ich finde es positiv, dass dir klar ist, dass das alkfreie Bier noch eine "Krücke" ist, an der du festhältst, weil du selbst noch nicht richtig weißt, wie sonst. Ich habe eigentlich nicht den Eindruck ,dass du dir damit was vormachst. obwohl mir alkoholfreies Bier wirklich zu nah dran wäre am Geschmack, Geruch etc.
Ich hatte es sogar schon ab und zu, wenn ich abends was gegessen habe, was ich zu Saufzeiten immer gegessen hatte, dann wachte ich morgens oder sogar nachts schon auf und dachte: "Scheiße, ich hab´ja wieder getrunken!" und habe mich auch richtig verkatert gefühlt. So ähnlich war diese Wirkung, dieses Ritual, die Verknüpfung mit Alkohol für mich. Ich empfand das als sehr unangenehm und habe dann auch gewisse Lebensmittel gemieden, die das bei mir auslösten.
Trotzdem will dir Mut machen, dass es KEIN Zeichen dafür ist, dass du vor einem Rückfall stehst. Du bist dir ja bewußt, dass du noch an diesem Ritual klebst und das es nicht DIE Dauerlösung ist.Und es liegt an dir, wie du es nun "ausbaust" oder "reduzierst".
In der allerersten Zeit meiner Trockenheit habe ich auch das gleiche gemacht, wie mit Alkohol - gerade in Krisen, d.h. ich habe mich hingesetzt Glotze an, lasst mich alle in Ruhe und statt einem Liter Rotwein hatte ich einen Liter Johannisbeer-Kirschtee auf dem Tisch.
Aber ich habe mich weiter entwickelt. Ich konnte das "Ritual" auch nicht sofort und komplett ausradieren und dann das Loch was dann unweigerlich erst mal da ist, einfach so aushalten.
Geholfen, dass ich nicht da stehen blieb hat mir Therapie und Gruppe. Inzwischen trinke ich schon lange keinen Johannisbeer-Kirsch-Tee und auch Glotzenabende sind ganz selten geworden, aber ich brauchte Zeit um herauszufinden, was mir Spaß macht.
Es wurde mir dann ziemlich bald langweilig mein "Ritual" mit Tee durchzuführen, so dass ich quasi vor lauter Langeweile schon gewungen war, mir was neues, spannendes zu suchen, denn wieder anfangen zu trinken war für mich, seit anerkennen meiner Sucht, keine Option mehr -auch bei meinem kurzem Rückfallen in altes Verhalten, habe ich nicht gedacht, ich will gerne wieder trinken, dass will doch niemand mehr, der erkannt hat, dass er suchtkrank ist, oder?
Ich würde ja gerne mal wissen, wie du dich so fühlst nach einem (odere mehreren) alk. freien Biers. Gibt dir dieses "Ritual" das was du gerne hättest?
Eigentlich spüre ich gar nichts bei einem alkoholfreien Bier. Ich vergesse in der Regel nach dem 2ten oder 3ten Schluck das ich überhaupt eines aufgemacht habe und nach Stunden ist es eh abgestanden und ich schütte es weg. Ich habe mich schon beobachtet was es mir gibt.
Es ist das Ritual der alten Gewohnheiten, ja, das Öffnen, das Zischen, der Geschmack (mir schmeckt's). Vielleicht so, als würdest du einen Berg erklommen haben und dir jetzt eine Zigarette anzünden. Ihrgendwas beruhigendes passiert da. Weil kein süchtig machender Stoff in ausreichender Menge drin ist, ist es klar warum ich es dann irgendwo in der Küche vergesse. Bei einem richtigen Bier würde das nicht passieren.
Ich weiß, dass ich was ändern muss. Aber ich muss da anfangen wo meine Threapeutin mich hinführt und das Perd am Hals aufzäumen und nicht von hinten wie manch eine/r hier vorschlägt. Darum war ich auch so scharf auf das Einzelgespräch gestern. Das hätte man mir mal vor einem Jahr sagen sollen. Um Einzelgespräche habe ich schon immer einen kilometerweiten Bogen gemacht. Jetzt kann ich es kaum erwarten, dass es wieder soweit ist.
Diese Dr. Jeckel und Mr. Hyde Geschichte gestern kam im übrigen von mir. (irgendwie rausgerutscht) Sie hat sie dann ausgebaut und ich musste mich 2 mal umsetzten und mich mit mir unterhalten. Wer kennt sie nicht die Zwiespältigkeit in einem. Gut - Böse. Inneres Kind - Äüßeres Kind. Gollum? Wer, was ist das? Welche Abgründe sind hinter der Fassade noch zu finden?
