Als Hausfrau und Mutter ist es so leicht zu trinken. Keiner merkt es. Jahrlang lebte ich alleine. Trank am Abend nach der Arbeit. Nie zu viel. Immer schön 1-2 Gläser Wein. Dann am Wochenende noch Sekt. Jetzt als Mutter und Hausfrau am Tag 1-2 Sekt und am Abend 2 Gläser. Nie betrunken. Nie ausfällig. Aber eben, seit Jahren diese Regelmässigkeit.Ohne Trinken kann ich schon gar nicht mehr vor den Fernseher. Mein Mann trinkt nicht. Er schaut mich höchstens mit einer erhöhten Augenbraue an, wenn ich schon wieder nachschenke am Abend. Ich trinke nie vor den Kindern. Da ich Alkoholiker Eltern habe will ich nicht, dass mir das auch passiert, was ich erlebte. Ich könnte nie von meinen Kindern getrennt sein. Sprich, eine Trennung wegen einer Therapie käme nie in Frage. Würde ich nie überleben. Ich habe mir letzte Woche vorgenommen, ab heute nicht mehr zu trinken. Habe Tee und Kerzen eingekauft. Schaumbäder etc. Plötzlich gestern stellte sich eine riesige Freude ein. Kein Stress mehr mit Flaschen entsorgen. Nicht schnell noch in den Supermarkt weil kein Wein mehr da ist (habe nie billigen getrunken!!). Nie mehr Geldsorgen, weil soviel für Alkohol zusammen kam. Ich freute mich plötzlich. Dann habe ich gestern all den Alkohol den ich noch hatte (und am letzten Abend vor der geplanten Trockenheit noch trinkenwollte) ausgeleert. Ich trank ihn nicht obwohl ich erst ab nächstem Tag trocken sein wollte. So habe ich heute bereits meinen 2. Tag ohne Alkohol in Angriff genommen. Ich freue mich auf mein neues Leben. Auch wenn ich weiss dass es schwierig wird. Die einzige Angst die ich habe, dass mein Alkoholkonsum meine Gesundheit bereits geschädigt hat. Aber jetzt will ich mich zuerst freuen. Zum Hausarzt gehe ich erst, wenn ich es nicht schaffe. Zuerst will ich es so probieren. Meinem Mann sage ich nichts. Ich will lieber handeln anstatt reden. Früher war ich umgekehrt!!! Danke fürs zuhören. Eine Alkoholikerin auf dem Weg an Land!
Zitat Zum Hausarzt gehe ich erst, wenn ich es nicht schaffe. Zuerst will ich es so probieren. Meinem Mann sage ich nichts. Ich will lieber handeln anstatt reden.
Liebe Jamina,
schön, dass Du den Anfang gefunden hast . Allerdings muss ich Dir auch sagen, dass Dein Sätze von oben bereits von vielen anderen auch geschrieben wurden. Die meisten sind nach kurzer Zeit nicht mehr aufgetaucht.
Ich möchte Dir einen wichtigen Satz mitgeben: "Nur Du allein schaffst es, aber Du schaffst es nicht alleine."
Schau Dich mal am Board um und nimm die Ratschläge ernst. Scheue nicht den Weg zur Suchtberatung und zum Hausarzt. Es erspart Dir wahrscheinlich viele vergebliche Versuche.
Ich wünsche Dir, dass Du den richtigen Weg für Dich findest.
das was du schreibst, hat mich ganz stark an mich erinnert Ich kenne diese Gedanken so gut...endlich hörst ich auf, es hat ja zum Glück noch niemand richtig gemerkt, wie abhängig ich eigentlich bin und das Aufhören ist auch garnicht schlimm. Meine Versuche, so abstinent zu leben sind immer wieder gescheitert. Nach einiger Zeit war der kleine "Teufel" in mir der mir sagte.."na siehste, du kannst so gut aufhören, jetzt kannst du dir auch wieder ein zwei Gläser genehmigen. Ist doch alles garnicht so schlimm"
Es hat bestimmt zig Versuche gebraucht bis ich merkte, dass ich diesen Weg nicht gehen kann. Aufhören ist nicht schwer, aber abstinent leben bedeutet für mich etwas anderes. Erst nachdem ich mir Hilfe gesucht habe, eine Therapie gemacht habe zu meiner Krankheit stehe und regelmäßig Gruppen und auch dieses Forum besuche, kann ich trocken leben.
ZitatGepostet von Ruby Meine Versuche, so abstinent zu leben sind immer wieder gescheitert.
Meine auch...
ZitatEs hat bestimmt zig Versuche gebraucht bis ich merkte, dass ich diesen Weg nicht gehen kann.
Same here
ZitatErst nachdem ich mir Hilfe gesucht habe, eine Therapie gemacht habe zu meiner Krankheit stehe und regelmäßig Gruppen und auch dieses Forum besuche, kann ich trocken leben.
