Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll -vielleicht an dem Zeitpunkt als ich vor drei Wochen aufhörte zu trinken.Drei Wochen hat das prima geklappt - bis auf einen unverschuldeten und lehrreichen Unfall. Ich saß nach einer Radtour in meiner Stammstraußwirtschaft und bestellte eine Apfelschorle. Es war laut und schon etwas dunkel, sodass mich der Wirt wohl nicht recht verstand und außerdem trank ich dort immer Weinschorle. Das Glas kam ich schaute gar nicht genau hin, weil ich einen riesen Durst hatte und kippte das halbe Glas(0,4) auf Ex runter und musste aufpassen nicht gleich alles wieder auszuspucken.Es war eine Weinschorle! Ich stellte das Glas ab und war total geschockt.Ich konnte gar nicht glauben, dass ich den Geschmack so eklig fand. Ich starrte dieses Glas und wartete, dass ich wie früher Lust bekam mehr davon zu trinken.Nichts war.Ich nippte nochmal daran, um es nochmal zu testen - es war megaeklig.Dann habe ich die Fanta meines Sohnes ausgetrunken(er hat ne neue gekriegt:zwinker1um wieder eine guten Geschmack im Mund zu haben. Den ganzen Abend habe ich auf den Saufrdruck, auf die Lust auf mehr gewartet, aber es kam nichts. So ordnete ich dieses Erlebnis als positive Erfahrung ein, dass ich es gerafft habe. Denn ich habe mir die ganze Zeit gesagt, dass Alkohol eigentlich gar nicht schmeckt, dass man sich das bloß einredet.Dies war der Beweis.Mein Trinkkarriere ist vor drei Wochen, als ich aufhörte nicht irgendwie zu einem Höhepunkt gekommen.Ehrlichgesagt weiß ich gar nicht genau, warum ich gerade da den Entschluss fasste aufzuhören. Es war auch nicht das erste Mal, dass ich nicht mehr trinken wollte, aber diesmal ist es anders.All die Jahre habe ich Angst gehabt Alkoholikerin wie meine Mutter zu werden, die alle übelsten Stadien dieser Krankheit(Suizid,Gewaltätigkeit,besoffen rumkotzen,ect) erlebt hat.Ich habe das als Kind und bis heute alles miterlebt und sicher meine tiefen Narben davongetragen.Mein Leben ist ganz anders.Ich habe zwei prächtige Kinder, einen tollen Job, eine gute Existenz, viele Freunde und sogar viel Spaß am Leben. Ich bin ein sehr aktiver Mensch und unternehme viel, vorallem mit meinen Kindern.Kein Mensch vermutet, dass ich ein Alkoholproblem habe, denn ich bin nie irgendwo besoffen, obwohl ich immer mittrinke - aber eben in Maßen.Aber zu Hause dann, wenn die Kinder im Bett sind, mache ich mir erst mal einen Wein auf, um... ja warum eigentlich?Jetzt weiß ich, dass ich mich ausschalten will.Ich trinke dann die Flasche und gehe ins Bett.Ich lebe allein mit den Kindern und habe unter anderem meine gescheiterte Ehe nicht verdaut. Ich habe vieles in meinen Leben nicht verdaut und immer durch meine Stärke und Energie die Flucht nach vorn angetreten, mein Leben in die Hand genommen und habe es auch gut gelenkt.Ich habe versucht durch SHGs und Therapeuten in mich zu schauen und ein bisschen aufzuräumen, aber das ist mir nie gelungen. Denn mir geht es eigentlich viel zu gut(Aussage der AA´s), ich bin nicht pausenlos unglücklich. Ich bin aber einsam, ich kann keine tiefe Bindung mehr eingehen und ich weiß nicht wie ich das lösen soll. Ich würde so gern meine Seele mit jemand teilen, aber ich habe sie fest eingemauert.Und wenn ich so mein Leben lebe, fliegt dieses Unglück oft davon, denn das Leben ist schön.Und abends habe ich dann ausgelebt und will nur noch den Knopf finden um mich abzuschalten. So nun habe ich drei Wochen nichts getrunken, das war nicht so schwer. Es ist mir prima gelungen die Gewohnheit abzulegen. Habe mich mit neuen alkoholfreien Getränken belohnt.Aber es hat sich nichts verändert. Körperlich ist nicht die große Wallung passiert, unternehmen tu ich immernoch viel, ich bin genauso genervt und gelassen wie immer. Allein - ich lese mehr, weil ich abend nicht so schnell müde bin.Das ist schön.Ein bisschen stolz war ich, weil ich das so durchgezogen habe, hat meinem Selbstwertgefühl gut getan.Und dann gestern hat es