Ich will meinen weiteren Weg lieber hier berichten und nicht nicht als Akut-Strang, damit die Aufmerksamkeit dort denen geschenkt werden kann, die sie ganz aktuell benötigen.
Ich habe mich in den letzten Jahren mit dem falschen Thema beschäftigt. Ich wollte am liebsten amtlich bestätigt bekommen, ob ich nun Mißbrauch betreibe oder abhängig bin.
Ich kann meinen Alkohol- und Cannabiskonsum nicht kontrollieren. Punkt! Ich habe mit der Reduzierung der Trinkmenge und dem gelegentlichen suchtmittelfreien Tag gekämpft und gekämpft. Diesen Kampf gebe ich auf. Ich kann ihn nicht gewinnen, das habe ich lange genug versucht, ich habe keine Chance.
Meine einzige Chance ist es, frei von diesen Giften zu werden. Darum lasse ich auch heute, an meinem dritten Tag, die erste Pulle zu, an Cannabis komme ich hier, wo ich wohne, sowieso nicht ran.
Ich warte mit dem Entzug und der Entwöhnung nicht, bis ich einen Klinikplatz bekommen habe. Ich will bis dahin (dauert ca. 6-8 Wochen) schon abstinent leben. Ich erwarte nicht, daß ich zu jeder Stunde auf diesem Weg zufrieden bin, das muß ich erst lernen. Aber ich habe große Hoffnung, daß ich die Zufriedenheit mit der Abstinenz erleben werde.
Eine erste Belohnung habe ich ja schon: ich habe keinen Kater. Es wird bestimmt noch ganz andere Belohnungen geben.
Vielen Dank für´s Lesen und gute 24 h, Sven
PS: heute Abend gehe ich zu den AA und danach habe ich Salsa-Tanzstunde. Mir kann heute eigentlich nichts passieren. Ich finde den Tip, mit dem viel Wasser-Trinken sehr gut. Danke
du gibst nicht auf, sondern fängst an - ein neues Leben! Blicke in die Zukunft und nicht in die Vergangenheit.Dass du das Zeug in dich reingekippt hast, ist nicht mehr zu ändern, aber betrachte das als abgehakt. Wenn deine Zahl am Nickname dein Jahrgang ist, dann hast du jetzt die interessantere Hälfte des Lebens vor dir!Und bedenke: es ist erst eine Hälfte des Lebens rum, die andere hast du noch vor dir. Ist wie dem Halbvollem und halbleeren Glas - die Frage nach Optimist odr Pessimist. Viel Erfolg! Diem
ich gebe nicht mich auf, sondern den jahrelangen Kampf gegen meine beiden vermeintlichen Kumpels Alk und Hasch. Ich trenne mich von denen, weil sie nicht gut für mich sind.
Im Moment verspüre ich eher sowas wie Aufbruch. Allerdings redet mir mein Suchtteufel, wie immer, den absolut letzten Mist ein. Aber ich höre gerade nicht drauf. Ich finde es sehr interessant, hier zu lesen, und festzustellen, daß die Gollums der anderen Abhängigen ähnliches erzählen. Je mehr ich darüber nachdenke und mich reflektiere, desto eher erkenne ich auch in den Beiträgen anderer, wann der Suchtteufel zu Wort kommt. Das ist spannend, aber wichtig ist, daß ich meine eigenen Überredungsversuche (ist doch nicht sooo schlimm, kriegst du in den Griff, mach mal halblang, übertreib bloß nicht) erkenne und lerne, mich dagegen zu wappnen, denn nichts von dem stimmt. Es ist so schlimm, ich übertreibe gar nichts.
Besonders gern lese ich natürlich, wie viele Leute hier zufrieden abstinent sind, und das zum Teil schon über lange Jahre. Das will ich mir immer wieder in die Birne bimsen, damit ich auf diese gedanklichen Anfälle, daß ein abstinentes Leben ein Leben des Verzichts ist, nicht emotinal hereinfalle. Ich bin erst ganz am Anfang, aber ich freue mich, daß ich den ersten Schritt gemacht habe.
Ich will kein Leben im dunklen Sumpf mehr. Und ich selbst habe die Macht, das zu ändern.
Was mir besonders gut gefällt ist,dass Du dieses Thema so nüchtern(in doppelter Hinsicht:grins2und gelassen angehst!!!