Hallo. Als ich die ersten Postings las, dachte ich: also so was. Ich war ganz erstaunt von den Reaktionen. So à la: Du schaffst das nicht alleine, das hörten wir schon oft etc. Zusätzlich hatte ich aber auch noch Kontakt mit jemand anderem, nicht hier aus dem Forum. Sie hat mich mit viel Zeit und Menschenliebe überzeugt, dass ich doch die Suchthilfe anrufen sollte. Dass diese Person sich so viel Zeit für mich nimmt, obwohl sie mich nicht kennt, hat mir so viel Kraft gegeben, dass ich einfach angerufen habe. Bis jetzt hatte ich immer Angst, dass ich so einen riesigen Behördenapparat in Bewegung bringe (Sozialamt, Kinder weg, etc.). Ich habe angerufen und sie wollten zurück rufen. Ich war ziemlich erschrocken, da diese meinen Namen und Adresse wollten. Als ich aufgehängt habe war ich 1 Minute stolz, dann habe ich 5 Minuten geweint. Vor Angst, dass "sie mich jetzt holen würden". So ein Quatsch. Ich bin dann hingesessen und habe aufgelistet: ich bin trocken, eine gute Mutter, sehr gute sogar, alles paletti hier , im Dorf, etc. etc. Also was solls? Die Person hat dann angerufen und jetzt habe ich einen Termin in 2 Wochen. Das stimmt so total für mich. Ich will einfach mal reden, wie sie das sehen. Ich lese auch grad viel. Und typisch Alkoholikerin denke ich: was, so viel trinken die? Wodka, Wein, mehrere Flaschen. Da bin ich ja mit meinen 2 Gläsern Wein und einem Sekt grade heilig. Nun, in der Zwischenzeit, auch dank dem ^Forum und den Büchern weiss ich, dass das sehr normal ist, dass sich Alkoholiker so belügen und denken, dass es vielleicht doch nicht so schlimm ist. Fact ist: seit ich nicht mehr trinke fühle ich mich befreit. Früher war der Höhepunkt des Tages abends nach 20.00Uhr, wenn ich vor dem TV sass und Wein trank. Zur Wiederholung: nie zuviel, wenn ich nicht mehr wollte leerte ich den wein aus, selbst wenn er teuer war. Aber eben regelmässig. Jetzt ist der Höhepunkt der ganze Tag. Ich muss nichts mehr verheimlichen. Bin aufgestellt und eben befreit. Ab und zu habe ich Angst, dass mich das gute GEfühl verlässt, aber ich habe den ersten Schritt gemacht. Jetzt muss ich nur schauen, dass ich nicht Forum süchtig werde. Eigentlich sollte ich jetzt nämlich den Haushalt machen.........
ZitatGepostet von jamina01 Hallo. Als ich die ersten Postings las, dachte ich: also so was. Ich war ganz erstaunt von den Reaktionen. So à la: Du schaffst das nicht alleine, das hörten wir schon oft etc.
Moin jamina
Hm, eigentlich haben sowohl Bea, als auch Ruby und ich nur darüber geschrieben, wie es bei uns war. Dass erst durch den Schritt, Hilfe zu erbeten und anzunehmen, Abstinenz möglich wurde.
ZitatGepostet von jamina01 Ich habe angerufen und sie wollten zurück rufen. Ich war ziemlich erschrocken, da diese meinen Namen und Adresse wollten. Als ich aufgehängt habe war ich 1 Minute stolz, dann habe ich 5 Minuten geweint.
Ich hatte diese Ängste auch. Sie waren bei mir aber eng mit der Angst meines Suchtteufels verbunden, denn der hat natürlich mitgekriegt, dass es ihm damit eventuell ans Leder gehen würde - was es dann ja auch tat
ZitatGepostet von jamina01 Ich will einfach mal reden, wie sie das sehen.
Mir hilft das Reden total. Es fühlt sich ein bisschen so an, als würden zwei vorher vollkommen unversöhnlich gegenüber stehende Persönlichkeitsanteile anfangen, ihren Frieden miteinander zu machen. Denn jetzt kriegt auch diejenige, die da so gerne zerstört und sich vorher nur im Rausch 'zeigen' durfte, sozusagen ein Gesicht. Ich verschweige sie nicht mehr, ich verheimliche sie nicht mehr - sie ist da, und ich muss mit ihr auskommen. Aber sie darf nicht mehr die Zügel in der Hand halten. Gelegentlich mault sie zwar deswegen noch rum, aber da ich ihr nicht mehr prinzipiell den Mund verbiete, kommen wir einigermaßen miteinander aus Außerdem habe ich die Erfahrung machen dürfen, dass andere Süchtige in der Regel ein Maß an Verständnis für die Problematik aufbringen, das bei Nichtsüchtigen fehlt. Das Gespür dafür, ob jemand bezüglich seiner Abstinenz und seiner sonstigen Lebenssituation die Wahrheit sagt oder lügt, ist (zumindest in meiner Gruppe) ziemlich ausgeprägt.