mich erwischt.Ich weiß nicht warum, es gab keinen Grund.Ich hatte plötzlich im Kopf - heute schaltest du dich ab.Aber richtig.Ich wllte mich richtig wegkicken.Das ist mir in meiner Trinkzei nie so bewusst passiert.Also habe ich keinen Wein, sondern Cognac gekauft. Das Zeug hat so eklig geschmeckt, dass ich immmer wieder Schokolade zwischendurch essen musste. Nach der halben Flasche,die ich mir reingezwungen habe, trank ich süße Limo,weil es o scheußlich geschmeckt hat.Und dann habe ich geschlafen und bin heute mit Kopfweh aufgewacht.Ich verstehe es nicht. Ich weiß, dass ich wieder lange nichts trinken werde, aber dass ich ohne meine Seele aufzuräumen, immer wieder solchen Anfällen ausgesetzt bin. Es hat sich seit gestern nichts verändert - nicht der Wille aufzuhören, nicht die Kraft und nicht die Lebenslust. Einzig die Erfahrung, dass mir Alkohol nicht mehr schmeckt, ist geblieben.Und dass nicht Alkohol mein ursächliches Problem ist, sondern meine Seele.Ich hätte genauso gut irgendeine andere Droge nehmen können, aber das ist nicht mein Ding.ich bin mir sicher, dass ich den Suff besiegen kann, aber ich kann nicht mit mir selbst kämpfen - dazu fehlen mir die Waffen.Ich will auch weder Sieg noch Niederlage gegen mich selbst erreichen.Vielleicht betrachte ich es heute mal als Erfolg, dass mir der Alkohol nicht mehr schmeckt, dass ich mich zwingen muss ihn zu trinken.Machts gut. Diem
ZitatVielleicht betrachte ich es heute mal als Erfolg, dass mir der Alkohol nicht mehr schmeckt, dass ich mich zwingen muss ihn zu trinken
Hi Diem,
und mit was belohnst Du dich dann dafür, dass Du Dich erfolgreich zum Trinken gezwungen hast?
"Oh nein, es hat mir überhaupt nicht geschmeckt..also hab ich doch auch kein Alkoholproblem. Das eigentliche Problem ist meine innere Leere, aber wenn mir der Alkohol nicht schmeckt, dann kann ich ja weitertrinken..."
Diem, suchst du die Ursache? Wie geht es dir mit deinem Trinkverhalten? Wenn die Lebenslust ungebrochen ist sehe ich ja eigentlich keinen Grund zur Besorgnis.
Mir gings einmal genau wie dir. Ich war das erste Mal bei den AA's ,hörte die Geschichten und dachte mir,so viel trinke ich ja gar nicht, halb so wild. Zu Hause machte ich mein Bier auf,es schmeckte nicht einmal.Gedanke: Ich habe doch kein Alk-Problem
Aber beim nächsten Ärger wars wieder soweit, aus 1 Bier wurden 5, wie immer.
Jetzt habe ich das Problem erkannt. Ich bausche die Probleme oder trüben Gedanken so hoch um einen Grund zum Trinken zu haben.(Suchtteufel läßt grüßen)
Seit ich das erkannt habe, bin ich richtig erleichtert Ich muss meine Gedanken in Zaum halten. Ich will nicht mehr trinken.
Es ist schon erstaunlich, was der Alkohol für eine Macht hat. Jetzt zwingt er einen schon zum trinken, obwohl er gar nicht schmeckt Glücklicherweise stellen immer mehr rückfällige Alkoholiker fest, dass der Alkohol niemals die Ursache, sondern Gott sei Dank immer nur der Auslöser ist. Und mit dieser Erkenntnis, dürfte auch der erste Schritt zur Ausrottung dieser Krankheit getan sein
Das hat natürlich auch für die übrige Weltbevölkerung weitreichende Konsequenzen. Denn auf Basis dieser Theorie wird in Kürze ja auch die Lösung für die uralte Frage" was war zuerst da? Das Ei oder das Huhn?" erwartet werden können?
Es ist schon erstaunlich, was der Alkohol für eine Macht hat.
Sitzt, der Satz! Danke Hab ich mir notiert.
Alk kann wichtiger sein als Gesundheit, Familie, Arbeit, Hobbies, der nächste Tag, die Zukunft, die Liebe, das Leben.
Glücklicherweise stellen immer mehr rückfällige Alkoholiker fest, dass der Alkohol niemals die Ursache, sondern Gott sei Dank immer nur der Auslöser ist.
O.k.o.k. Es gibt nur einen Grund zu trinken nämlich den, dass man Bock hat drauf. Und Gründe vorschiebt. Oder Gefühle zu Trinkgründen aufbauscht.
Und mit dieser Erkenntnis, dürfte auch der erste Schritt zur Ausrottung dieser Krankheit getan sein
Ich denke schon. Jedenfalls bei denen, die wirklich wollen. Warum nicht.