Die anfängliche Euphorie ist nämlich nur von kurzer Dauer-das trockene Leben und das Aushalten von Situationen,in denen Gedanken an feuchtfröhliche Zeiten wieder hochkommen,gilt es zu erlernen.Das ist nicht immer ganz leicht,aber es ist zu schaffen!
Und die Belohnung,die bekommst Du-da sei Dir ganz sicher!
Sitze mit einem Becher marokkanischer Minze hier, schmeckt lecker.
Bin bei den AA gewesen und habe mich dort sehr wohl gefühlt, zum Teil kannte ich die Leute. Da ich von Haus aus kommunikativ und kontakfreudig bin, habe ich auch zwei eigene Redebeiträge gebracht. Bei einem ging es um Lebensfreude aus einem selbst heraus. Die habe ich bei meinen Tanzkursen, damit habe ich mir in diesem Jahr sowieso die größte Überraschung für mich selbst geliefert. Ich kürze das für mich immer so ab: TMG Tanzen macht glücklich Hätte ich früher nie gedacht, ist ein richtiges Hobby geworden, dabei vergesse ich absolut alles, pures zufriedenes Sein.
Nach den AA war dann mein Salsa-Kurs. Es war wieder wunderbar. Danach dann meine erste Aushalte-Situation: Seitdem ich tanze (etwa ein halbes Jahr) bin ich danach in einen Pub gegangen, der auf dem Weg liegt und habe meist 3 Hefeweizen in einer Stunde getrunken. Als ich heute aus der Tanzstunde kam, war natürlich sofort der Gedanke an das Zeug da. Habe kurz überlegt, ob ich einen anderen Weg nehmen soll, aber nee, so schwach bin ich dann doch nicht. Ich konnte locker dran vorbei. Und auch an der Tanke habe ich das Tuborg im Kühlschrank nur kurz angeguckt und meinen Tabak gekauft.
Darauf einen Schluck Nana-Minze.
Wenn ich mal zusammenrechne, habe ich heute über 4 Liter Flüssigkeit zu mir genommen. Ach, deswegen muß ich dauernd auf´s Klo
Gute Nacht zusammen, morgen geht es weiter, Sven
@ adebar: Danke für das Inaussichtstellen einer Belohnung Kommt bestimmt irgendwann, ist nur gerade eine Durststrecke im wörtlichsten Sinne
also ich finde, du hast deinen ersten Tag toll gemeistert. Das mit dem Minztee habe ich auch gemacht und bin dann in den Supermarkt auf Entdeckungsreise in Punkto Getränke gegangen. Mann war das eine Auswahl! Ich war total verblüfft was an mir in meiner Saufzeit alles vorbeigegangen ist. Getränkemixe in unendlicher Auswahl! Ich habe mich jetzt auf einen asiatischen roten Tee mit Lotusblütenextrakt eingeschossen. Das war auch eine Art Belohnung - all diese neuen Geschmäcker zu entdecken! Die besten Wünsche für deinen zweiten Tag. Liebe Grüße Diem
Diese Erfahrung habe ich auch gemacht. Früher war ich nach 5 Min.aus dem Getränkemarkt wieder raus,heute passierts schon mal,dass ich fast ne halbe Stunde verdröselt ob der grossen Auswahl an leckeren antialkoholischen Getränke!
Ähm Ade, ²antialkoholische getränke²....brauchst du echt eine halbe stunde um dir nen aspirinchoktail auszusuchen? Liebe grüße von der, an einem nicht alkoholischen drink nippenden, Hermine
Heute ist mein 6. Tag, bisher ging es ganz gut, ich habe hier sehr viel gelesen und bin im Moment fast ohne Pause mit dem Thema beschäftigt, es ist sehr anstrengend, aber ich will das so, kann mich sowieso nicht richtig ablenken.
Habe den ersten Teil meines süchtigen Lebenslaufes mal verfaßt, danach war ich echt platt. Ich habe 25 Jahre lang im Irrtum gelebt. Schöner Mist, aber ich habe ja noch andere 25 Jahre, die ich anders gestalten will.
Soweit so gut.
Heute ist allerdings der Tag, vor dem ich mich schon längere Zeit gefürchtet habe. Meine Frau hat sich vor 10 Monaten endgültig von mir getrennt, ich hatte die Hoffnung jedoch bis heute nicht vollständig aufgeben können. Na ja, manchmal bin ich wohl wie Pattex.
