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Saufnix  
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Dieses Thema hat 5 Antworten
und wurde 1.234 mal aufgerufen
 Deine eigene Alkoholkarriere
Y1982 Offline



Beiträge: 4

06.07.2006 16:14
RE: Hallo, bin neu hier :o) Zitat · Antworten

Hallo alle zusammen,

ich bin neu hier aufm Forum, wollte mich mal vorstellen!

Also, ich bin 24 Jahre alt und stamme aus einem Elternhaus wo beide Alkoholiker waren / sind. Mittlerweile sind meine Eltern aber schon lange geschieden, trinken aber noch. Allerdings säuft sich keiner ins totale Deliriu, sondern es wird immer Abends, täglich, schon seit vielen Jahren und Jahrzenten getrunken. Mein Vater überwiegend Bier, meine Mutter Wein. Als Kind fand ich das schrecklich, da mein Vater auch aggressiv wurde verbal (zum Glück aber nur verbal, hat sinnlos rumgebrüllt über alles mögliche wie Fussball und die Nachrichten).

Seit so 2 Jahren bin ich dann jetzt auch Alkholikerin, naja, obwohl das krass klingt, aber ich schätze das schon so ein. Damals musste mein Freund in den Irak Krieg und ich habe in der Zeit den Alk für mich 'entdeckt'. Ging mit kostenlosen Alkopops los über eine Freundin (die in der Bar arbeitete) und erreichte dann innerhalb weniger Monate den Punkt dass ich nichtnur täglich Abends (alleine) trank, sondern dann schon fast bei einer halben Flasche Wodka am Tag angelangt war und das trotz Arbeit am nächsten Tag.

Mein Freund, mittlerweile Mann, kam dann nach 15 Monaten heim und seitdem ist mein Leben wieder ausgeglichener und ich hab den Alk. soweit wie möglich runtergeschraubt, aber habe doch noch 1 Flasche Wein leergemacht an vielen Abenden. Manchmal aber auch 'nur' 1 - 4 Gläser. Je nachdem wie 'süffig' die Sorte halt war.

Das schlimme ist aber für mich, dass ich merke wie ich davon abhängig bin, wie meine Stimmung und Laune davon abhängt, wie ich manchmal unbedingt was trinken will als wäre es die Luft zum atmen. Das kotzt mich selbt total an, außerdem mag ich das Gefühl betrunken zu sein garnicht mehr. Nur der erste Rausch ist irgendwie schön, dann nervt es mich nur noch aber ich kann trotzdem nicht aufhören. Und das Gefühl jetzt so langsam zum Alkoholiker zu werden oder einer zu sein stärkt nicht gerade das Selbstbewusstsein.

Und wer sich selbst nicht mag / lieb hat, der ist auch zum Partner nicht lieb. So sehe ich das zumindest. Also bin ich neulich zum Psychotherapeut und der meinte Therapie wäre angebracht (auch wegen anderen Sachen) aber das erste wäre mal mit dem trinken aufzuhören.

Gut, dachte erst 'hm, wenn das so einfach wäre hätte ich das ja schon längst', aber hab jetzt doch schon seit 1 Woche nix getrunken und mir gehts garnicht schlecht. Klar, das Bedürfnis ist noch da, aber ich bin ja nicht körperlich abhängig und da es nur emotional ist, versuche ich es halt durch Motivation zu umschiffen was auch total einfach klappt. Ich lasse es momentan einfach nicht zu dass mich das wieder verleitet zum trinken, denn was ich suche ist eben das schnelle 'high' und gut drauf zu sein. Aber ich muss eben langfristig andere Sachen haben die mich glücklich machen, grundlos schnell happy zu sein mit Alk ist eben eine Illusion. Mit der Einstellung läufts ganz gut. Vor allem will ich im Hinblick darauf dass ich ja mal Kinder will auch aufhören mit dem Trinken, ich will auf keinen Fall so sein wie meine Eltern zu mir waren. Total gleichgültig da sie nur mit sich selbst beschäftigt waren und damit sich auf so einen bestimmten Level zu saufen wo man sich gegenseitig gleichgültig ist (weil sie sich beide schon bevor ich auf die Welt kam nicht mehr leiden konnten). Dadurch wurde ich auch irgendwie gleichgültig und vernachlässigt. Ich liebe meine Eltern trotzdem und weiß dass sie auch Menschen mit Fehlern sind, wir haben auch alle jetzt ein gutes Verhältnis, aber ich will eben nicht so mit mir selbst beschäftigt sein wenn ich mal ein Kind hab. Also muss der Alkohol auf lange Sicht aus meinem Leben verschwinden.

