Positiv: erst ohne Alk konnte meine Persönlichkeit zu sich selber finden, mit allen Macken und Ösen und Pluspunkten. Das allergrößte Glück was ich dabei empfinde ist die Feststellung, dass ich auch so bin wie ich bin, und nicht anders.Ich bin authentisch! Und meines Lebens froh, weil ich nicht zusammenharke was dann doch wertlos ist (also Haus, Auto, Besitz, Familie, Ansehen usw.), sondern ich bin, und zwar immer heute. Auch wenn es ein Mittel gäbe wieder 'kontrolliert' trinken zu können, ich tät es garantiert NICHT, weil ich dann wieder von Situation zu Situation schwappen würde.
Hallo Max and Ihrs,
Das gefällt mir und spricht genau das aus,was ich neuerdings auch empfinde...ICH-Sein...einfach ICH ohne Schnörkel und schmückendes Beiwerk...
Es braucht nicht viel,um glücklich zu sein ....eigentlich braucht man nur den Schlüssel zu sich SELBST
Hier meine persönliche Definition, die ich mir so für mich selbst zurecht gelegt habe:
Aus irgendwelchen Gründen lernt ein kleiner Mensch nicht ausreichend seine eigenen Bedürfnisse wahrzunehmen. Das kann z.B. durch eine rücksichtsloses, übergreifendes, verletzendes Verhalten der engsten Bezugspersonen (meistens Eltern) entstehen, aber auch durch scheinbar "harmlosere" Dinge, wie Überbehütung, ambivalentes Verhalten der Eltern, Gefühlsarmut etc. Das sind jetzt nur ein paar Beispiele, es gibt sicher noch viel mehr Facetten.
Je früher und länger anhaltend das einem Kind passiert, desto prägender ist es und desto größer sind die Folgen. Sucht ist eine mögliche Folge davon.
Da man eben gelernt hat eigenen Bedürfnisse zurückzustellen, nicht mehr wahrzunehmen, hat man keinen oder kaum einen Zugang mehr dazu. Trotzdem sehnt man sich nach irgendwas. Man ist irgendwie immer am suchen und kann es nicht finden (suchen=Sucht! :zwinker1
Weil ich z.B. durch meine Kindheit erfahren habe, dass andere, besonders vertraute Menschen, gefährlich sind, war es somit auch nicht möglich Gefühlserlebnisse, Glückserlebnisse in bwz. mit anderen Menschen zu finden. Nur Ansatzweise, aber schnell wich ich immer zurück, da ich Angst vor der Abhängigkeit und der Bedrohung hatte.
Ein bisschen von dem, was ich suchte, fand ich im Suchtmittel - bei mir zunächst Essen (sich was Gutes tun, feiern, glücklich sein) und auch Erbrechen (=Befreien und Erleichterung), später eben der Alkohol, der so ziemlich für das Gleiche steht. Die Sucht ermöglichte mir, ein bißchen das auszuleben, was ich so gerne hätte... (dabei merkte ich zunächst gar nicht, dass meine Angst vor Abhängigkeit von Menschen mich direkt in eine andere Abhängigkeit trieb...:sprachlos
Zitat kleines Ich, großes Überich sowie großes Es seien verantworlich
Das stimmt damit überein. Ich konnte als Kind kaum ein Gefühl für meine Bedürfnisse entwickeln und somit auch kaum ein Selbstwertgefühl. Deshalb habe ich mich immer an Anderen, an Äußerem orientiert, was mich aber meinen eigenen Sinn vermissen lies. Den konnte ich nicht finden und versuchte ihn mit der Sucht zu kompensieren.
Ich konnte erst langsam von der Sucht loslassen, als ich anfing meinen Blick von Außen nach Innen zu wenden. Im Rahmen der Therapie. Es war mit großen Ängsten verbunden und ich bin auch heute noch lange nicht damit fertig. Aber meine Bedürfnisse allmählich zu erkennen und mir zu erlauben, sie ernst zu nehmen, dass hilft gegen die Sucht.
Es ist nun, wie die kleine Gaby, die endlich aus dem Keller darf und nun auf der Wiese sitzt und staunt. Würde ich wieder trinken, dann würde ich sie wieder in den Keller sperren - das will ich mir aber nicht mehr antun.
Stimmungen kann man beeinflussen, indem man sich um sich selbst kümmert. Wenn meine Stimmung sehr schlecht wird, dann ist dies auch ein Indikator dafür, dass etwas nicht stimmt, dass ich meine Bedürfnisse irgendwo übergehe. Dann heißt es genauer hinzuschauen. Dabei hilft mir auch oft der Austausch hier, mit einer Freundin oder in der Gruppe. Manchmal falle ich eben in alte Verhaltensweisen zurück, d.h. dass ich keine Rücksicht auf mich nehme.Es ist mühsam, den aufmerksamen Umgang mit sich selbst zu lernen für mich, aber es lohnt sich.
