ZitatGepostet von Yonka Ich glaub ja, das ich meine z. B. Empfindlichkeiten oder auch Charaktereigenschaften nicht auf meine Alkoholkrankheit zurückführen kann. Wenigstens nicht aussschließlich.
Nein, wohl nicht. Es dürfte sich um eine schwer oder gar nicht aufzudröselnde Wechselbeziehung handeln. Ebenso wie die Frage, warum und aufgrund welcher Charaktereigenschaften du ans Saufen gekommen bist.
Zitat Aber ist 'ne spannende Frage... Tick ich anders weil ich süchtig bin oder würd ich auch anders ticken wenn nicht ...?
... oder würde ich anders anders ticken wenn ich nicht süchtig wäre? Denn dass ich AUCH anders ticken würde wenn ich nicht süchtig wäre, da bin ich mir ziemlich sicher.
Zitat Und was ist mit dem erlernten Verhalten, was ich mir im Laufe meiner Trinkkarriere angeeignet habe? Ist ja auch nicht so einfach, das wieder loszuwerden...
Auch nicht Süchtige haben erlernte Verhaltensweisen, und nicht nur angenehme. Vielleicht sehen die aber nicht so viel Veranlassung, sie loszuwerden.
Ich denke manchmal, ohne es belegen zu können, dass ich als süchtiger Mensch geboren bin. Dass es angeborene Eigenschaft ist, in den Gegen oder sonstwie.
Und dass es so kommen musste, wie es kam. Mit mir und meinem Suff.
Und die (nutzlose) Frage: wäre es mit Freundin und mir auch schief gegangen, wenn ich kein Süchtiger wäre, beantworte ich als fröhlicher Pessimist mit: vermutlich ja.
Richtig so, Bratapfel, denn Optimisten sind nur schlecht informiert
ZitatIch denke manchmal, ohne es belegen zu können, dass ich als süchtiger Mensch geboren bin. Dass es angeborene Eigenschaft ist, in den Gegen oder sonstwie.
Auch wenn es letzlich egal ist.... die Antwort liegt wohl wieder in der Mitte. Sowohl als auch. Wenn einer deiner Eltern süchtig ist, hat er sich dir gegenüber entspr. verhalten. Dieses Verhalten hat dich geprägt, vor allem, wie du drauf reagiert hast ist wohl entscheidend. Denn das was du dabei gefühlt hast, wurde quasi in deine Gehirnchemie "eingebrannt" (Angst und Depressionen bedeuten immer zu wenig Serotonin). So gesehen haben wir eine Disposition zum süchtig werden, wenn wir in einem solchen Umfeld aufgewachsen sind.
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Und wer kann schon mit einem nassen Alki zusammen leben? Doch nur jemand, der seinerseits süchtig ist. Entweder hat auf die Art der Eine beim Anderen immer was gut oder sie ergänzen sich in Form von Co und direkt abhängig.
Ich habe mich gerade von jemandem nach kurzer Zeit getrennt, der trank und ein wenig kiffte. Aber das Problem war gar nicht mal das Trinken selbst, sondern er hatte genau mein damaliges Trinkmuster drauf: Entspannung, Belohnung und Freude verstärken. Und das so deutlich zu sehen, zu erkennen und nix machen zu können, geht nicht. Er war weit von Einsicht entfernt. Läuft ja alles noch prima und es gab Zeiten, in denen er mehr getrunken und harte Drogen genommen hätte.
Kann ja sein, war aber nicht mein Ding. Und Co bin ich so gar nicht.....
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Versuch' es mal ruhig mit Antidepressiva (SSRI machen nicht müde), habe gute Erfahrungen damit gemacht.
Letztens habe ich eine Studie gelesen, dass sich bei Traumata sogar die "Hardware" im Gehirn verändern kann. Mit anderen Worten, manch einer hat gar keine Chance, seiner Depression mit Aktion zu begegnen. Ganz platt: Wenn dir ein Bein fehlt wirst du immer Krücken oder eine Prothese zum Laufen brauchen. Da nützt es nix, zu reden und es immer wieder so zu probieren, wie es die anderen machen.
Wir müssen alle unseren eigenen Weg finden. Dann als ich so tief drin steckte (kann dir nämlich gut nachfühlen) hatte ich auf absolut nichts Lust. So von wegen lenk' dich mit was Schönem ab. Da war nüscht Schönes, weit und breit nicht....
Gepostet von felidaela [color=blue]Letztens habe ich eine Studie gelesen, dass sich bei Traumata sogar die "Hardware" im Gehirn verändern kann. Mit anderen Worten, manch einer hat gar keine Chance, seiner Depression mit Aktion zu begegnen. Ganz platt: Wenn dir ein Bein fehlt wirst du immer Krücken oder eine Prothese zum Laufen brauchen. Da nützt es nix, zu reden und es immer wieder so zu probieren, wie es die anderen machen. [/color]
M. E. ein sehr treffender Vergleich, mittlerweile wird es ja von keiner Seite mehr angezweifelt, dass nicht alles Verhalten "erlernt" ist. Auch langjährige Sucht kann die Hardware im Gehirn verändern/umschreiben. Dieser klick mich Artikel aus der ZEIT gibt den aktuellen Forschungsstand über das Thema "Sucht" gut allgemein verständlich wieder, eine relativ kurze Zusammenfassung.
