neulich mal, da war ich sehr verschmittst gelaunt und habe ein glas wein abgelehnt mit den worten:
"nein danke. mittwochs trinke ich keinen alkohol" - ach so. mittwochs nie? "nein, mittwochs nie."
danach war ruhe. keine frage nach dem warum. ich war selbst ganz perplex, dass das so widerspruchslos hingenommen wurde.
wäre ich noch weiter gefragt worden, hätte ich vielleicht gesagt: "früher mal, da habe ich auch mittwochs alkohol getrunken. aber jetzt trinke ich mittwochs keinen alkohol mehr. schon lange nicht mehr."
ansonsten mache ich es je nach tagesform - und je nachdem, in welcher runde ich sitze oder stehe.
fremde menschen interessiert es im allgemeinen nicht, wenn ich den alkohol mit einem einfachen: "nein danke, ich hätte lieber ein glas saft/wasser/tasskaff etc." ablehne. dabei habe ich erfahren, dass es einen positiven unterschied macht, wenn ich gleich im selben atemzug nach einer alternative frage: damit sind die menschen dann beschäftigt. die frage "wieso willste denn lieber o-saft" wäre auch recht seltsam. habe ich zumindest noch nie gehört.
menschen, mit denen ich regelmäßig zu tun habe, die wissen im allgemeinen bescheid. da gab es auch noch nie mir unangenehme kommentare. meistens kennt jeder irgend jemanden oder hat einen menschen in der eigenen familie, der süchtig ist. da habe ich bislang nur komplimente und respekt, manchmal sogar bewunderung erfahren.
es ist eher so, dass ich mich geschützt fühle, wenn die menschen bescheid wissen:
einmal war ich auf einer geburtstagsparty. kaum angekommen, rief mich die gastgeberin in die küche (als sonst niemand drin war) und führte mich durchs buffet: "das tiramisu ist von anna, die hat sicher amaretto reingemacht. hier die gulaschsuppe von günther - der macht die immer mit grappa. aber der rest ist okay. ich empfehle dir meinen obstsalat!"
jo. das wurde dann ein ganz entspannter abend für mich!
Zitatamethysmena:"fremde menschen interessiert es im allgemeinen nicht, wenn ich den alkohol mit einem einfachen: "nein danke, ich hätte lieber ein glas saft/wasser/tasskaff etc." ablehne. dabei habe ich erfahren, dass es einen positiven unterschied macht, wenn ich gleich im selben atemzug nach einer alternative frage: damit sind die menschen dann beschäftigt."
die gleiche Erfahrung habe ich auch gemacht, gerade wenn ich gleich im selben Atemzug nach einer Alternative frage.
Irgendwie bildet sich auch im Lauf der Zeit ein eigener, ganz persönlicher Umgang mit Alkohol heraus. Es gibt da die Fraktion, die letztlich jegliche Spur von Alkohol in Speisen und Getränken radikal ablehnt, eine andere wiederrum toleriert festgestellte Spuren in Form von Aromen o. ä..
Ich kenne trockene Alkoholiker, die zum Geburtstag eine Flasche alkoholfreies Bier, oder z. B. die Sylvester ein Glas alkoholfreien Sekt um 0.00 Uhr trinken, mehr aber auch nicht. Das ist sicher in den Augen der "Fundamentalisten" völlig undenkbar, die "Gemäßigten" schmunzeln da sicher etwas, zugegeben wird es meistens nicht gerne, aber so hat jeder seinen eigenen, ganz persönlichen Umgang mit Alkohol und i. d. R. können diese Menschen auch damit umgehen. Ich beispielsweise lasse mir meine "Schwarzwälder-Kirsch" nicht nehmen, aber nicht gleich 'ne ganze Torte, nur ein Stück, wenn's mal angesagt ist.
Meine Schwiegermutter hatte da mal zu Ihrem Geburtstag u. a. eine Torte gebacken, die mit etwas Eierlikör in der oberen Lasur versehen war. Ein Stückchen hatte sie ohne obere Lasur ausgespart, die war für mich. Das ist nun auch schon einige Jahre her, jetzt macht sie das auch nicht mehr. Sie weiß, ich esse vielleicht ein kleines Stücken davon, vielleicht auch nicht, es kommt da immer so auf die Tageslaune drauf an.
Dieser Umgang mit Alkohol ist nicht allen Menschen zu empfehlen, er könnte sich als Vabanque-Spiel herausstellen. Also bitte keine Empfehlung darin sehen, ich will damit nur ausdrücken, das es viele Spielarten gibt, wobei es kein "Spiel" sein sollte und darf.
Dazu muß ich aber sagen, daß sich diese Art erst in den letzten 3 - 4 Jahren so bei mir herausgebildet hat, die ersten Jahre war ich auch 100%iger "Fundamentalist"! Das war auch richtig.
VG Volker
Ein Zuviel an Intellekt ist durchaus geeignet, die Freude am Leben zu trüben.
ich bin seit 3 1/2 Jahren trocken und zähle zur Fraktion, die Du als " Fundamentalisten " bezeichnest.