Wie gesagt, war es sehr anstrengend und ich will hier öffentlich nicht näher eingehen. Aber gemeinsam werden wir meinen inneren Knoten aufdröseln. Das Problem ist nicht das alkoholfreie Bier. Das Problem ist, dass ich das Problem in mir erkennen muss. Darum auch meine vielen Bücher. Klar hat Jörg recht. Alles brauch ich auch nicht zu wissen, aber diese eine Antwort muss ich mir geben können. Irgendwann demnächst. Hier! Die Hilfe dazu lasse ich zu. Ich mache alles richtig!
Gruß
Andy
Erik danke. Triffst den Nagel mal wieder voll auf den Kopf.
Zitatals würdest du einen Berg erklommen haben und dir jetzt eine Zigarette anzünden
da gröhl ich mir aber schwer einen ab.
als ich noch gekokelt habe, kannte ich die berge nur noch vom balkon bei föhnsicht.
andy, das muss jetzt so tönen:
als würdest du einen berg erklommen haben und dir bewusst wurde wie geil das ist nicht mehr zu rauchen
oder jetzt im aktuellen fall:
als würde deine ex-freundin dich wieder von srilanka aus anrufen und dir bewusst würde wie geil das ist wegen so einer **************** nicht mal mehr ans saufen DENKEN zu müssen.
ZitatGepostet von Andy1 Ich hab für Notfälle bleifreies Bier.
hallo andy,
bist du dir der tatsache bewußt, daß 2 liter des angeblich "alkoholfreien bieres" genau soviel alkohol enthalten wie 1 glas schnaps oder 2 1/2 glas likör ?
Wenn ich das hier so lese.. Da muss ich jetzt mal "senfen"..
Grad diese "Rituale" sind es doch, die es so gefährlich machen, rückfällig zu werden, und dann immer ein Bier da zu haben, angeblich alkfrei, aber- es ist Bier, vom Aussehen her, vom Geschmack her.. Und das "Suchtgedächtnis" wird wachgehalten.. Ok, in dieser Situation hast Du nun nix getrunken, und beim nächsten Mal? Grad in der Zeit, wo man anfängt mit dem trocken werden, und es einem gut geht, sollte man NEUE Rituale einführen, die einen 1. ablenken und 2. völlig anders sind.. Ich selber habe abends Wein getrunken, reglmässig.. Kids im Bett, Mama macht die Flasche auf- und leer.. Und dieses Ritual hab ich als erstes geändert.. Ich hab mir abends Cappuchino gegönnt (mittlerweile dürfte ich alle Sorten durch haben, lach), und hab auch angefangen, andere Dinge zu tun, zB wieder Rad zu fahren. Mittlerweile bin ich über 4 Monate trocken, und es geht mir gut dabei. Und wenn mich die Gefühle übermannen (ich nenn es "wenn der Koller kommt"), dann hab ich eine Art "Notfallkoffer"- ablenken, gaaanz viel Wasser trinken, Forum, und wenn es zu heftig wird, dann telefonier ich, und anderes. Und es hilft mir! Das ist nun meine persönliche Erfahrung, ich denke, dass Du Dir mit diesem angeblich so alkfreien Bier das vielzitierte "Hintertürchen" aufhältst.
ZitatGepostet von Andy1 ...Den einzigen Notfallkoffer den ich im Moment benutze, ist mein Notebook auf dem Schoß und Saufnix.
... hoffentlich nicht mit nem Windows-Betriebssystem, denn dann wäre der Koffer ziemlich absturzgefährdet . Bischen mehr als das Internet (kann ja auch mal länger ausfallen) sollte meiner Meinung nach da schon drin sein, in dem Köfferchen .
Hi Andy Mit Deiner Aussage bzgl. den AA's bin ich auch nicht so ganz einverstanden! Fakten und Realität können in jeder anderen Gruppe auch durcheinander geraten...es kommt immer drauf an wer in der Gruppe sitzt! Selbst in Familien gibt es soetwas oft Das es Meinungsverschiedenheiten gibt ist auch klar.Überall wo mehrere Menschen zusammsitzen gibt es Meinungsverschiedenheiten...normal.Und Hornochsen gibt es auch überallnicht nur bei den AA's Es ist ja auch Sinn einer SHG andere Meinungen zuzulassen ohne auszurasten oder dem gleichgültig gegenüberzustehen sondern sich einzufügen in die Gemeinschaft.Dieses haben wir durch unsere Sucht oft verlernt ! LG Elia