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Saufnix  
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Dieses Thema hat 16 Antworten
und wurde 2.291 mal aufgerufen
 Deine eigene Alkoholkarriere
Seiten 1 | 2
gepard Offline




Beiträge: 851

11.03.2006 10:24
#16 RE: na ja, ich probiere, mich vorzustellen Zitat · Antworten

Hallo Eva,

was der Tiefpunkt ist, muss jeder selber beurteilen. Es muss nicht bis zu Katastrophen kommen, um endlich aufzuwachen. Günstiger ist es, wenn du mal gründlichst Inventur machst und schaust, ob es nicht bis hieher schon genug wäre. Hilfreich ist es auch zu schauen, was man mit einem alkoholfreien Leben für Vorteile hat. Es ist schon alles eine Sache der Einstellung und Bewertung, finde ich. Wenn dir dein Leben was wert ist, wird es dir leichter fallen, nicht mehr zu trinken.

Mein persönlicher Tiefpunkt war eher eine längere Phase des Dahinvegetierens. Theoretisch noch nicht bei der Lebensmitte angelangt, war für mich klar: wenn ich so weitermache, kann es nur schlechter werden, und die Katastrophen wären auch unausweichlich, denn vermutlich habe ich mich schon stark geschädigt, also besser wäre mit Weitertrinken nichts mehr geworden: Gehirn, Nerven, Leber, Sozialkontakte, beruflicher Werdegang, Finanzen, Älterwerden, Zufriedensein, Gesundbleiben, etc.

Mit 5 Liter Bier am Tag hätte ich auf lange Sicht einfach nichts mehr auf die Reihe gekriegt. Wie was Neues beginnen, wie in einem Vorstellungsgespräch oder in einem neuen Job bestehen mit einer Fahne, den Unpässlichkeiten und mit früher oder später starkem Auffälligwerden? Diese Zukunftsperspektive auf meine noch verbleibenden 30 Arbeitsjahre in einem schlechten Job (da keine Ausbildung) und anschließender Pension, die ich mit der Alkoholkrankheit so nicht mehr erleben würde - diese Perspektive hat mir nicht gefallen, obwohl ich eine Zeit lang wirklich so drauf war, dass ich "nichts mehr tun" wollte. Aber diese Gemütlichkeit, die mir vorschwebte, wäre auch nicht lange so weitergegangen. Irgendwann wäre was passiert, und da ich nicht weiß Gott was für ein Auffangnetz habe, wäre ich vielleicht bald auf der Straße gelegen (um es verkürzt auszudrücken).

Und ich konnte mich ja selber nicht mehr ausstehen, fand mich immer unattraktiver, schämte mich, falls man mir die Alkoholkrankheit ansah, fühlte mich außerdem schon ständig schlapp und deprimiert. Ich wusste, dass ich völlig aufhören musste mit dem Alkohol. Und das wollte ich dann auch, denn mir war klar, dass ich eigentlich noch ein schönes Leben wollte; ein normales Leben, ohne erst den großen Zusammenbruch abzuwarten, nach dem irgendwas dann vielleicht gar nicht mehr gehen würde.

Und es ist jetzt auch so, dass ich zwar viel Lebenszeit vergeudet habe, aber es ist wenigstens noch nicht wirklich was Schlimmes passiert. Und die paar Dinge aus der Vergangenheit, die mir peinlich sind, haben dadurch, dass ich jetzt nicht mehr trinke (was auch die meisten wissen), an Schrecken verloren. Also ich bin echt froh, dass ich aufgehört habe. Ich wollte unbedingt hundertprozentig aufhören, das Aufhören war weniger schlimm als befürchtet, und das Leben ohne Alkohol ist ganz ein normales Leben, wo man den Alkohol nicht vermisst. Es gibt viele weniger schädliche Genüsse.


schwierig Offline



Beiträge: 7

23.03.2006 20:03
#17 RE: na ja, ich probiere, mich vorzustellen Zitat · Antworten

Hallo ihr Lieben da draussen,

danke für die sehr bewegenden und ehrlichen Antworten.

Na ja, Rumjammern nutzt nix. Meine Mutter hat der Krebs wieder eingeholt, nach vielen Jahren "Ruhe". Ich weiss..... das ist erst recht kein Grund, weiterzusaufen, im Gegenteil. Wenn es richtig "bei ihr losgeht", dann braucht sie mich als vollwertigen Menschen. Als Tochter, als Mensch, als Freund und nicht als scheinbar stark und doch zum Scheitern verurteilt. Sie spricht nicht über ihre Erkrankung, sie verneint sie so weit, dass sie sogar ihr Kontrolltermine ausblendet, bis zu dem Tag, wo sie eben hin muss.

Ich weiss, ich sollte euch nicht nerven mit diesem Geschwafle über mein "Privatleben". Es gibt keinen Grund zu Saufen. Ich habe Angst, vor dem was noch kommt, habe seit dem Neuausbruch der Erkrankung alles in Frage gestellt.

Danke, dass es Euch gibt.
Liebe Grüsse an all die besonderen Menschen hier an Board.
eva


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