"Kopfkino"...da könnt ich ganze Bände drüber schreiben.
Das Ganze kann man auch als "Zwangsgrübeln" bezeichnen...immer und immer wieder tauchen Gedankenfetzen auf,die ich gar nicht richtig zuordnen konnte,aber mit extrem negativen und destruktiven Gefühlen besetzt waren.
Manchmal konnte ich jedoch einige davon dinghaft machen...es waren dann Satzfetzen,die ich von früher konnte,Schlagwörter bzw. Sätze,die in meiner Familie immer wieder gebraucht wurden.
Noch dazu kam auch,daß ich jeden,aber auch wirklich jeden Morgen mit extrem schlechten Gefühlen aufwachte,mich nicht dran erinnern konnte,was ich denn überhaupt geträumt hatte. Nur die "Nachwehen" dauerten teilweise bis Mittags. Und da war ich schon wieder völlig fertig von dem ganzen Briomborium,den ich mir am Morgen zusammengedacht hab,daß ich unbedingt Abstand brauchte und mich für mindestens eine Stunde hinlegen musste.
Ein völliges Wirrwarr...Gedanken die von Hölzchen auf Stöckchen und wieder zurück sprangen und gar keinen Sinn ergaben. Dabei klare Gedanken,will heissen,Entscheidungen treffen,ist unheimlich anstrengend.
Das soll laut meinen Psychodoc organische Ursachen haben und ich hab das jetzt mittlerweile auch nicht mehr. Seitdem hab ich meinen Kopf wieder für mich und kann mich ohne grosse Anstrengungen auf das konzentrieren,was ich möchte. Das ist wie das Paradies für mich.
"Ruhe" davor hatte ich in der Vergangenheit auch nur,wenn ich in meinem Quartalsmodus betrunken war.Und noch ein paar Wochen danach. Dann gings wieder los.
Also,das hat rein gar nichts mit fliessenden Gedanken oder so zutun. Es ist einfach die Hölle.
Biene, eine Freundin von mir erzählt ähnliches.. sie verbringt teilweise Stunden mit negativem Grübeln und vergisst dabei sogar die Zeit.. Sie sieht das als Symptom ihrer manisch-depressiven (soll sich auch bipolar oder so nennen:frage3Erkrankung. Sie kriegt jetzt ein Mittel, das eigentlich gegen Epilepsie sein soll, das aber als "Nebenwirkung" auch die Symptome ihrer Erkrankung lindert.. so eine Phase bei ihr mitzubekommen, ist echt heftig.. sie steht dann völlig desorientiert neben sich.. gut dass das bei dir jetzt vorbei ist
Ich kenne Grübeleien auch, aber längst nicht sooo schlimm.
manchmal dachte ich echt schon,ich wär nicht ganz dicht.
Da steh ich morgens bei strahlendem Sonnenschein auf,alles ist in bester Butter und plötzlich kommt da aus dem Nichts der Gedanke nebst Gefühl..."Boahhh...ist doch alles Sch***".
Oder in Gedanken werden immer wieder Situationen durchgespielt,gewesene,sowie erfundene in allen möglichen Einstellungen und,wie soll es auch anders sein,mit negativem Ausgang und allen dazugehörigen Emotionen.Die ich als völlig real empfunden habe und bei mir einen elendigen Nachgeschmack hinterliessen. Ich konnte in emotionalen Dingen teilweise die Fiktion nicht mehr von der Realität unterscheiden. Völlig unkontrollierbar. Wenn ich das dann stoppte und mich zwang,an was anderes zu denken,klappte das auch für einen kurzen Moment...aber sobald ich nicht mehr aufpasste,gings wieder los.
Das mit dem Epilepsiemedikament stand bei mir auch kurzzeitig zur Debatte,als ich in der Tagesklinik war. Aber weil ich da schon auf Doxepin 25Mg war,wurde kurzerhand erst mal probehalber die Dosis erhöht. Tja,und seitdem ist Ruhe im Bau.
Wenn ich recht überlege,hab ich ja seit meinem 13.Lebensjahr sämtliche meiner Gefühle,ob nu gut oder schlecht,mit Alkohol manipuliert. Ich denk mal,daß das wohl die Quittung ist.
Tja,damit muss ich wohl leben und da ich nicht alleine lebe und nicht wie ein Zombie neben meiner Familie leben möchte,bin ich froh,daß ich diese Spätfolge mit den Medis behandeln kann. Anders sähs schlecht aus.
hi Roswitha, deine Schilderung entspricht in etwa dem Zustand in meiner Zeit der Tag-alpträume. Da ging immer was kaputt, kam zuTode oder so, wobei ich ohnmächtig dabei stand und wie gelähmt gar nichts machen konnte. Das hatte aber mit meiner entsetzlichen Adoptivmutter zu tun, also in Zeiten wo ich noch nie nichts getrunken hatte an Alk. Aber mit Alk, oberhalb 1 Promille, kamen solche Zustände gar nicht erst vor. (Daran wurde ich eben erinnert.) Das ging dann aber über 'Kopfkino' deutlich hinaus, war absolut zwanghaft. danke, Max
also Wilma!!, deine Hochzeitsbimmeleien geben einem ja doch zu denken. Ich war aber schon mehrfach verheiratet, und geschieden, 1mal fast an der Silberhochzeit vorbei (da lagen aber 8 Jahre getrennt dazwischen). Oder meintest du etwa dass da bei mir was sein könnte? Also mit dir hätte das aber definitiv ggf. nichts zu tun (mittelbar meine ich jetzt), weil du ja nicht mehr Jungfrau bist. Oder irre ich mich etwa? in relativer Verwirrung, Max
Es erschreckt mich zur Zeit noch sehr, zu sehen, wie viele hier on Board ähnliches denken, erleben, fühlen und tun, teilweise so ähnlich, als wäre es mein Erleben, meine Geschichte.
