"aber ich brauchte meine Depression, ich wollte sie gar nicht los werden. Ja, jammern wollte ich schon[...]"
"brauchte", "wollte", "wollte"...
Vermute ernsthaft, _du_ hast es nie erlebt, wie sich das "anfühlt".... Egal, wünsch ich dir ja auch garnicht... Sorry, das mußte jetzt aber doch noch aus mir raus!
Du liegst falsch. Ich wusste jahrelang mindestens einmal täglich nicht, was ich auf dieser Welt überhaupt soll.
Am Ende war ich so schlecht drauf, daß ich zwei Monate nicht geschlafen und innerhalb weniger Wochen fast 20 Kilo abgenommen habe. Ich bin mitten im Sommer käseweiss durch die Landschaft gewackelt, und das obwohl ich im Freien gearbeitet habe.
Und als ich beim Ausstiegsversuch nach ein paar Tagen wieder aufgewacht bin, war meine erster Gedanke, daß diese Scheisse immer noch nicht zu Ende ist.
Wenn Du glaubst, daß ich nicht weiss wie es ist wenn sich das Leben scheisse anfühlt, dann irrst Du Dich. Aber es ist Vergangenheit.
Aber was Du vermutest ist eh wurscht, denn von Dir kommt ja sowieso nix.
Meine Schwester war über Jahre schwerst depressiv: rein ins Krankenhaus, raus aus dem Krankenenhaus, rein ins...........mehr als ein Jahre arbeitunfähig, Kur usw usw.
Heute ist sie Kraft ihres Wollens aus diesem Tal raus und sie sagt den oben zitierten Satz genauso von sich.
Ach sön Blödsinn, obwohl es wahr ist ......was erzähle ich denn von meiner Schwester
Ich habe meinen totalen Zusammenbruh auf allen Ebenen gebraucht auch mit allem Leiden was damit zusammen hing. Erst als ich spürte, das es SO keinen Schritt mehr weiter ging, konnte ich mich fürs Leben entscheiden, meine Kräfte sammeln und mich auf das konzentriren, was für mich zu tun war.
ich brauchte meine Depression....... möchte ich mich auch anschließen.
Gewollt habe ich meine Depression nicht,gebraucht habe ich sie schon. Solch ein krankhafter Rückzug aus dem Leben, ist immer ein Zeichen für Neubeginn und das zu sehen dauert oft eine kleine Ewigkeit, leider.
Falballa, so sehe ich das auch: erst wenn man ganz platt am Boden liegt und nicht mehr weiter weiß, dann ist die Chance da, sich aufzurappeln und Hilfe annehmen. Allerdings ist es wirklich eine Chance ( kein Naturgesetz), denn ich weiß, dass es Menschen gibt, die aus was für Gründen auch immer, nie aufstehen.
Ich finde das so deprimierend, weil ich oft denke: Jeder hat doch einen natürlichen Selbsterhaltungstrieb, wieso ist die Sucht oder Depression stärker??? Das kapier ich nicht!!
Ist wichtig, aber, wenn ich darauf keine Antwort weiß, würd _mich_ das schon einige Zeit nicht mehr in "völlige" Verzweiflung stürzen...bin ja nicht allein "hier"...
Daß jemand "jene" Gedanken hat, ohne daß er die "will", das ists wohl, was uns "trennt"... du brauchtest/wolltest die, hast damit kokettiert(?). Andere leiden darunter, wollen die nicht...
Pax vobiscum!
-- minitiger2 (post #42 hier) zu mir: "Aber was Du vermutest ist eh wurscht, denn von Dir kommt ja sowieso nix."
der Schluss dieser Geschichte ist für mich fast 22 Jahre her. Und ich glaube die Empfindungen als junger Mensch unterscheiden sich deutlich von denen eines gereiften Menschen.
Daß ich das gebraucht habe, ist meine nachträgliche Interpretation, weil es nämlich die Basis dafür war, daß ich meine eigene Substanz gefunden habe.
Im währenden wäre ichs gerne los geworden, da hab ichs ganz bestimmt nicht gebraucht - es war absolut übel, ich hatte tägliche Selbstmordgedanken, aber ich hatte halt auch das Gefühl, daß mich überhaupt niemand versteht. Ich fand gar keinen Zugang zu anderen, auch wenn die neben mir sassen und sich mit mir unterhalten haben. Wenn ich mit einem Arzt geredet habe, schiens mir der hält mich für ein komisches Tier. Ich erschien auch meinen damaligen Freunden/Freundinnen als fremd und teilweise angsteinflössend - und für mich selbst wars schon auch ein Alptraum, darfst du mir glauben...ich wusste nämlich auch nicht mehr wer ich bin und was eigentlich "Wirklichkeit" ist.
Aber durch irgendwas löste sich das ganze in einer Explosion von Lebensenergie auf, in einer Art mystischem Erleben, , und zwar gerade da, wo ich darauf vorbereitet war einen zweiten Anlauf zur Beendigung dieses Lebens zu machen, und von daher bin ich überzeugt, daß es für mich ganz persönlich notwendig war, diese Geschichte so zu erleben - also hab ichs halt gebraucht.
Im Übrigen markierte diese Geschichte auch meinen persönlichen Tiefpunkt und auch am ehesten den Punkt, an dem ich mein eigenes Leben begonnen habe, meine Alkoholprobleme - und das Aufhören damit - die sich ja erst viel später als Suchtproblem manifestiert haben, kamen da an Intensität nicht annähernd hin, das war wesentlich "irdischer" und vergleichsweise ein Banalproblem dagegen. Ja, ich weiss, andere können nicht einfach aufhören zu saufen.