Habe hier schon einige Posts gelesen und es ist toll so viele mit ähnlichen Gedanken und Problemen zu sehen. Gut für die Motivation, werde also vielleicht hin und wieder hier reinschauen. So, das wars erstmal, sorry für den Roman.


Y1982 Offline



Beiträge: 4

06.07.2006 16:45
#2 RE: Hallo, bin neu hier :o) Zitat · Antworten

Was ich auch noch sagen wollte ist, dass ich neben dem 'aufhören zu trinken' momentan auch versuche mir einen Freundeskreis aufzubauen und ein paar soziale Hobbies zu suchen; also sowas wie Sport im Team, nicht so was 'eigenbrödlicherisches' was man alleine machen kann.

Ich neige nämlich sehr dazu, am liebsten alles alleine zu machen, mich keinem anzuvertrauen wenn irgendwas ist usw. Mir fällt es auch schwer mit anderen einfach zu 'reden'...ich weiß manchmal einfach nicht was ich sagen soll. Kann man schwer erklären. Ich wirke zwar so nicht schüchtern, bin es aber irgendwie trotzdem. Harte Schale, weicher Kern...so hat mich mal mein Opa bezeichnet. Vielleicht sind hier Leute mit ähnlichen Problemen?

Dann leide ich auch an Bulimie, mehr oder weniger, durch das trinken weniger, hat sich irgendwie das eine in das andere verschoben aber trotzdem habe ich auch mit Essen nach wie vor Probleme. Ich weiß eigentlich garnicht an welcher 'Baustelle' ich anfangen soll.


Spieler Offline




Beiträge: 7.889

06.07.2006 16:48
#3 RE: Hallo, bin neu hier :o) Zitat · Antworten

Hi Y1982,

willkommen im Nest für alle Alkoholiker und die, die es noch werden
Es ist schon mal hilfreich, dass du dir Gedanken über eine Abhängigkeit machst. Ich möchte eigentlich auch nicht zu den Spielverderbern gehören, die deine Versuche vom Alkohol loszukommen etwas kritisch sehen. Aber da ich scheinbar der Erste bin, der auf dein Post antwortet, bleibt mir wohl nix anderes übrig.
Zunächst einmal schreibst du, dass du nicht körperlich, sondern nur emotional abhängig bist. Lass dir versichert sein, andersherum wär es wesentlich einfacher. Die körperliche Abhängigkeit ist nämlich spätestens nach einer Woche überwunden, die psychische hingegen bleibt dir bis ans Ende deiner Tage
Dann schreibst du, dass dein Therapeut eine Therapie empfiehlt. Es scheint aber so, dass diese nicht wegen Alkohol sein soll, oder? Du machst doch, wenn ich das jetzt richtig verstanden habe, sozusagen deine eigene Alkoholtherapie basierend auf Eigenmotivation. Ist sicherlich für eine gewisse Dauer von Erfolg gekrönt, haben hier schließlich auch schon Hunderte versucht und das gleich mehrfach, aber auf Dauer ist das ohne professionelle Hilfe noch keinem gelungen(jedenfalls meines Wissens nach).
Mir kommt es so vor, als ob du die ganze Geschichte mehr von der Seite angehst,Abstinenz ist nur eine Frage des Willens. Dazu gibt es hier eine ganze Menge Beiträge, die das auf recht drastische Weise widerlegen. Musst dich mal so ein bisschen reinlesen.
Ansonsten ist es schon mal gut, dass dir dein eigenes Trinkverhalten nicht mehr geheuer vorgekommen ist. Nun hoffe ich mal, dass dem Anfang auch noch der Mittelteil und das erfolgreiche, weil trockene Ende folgen werden

