sicherlich hast du Recht, wenn Du sagst, es bringt nichts, sich zu verkriechen. Man/Frau sollte sich den Situationen stellen. Spaß ist weiterhin angesagt. Aus meiner Erfahrung heraus möchte ich jedoch folgendes zu bedenken geben: was dem einen der Karneval, war mir die Wiesn in München. Obwohl ich kaum unter Suchtdruck zu leiden hatte, war es mir die ersten zwei Jahre unmöglich auf die Wiesn zu gehen. Sogar im dritten Jahr wäre ich trotz Begleitung durch meine Kinder fast rückfällig geworden. Andere Situationen, wo ich früher gesoffen habe, meisterte ich absolut problemlos - im Gegenteil, ich hatte mehr Spaß als wie zu den nassen Zeiten (wurde hier ja ähnlich schon geschildert). Hinzuschauen, wo es gefährlich sein könnte, hat meiner Ansicht nach nix mit Spaßbremse zu tun, sondern erst mal mit Verantwortungsbewüßtsein.
Weißt Du, ich hatte keine einzige Minute das Bedürfnis, was zu trinken. Es war einfach nur toll. Wir haben Polonaise getanzt, es wurde Flammkuchen rumgereicht, wir haben mitgesungen. Eigentlich bin ich ja überhaupt kein Fastnachter. Dazu muß man glaube ich geboren sein und da ich nicht von hier stamme, ist das schon schwierig. Aber der Tag war einfach toll.
Ich war in einer gemischten Langzeittherapie, D.h., Frauen, Männer, Alkoholsüchtige, Spieler, Tablettensüchtige. Einmal war ich am Schluss meiner Therapie mit einem spielsüchtigen Weggefährten, der fast eine 6 monatige Therapie hinter sich hatte, in der Stadt unterwegs. Er meinte, er müsse immer noch die Straßenseite wechseln, falls auf dieser eine Gaststätte kommen würde, weil, wenn er das „Piepsen“ eines Geldspielautomaten hören würde, er sofort rückfällig würde.
Großartig! 6 Monate Therapie, nur damit er nun weiß, dass es besser ist, die Straßenseite zu wechseln. Ist das, vergleichbar mit uns, das Ziel? Wohl kaum, oder? Irgendwas scheint hier vergessen worden sein. Oder der Patient simulierte nur, weil er Frührentner werden wollte, was er dann auch durchsetzte.
netter beitrag ben. ich musste ein wenig schmunzeln. also es gibt eben menschen und "kölner". die müssen bei der geburt das kölner-karnevals-gen mitbekommen haben. es ist für viele unverständlich bei diesem treiben mitzumischen. vielleicht hast du recht das man das nur im alkoholisierten zustand erleben kann. war ja auch bei mir das ganze leben der fall.
ich erinnere mich eben nur an das letzte Jahr. ich war einfach machtlos. es hatte mich blitzartig erwischt. der verstand war komplett ausgeschaltet. ich hoffe und glaube, da ich dieses mal um die gefahr besser bescheid weiss, daß ich diese woche überstehen werde. am karneval teilnehmen wird allerdings nicht möglich sein. dieser gefahr kann ich mich nicht aussetzten. das feiern ohne alkohol muss eben wieder erlernt werden. D.h. eigentlich erstmals erlernt werden. ich verschieb das dann auf das nächste jahr.
tät ich auch nicht...ich stell mir gerade vor,ich müsste z.B. die geballte Ladung meiner Herkunftsfamilie in Form einer Taufe überstehen...oh,mein Gott...
DIE hab ich noch nie nüchtern ertragen können.... und ich würd den Teufel tun und das ausprobieren wollen....
