wird man mutiger und hemmungsloser, was je nach Pegel, in eine für Andere empfundene hemmungslose Peinlichkeit ausarten kann. Das wahre Wesen kommt jetzt durch, was im nüchternen Zustand durch Benimmregeln oder Angst gebremst ist. Warum sind denn viele Leute im angetrunkenen Zustand so überschwenglich ausgelassen und gut drauf? Und nüchtern sind sie wie die Stockfische!
Die Gefahr, um in den Alkoholismus zu rutschen, ist dann gegeben, wenn die Wirkung des Alkohols immer öfter herhalten muss, um so zu sein, wie man gerne möchte! Und je nach Wesen,wird man positiv als Partyclown beklatscht oder negativ als Krawallmeier ausgebuht.
Das fatale ist, dass der Suff viele viele Jahre ohne persönliche Beschwerden gelebt werden kann. Also, warum darauf verzichten? Erst wenn er spürbare Probleme bereitet, könnte ein Umdenken einsetzen und die Abstinenz angestrebt werden. Wer das dann schafft, wird durch die Erinnerungen an die erlebte "Hölle", so stark, dass er nicht mehr in irgendwelchen Verhaltensmuster stecken bleiben möchte, sondern sein Verhalten dem Wesen anpasst. (lieb oder böse, gesprächig oder maulfaul, lustig oder ernst usw.)
Da kann es dann passieren, dass man z.B. einen Besuch von jemandem ablehnt,weil der furchtbar auf den Geist geht, obwohl man es vorher immer ertragen hat (wurde erwartet, weil es sich so gehörte)Und an diesem Punkt, setzt das Staunen und Unverständnis der Umwelt für den "neuen" Trockenen ein.(Schließlich hat er doch immer gerne einen mit dem Besuch gehoben....??...... um ihn zu ertragen:grins2
Man kann es auch ganz einfach sagen: Das nüchterne Wesen sagt "nein", aber das Verhalten verlangt "ja", oder umgekehrt. Diesen Widerspruch "hilft" der Alkohol zu "leben".
hallo Laila, genauso isses!!! Deine Beschreibung finde ich toll!! Und "die menschliche Psyche" ist ja mit 18 Jahren zu 90 Prozent manifest, immer noch. ich grüße dich, Max
meinem "Wesen" habe ich endlich die Hand gegeben und es dann umarmt. Zulange habe ich es ignoriert, weil ich meinte, es würde anderen nicht gefallen. Dabei hat es mir selbst immer gefallen. Einen anderen Menschen hätte ich nie so verächtlich behandelt wie mein eigenes Wesen. Dein Beitrag war lebhaft schön.
ja schon, nur entspringt für mich das Verhalten aus dem Wesen und dem Charakter. Und wenn der Charakter bzw. das Verhalten eines Alkoholikers oder auch "nur" unter Alkoholeinfluss verändert, dann hat das für mich schon was mit dem wesen zu tun.
wenn ein Alkoholiker in der Therapie lernt, sein verhalten zu ändern, sprich z.B. seine Wutausbrüche unter Kontrolle zu bringen, sei es , weil er eine andere Sichtweise bekommt und sein Verhalten ändert, ist das dann nicht auch bloß wieder ein zudeckeln der Emotionen usw.?
ob das "gelernte" Verhalten ein Zudecken der Emotionen ist? Vielleicht schon. Aber die Regel ist ja, daß man gerade das Umgekehrte lernen muß. Ein Alkoholiker muß in der Regel erst mal Selbstvertrauen kriegen und auch mal seine Meinung äußern. Das ist wohl viel öfters der Fall als Aggressionen.
Einer Bekannten von mir wurde in der LZT gesagt, "Ihnen fehlt die nötige Aggression".
ZitatEiner Bekannten von mir wurde in der LZT gesagt, "Ihnen fehlt die nötige Aggression".
Das wurde mir damals als Nichtalkoholikerin auch gesagt. Allerdings nicht von einem Therapeuten, sondern von der Mutter meines damaligen Freundes (der mit dem ich 4,5 Jahre zusammen wohnte und bei dem ich das Schulter-Hals-Syndrom (oder heisst das doch Schulter-Arm-Syndrom?) hatte.
ich nehme an, daß bei COs die mangelnde Aggressivität noch viel weiter verbreitet ist. Sonst würden sie sich ja vom Alkoholiker nicht soviel bieten lassen.
Zitatich nehme an, daß bei COs die mangelnde Aggressivität noch viel weiter verbreitet ist. Sonst würden sie sich ja vom Alkoholiker nicht soviel bieten lassen.
Da haste grad was missverstanden, falls das auf diesen meinen Ex von damals bezogen war. Er war kein Alkoholiker und ich nicht seine Co.
Aber der Grundaussage deines posts stimme ich voll und ganz zu.
Meine Mutter blieb jahrelang bei meinem Vater, obwohl er sie regelmäßig blutig prügelte, ihr die Nase brach usw. usw.
Auch ich später ließ mich beschimpfen von meinem Vater. Hatte dann zwar Monate keinen kontakt, ließ ihn dann aber doch wieder rein.
Und dann heute noch meine Oma und meine Großtante, die hätscheln meinen Vater und er säuft, wütet, tobt, beschimpft sie.