Manchmal gibt es natürlich auch Situationen, wo es nicht geht, dass ich auf meine Bedürfnisse Rücksicht nehmen kann, dann darf ich das aber nicht ignorieren, sondern muss zusehen, wie ich danach meinen Ausgleich kriege.
Dadurch, dass ich an mir arbeite, mich weiterentwickle, werde ich auch immer weniger rückfallgefährdet, denke ich. Da die Suchtmittel aber so viele Jahre ein einfaches und schnell wirksames Mittel gegen schlechte Gefühle etc. waren, bleibt die Gefahr trotzdem immer bestehen. Denn Tiefs hat man immer mal im Leben und das Gehirn von Suchtkranken wird niemals den einfachen, schnellen, unkomplizierten Lösungsweg vergessen...
kleine Vorinformation: In Bayern 3 haben sich ein Theologe und ein Physiker unterhalten ob es das absolute Glück gibt. In dieser Diskussion hatte ich dauernd das Gefühl die sprechen doch über Sucht. Das Fazit war übrigens, daß das erreichen des absoluten Glücks nicht erstrebenswert ist weil das Leben danach seinen Sinn verloren hat.
vermischt mit anderen Theorien kommt das raus: Sucht ist der Versuch gewisse Glücksmomente zu erreichen oder festzuhalten. Glück ist aber wohl ein Belohnungssystem unseres Körpers und für Sachen die der Körper gut kennt gibt es keine Belohnung. Das führt dann zu einer Dosissteigerung bis dies nicht mehr möglich ist (man kann max. 24 Stunden am Tag arbeiten). Danach muß man viel Energie aufwenden um wenigsten noch hin und wieder kleine Belohnungshäppchen zu erhalten.
Menschen die mit sich zufrieden sind bekommen durch ihr normales Leben auf viele verschiedene Arten genügend Häppchen. Sie haben mehr als eine Möglichkeit Glücksmomente zu erreichen und müssen deshalb nicht eine Möglichkeit exzessiv ausschöpfen.
Weg aus der Sucht: Man muß erlernen wie kann ich meine Glücksrationen auf viele verschiedene Arten bekommen. Dies führt zu zufriedener Abstinenz.
Man sollte sich keineswegs auf nur einen Weg beschränken (z.B. neue Partnerschaft und sonst bleibt alles wie gehabt).
während meiner dunklen zeit habe ich die beiden bayern 3 spezies auch des öfteren verfolgt, und da die beiden stets beim italiener sassen , schnabulierten, pfeife rauchten und sich den rotwein schmecken liessen habe ich auch gerne mitgetrunken.
nichtsdestotrotz......finde ich das sehr interessant und einleuchtend was du da schreibst, das von randolf und gepard noch mitgedacht, und ich habe eine wunderbare erklärung dafür, das sich zufriedenheit nicht ersaufen lässt.
womit ich noch mal auf die schokolade zurückkommen möchte. die von mir drei erwähnten tage ohne, waren kein witz, aber auch nicht so ernsthaft gemeint, weil mir das problem suchtverlagerung ja nicht unbekannt ist.
...und trotzdem, nach jeder warmen mahlzeit bekomme ich japs, wie ferngesteuert führt mein weg zum küchenschrank, wo ich zartbitter oder kokus tafeln gehortet weiss,oder wahlweise zum kühlschrank , denn eis mit erdbeeren - wenns hart kommt gar mit himbeersirup- erfüllen den gleichen zweck.
meine persönliche definition von sucht war immer die, dass ich masslos wurde.(so, endlich mal ein satz zum thema :grins2 ein gläschen wein war nicht möglich...trinken bis der sandmann kommt,oder wie viele rückfäller hier schreiben, wie ferngesteuert.
o.k. als sucht sehe ich den schokojaps nicht, aber auch nicht als normal, da ich so'n zeug eigentlich nicht wirklich will.
ralf, du hast da mal was mit der bauchspeicheldrüse geschrieben, aber ich finde es nicht mehr. vielleicht gibt es ja in der richtung eine erklärung, warum die schokoladenaktien in letzter zeit mächtig anziehen....