Irgendwann einmal...vielleicht im nächsten Leben....
jetzt mal langsam mit die jungen Pferde. Mir hat die Therapie (8 Wochen) zum einem klar gemacht, was in der Saufzeit so abgegangen ist und desweiteren mir Handwerkszeug an die Hand gegeben, um klarer und genauer hinzuschauen, was mit mir wann passiert. Das bedeutete auch, Gefahrensituationen zu erkennen. Entweder ich fühle mich stark genug, mich ihnen zu stellen, oder ich meine, ich bin noch nicht soweit. Inzwischen (nach 8 Jahren) ist vieles für mich easy + locker, wo ich anfangs Probleme hatte. Aber ich habe auch in den acht Jahren einiges für mich getan. Und glaube mir, Spaß habe ich immer noch, nur nicht mehr mit den Leuten und in der Umgebung wie in meiner nassen Zeit. Ich finde Markus macht das richtig. Er versucht zusammen mit uns für sich klar zu werden, ob und wie er sich den Karneval antun kann. Die Gefahr zu benennen ist schon mal die halbe Miete, um sie zu bannen. Keiner soll in Bußgewändern rumlaufen, nur weil er trocken ist. Aber keiner sollte auch sehenden Auges in einen Rückfall reinrennen. Just my 2 cent Viktor
Wehmut an Karneval ist Balsam für die Seele Kölner Psychologe rät in Buch dazu, gemeinsam melancholische Lieder zu singen / Auch Ärzte stillen Sehnsucht KÖLN (akr). An Karneval mit Freunden oder Fremden im Arm ausgelassen Lieder zu singen - das ist nicht nur schön, sondern auch gesund. Ganz besonders gut tut es der Seele, wenn die Jecken ausgerechnet melancholische Lieder singen. Davon ist der Kölner Karnevalspsychologe Wolfgang Oelsner überzeugt. "In der Wehmut aktiv und gemeinschaftsbezogen zu bleiben ist eins der wirkungsvollsten Antidepressiva", weiß er.
Die Sehnsucht nach Ausgelassenheit und dem Kindsein werden in der fünften Jahreszeit erfüllt - das befreit. Foto: dpa Narren bewegen sich in einem halluzinatorischen Raum, meint der Kindertherapeut. "Psychiatrisch ist die Halluzination völlig unbedenklich, solange die Jecken nach einer Karnevalsveranstaltung, spätestens am Aschermittwoch, zur Realität zurückkehren", schreibt Oelsner in seinem soeben erschienenen Buch "Fest der Sehnsüchte. Warum Menschen Karneval brauchen".
Dabei kann das Treiben der Narren im Karneval durchaus eine heilende Wirkung haben. "Beim Karneval ist es wie mit jedem guten Medikament: Es kommt auf die Dosis an, und man muß den Beipackzettel beachten", sagt der Rektor der Schule der Kölner Universitätsklinik für Kinder und Jugendliche.
In der fünften Jahreszeit kann der Mensch die ganze Palette seiner Sehnsüchte erfüllen - die Sehnsucht nach Ausgelassenheit, nach Erotik, nach dem Kindsein, nach Nähe und gleichzeitig nach Freiheit. Der Karnevalist genießt den ständigen Wechsel von ambivalenten Gefühlssituationen, ist Oelsner überzeugt. Und die Narren müssen dabei keine Ablehnung fürchten: "Im Karneval wird der Mensch bedingungslos angenommen, wie er ist."
Ausgerechnet zwischen Weiberfastnacht und Veilchendienstag stillen die Jecken offenbar auch ihre Sehnsucht nach Wehmut. Als die Tageszeitung "Kölner Stadt-Anzeiger" im vergangenen Jahr eine Kneipenumfrage zu den Lieblingsliedern der Gäste anstellte, kamen die Redakteure zu dem überraschenden Ergebnis: "Melancholisch muß es sein." In Köln etwa gehört der besinnliche Song "In uns'rem Veedel" zu den populärsten Karnevalsliedern.
"Melancholie oder sentimentale Anmutungen haben im Alltag keinen Platz, im Karneval aber schon", sagt Therapeut Oelsner. Deshalb hat das närrische Treiben geradezu einen präventiven Charakter. "Im Karneval besteht die Chance, etwas aus der Verdrängung zu holen", erklärt er.
Doch wer ausgiebig feiert, bewegt sich auf einem schmalen Grat, warnt Oelsner. Betrunkene Narren oder Randalierer haben den Beipackzettel nicht gut genug studiert. "Karneval ist ein Fest, das Anleitung braucht", sagt er. "Karneval ist zwar eine verkehrte Welt, aber keine regellose Welt."