ZitatGepostet von jamina01 Ich muss nichts mehr verheimlichen. [...] ich habe den ersten Schritt gemacht.
Für mich stellte sich heraus, dass das 'nicht mehr verheimlichen' praktisch identisch ist mit dem 'Annehmen der Krankheit'. Und auch, dass der erste Schritt (zu jemandem zu gehen und zu sagen 'Ich schaffe das einfach nicht allein') der schwerste, gleichzeitig aber auch wegbereitendste in die Abstinenz war.
Du bist für mein Empfinden auf einem guten Weg. Mach' weiter so. Ich wünsch' dir viel Kraft!
Hatte gestern einen kleinenDämper. Obwohl alles so gut läuft, Gespräche mit SH, Mann und keine körperliche Beschwerden. Als ich getestern vor dem Sport auf die Knder wartete, redeten 3 Mütter miteinander über Sucht. Vorallem übers Rauchen. Da ich sie gut kenne sagte ich: ja, ich kenne Sucht auch. Weil meineEltern Trinker waren und ich gerne Alkohol trinke, habeich beschlossen, nichts mehr zu trinken. Wow, ihr hättet sehen sollen, wie die mich ansahen. Ich dachte ich spre wie sich etwas veränderte. Auch nachher, als die Kinder kamen unddie Verabschiedung untereinander erfolgte merkte ich, etwas ist anders. Am Abend lag ich lange wach und dachte, ja Jamina, jetzt ist Deine Euphorie verflogen und der Alltag hat dich wieder. Ich spürte, es war ein Fehler ehrlich zu sein. Wrede in Zukunft nichts mehr sagen. Und an einem Fest trinke ich nicht, weil ich fahren muss, mich nicht gut fühle oder Antibiotika nehmen muss. Ich bin eigentlich ein Ehrlichkeits-Fanatiker. Aber das hier war eine böse Lektion. :
Dein "werde in Zukunft nichts mehr sagen" solltest du dir noch mal überlegen.
Vor allem, wem du etwas sagen willst und wem nicht.
Ich habe mit meiner Familie und meinem engsten Freundeskreis darüber gesprochen und es hat mir sehr, sehr gut getan.
Die Reaktion der drei Frauen kann ich sogar nachvollziehen. Sie haben wahrscheinlich kein Alkoholproblem. Und dann erzählt ihnen eine Bekannte zwischen Tür und Angel, dass sie eines hat. Wie sollten sie darauf deiner Meinung nach reagieren Sie waren damit wahrscheinlich einfach überfodert
kann mich Langohr nur anschliessen. Keiner, der nicht selbst mit der Sucht konfrontiert ist, weiß doch wovon du überhaupt redest. Sucht muß man erleben Wenn Einstein mit dir über seine Relativitätstheorie hätte reden wollen, dann wärst du doch auch weggelaufen. Na gut, du vielleicht nicht, ich aber auf jeden Fall Ich persönlich finde es gut, dass du so offensiv mit deiner Krankheit umgehst.Mache ich persönlich auch. Ich glaube, dass in unserem 12.000 Seelenkaff keiner ist, der nicht weiß, dass ich Alki bin.
Hat zwei ganz entscheidende Vorteile.Du lernst unglaublich viele Leute kennen, die dieses Problem in der eigenen Familie oder im Freundeskreis auch haben und die wirklich froh sind, wenn sie sich mal drüber unterhalten können. Dadurch bleibt auch die eigene Erinnerung immer schön frisch Und du kannst auch gezielt Leute vertreiben. Mit einer fröhlich und möglichst laut dahingeschmettertem " na, wollen wir uns heute mal über deine Saufereien unterhalten" Begrüßung wirst du der Hit, wenn dir im Supermarkt ein aktiver Alki über den Weg läuft. Von Vorteil ist es natürlich, wenn du den näher kennst. Allerdings spielt natürlich die Umgebung eine große Rolle. Solche Dinger kann ich auch nur bringen, weil sich die hiesigen westfälischen Dickschädel im Laufe der Jahre an meinen hanseatischen Humor gewöhnt haben. Und das war nicht einfach
du hast vermutlich Anerkennung und Halt gesucht, als du den eher Bekannten, eben nicht Freunden, davon erzählt hast. Für Außenstehende sind Alkis die letzten Penner. Die Frauen haben vermutlich Angst bekommen, weil sie ja nicht kontrollieren können, ob du wirklich nicht mehr trinkst . Und sie haben vermutlich ihren eigenen Konsum, oder den ihrer Männer, mal überdacht. Das Ergebnis bleibt offen .