Erschrecken deswegen, weil mir traurig zu Bewusstsein kommt, wie lange ich mich mit meinen Problemen, Depressionen und allem Kummer versteckt habe. Stets in der Annahme, dass ich übertreibe und manchmal in der total bescheuerten Ansicht, dass ich die Einzige bin, mit "diesem" Problem. Heute weiß ich, dass es nicht so ist und es tut selbstverständlich auch gut dieses Wissen.
Ich hätte mir viel Leid ersparen können, wenn ich früher erkannt hätte, dass ich nicht der Nabel der Welt bin. Ich meine damit, dass ich auch einer dieser Menschen war, die sich dafür verantwortlich fühlten, wenn in China ein Sack Reis umfiel. Einerseits fühlte ich mich für alles schuldig, andererseits war ich aber auch völlig allein mit meinen Problemen.
Den Teufelskreis, der entsteht, wenn ein negativer Gedanke mein Bewusstsein kreuzt, kenne ich nur zu gut. Was ich noch viel schlimmer finde, ist die Tatsache, dass ich manchmal gar nicht weiß, was dieses Kopfkino ausgelöst hat. Das macht mir schon etwas Angst, da ich ja dann nicht einmal versuchen kann das "Richtige" zu denken. Sprich, das negative Denken zu durchbrechen.
Na ja, echt nicht so leicht das Ganze, aber was red' ich denn da, dass wisst ihr alle nur zu gut.
Ich kenne das auch sehr gut, z.B. wie Juma es beschreibt, wie sich die negativen Gedankenschleifen verdichten und manchmal nicht zu bremsen sind. Ich hatte das wohl schon als Kind, nicht Tagträume, sondern Gedanken, die sich "logisch" zu Katastrophen verdichteten und dazu führten, dass ich mich ständig schuldig fühlte.
Mir diente der Alkohol oft dazu, genau das zu bremsen, auszusteigen und mir ein "positives" Kopfkino zu verschaffen.
Mittlerweile geht es mir besser damit, ich habe gelernt, diese Schleifen zu stoppen und immer wieder die Realität zu überprüfen, so dass ich heute nicht mehr so darunter leide, obwohl es mir immer wieder passiert, dass ein Gedanke beginnt eine Lawine auszulösen.
Was mir am meisten hilft ist, mich dann auf den Augenblick zu besinnen, also ganz banal, z.B. ich schäle jetzt die Kartoffel, weil ich Hunger habe, deswegen jetzt essen koche, usw. so gelingt es mir meist wieder die "Bodenhaftung zu bekommen.
Ich habe diesen Thread gerade mit viel Interesse und anteilnahme gelesen und wünsche allen, die an ihrem Kopfkino leiden einen guten gelassenen Abend ohne dasselbe.
...is das nicht.....wenn ich in der Ostsee schwimm´ und ich wahrnehme, daß die benachbarte Luftmatratze von einer riesigen weißen Rückenflosse umkreist wird und anschwellende, bedrückende Musik hörbar wird...
...beim Spaziergang im Wald, sich das Pärchen in einen fetten, kuttentragenden Mönch sowie einen mit grünen Wams bekleideten Schönling mit Pfeil und Bogen verwandelt...
...beim Spaziergang durch Wiesen und Felder am Horizont ein Sportflugzeug auftaucht, welches mich verfolgt und Insektizide auf mich verspritzt....
...die späten Fahrgäste am Bahnhof sich in starr blickende, lange Ledermäntel tragende Killer verwandeln und kreischende Mundharmonikaklänge mein Ohr füllen...
..der um die Ecke huschende Mann im nächtlichen Lübeck, statt eines Jogging-Anzuges ein schwarz glänzendes Fledermauskostum trägt...
..wenn der Hamburger U-Bahnschacht sich in schwarz-weiße Wiener Abwasser Katakomben verwandelt und das Echo der Gerusche die Orientierung erschwert...
..die neue E-Klasse eine Taxi-kollegen sich in ein verbeueltes New Yorker CHECKER-CAB verwandelt in dem Travis Bickle ins Rotlichtviertel fährt...
...im urwüchsigen Naturschutzgebiet schlitzäugige gestalten durch´s unterholz huschen und ich darauf warte, daß amerikanische HUEY Hubschrauber zu Klängen von Wagner´s Walkürenritt Napalmbomben werfen.....
..die Kunden im Kaufhaus sich von fetten hausfrauen in bluttriefende, ausgezehrte Monster verwandeln, die in abgehackten Bewegungen auf mich zusteuern...
..die ersten Herbstnebel den Blick verhüllen und schemenhaft ein irre guckender Klaus Kinski um die Ecke huscht.....
...die mir in der Zulassunsstelle gegenüber sitzende langweilig guckende, phantasielos gekleidete Frau sich in eine erotische,blonde Femme fatale verwandelt, die beim Beine übereinanderschlagen sichtbar werden lässt, daß sie KEINEN Slip trägt...