Nach Oelsners Beobachtungen sind viele niedergelassene Ärzte begeisterte Karnevalisten, nicht nur beim legendären Kölner Medizinerball. "Etliche Ärzte haben Funktionen in den Karnevalsgesellschaften", berichtet er. Auch in der Kölner Ehren- und Prinzengarde sind viele Mediziner vertreten. Oelsner vermutet, daß auch sie im Karneval eine Sehnsucht stillen: "Vielleicht suchen Ärzte hier die Gemeinschaft, weil sie in der Praxis Einzelkämpfer sind."
Nur eine Berufsgruppe ist offenbar selbst in Köln karnevalsresistent: Oelsners eigene, die Psychotherapeuten. "Die wenigen Therapeuten, die etwas mit Karneval anfangen können, geben das nicht oder nur verschämt zu", sagt Oelsner, der 30 Jahre mit einer Band im Kölner Karneval Musik gemacht hat. Ausnahmen bestätigen die Regel.
Wolfgang Oelsner: Fest der Sehnsüchte. Warum Menschen den Karneval brauchen - Psychologie, Kultur und Unkultur des Narrenfestes. Marzellen-Verlag Köln. ISBN 3-9806384-6-4. 19,95 Euro
...naja falballa, ich gebe zu, so langsam finde ich gefallen an der karnevalgeschichte......die kleine büttenrede hat mir gut gefallen, besonders diese passage hat mich vom hocker gehauen:
Nur eine Berufsgruppe ist offenbar selbst in Köln karnevalsresistent: Oelsners eigene, die Psychotherapeuten.
hellau,alalaf oder ta taa.....wie muß ich denn nun grüßen? na ich mach mal so.................( und hoffe ich darf mich in köln noch sehen lassen :gruebel
In Freiburg und oft im Baden-Württembergischem sagt man
NARRI- und zu antworten ist dann NARRO
aber hier feiern die Leutz ja auch net Karneval- sondern Fasnet *ich bin da weniger dabei, denn da lässt sich die norddeutsche Wurzel nicht verleugnen- und wehmütig bin ich ab und zu sowieso, liebe Manuela Dir wünsch ich aber keine allzu wehmütige Jecken-Narren-Feierzeit
Das einzige, was ich verstehe an dem ganzen Dingens, ist, dass es im kirchlichem Festtag-Kalender vor der Fastenzeit ist- früher wurde gar noch in ganz streng religiösen-katholischen Gegenden vor der Fastenzeit geheiratet, weil in eben dieser der Sex auch nicht zu praktizieren war... Das mann/frau da sozusagen vorher noch voll die Sau rauslässt und auch gewisse Dinge an Regeln und "Anstand" ausgehebelt werden- warum auch nicht; bevor der Kessel explodiert, mal Dampf ablassen...
Ich persönlich lebe so nun aber nun mal nicht und drum kann ich damit ehrlich gesagt auch net viel anfangen ( auch ohne Therapeutin zu sein :grins2
ZitatGepostet von Andy1 Danke Manuela, ich habe mich vor 2 Jahren auf El Hierro in so einen verliebt. Jö, war der lieb und wie gut der roch!!!! ...und der Avator erinnert mich nun an ihn!
LG
Andy
Ich liebe El Hierro seit vieeeelen Jahren, habe aber noch nie einen tollen Typen dort getroffen. Eher ältere LehrerInnen
Ich nehme solche Berichte nicht so ernst und hätte, die für mich zutreffenden Passagen unterstreichen sollen.
Die Regeln und den Anstand halte ich immer ein. Dafür bin ich zu sehr "die liebe Manuela".
Wenn ich allerdings fertig bin mit meiner Kostümierung und in den Spiegel schaue, dann bin ich nicht mehr Manuela, da bin ich ,Kratzbürste, Punk, Rocker.Und nicht mehr lieb. Und das schöne daran,dass noch nicht mal Bekannte mich erkennen.
Manchmal überlege ich aber schon, ob ein bißchen ga ga hängen geblieben ist.
Aber kann eigentlich nicht , so war ich schon immer. Manchmal sehr übermütig, aber immer mit Anstand und Regeln.