gerade schaute ich nach, ob es schon Reaktionen auf meinen Beitrag gibt und da lese ich "Spieler" und dachte "oh weh, das gibt Saures." ;-) Und dann les ich sowas... Ich kann noch nicht ganz einordnen, wie Du das meinst, nehme es jetzt aber einfach mal als Lob und fühle mich geehrt.
ZitatZerknirscht, depressiv und mit dem Selbstbewusstsein eines entlarvten Hühnerdiebes „schlich“ ich wieder im mein Meeting.
hi markus,
ich kann absolut nachvollziehen, was du da grad am durchmachen bist, da ich in einer ähnlichen situation steckte. ich kann dir aus eigener erfahrung raten, vielleicht mal deine depressiven gefühle durch einen arzt untersuchen zu lassen, auch wenn du 100 pro überzeugt bist, keine depris zu haben. eine psychotherapie kann dir helfen, viele deiner knoten zu entwirren, dich zu verstehen und ein selbstbewusstsein zu entwickeln dass ein paar hühnerdiebstähle überdauert. ich erlebe das jedenfalls bei mir so.
Dein Thread "der Fön" und Dein darin beschriebener Weg (Danke @Wilma, für den Tipp) haben mich inspiriert zu diesem Beitrag.
Es gibt da so viele Parallelen bei unseren Lebenswegen, dass ich mich durch Deine Offenheit ermutigt sah, diesen Beitrag zu erstellen.
In Freiburg saßen wir beim Essen beieinander und haben uns auch unterhalten. Ich muss gestehen, dass ich bei der doch recht lauten Umgebung Schwierigkeiten hatte, alles zu verstehen, was Du sagtest.
Beim nächsten Treffen sollten wir das unbedingt vertiefen.
Deinen Rat habe ich übrigens in vorauseilendem Gehorsam bereits wahrgenommen und befinde mich in ärztlicher Behandlung. Sicher werde ich darüber auch noch mehr schreiben.
Dein Beitrag hat mich stark beeindruckt und ich bin völlig perplex im Moment. Besonders dies zu lesen, verschlug mir fast den Atem:
ZitatSchon nach wenigen Wochen der Beziehung zu dieser Frau spürte ich etwas, was ich aus meiner Saufzeit kannte: Verlustangst! Diese Angst nahm langsam aber sicher von mir Besitz. Anfangs war ich mir meiner Sache noch sicher. Schließlich liebte mich diese Frau und bewunderte mich und meinen Weg. Meine Sicherheit schwand aber relativ rasch. Die Angst bekam Überhand. Ich empfand starken Druck, während ihrer Anwesenheit. Begann nach Anzeichen schwindender Liebe zu forschen. Und wer sucht, der findet. Ich legte jedes ihrer Worte auf die Goldwaage. Begann zu zweifeln. Hinterfragte jede ihrer Aktivitäten. Anfangs noch versteckt, zeigte ich mit Fortdauer der Beziehung immer offener mein Misstrauen. Es gab kein Treffen mehr, in dem es nicht mindestens einmal zu einer Meinungsverschiedenheit kam. Schließlich begann ihr Rückzug. Sie stellte unsere Zukunftspläne in Frage. Sagte Verabredungen ab oder ging an einem Samstagabend schon um 21 Uhr nachhause, unter irgendeinem Vorwand. Ich machte genau das, was ich als nasser Alki getan hatte. Ich zerstörte, was ich liebte
Genau das erlebte ich gerade in meiner Beziehung. Die Parallele ist überwältigend. Ich war drauf und dran meine eigene Beziehung zu zerstören. Erst gestern konnte ich mit meiner Therapeutin darüber reden und sie war es schließlich die mir half meine Blockade zu überwinden, die mich daran hinderte diese Zerstörung zu erkennen und schließlich zu beenden. Es ist tatsächlich die reine Verlustangst gewesen. So wie von Dir beschrieben.