Jörg


WolleW Offline




Beiträge: 42

06.07.2006 21:51
#4 RE: Hallo, bin neu hier :o) Zitat · Antworten

Hallo Y1982,
als ich deine Geschichte gelesen hatte kam mir da einiges bekannt vor.
Ich selbst hatte auch „nur“ getrunken um meine Stimmung auf ein gewisses positives Niveau zu halten. So ungefähr wie du es beschrieben hast. Es ist ein leichter Weg, aber eben nicht der richtige. Das schlimme daran ist, man gewöhnt sich an diesen „Selentröster“ sehr schnell und such keine alternativen Möglichkeiten um sich aufzuraffen.
Ich war auch immer jemand der in einer Gruppe nicht so richtig was sagen konnte, war immer mehr der Schüchterne, na ja auf jeden Fall nicht wenn ich nüchtern war. Ein klein wenig Stoff im Blut, und es löste auch die Zunge und die Hemmschwelle wurde niedriger. Ich kenne das gut.

Das Problem ist, das man in einen Strudeln reinkommt: Es geht irgendwann gar nichts mehr ohne Alk. Und wenn doch ohne, dann mit viel Angst und Unbehagen. Viel schlimmer als man den Stoff noch nicht ständig getrunken hat.

Ich selbst hatte auch nicht das große Problem mit der körperlichen Abhängigkeit. Ich hatte das unverschämte Glück, und konnte noch zwischendurch Trinkpausen einlegen. Und da hat Jörg vollkommen Recht, das ist auch nicht das Problem. Das was sich bei dir im Kopf abspielet das muss man auf die Reihe kriegen.
Sorry das ich das so selbstlos sage, ich glaube auch nicht das du das alleine ohne Professionelle Hilfe hinkriegt. Das geht nur eine gewisse Zeit gut. Du wirst du das Gefühl bekommen, das du auf was verzichten musst. Und irgendwann verzichtest du nicht mehr. Der Trick ist zufrieden Abstinenz zu leben. Das musst du aber erst lernen.
Ich selbst habe 1 ½ Jahr eine ambulante Therapie gemacht. Erst wusste ich gar nicht so richtig was ich da sollte. Nach ein Jahr habe ich selbst um eine Verlängerung nachgefragt, bis meine Therapeutin gesagt hat „jetzt rechts aber!“.
Heute verzichte ich auch nichts mehr, das meine ich mit zufrieden Abstinent leben. Und noch was, dort wird dir auch gezeigt ab wann du in dein Leben den falschen Weg eingeschlagen hast. Und welcher Weg der bessere gewesen wäre. Das alles kannst du dir gar nicht selbst erarbeiten. Mach dir mal Gedanken