ZitatGepostet von sari su Jeder hat doch einen natürlichen Selbsterhaltungstrieb, wieso ist die Sucht oder Depression stärker??? Das kapier ich nicht!!
Sari su
tja der Selbsterhaltungstrieb...ich fand den damals als lästige Eigenschaft des körperlichen Seins, die irgendwie ausgetrickst werden musste. Denn im Kopf hatte ich keinen Selbsterhaltungstrieb. Im Kopf fand ich das Leben einfach scheisse, hätte nix verpasst wenns vorbei gewesen wäre.
Aus irgendwelchen Gründen war es mir auch nicht möglich, am Leben noch lebenswertes zu finden. Ich mein, so einfach hab ich auch nicht aufgegeben, ich hab schon auch erst mal noch alle Register gezogen, um aus dem Loch rauszukommen. Auch meine Drogengeschichten waren ein Versuch der Selbstbehandlung. Aber es ging halt ein paar Jahre so und irgendwann hatte ich nix mehr zum Ausprobieren, alles was mir einfiel half nicht.
Selbst Urlaub und Sex waren nur noch Mühsal...nein ich war noch kein alter Mann - und die andauernde Schlaflosigkeit hat mich dann richtig mürbe gemacht.
Als ich minitigers Zeilen las, kam mir in den Sinn: da hat sich die Lissy damals, als sie mit dem Minitiger zusammenkam, ja doch wieder für einen depressiven Menschen entschieden.
Danke Minitiger für Deine Zeilen. Mein Mann beschrieb mir das Ende seiner ersten Depressionsphase ähnlich wie Du das gerade getan hast. Der Arzt meinte lakonisch: leichte Manie...
Schneeflocke, die glücklicherweise nur ab und an mal depressive Verstimmungen kennt, aber (deshalb?) leider auch keine grenzenlos euphorischen Zeiten.
Ich kanns Dir nicht erklären, Greenery. Vielleicht kams einfach dadurch, daß ich mir nix mehr erwartet habe, oder vielleicht hat die Überdosis Drogen mit anschliessender mehrtägiger Bewusstlosigkeit irgendwas freigesetzt. Ich war ja nach dem Aufwachen immer noch nicht klar im Kopf und bis bis zu dem fraglichen Tag rumgelaufen wie ein Zombie.
An dem Tag bin ich sicher 30 Kilometer rastlos durch die Pampa gelaufen, und dann hab ich mich irgendwo an den Waldrand gesetzt, um zu einem Entschluss zu kommen.
Und als ich da so ne Weile sass - es war August und angenehm warm - erschien mir plötzlich alles rundherum ziemlich schön und heiter. Ich fühlte mich merkwürdig "berührt", in einer Intensität die ich Dir nicht vermitteln kann..
Nö, das hat keine Probleme gelöst und ich war noch jahrelang oft schlecht drauf, aber daß ich mich selbst mit Absicht zerstören wollte, das war damit vorbei.
@Schneeflocke,
bis die Lissy mit mir zusammenging, war diese Geschichte auch schon eine Weile vorbei. Ich war da nicht mehr besonders depressiv - ich habs ihr natürlich erzählt, aber die Kraft des positiven Ausgangs überwog und überwiegt bis heute in meiner Erinnerung.
Klar, natürlich hab ich depressive Komponenten, und als das mit dem Trinken schlimmer wurde, spielte das natürlich auch noch mal eine Rolle. Aber es ist nicht mehr so dominant, auch wenn ich hier schon mit sonnensturm über meinen "Zweckpessimismus" diskutiert habe.
Also Lissy, ich nehme alles zurück. Co's können sich doch ganz schnell anpassen.
War so eine Gedankenkopplung aus meinem Erleben.
Mein Mann hat leider dann nochmals eine heftige Depressionsphase durchgemacht und das 2. Aufwachen war nicht so strahlend, sondern langsam, hält aber bis heute. Aber auch er sagt: Diese Zeit hat trotz allem einen Sinn für mich.
Mir ist sie sehr belastend in Erinnerung und vor allem seine manische Phase.
nein, auf den depressiven Teil habe ich weniger Wert gelegt, auch nicht bei meinem Ex.
Der verrückte Teil, der war mir eigentlich der spannendere...
Aber Du hast schon völlig recht. Brings einfach auf den Punkt: Ich hatte offensichtlich eine Vorliebe für schwierige Partner. Das hat mich von der Notwendigkeit entbunden, auf mich selbst zu gucken.
Heute würde ich mir diese Form von Schwierigkeiten nicht mehr antun wollen.
Eine gewisse Komplexität schätze ich natürlich immer noch. Inzwischen habe ich mich auch ausführlich mit meinen eigenen komplexen Teilen beschäftigt und einige exzentrische Züge zugelegt.
Dadurch ist etwas mehr Gleichgewicht in der Partnerschaft entstanden!
Danke Minitiger für Deine Zeilen. Mein Mann beschrieb mir das Ende seiner ersten Depressionsphase ähnlich wie Du das gerade getan hast. Der Arzt meinte lakonisch: leichte Manie...
Na,herzlichen Glückwunsch. Auf so eine banale Art und Weise schafft es die Wissenschaft uns auch noch die angenehmen Seiten des Lebens madig zu machen. Fachjargonmässig heißt das Kind dann "Hypomanie".
Die darf ich seit Neuestem auch in meine Diagnose einreihen.Nebst rezividierender depressiver Störung.
Verflucht,und ich dachte immer,ich stände kurz vor der Erleuchtung.