Hallo ich bin der mann von mini. Ich mache demnächst eine Therapie in Neustadt/Saale. War von euch schon jemand dort? Wie ist die erfahrung? Würde mich interessieren wie euere Eindrücke waren?
ich war letztes Jahr in Bad Neustadt für 8 Wochen. Ich schreib Dir einen Ausfühlichen "Augenzeugenbericht" heute Abend, da ich jetzt gerade wenig Zeit habe.
ich war letztes Jahr in Bad Neustadt für 8 Wochen. Ich schreib Dir einen Ausfühlichen "Augenzeugenbericht" heute Abend, da ich jetzt gerade wenig Zeit habe.
Gruß Atan
Nachtrag, wer lesen kann ist klar im Vorteil...
Sorry, ich meinte natürlich hallo Roland. Dachte jetzt bieten die schon LZT für Co´s an
Das interessiert mich natürlich auch. Wenn ich meine 2. LZT in den Kliniken Daun --> beendet habe, werde ich mal den Versuch einer Zusammenfassung machen, sind ja dann immerhin knapp 30 Wochen in Summe, da darf ich das möglicherweise?
Die Klinik ist eine sehr schöne Klinik, die Landschaft dort ist toll. Auch die Ausstattung der Klink ist klasse. Da Du im Frühling/Sommer hinkommst hast Du sicherlich viele schöne Tage vor Dir. Aber auch schwere Tage, denk ich.
An meinem ersten Tag, als ich dort ankam fühlte ich mich ziemlich beschissen. Meine Frau war dabei, trotzdem ging es mir nicht gut. Irgendwie hatte es was von: Jetzt bist Du da, jetzt bist Du Alkoholiker. Ich hatte mich aber selber dafür entschieden. Ich wollte das. Die Tragweite meiner Entscheidung hatte ich aber noch nicht begriffen.
So kam ich dort an, mit einigen Koffern und vielen Fragen. Ich kam auf ein Doppelzimmer im 3. Og. Ich dachte mir....Doppelzimmer, toll. Ich bin nicht Menschenscheu, aber in der ersten Nacht wäre ich lieber alleine gewesen. Aber ich war es nicht. Mein Zimmernachbar war ein ziemlich schüchternes, verstörtes Wesen. Es war schwer auch nur einen Satz aus Ihm rauszubekommen. Wahrscheinlich hätte er sich auch lieber ein Einzelzimmer gewünscht.
Die Klinik ist immer sehr voll, deshalb bekommen „Neuankömmlinge“ immer erst mal für ne Woche ein Doppelzimmer.
Die ersten Tage vergingen mit Untersuchung, Vorstellung der Klinik, Vorstellung der Therapiegruppe, Erstellung des Therapieplanes u.s.w. Also erst mal viel Verwaltung. Man hat auch sehr viel Freizeit, was anfangs sicherlich nicht schlecht ist um erst mal ein paar Leute kennenzulernen.
Ausgang hat man dort vom ersten Tag an, Du kannst also jederzeit in die Stadt oder sonst wohin. Es sei denn Du bist Tablettenabhängig oder läufst am ersten Tag schon betrunken ein. Ich würde Dir sowieso empfehlen 3-4 Wochen vorher zu entgiften bzw. nichts mehr zu trinken. Es ist wichtig das Dein Kopf klar ist wenn Du dort hin kommst.
Womit ich anfangs Probleme hatte waren die vielen Regeln die ich beachten sollte. Z.B. niemanden mit auf mein Zimmer nehmen, um 22.00 Uhr im Zimmer sein, Kleiderordnung, Küchendienst u.s.w.
Ich empfand das als Beschneidung meiner Persönlichkeitsrechte. Ich dachte mir immer: Hallo, ich bin schon groß, ich bin mir sicher ich weiß was ich zu tun habe. Es hat 3 Wochen gedauert bis ich mich damit abgefunden habe. Dann hatte ich auch verstanden das viele dort halt scheinbar noch nicht „groß“ waren und nicht die Klinikleitung meine Persönlichkeitsrechte einschränkte, sondern der Alkohol den ich Jahrelang reingeschüttet habe. Aber anfangs fand ich es ätzend.
Der Tagesablauf ist eigentlich sehr individuell gestaltet, nur ein paar Fixpunkte gibt es: Frühstück-Mittagessen-Abendessen + Gruppentherapie (Uhrzeit ist von der Gruppe abhängig)
Ich kann Dir nur empfehlen Dich in der Gruppe einzubringen und zu reden. Ich empfand es total schlimm damals in meiner Gruppe. Ich nannte Sie nur : Die Schweiger. Lauter erwachsene Menschen und keiner brachte den Mund auf.
Vielen Dank für deinen ersten Bericht. Er war sehr eindrucksvoll. Ich bin kein Anfänger, habe schon 4 Wochen Engelthal hinter mir(Falls du das kennst). Das es regeln gibt ist mir bekannt, werde schon damit klarkommen so hoffe ich.
Den Rest des Tages verbringst Du in „Seminaren“ wie z.B. Stressseminar, Autogenes Training, Sport, Genusstraining, Bogenschießen, Töpfern u.s.w. Diese werden in Deinem Therapieplan festgelegt (von Dir und Deinem Therapeuten).
Ein wichtiger Punkt sind natürlich die Einzelgespräche. Manche Therapeuten machen diese Einzelgespräche regelmäßig, bei meiner musste man sich selbst darum kümmern und wollen. Ich kann Dir nur empfehlen viele Termine zu machen, sonst fehlt Dir am Schluss vielleicht die Zeit.