für mich ist speziell Alkoholsucht ein hauptsächlich organisches Problem. Die sozialen Folgen entstehen ja erst wenn die Sucht da ist. Nicht jeder der eine schwere Kindheit hatte wird zum Alkoholiker und umgedreht gibt es Leute die in perfekten Elternhäusern aufgewachsen sind und trotzdem Alkoholiker wurden. In einem Angehörigenseminar wurde erklärt, dass die Leber durch einen Gendefekt bei Alkoholikern den Alkohol anders abbaut und ein Enzym freisetzt, dass durch den Blutkreislauf im Gehirn dieses Verlangen auslöst oder so ähnlich. Vor allem wer bei dieser Veranlagung sehr jung viel Alkohol trinkt,schleift seine Leber schon darauf ein. Klang für mich irgendwie plausibelund passt in meine Beobachtung. lg Paulinchen
Zitat dass die Leber durch einen Gendefekt bei Alkoholikern den Alkohol anders abbaut und ein Enzym freisetzt, dass durch den Blutkreislauf im Gehirn dieses Verlangen auslöst oder so ähnlich.
... also das hab ich noch nie gehört.
Die Leber setzt gar keine Enzyme frei. Enzyme setzt nur die Bauchspeicheldrüse frei, nämlich Verdauungsenzyme. Die Leber ist ein Fettdepot und Glucosedepot für schlechte Zeiten, ist DAS Entgiftungs-organ schlechthin ( darum geht sie auch kaputt, bei dem ständigen Abbau von für sie toxischen Alkohol), macht Gerinnungsstoffe und Gallenflüssigkeit.
Alkohol macht in geringen Dosen anfänglich glücklich und enthemmt, aber das passiert in den Nervenbahnen im Gehirn mit vermehrter Dopaminausschüttung. Trinkt man dann weiter, funktioniert das nicht mehr, weil die Andockstellen ( Synapsen) dicht sind und das Dopamin nicht mehr andocken kann.
Der Alkoholiker will aber immer wieder diesen Glückszustand haben, der immer schwerer erreicht wird. Das ist dann die Abhängigkeit.
Schon klar, adobe, das ist eine Art, wie der Organismus - in dem Fall die Leber - versucht, mit dieser gewaltigen Alkoholmenge umzugehen. Aber ob diese Art der Leber das zu tun, Saufdruck macht, glaube ich nicht.
Richtige körperliche Abhängigkeit kannte ich nicht,meine Sauferei war doch vom Kopf her, was aber mitnichten verharmlosend gemeint sein soll - denn ich BIN der Kopf (und auch der ganze Rest..)
Nachdem ich jetzt schon ein wenig Abstand habe, kann ich zurückblickend erkennen, wo ein Grund dafür lag warum ich so viele Jahre nicht aus dem Scheiß rausgekommen bin. Denn es war so, dass ich immer auch in der Lage war, mich am Riemen zu reissen und Trinkpausen einzuhalten. Und diese funktionierten auch noch (wenn auch nicht immer so, wie ich wollte, ganz besonders nicht zum Schluss..)!!!
Von daher wollte ich auf zwei Schiffen gleichzeitig fahren, also einerseits die Vorzüge der Alkfreiheit geniessen und anderseits den Alk-Turn auch nicht nehmen lassen.
Das alles erklärt zwar nicht alles, aber ich trank und konsumierte Drugs, weil ich es wollte, ich wollte DRAUF sein, fand es geil und machte es.
Ja, Adobe so in etwa haben es die Gutempler erklärt. Mit dieser Erklärung konnte ich als Angehörige auch am besten umgehen.Ich habe es nur nicht mehr richtig wiedergegeben ist schon 2 Jahre her. Mein Mann wollte nicht mehr trinken - er musste. Trinkpausen konnte er gar nicht mehr einlegen,der typische Spiegeltrinker eben. Aber es gibt wohl doch vielmehr Facetten. Ich selbst habe auch einige Jahre manchen Kummer im Alkohol ertränkt oder feuchtfröhliche Partys gefeiert,konnte das Trinken aber ohne Probleme sein lassen. Irgendwas muss doch da auch organisch anders sein.
Hi, ergänzend denke ich, wir süchtige haben Angst das unsere Bedürfnisse nicht befriedigt werden, ob dem nun so sei oder nicht. Eigentlich habe ich ja schon genug an Äußerlichem: Job, Freunde, Gesundheit(fast)! Die Definition für zufriedenes Leben von Alfred Adler lautet das man in den Bereichen Liebe, Arbeit und Gemeinschaft zurechtkommen muß um ein zufriedenes Leben führen zu können. Speziell aber wieder die Liebesfähigkeit ist bei mir einfach nicht da!!!! Ich würd gern mich selber lieben usw., aber es klappt einfach nicht!