Liebe Grüße Wolfgang


Y1982 Offline



Beiträge: 4

07.07.2006 14:07
#5 RE: Hallo, bin neu hier :o) Zitat · Antworten

Hallo erstmal und danke für die Antworten. Ich verstehe allerdings nicht so direkt was ich denn jetzt falsch mache, Jörg? Ich will eine Therapie machen, weil ich merke dass ich eben nicht 'rund' laufe, wie soll ich das erklären. Das mit dem Alkhol ist eben EINE Sache die das nur beweist, das ist halt ein Symptom dass was schief läuft in meinem Verhalten aber ich würde halt gerne die Ursachen selbst besser verstehen und damit kann ich auch viel leichter Zusammenhänge in meinem Verhalten sehen und gleich von Anfang an merken dass das jetzt ein Moment ist wo ich aufpassen muss, nicht wieder auf die falsche Fährte zu kommen. Oder ich muss halt lernen ANDERS mit etwas umzugehen, anstatt mit Alkohol oder Essen. Eben WEIL es bei mir emotionale Abhängigkeit ist. Dass das schlimmer und schwerer zu überwinde ist als reine körperliche Abhängigkeit ist mir absolut bewusst, weil ich ja meine Emotionen ein Leben lang habe. Genau deswegen glaube ich dass ich sehr wohl den richtigen Weg einschlage, anstatt mich eben NUR auf die Sache mit dem Alkhol zu konzentrieren. Genau deswegen weil ich eben lernen will, GLÜCKLICH Abstinent zu sein ohne das Gefühl auf irgendwas zu verzichten oder was zu verpassen. Ich sehe das genauso wie Du und verstehe Dein Post daher eigentlich garnicht. Was ist an meinem Ansatz denn so falsch? Habe jetzt eine Woche nix getrunken und mir fehlt es halt auch nicht, ich bin zur Zeit glücklich abstinenz. Ich habe nur Angst, dass ich dann auf einmal wieder meine Meinung ändere und doch glaube auf was zu verzichten, bzw. denn Sinn des nichts-trinkens plötzlich wieder zu sehen und 'einfach so' wieder anfangen zu trinken. Ich verstehe selbst an mir nicht, wieso sich meine Meinung manchmal so schlagartig ändert, deswegen auch Therapie. Glaube dass das bei mir der richtige Ansatz ist. Die Meinung ändere ich auch nicht nur beim Trinken (so nach dem Motto 'jetzt habe ich keine Lust mehr glücklich abstinent zu sein') sondern das ist bei mir bei allem so, auch bei diversen Hobbies. Auf einmal macht mir irgendwas total Spaß und ich könnte mich 24 Stunden am Tag und das wochenlang mit einer Sache beschäftigen, und dann interessiert mich das ganze schlagartig kein bisschen mehr. Verstehe nicht warum, ich bin halt so extrem. Alles oder nichts, das ist auch so mit dem trinken und auch deswegen Therapie. Wenn ich dann doch mal wieder irgendwo was trinken würde, würde ich sofort wieder jeden Tag trinken. Einfach wegen dem 'alles oder nichts' prinzip bei mir. Sobald die Abstinente Phase durch irgendwas gebrochen ist, einfach weil ich spontan beim Italiener denke 'ach, ein Glas Rotwein ist doch ok', schon bin ich danach von mir selbst irgendwie enttäuscht und denke dann am nächsten Tag wieder 'jetzt ist es auch egal'. Dann ist meine ganze Stimmung wieder so auf 'scheißegal'. Das ist aber ein psychologisches Problem, deswegen wie gesagt eben Verhaltenstherapie, ist doch einleuchtent. Aber kannst mir gerne nochmal erklären was ich aus Deiner Sicht falsch angehe.


Y1982 Offline



Beiträge: 4

07.07.2006 14:11
#6 RE: Hallo, bin neu hier :o) Zitat · Antworten

Zitat
Gepostet von Spieler
Hi Y1982,
Du machst doch, wenn ich das jetzt richtig verstanden habe, sozusagen deine eigene Alkoholtherapie basierend auf Eigenmotivation. Ist sicherlich für eine gewisse Dauer von Erfolg gekrönt, haben hier schließlich auch schon Hunderte versucht und das gleich mehrfach, aber auf Dauer ist das ohne professionelle Hilfe noch keinem gelungen(jedenfalls meines Wissens nach).

Jörg



Das verstehe ich jetzt eben nicht, Therapie bedeutet doch professionelle Hilfe! Ich hatte erst an Selbsthilfegruppe gedacht, hab da auch schon angerufen, aber das alleine schien mir eben nicht hilfreich zu sein da es eben nicht professionelle Hilfe ist, sondern Unterstützung von Betroffenen für Betroffene. Ist sicherlich auch gut zusätzlich, aber das hat man ja auch hier aufm Forum in anderer Form.


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