Wenn man das weiss, kann man einiges neu bzw. verständlicher für sich und auch andere einordnen.
hallo bratapfel, ist eine merkwürdige zeit, die du jetzt durchmachst. man ist traurig, irgendwie orientierungslos, aufgeregt und durcheinander. schön ist, daß du deine freundin nicht verteufelst, sondern daß du sie immer noch magst. das zeugt von größe. und gut ist auch, daß trinken keine option für dich darstellt in dieser schwierigen situation. du wirst das meistern. auch wenn du dich jetzt matschig fühlst. ich wünsch dir eine gute nacht und einen guten start in eine völlig neue woche.
ich bin Bratapfel, ich bin Alkoholiker, heute dankbar trocken, und insgesamt schon über vier Jahre. Hab keinen Saufdruck, musste nicht kämpfen von Tag zu Tag, wie so viele Andere.
Nachdem ich trocken wurde, nach Zusammenbruch und Krankenhaus, brach ich aus meiner Ehe aus, die nicht mehr zu führen war. Daran trag ich meinen Anteil an Schuld, und ich hab nachgedacht und aufgearbeitet, so gut ich konnte.
Könnte zufrieden sein. Ich hab eine Arbeit, verdiene nicht schlecht. Kann meine Zeit sinnvoll rumbringen, ich langweile mich nicht. Einen guten Therapeuten hab ich auch.
Alles OK so gut es geht ... ... sehr viel nicht OK.
Den depressiven Zusammenbruch hatte ich, da war ich schon länger trocken. So anderthalb Jahre. Auslöser war, dass meine damalige Freundin mich verließ.
Was dahinter steckte, war natürlich mehr. Zig Jahre Suff, verschüttete Gefühle, eine Arbeit, die ich jahrelang als Ersatzbefriedigung für ein sinnentleertes Leben verwendet hatte. Und so weiter.
Ich kippte weg, ging zum Psychiater. War zwei Monate krankgeschrieben, kriegte mich wieder zusammen. Rückfällig wurde ich nicht. Ich ging zeitweise zu AA Meetings.
Es gab auch eine neue Freundin. Ich kriegte meine Scheidung durch, alles OK ... ... nix OK.
Sieht so aus, als ob die Freundin nicht mehr möchte. Das hat nichts damit zu tun, dass ich trockener Säufer bin. Es stimmt eben nicht mehr richtig. Es sind die ganz normalen Schwierigkeiten einer Beziehung, es gab immer mehr Probleme in der Kommunikation, undsoweiter.
Und ich häng wieder in der Luft. War wieder beim Psychiater.
Ich bekam nach dem Zusammenbruch Tabletten verschrieben, ein leichtes Antidepressivum. Ich kann akzeptieren, dass ich die besser nehmen sollte. Hatte nie ein Medikamentenproblem, und körperlich abhängig machen die nicht. Ich nehm sie wieder.
Es müsste nur nicht sein. Ich hab einen entscheidenden Fehler gemacht. Die lange Zeit der Trockenheit nicht richtig genutzt. Es versäumt, mir Freunde zu suchen. Menschen, mit denen ich mich mal an den Küchentisch setzen kann und reden.
Als entscheidende Ursache für meinen Alkoholismus hab ich meine Schüchternheit ausgemacht. Meine Kontaktarmut. Die dazu führten, dass ich mich zugepanzert hab. In sehr jungen Jahren schon.
Ich sauf schon lang nicht mehr. Und komme mit der Schüchternheit viel besser klar. Ich bin ja älter jetzt, und das lässt sich lernen.
Aber ich hab mich zu sehr auf meine Freundin gestützt, hab sonst kaum Kontakte gepflegt.
Und in Wirklichkeit bin ich einsam.
Ich bin für mich verantwortlich. Hätte was ändern können, und hab es verschusselt. Hab Wichtiges auf die Lange Bank geschoben. Mal wieder, wie schon zu oft.
Es ist nie zu spät. Und ich werde nicht wieder saufen. Aber jetzt ist es sehr dunkel, und noch schwieriger, was zu ändern.
Durchhalten. Wieder zu Meetings gehen. Jeder Tag geht rum, jeder Tag kann was Schönes haben, es ist sonnig und grün.
Ich wünsch euch einen schönen trockenen Sonntag. Danke fürs Zuhören.
freut mich sehr, dass Ihr diesen Suchtartikel auch so interessant fandet.
Und Paula, Felidaela: Ich nutz die Gelegenheit dann gerade mal, um Euch was zu fragen: nirgendwo kann ich das Smiley finden, das Ihr unter die mail gesetzt habt, das, das mit einer Hand winkt und sie dann wieder einzieht. Und ich habs überall gesucht.
Ein diesbezüglicher Tipp wäre fein Lieber Gruß, Adriana
die immer dieses wild um sich winkende Menschlein bei allen Gelegenheiten einfügt, weil sie das andere nicht finden kann