Guten Morgen! @minitigerein Kommentar war nicht sehr hilfreich, aber nur zur Info: Habe mir gestern für meinen weiteren Kampf gegen den Alk ein lang gewünschtes Buch gekauft und mich damit belohnt. @sinau hast mir zu denken gegeben - ich bin mir nur noch nicht klar drüber, was ich dabei überhaupt für Gedanken hatte.Ich habe übrigens nicht dass Gefühl, dass ich kein Alk-Problem habe/sonst wäe ich ja nicht hier), ich denke nur mit einfach nicht mehr trinken ist es nicht getan.Ich habe Angst, dass ich dann irgendwann Valium nehme oder sowas. Vielleicht sollte ich auch erst einen Schritt nach dem anderen machen. Erst mal den Alk loswerden und dann überlegen warum ich mich eigentlich abschalten will. Aber irgendwie kreisen meine Gedanken immer darum: Warum? Ich glaube, ich werde etwas ganz banales versuchen: Wenn ich wieder so einen Anfall kriege, versuche ich ganz fest daran zu denken, dass ich dann nichts mehr lesen kann, weil ich zu müde sein werde.Vielleicht stolpere ich so von Der Saufsucht in die Lesesucht, aber damit kann ich leben. @alle:Es tut mir aufrichtig leid nicht mit dramatischeren Geschichten kommen zu können, auch dass meine Lebenslust ungebrochen ist und ich noch nicht am Ende bin. Aber für jeden ist sein eigenes Alkproblem das schwierige im Leben, auch wenn es dieses Leben noch gibt. Hat man erst Anspruch auf eine Hilfestellung, wenn man sich alles versoffen hat?
Zitat@alle:Es tut mir aufrichtig leid nicht mit dramatischeren Geschichten kommen zu können, auch dass meine Lebenslust ungebrochen ist und ich noch nicht am Ende bin. Aber für jeden ist sein eigenes Alkproblem das schwierige im Leben, auch wenn es dieses Leben noch gibt. Hat man erst Anspruch auf eine Hilfestellung, wenn man sich alles versoffen hat?
????? ähm, was willst du mir damit sagen? Ich könnte jetzt die eine oder andere vermutung tippseln, aber seit ich nicht mehr trinke überlasse ich das spekulieren den börsianern.
Vielleicht ist es dir ja möglich deine erwartungen so zu formulieren, dass es mir auch die möglichkeit gibt etwas dazu zu sagen?
ZitatGepostet von Diem @minitigerein Kommentar war nicht sehr hilfreich
Deine halbe Flasche Cognac war so im Textfluss versteckt, daß das auch wirklich nur ein Kommentar war. Ich hab gar keinen Hilferuf erkannt.
Du schreibst, daß es Dir gut geht, also warum sollte ich mir Gedanken machen ob dir mein Kommentar hilft? Ich hab nur laut über das nachgedacht, was Du geschrieben hast
ne, mir geht es genauso wie dir, auch MIR hat man gesagt, ich hätte eigentlich kein Alkoholproblem, sondern "nur" seelische Probleme. Arbeite gerade an meiner Einstellung . Mir kommt es nämlich spanisch vor, dass, wenn ich kein Problem habe, an Alk denke. Auch durch wenig Alk setze ich persönlich viel auf's Spiel. Ist bei jedem anders, schon klar.
Vielleicht sollte ich auch erst einen Schritt nach dem anderen machen. Erst mal den Alk loswerden und dann überlegen warum ich mich eigentlich abschalten will.
Genau so mache ich es auch. Ich werde gerade ganz schön wütend, weil ich kapiere, wieviel Macht der Alkohol über mich hatte!!! Erst in dem Moment wo ich das einsehe, kann ich ihm die Macht nehmen.