Nun war ich vor etwa 3 Monaten zum Besuch bei meinem Patenonkel. Während wir ins Gespäch vertieft waren, bereitete seine Frau noch etwas zum Knabbern vor.
Immer noch in angeregter Unterhaltung griff ich in eine Schale mit Schokoladenstückchen, die unter meine Nase gestellt wurde. Ich aß ein Stück und schmeckte Erdbeere und - irgendeine Form von Alkohol. Als ich fragte, was das wäre, waren meine Gastgeber sehr erschrocken und entfernten die Schokolade eiligst.
Obwohl mein Verstand mir sagte, das dies kein Rückfall sein konnte, da ich die Schokolade unbewusst zu mir genommen hatte, wartete ich doch unangenehm gespannt, was in der Folge passieren würde. Es passierte - nichts!
Obwohl ich für mich auch weiterhin "Fundamentalist" bleiben werde, glaube ich auch trockenen Alkoholikern, die sagen Spuren in Backwaren und Essen würden ihnen nichts ausmachen.
Wie Du schon sagtest, sollte jeder für sich entscheiden.
LG Christoph
Die schärfsten Kritiker der Elche waren früher selber welche
vielen dank für dein kompliment das freut mich, ich bemühe mich mein chaos zu ordnen, grins, habe auch mal den spruch gelesen "es gibt keine einzige sache die durch alkohol besser wird" liebe grüsse von klecksi
hallo amethysmena
hi, ich musste auch grad grinsen wegen deiner coolen 'ausrede' vom mittwoch, danke für deine lieben zeilen. es hilft mir doch auch immer wieder, wenn ich zb auch hier schreiben darf, danke. ich mache einen bogen um saucengerichte, und 'musste' heute fleisch essen anstatt fisch mit weissweinsauce, und dann fragte mein partner, wieso ich denn den fisch nicht genommen habe. liebe gruesse von klecksi
hallo Volker ja interessante gedanken. als ich zb reingerasselt bin, es war doch rotwein in der fleischsauce einmal, dann wusste ich umsomehr, wieso ich keinen alkohol in den lebensmitteln wollte.
liebe grüsse von klecksi
[ Editiert von klecksi am 24.06.07 20:30 ]
die liebe ist die grösste macht im universum, nur durch sie wird alles schwere im leben erträglich ° Sucht ist das Gefängnis im eignen Körper ° Heute nichts trinken ist gut
Und ich sehe auch nicht ein, wieso ich mich wegen meiner Ess- oder Trinkgewohnheiten rechtfertigen soll...?
Wenn ich eine angebotene Zigarette ablehne, fragt mich doch auch keiner, warum!
Ich denke, dass unsere Gesllschaft ein ziemliches Problem mit dem Alkohol hat und dass deshalb das diesbezügliche Verhalten immer überbewertet oder hinterfragt wird.
Ich habe mal jemanden, der nicht locker lassen wollte, gefragt: "Sollen wir das jetzt ausdiskutieren, oder was?" Danach war Ruhe!
Wenn ich mit jemand über meine Alkoholkrankheit reden möchte, dann doch wohl eher, weil ich ihm etwas über mein Leben mitteilen möchte und das sind mit Sicherheit nur bestimmte Leute.
Aber ich gebe zu, dass ich in meiner ersten Trockenzeit auch immer ein komisches Gefühl dabei hatte, wenn ich nicht direkt "Rede und Antwort" gestanden habe, so als würde ich mich selbst belügen.
Heute sehe ich das anders, und habe kein schlechtes Gefühl dabei!
@ame "Mittwoch" ist auch ´ne coole Idee!!!
LG Su
Der Langsamste, der sein Ziel nicht aus den Augen verliert, geht noch immer geschwinder, als jener, der ohne Ziel umherirrt.
Moin rundum, ist ja für mich nicht neu das thema. Ist hier und auch in meiner shg immer mal wieder ein thema.
Ich habe bisher noch nie nicht eine komisch/merkwürdige reaktion auf mein "nein danke" bekommen. Einmal har wer nachgefragt:
"Gar nicht mehr?"
"Ich kann mit alkohol nicht umgehen" habe ich ihm geantwortet.
Bekommen hab ich ein anerkennendes lächeln.
Meine eigene erfahrung mit dem thema ist, dass es in der hauptsache mein eigenes kopfkino war, wenn ich ein mulmiges gefühl dabei bekam, wenn jemand mir alk anbot, und ich ihn dankend ablehnte.
Lieben gruss ganz besonders an die, die gerade los sind in die trockenheit, ihr könnt sowas von stolz auf euch sein! Esther
Mein Selbstbetrug endete in einer Sackgasse. Meine Selbstbestimmung zeigt mir viele neue Wege in eine bunte Welt.
""nein danke. mittwochs trinke ich keinen alkohol" - ach so. mittwochs nie? "nein, mittwochs nie." " // Super!! meine Fassung war etwas barscher: "ohne Begründung, danke nein" und wenn der/die noch dämlich fragten, dann "für dich/Sie ohne Begründung". Danach ist Ruhe! Max