Ich weiß jetzt auch, woher diese Angst bei mir kommt. Eigentlich ganz logisch, wenn man die Zusammenhänge erkennt und sich mit seinem Leben auseinandersetzt. Bei mir ist es immer noch mein erst langsam wachsendes Selbstwertgefühl. Da ist immer noch etwas in meinem Bauch und Kopf, die Frage die herumgeistert: Hast Du diesen wunderbaren, spannenden, einfühlsamen, liebenswerten Mann tatsächlich verdient? Kann es sein, obwohl er so viele Frauen kennt, dass er ausgerechnet dich auserwählt hat, um mit Dir zusammenzuleben, Dich zu lieben? Kann das wirklich sein?
Mein ganzes Leben lang wurde ich nicht geliebt. Diese Situation war mir vertraut, machte mir keine Angst. Gab es dann doch mal jemanden, der mich liebte, machte mir diese Situation angst. Anfangs nicht, da war es immer wunderschön, doch je intensiver die Nähe wurde, desto mehr Abstand suchte ich. Natürlich war dann jeder kleinste Anlass willkommen, um Streit zu provozieren oder die Bestätigung zu finden, wusste ich doch, der liebt mich doch nicht, bin es eben nicht wert. Ein Feindbild fand sich bei dieser Gelegenheit dann auch noch. Ist gar nicht meine Schuld, ist eben ein Idiot!
Langsam wird mir jetzt auch klar, was hinter dieser Weisheit steckt, man kann erst geliebt werden, wenn man sich selbst liebt. Wie soll es denn auch sonst möglich sein, Nähe wirklich zuzulassen, wenn man sich selbst für wertlos hält?
Trotzdem ist da noch der Widerspruch: Komm mir nicht zu nah, doch geh nicht weg! Unlösbar und zerstörerisch.
Gestern Abend habe ich mit meinem Freund darüber gesprochen. Erst habe ich mich gar nicht getraut, kam mir wieder so durchgeknallt vor, mein Verhalten. Doch ich habe Glück, mein Freund ist auch trockener Alkoholiker und hat mir mehr als sieben Jahre nüchterne Lebenserfahrung voraus. Der hatte solche Ängste auch mal, eben nur ein paar Jahre früher als ich und hat ja während seiner Alkoholkarriere das gleiche selbstzerstörerische Potential in sich gehabt wie ich. Also verstand er mich sehr gut.
Ja, ohne Hilfe hätte ich das auch wieder nicht hinbekommen. Nicht schlimm, hab jedoch wieder viel über mich gelernt.
das ist jetzt kein Geflunkere. Ich sitze hier vor meinem Monitor und schädige gerade den Regenwald, ob meines eminenten Verbrauchs an Papiertaschentüchern. ;-)
Bin total geplättet. Da hab ich mich heute früh hingesetzt und meinen ganzen, kärglichen Mut zusammengekratzt, um mal nicht mehr um den heißen Brei zu reden und zu erzählen, was Sache ist. Natürlich habe ich auf euere Reaktionen gehofft und vor allem darauf, nicht allzusehr zerissen zu werden.
Keine Spur vor Zerriss! Ihr macht mir alle Mut und zollt mir euren Respekt. Das ist der pure Wahnsinn! Ich kann garnicht beschreiben, was gerade in mir vorgeht. Was genau ich dabei empfinde. Nur eine Empfindung ist ganz stark und auch deutlich spürbar: Dankbarkeit!
Ich bin einfach nur dankbar.
Und @Lotte: während ich das schreibe, hat sich sogar mein (positiver, russ. weißer) Neid auf Dich (mensch, die hat es gepackt und du warst zu blöd dazu) in Extremedaumendrücking ;-) verwandelt. Dankbarkeit ist ein guter Begleiter - glaube ich.