Meine Freizeitgestaltung war hauptsächlich Sport, Gesellschaftsspiele und reden, reden, reden. Es wird auch sonst sehr viel angeboten, Hallenbad, Sauna, Billiard, Tischtennis, Volleyball, Fernseh-/Videoraum, Abendlicher Kioskbetrieb (mit Kartenspielen oder Brettspielen). Oft sind wir auch ins Kino, in die Nachmittagskuschelveranstaltung, da wir zur Spätvorstellung ja schon im Zimmer sein mussten.
Manche dieser Veranstaltungen Sauna/Sport/Schwimmbad setzen natürlich das ärztliche o.k. voraus. Außerdem musst Du dich am Tage zuvor in eine Liste eintragen, dass Du dies machen möchtest. Hat den Sinn das Du a: Lernst Deine Tage besser zu planen – b: Aus versicherungstechnischen Gründen, damit nicht einer alleine in die Sauna rennt (mussten glaub ich immer 4 Leute sein).
Der Nachteil dieser doch sehr großen Klinik ist, dass es sehr viele Leute gibt die sich dort verstecken. D.h. das offene und auf Eigenverantwortung aufgebaute Konzept verleitet doch einige der „Oh, ich hab meinen Führerschein verloren und muss jetzt auf Therapie, will aber weiter trinken wenn ich Ihn wiederhabe“ Patienten dorthin zu gehen und sich 16 Wochen zu verstecken.
Ich war am Anfang wohl zu übermotiviert, weshalb mir meine Therapeutin „Ruhe“ verordnete. Damit kam ich gar nicht klar. Ich musste täglich 30 Minuten den Wirtschaftsteil der Süddeutschen lesen
Gelegentlich hat man auch mal irgendwelche Dienste, wie Kioskdienst, Fahrradverleih, Küchendienst (keine Angst, Du musst nicht kochen, nur die Tabletts aufräumen und den Speisesaal wieder in Ordnung bringen).
Gelegentlich gibt es Zimmer- und Alkoholkontrollen. Mein Zimmer wurde in den 8 Wochen wo ich dort war nicht kontrolliert, und pusten durfte ich auch nur 2 x. Ich denke die suchen sich schon Ihre Pappenheimer raus. In meinen 8 Wochen sind aber glaub ich 5-6 Leute rausgeworfen worden wg. Alkoholkonsum.
Besuch ist unter der Woche ab 17.00 Uhr erlaubt, am Wochenende durchgehend. (Und der darf auch mit auf´s Zimmer).
Es gibt auch noch einen Computerraum wo Dir Patienten beibringen wie man mit manchen Programmen wie Word u.s.w. besser umzugehen lernt.
Auch ein Internetterminal steht Dir dort kostenlos zur Verfügung von wo aus Du uns hier auf dem Saufnix Board auf dem Laufenden halten kannst.
Kleiner Tip, leg Dir ein kostenloses E-Mail Postfach zu (z.B. MSN oder Hotmail). Dann kannst du kostenlos mit Deinen lieben kommunizieren. Meine Handyrechnung betrug mtl 240,-€ und mein Zimmertelefon kam auch noch auf 90,-€
Handy´s sind erlaubt, aber im Haus auszuschalten. Autofahren ist während der gesamten Zeit nicht erlaubt. Am besten Du lässt es zuhause. Du bekommst aber einen kostenlosen Busfahrschein.
Wenn Du kaffeesüchtig bist wie ich, nimm Dir einen kleinen Wasserkocher, Tasse, Löffel mit. Damit lässt sich schöner heißer löslicher Kaffee auf dem Zimmer herstellen. Oder eine Thermoskanne geht auch, Du bekommst am Kiosk heißes Wasser. (War zwar nicht erlaubt, hat aber jeder gemacht). Auch ein scharfes Messer ist echt von Vorteil, für die ganzen Messerkämpfe.... Nööö, ich hab mal versucht mit einem dieser Messer von dort ne Orange zu schälen. Die wäre heute noch geschlossen. Die haben da ein wenig Angst vor Selbstverletzung bzw. Borderlinesyndrom. Auch diese Erfahrung hab ich dort gemacht. Leih Dein Messer besser nicht her....
Nimm dir auch viele Bücher mit. Es gibt zwar einen Bücherausleihschuppen dort, der ist aber sehr mager bestückt. -----Aber leih Dir mal die Suchtfiebel, die ist wirklich gut.
Auch ein Radio/Cd-Player ist nicht schlecht. Ist auch erlaubt. Fernseher oder Computer sind nicht erlaubt. Hab ich aber ehrlich gesagt auch nicht vermisst. Ich hab in den 8 Wochen 1x geglotzt, und das war Hattrick.....dachte schon meine Fürther steigen ab...
Es ist auch erlaubt in den Zimmern Bilder aufzuhängen. Aber nicht mit Nägeln/Reißnägeln sondern nur mit diesen komischen Dingern die keine Spuren hinterlassen. Könnte aber sein das mittlerweile Bilderleisten angebracht wurden, das war damals im Gespräch.
Zum Wäschewaschen stehen einige Waschmaschinen/Trockner bereit. Kostet 0,50 €. Ich hab mir so Tabs gekauft, dann hast Du das Pulvergeschleppe nicht. Solltest Du Damenschlüpfer tragen würde ich vor der Maschine stehen bleiben. Es sind während meiner Zeit dort einige verschwunden.....Ich fragte mich immer wer die gewaschen klaut....
Teil 4 folgt........aber ich hab jetzt vieles für Dich geschrieben.....es wird Zeit das Du mal von Dir erzählst...