Ich hatte also eine Therapie abgelehnt, weil ich sie nicht für nötig hielt und mich auch furchtbar geschämt hätte, meinem Arbeitgeber und anderen Menschen einzugestehen, ich müsste eine Therapie wegen Alkoholmissbrauchs machen (heute sehe ich das anders). Nachdem ich auch den Rat des Arztes, mich einer SHG anzuschließen, nicht befolgte, bemühte ich mich einigermaßen erfolgreich um Trinkpausen, die gelegentlich von einem Glas Wein "aus gesellschaftlichen Zwängen" unterbrochen wurden. Bei diesem einen Glas zu bleiben fiel mir immer außerordentlich schwer, und ich musste jedes Mal noch Tage danach daran denken. Gelegentlich habe ich am Wochenende mit schlechtem Gewissen mehr getrunken.
Das ging so von Januar 2002 bis Mitte Juli. Dann habe ich nach einer Trinkpause von rd. zwei Wochen an einem Freitagabend nach Feierabend meine Wohnzimmerfenster geputzt (hohe Doppelfenster - für mich als nicht schwindelfreien Menschen immer ein Angehen) und nach vollbrachter Tat war ich so zufrieden mit mir, dass ich dachte, jetzt kannst du mal ein Gläschen Wein zur Belohnung trinken. Ich ging los und kaufte für das Belohnungsgläschen 2 Flaschen, die ich am selben Abend leerte. Am nächsten Tag holte ich Nachschub und reichte wieder nicht. Ganz schnell war ich bei Wodka gelandet, weil mir das Schleppen der Weinflaschen, die viele Flüssigkeit und die Anhäufung des Leerguts lästig wurden. An meiner Arbeitsstelle meldete ich mich krank.
Es wurden 10 Tage Dauertrinken, ich war verzweifelt, konnte aber nicht aufhören. Ich fühlte mich auch körperlich vollkommen schwach und kaum noch in der Lage, Nachschub zu besorgen. Endlich nach 10 Tagen brachte ich die Kraft auf, mich zwei Menschen anzuvertrauen und um Hilfe zu bitten, damit dieser Albtraum ein Ende findet.
Das war’s im Groben, über die scheußlichen Einzelheiten mag ich nicht schreiben.
Liebe Grüße
Friedi
____________________________________________________________________________________________________ Wenn du am Morgen erwachst, denke daran, was für ein köstlicher Schatz es ist, zu leben, zu atmen und sich freuen zu können. Marc Aurel