ZitatGepostet von mdp1 Ich engagierte mich sehr und mir wurde schon nach einigen Monaten das Amt des Gruppensprechers anvertraut. Ich war sehr euphorisch (kennt wohl jeder Alki, aus den ersten trockenen Monaten) und ich war wild entschlossen AA den Großteil meiner Freizeit zu widmen. Es erschloss sich mir eine neue Welt. Neue Menschen, neue Geschichten, neue Herausforderungen. Ich nahm immer mehr Ämter innerhalb der Gemeinschaft an. Wurde Redakteur eines lokalen AA-Mitteilungsblattes und nahm den Vorschlag zur Wahl des Delegierten Öffentlichkeitsarbeit der Region an.
Als ich zu den AA kam, habe ich erst einmal gelernt, mich mit mir auseinander zu setzen.
Wichtig war dabei der Satz:
"Bei AA kannst Du nichts werden - außer trocken."
Letztes Jahr war ich auch Gruppensprecher, seit Dezember ist das wieder ein anderes Gruppenmitglied. Gut, wenn das Rotationsprinzip eingehalten wird.
Obwohl Du es ja besser weißt, schreibst Du hier immer wieder von "Ämtern". Es sind aber Dienste. Ein ganz entscheidender Unterschied, wie ich meine.
Es steckt da nämlich genau die Erfahrung drin, dass in unserer Gesellschaft der Schein entscheidend ist, nicht das Sein.
Dass es auch bei AA immer wieder "Profilierungssüchtige" gibt, erfahre ich spätestens im Rahmen der Teilnahme an regionalen Meetings. Gut, dass ich da eine Stimme habe.
ZitatGepostet von mdp1 ... nun war ich wieder wer.
Das hat ja nun mit Selbstbewußtsein wenig zu tun, sondern mehr mit Einbildung. Auch genau den "Regeln" unserer Gesellschaft entsprechend - Mann/Frau ernennt sich einfach selbst zu irgendwas.
Verlustangst kenne ich auch. Aber da läuft doch etwas falsch. Ich kann doch nur verlieren, was ich auch besitze...
ZitatGepostet von mdp1 ... und nun das Feld von hinten aufrollte – es allen zeigte.
Wozu?
ZitatGepostet von mdp1 Mehr denn je weiß ich nun, dass meine Krankheit eine Lebenslange ist. Dass es wohl möglich ist, mit der Krankheit ein „normales“ Leben zu führen. Aber es immens gefährlich ist, diese Tatsache zu ignorieren und zu glauben, ich könne ohne jede Hilfe fortbestehen.
Na wurde aber auch Zeit, dass nach all dem Lob auch mal ein kritischer Kommentar folgt. Dafür vielen Dank Bernd. Schon während des Schreibens fiel mir da einiges auf, was manchen AAler stören könnte. Und ich möchte Dir überwiegend zustimmen. Als alter Alki neige ich natürlich zu Rechtfertigungen und möchte die Gelegenheit dazu auch wahrnehmen. ;-)
ZitatGepostet von Faust
Als ich zu den AA kam, habe ich erst einmal gelernt, mich mit mir auseinander zu setzen.
Wichtig war dabei der Satz:
"Bei AA kannst Du nichts werden - außer trocken."
Oh ja, auch ich habe das vielfach gehört. Verstanden habe ich es nicht. Ich sah mich als „Macher“. Hatte den Schlüssel zum Gruppenraum, war immer lange vor den anderen da, kochte Kaffee und legte die Literatur aus, hängte die Meetingschilder vor die Tür und empfand so etwas wie Unentbehrlichkeit. Hätte gerne gehört, wie toll ich mich doch in dieser Rolle machte.
ZitatGepostet von Faust
Obwohl Du es ja besser weißt, schreibst Du hier immer wieder von "Ämtern". Es sind aber Dienste. Ein ganz entscheidender Unterschied, wie ich meine.
Wenn ich mich recht entsinne wird vom „Dienenden Ämtern“ gesprochen – oder irre ich mich da?
ZitatGepostet von Faust Es steckt da nämlich genau die Erfahrung drin, dass in unserer Gesellschaft der Schein entscheidend ist, nicht das Sein.
Ja, stocher nur rum in der Wunde. Das gehört zweifellos zu meinem Weg. Davon werde ich mich lösen und meinen einleitenden Beitrag sehe ich als eine Art Anfang.