Ja, hake es als Erfahrung ab. Brauchst du die denn? Was ist eigentlich mit deinem Mann, hast du mit ihm gesprochen?
Ich habe auch tausend Mal versucht, so für mich aufzuhören. Bei späteren Versuchen bin ich in die Offensive gegangen, habe es auf Feiern kund getan. Denen ich das erzählt hatte, waren aber auch froh, als ich dann doch immer wieder trank. Oder es tangierte sie gar nicht.
Es wird der Punkt kommen, an dem du dir sagst, dass es ja so viel schließlich nicht war, was du getrunken hast, und wenn du ehrlich warst, ist dem sogar so.
ABER: Entscheidend ist, warum du getrunken hast, nicht wie viel. Bei dir hört sich das nach Entspannung und Belohnung an. Was tutst du jetzt statt dessen, um zu entspannen oder dich zu belohnen und vor allem: Funktioniert das auch?
Weißt du, der erste Schritt ist getan . Wenn man einmal SO darüber nachgedacht hat, lässt einen das nicht mehr los, man kann sich nicht mehr belügen. Was nicht ausschließt, dass man es doch versucht, aber das schelchte Gewissen, die Angst, die Ungewissheit bleiben - egal wie du weiter machst.
felidaela: Ja ich habe mit meinem Mann gesprochen. Zwei Tage nachdem ich mit der Suchtberatung einen Termin vereinbart habe. Ich habe nicht eine grosse Sache daraus gemacht, sondern ihn eigentlich nur informiert. Gleichzeitig habe ich ihm kurz und sachlich erklärt, wieso ich nicht früher mit ihm gesprochen habe. Er hat sehr ruhig reagiert. Gefragt, wann ich den Termin habe und dass er mir ja schon vor einem Jahr gesagt habe, ich trinke regelmässig.
Ja, mengenmässig trinke ich nicht viel. Aber eben, das ist jetzt. Bald will mein Körper und meine Psyche mehr und dann kann ich es nicht mehr steuern. Mit meinem Sucht-Genen ist das mehr als vorprogrammiert.
Ich habe mir viele Teesorten gekauft. Eine schöne Tee-Box. Den Teekrug hatte ich schon. Benutzte ihne vorher einfach nie. Dann diverse Schaumbäder und Kerzen. Zudem lese ich mehr. Anstatt TV und trinken und knabbern heisst es jetzt, Lesen oder TV und bügeln und nachher Tee trinken. Heute habe ich zum ersten Mal ein grosses Menue am Abend gekocht ohne schon während dem Kochen ein Glas (oder zwei?) Wein zu trinken. Das sieht man doch auch immer in den Filmen, dass die beim Kochen ein Glas Rotwein trinken. Ich konnte am Wochenende schon gar nicht mehr anders. Heute ging es. Morgen kommt eine Schnulze im TV. Da habe ich früher immer 2 Gläser Wein dazu getrunken. Jetzt habe ich dieBügelwäsche gespart und weiss, dass ich morgen dazu bügeln werde. Im Moment läuft es gut. Aber das Gespräch mit den Frauen macht mir schon noch zu schaffen. Vorallem die abschätzigen Blicke. Einerseits nerven mich diese Frauen, andererseits kommt das alte Muster hoch: jetzt mögen die mich nicht mehr. Und da habe ich Mühe. Das macht mich traurig und ich überlegte früher dann: was kann ich tun, dass die mich wieder "gut" finden. Jetzt versuche ich mir einzureden: Dann halt nicht..... Funktionert leider nicht immer. ABer immer öfters......
ich kenne auch diese Erlebnisse. Nicht oft ist es passiert aber es ist passiert. Dieses schale Gefühl in mir...besser du hättest nichts erzählt. Es wurde besser, je länger ich trocken war. Nach einiger Zeit hatte ich das Gefühl, ich konnte mich wieder auf mich selber verlassen. Ich war trocken und wollte es auch bleiben und dann habe ich es teilweise mit stolz erhobenem Kopf gesagt ich "ich bin Alkoholikerin und ich bin trocken weil ich es will" das war dann besser.... aber weißt du, das Ganze hat sich irgendwie bei mir abgespielt. Die Reaktion der anderen haben sich kaum geändert....
Zitatwas kann ich tun, dass die mich wieder "gut" finden.
ich denke am wichtigsten ist, dass du dich wieder gut findest und ich denke du bist auf dem besten Weg dahin oder?
ich findes es toll, wie du die Sache angegangen bist. Und ein bischen neidisch bin ich auch. Ich habe noch nicht den Mut zuzugeben, das ich Alkoholikerin bin. Bei Fremden ist es mir egal, was die denken darum sag ich nichts. Und bei Bekannten hätte ich Angst vor den Reaktionen. Komisch...