Hallo! Also zugegeben - ich mache es euch nicht leicht mich zu verstehen - ich verstehe mich ja oft selbst nicht. @minitigerass du meinen Hilferuf nicht verstanden hast, zeigt mir wie schwer es mir fällt einen solchen zu äußern.Danke!Ich hab halt immer alles im Griff... Aber ich habe Angst mir Schwäche einzugestehen, weil ich noch mehr Angst davor habe, mit meiner eingestandenen Schwäche mein Leben und mein Alkproblem nicht zu meistern. Scheiß Teufelskreis! Dann noch was zum Trinkverhalten, meinem Lebensgefühl und der Macht des Alkohols: Ich bin nicht zufrieden mit meinem Trinkverhalten, weil es zum Einen ungesund ist und zum anderen einen ganz klaren Weg nach unten aufzeigt.Es ist nur so schwer das immer ganz klar im Kopf zu haben -vorallem wenn der nicht klar ist.Das ist wie mit der Schokolade und dem Abnehmen:Ich bin nicht dick, aber ich weiß, wenn ich zuviel davon esse werde ich es.Diese Wenn-Dann-Logik ist eben eine reine Kopfsache.Deshalb fällt es mir so schwer alle Kraft für mein Problem einzusetzen, weil es noch keine so dramatischen Folgen hat. Ich komme oft an den Punkt, gerade wenn ich hier im Forum lese - man, hast du noch Glück, so früh etwas dagegen zu tun.Mir geht einfach dieser AA-Satzir geht es lange noch nicht schlecht genug, damit du aufhörst! nicht aus dem Kopf. Ich will es jetzt schaffen, bevor ich vor einem Trümmerhaufen stehe.Das muss doch zu machen sein. Werde ich nur aus übelsten Erfahrungen schlau? Alkohol hat Macht über mich(wenn er micht auch nicht zwingt ihn zu trinken, gell spieler:zwinker1, aber er hat sie nicht immer.Nur wenn ich es zulasse. Dass ich nachhaltig festgestellt habe, dass er nicht wirklich schmeckt mag euch unwichtig erscheinen, aber mir hilft es ungemein.Denn ich habe mir viele Trinkanlässe mit dem guten Geschmack von Alk begründet. Dass zumindest das in meinem Hirn ist, dass Apelschorle besser den Durst löscht und schmeckt als eine Weinschorle und das ein gutes Essen nicht besser mit Wein schmeckt sondern, dass mit Wasser der Geschmack des Essens besser rauskommt, ist eine wichtige Erkenntnis für mich.Es fällt mir damit ungemein leicht, diese Trinkanlässe zu unterlassen.Es hat mir auch ein weiteres Stück in der Erkenntnis meiner Abhängigkeit gebracht. Die Cognacgeschichte hat mir so klar wie noch nie gemacht, dass ich Alkohol zu einem bestimmten zweck trinke, nämlich um mich wegzukicken und nicht weil ich es genieße. Glaubt mir Leute, durch das Wegfallen dieser Ausreden bin ich ein Stück weiter gekommen.Aber wie gesagt, in den Momenten, wo ich mich einfach abschalten will, und nicht weiß warum, nützt die ganze Vernunft nichts. Diem
ZitatDiese Wenn-Dann-Logik ist eben eine reine Kopfsache.Deshalb fällt es mir so schwer alle Kraft für mein Problem einzusetzen
Deswegen wird auch empfohlen, solche Vorsätze anders zu formulieren.
Nicht, "Ich darf keine Schokolade essen, weil ich dann dick werde". Das Hirn hört nur "Schokolade Essen" und signalisiert Dir: "Schokolade - Wo?Wo?Wo? Gier!!!".
In diesem Falle formuliere ich für mich "Ich darf Obst essen, soviel ich will".
Sicher läßt sich das nicht 1:1 auf Saufdruck übertragen. Aber der Ansatz, daß ein Essen mit einem Glas Wasser besser schmeckt ist doch schon mal hervorragend.
Das ist doch viel besser als "Nein, ich darf/will keinen Wein zum Essen trinken".
Vielleicht findest Du noch mehr so positive Verstärker, was Du Dir Gutes gönnen kannst, statt Alkohol zu verbieten?
So und jetzt bin ich wieder weg, weil eigentlich geben Co's keine Ratschläge!
Zitat: Alkohol hat Macht über mich(wenn er micht auch nicht zwingt ihn zu trinken, gell spieler ), aber er hat sie nicht immer.Nur wenn ich es zulasse.
Nennt man glaube ich kontrolliertes Trinken?
Wann genau kickst du dich denn weg? Wann erlaubst du dir, dich wegzubeamen? Ich persönlich habe (hatte!) da auch so mein System und meine Zeiten...eine davon war, kurz bevor ich ins Bett bin. Und wenn es noch so spät war abends, es musste gebechert werden. So ab 22:00 Uhr...Vielleicht, um nicht denken zu müssen. Eine Droge hätte es da auch getan. Trank SEHR schnell, wegen der Wirkung. Um einen Schalter umzulegen.
Jetzt gehe ich um diese Zeit ganz einfach ins Bett. Ich kann mich da dran gewöhnen.
Moin Diem du scheinst dabei zu sein, in deine eigenen Tiefen vordringen zu wollen. Vielleicht wäre dabei professionelle Hilfe gut? Manche *Leichen im Keller* sind so zugeschüttet, dass man sie allein nicht findet. Im übrigen kenne ich das aus eigener Erfahrung. Immer stark sein, immer lächeln, sich und anderen immer vorspielen, ich sei glücklich......bis die *Leiche* mal wieder anfängt zu stinken..... Liebe Grüße Aries