ZitatGepostet von Faust Dass es auch bei AA immer wieder "Profilierungssüchtige" gibt, erfahre ich spätestens im Rahmen der Teilnahme an regionalen Meetings. Gut, dass ich da eine Stimme habe.
Auch das gehört wohl zu meiner Sucht – die Profilierungssucht.
Zitat
ZitatGepostet von mdp1 ... nun war ich wieder wer.
Gepostet von Faust Das hat ja nun mit Selbstbewußtsein wenig zu tun, sondern mehr mit Einbildung.
So wollte ich das auch verstanden wissen. Ich erzähle in dem Beitrag von meinen Empfindungen und Einbildungen. Nicht ausschließlich von Tatsachen. Bin mir aber sicher, dass Du das verstanden hast.
ZitatGepostet von Faust Verlustangst kenne ich auch. Aber da läuft doch etwas falsch. Ich kann doch nur verlieren, was ich auch besitze...
Hierzu wieder meine volle Zustimmung. Auch das gehört zu meinen Irrtümern und zu den Dingen, die ich (wenn auch rationell erfasst) noch zu lernen und zu leben habe: Niemalsnicht gehört einem eine andere Person!
Zitat
ZitatGepostet von mdp1 ... und nun das Feld von hinten aufrollte – es allen zeigte.
Gepostet von Faust Wozu?
Irgendwo tief in mir drin nistet immer noch der Wunsch, dass all meine Begleiter, aus meinem alten, vergangenen Leben gefälligst wahrzunehmen haben, welch tolle Wandlung ich vollbracht habe. Wieder Thema „Ego, Selbstwert, Selbstbewusstsein“?!
ZitatGepostet von Faust Es ist nie zu spät und selten zu früh.
hier Karin Alkoholikerin vielen herzlichen Dank fuer diese 'Unterhaltung' Hat mir sehr geholfen, kam mal wieder puenktlich. Ich werde im Februar meinen'Job' abgeben. Es faellt mir schwer. Die Arbeit mit den Buechern hat mir sehr viel Spass gemacht. Aber wie schon gesagt wurde, es sind Dienste. Und andere wollen auch .Also runter vom Posten. ( wobei ich mich ertappe, dass ich gaaanz genau weiss, mein Nachfolger kann das sicher nicht sooo gut wie ich) Abgeben. Das lerne ich in den Gruppen. Alleine gehts nicht. Soziales Verhalten lerne ich in den Gruppen. Das konnte ich als ich noch trank naemlich gar nicht. Danke karin UDE
hi Markus, "Die Rolle des genesenen Alkoholikers . . " // Schade, genesenden Alkoholikers wäre besser gewesen. Aus meiner Erfahrung: Gruppe war Gruppe, allerdings eine Gesprächsgruppe. Und eine richtige Frau hatte ich auch nicht. Aber Frau/ Beziehung einerseits und Gruppe andererseits hatte ich niemals vermischt. Und Bewunderung hätte ich ihr gar nicht erst erlaubt weil sie kein Alki ist (und daher nicht verstehen kann). Bliebe dein Bedürfnis nach Zusammengehörigkeit. Auch ich hatte jahrelang "nichts richtiges" gefunden, weil die alle bloß eine Ergänzung ihres ansonsten eigenen Lebens wünschten, d.h. keinen direkten Partner, sondern eher eine gegenseitige sagen wir Nutzungsgemeinschaft. Dieses führt zu Abhängigkeit und wurde daher von mir verworfen. (und soooo schön waren sie nun auch wieder nicht gewesen.) Jetzt habe ich eine gefunden, von der ich Null abhängig bin, und sie von mir auch nicht. Ich bin ihr gegenüber aufmerksam, und sie ist es umgekehrt genauso. Da wäre Kontrolle oder Nachprüfen hinderlich. Ich bin sehr froh dass mir altem Esel solches doch noch widerfahren ist, und ich wünsche dir ein gleiches. Grüßle Max