Heute hat sie mir erzählt, daß sie einen Neuen gefunden hat und sehr verliebt ist. Es zerreißt nochmal mein ohnehin angeschlagenes Herz.
Jetzt gilt es!!! Nichts hält mich davon ab, nichts zu trinken, mich nicht zuzudröhnen, den Kummer und Schmerz, den ich so stark fühle, nüchtern auszuhalten. Und wenn ich die Tapeten von der Wand abknabbere, ich will nicht trinken.
Ich will auch nicht in die Selbstmitleidschiene abrutschen, denn das mit dem Selbstmitleid ist eine Sache, auf die ich hier beim Lesen gestoßen bin, und auf die ich mich in den letzten Tagen hin selbst beobachtet habe.
Was das Ende meiner Beziehung angeht (15 Jahre, 2 Kinder) bin ich mehr Täter als Opfer, auch schon irgendwo Opfer, aber das überwiegt nicht, denn ich habe im Irrtum gelebt und dem Ballern Priorität eingeräumt.
Mein Leben fordert mich jetzt total, indem mir in dieser kritischen Zeit, in der ich mich befinde, dieser Härtetest an meinen Willen, abstinent zu sein, abgefordert wird. Ich will diese Prüfung unbedingt bestehen. Ich kenne mich und weiß, daß ich eine ganze Weile brauche, um den allerletzten Funken Hoffnung, den ich immer noch hatte auch für mich zu begraben. Vielleicht gelingt es mir ja gerade nüchtern, denn üblicherweise habe ich mich beim Aufkommen starker negativer Gefühle absolut ins Nirwana geballert. Das wird eine Nacht, oh jeh. Ich fürchte mich richtig.
Hallo Sven, bei allem Kummer, den du gerade hast: ich finde den konsequenten und reflektierten Ton deiner Beiträge super! Bleib dabei, nämlich konsequent und reflektiert, dann kriegst du auch diese Gefühle jetzt sortiert.
Was einsamen und schlaflosen nächtlichen Akutschmerz mit Rückfallgefahr betrifft finde ich: alles ist erlaubt, außer Saufen. Im Notfall die ganze Nacht Videos glotzen, die man immer schon mal sehen wollte, sich aber bisher nicht auszuleihen getraut hat (Porno? Pippi Langstrumpf? Pumuckl?), oder Videospiele spielen bis zur Sehnenscheidenentzündung. Wenn's ganz schlimm wird, gibt's auch die Telefonseelsorge, die sind 24 Stunden erreichbar. Mir hat in schlimmen Nächten auch schon geholfen, meine Gefühle einfach alle aufzuschreiben.
ZitatGepostet von Fisch64 Vielleicht gelingt es mir ja gerade nüchtern, denn üblicherweise habe ich mich beim Aufkommen starker negativer Gefühle absolut ins Nirwana geballert. Das wird eine Nacht, oh jeh. Ich fürchte mich richtig.
Jetzt oder nie, Sven
Hallo Sven - kommt mir bekannt vor alles. Kaputte Ehe, nicht wahr haben wollen und Gefühle immer schön totgetrunken. Ich denke mal, viele hier kennen das. Ich hab eine absolute Panik vor Schlaflosigkeit und Grübeln entwickelt - und weißt Du was? Es geht prima ohne Alkohol - hätt ich nie gedacht. Ich kriech ins Bett und will noch lesen oder Fernseh gucken und plupp - bin ich eingepennt .
Das wünsch ich Dir auch! Und wenns nicht klappt - streß Dich nicht, es ist Wochenende - kannst schlafen, wann immer Du magst. Und selbst nach einer schlaflosen alkoholfreien Nacht geht es einem tausendmal besser als nach einer mit Alkoholschlaf ...
vielen Dank für die postive Verstärkung, kann ich gerade gut gebrauchen
Ich fühle mich zwar momentan als der absolute Verlierer, aber ich habe einen Sieg auf meinem Konto: ich trinke einfach nicht. Dann kann ich halt nicht schlafen, weil sich das Gedankenkarussel wie wild dreht. Das wird auch irgendwann wieder aufhören. Wenn ich mir jetzt meine aktuelle emotionale Notlage als Trinkgrund genehmige, dann habe ich morgen einen anderen Grund und übermorgen wieder einen anderen und immer so weiter und genau das will ich nicht mehr.
Also tu ich heute das Notwendige, morgen das Mögliche ... (den Spruch finde ich wirklich gut).