ZitatGepostet von Max mX 'wie bleibe ich gesund trocken und fröhlich', also wie lebe ich fürderhin! und nicht wie lebe ich nicht.
mag sich wie Haarspalterei meinerseits anhören, aber für mich ist das keine Beschäftigung mit dem Thema Alkoholismus, sondern genau das, was ein geistig gesunder Mensch unter einigermassen günstigen Umständen auch will.
Das mag nem Alkoholiker, der das sehr lange nicht getan hat, als etwas Besonderes erscheinen, aber "das Streben nach Glück" ist sogar Bestandteil der amerikanischen Verfassung.
Es würde sich gelegentlich auch rentieren, mal das Deutsche Grundgesetz zu lesen, bevor man so manche Erkenntnis als Neuerfindung des Rades durch trockene Alkis ausgibt
ich brauche ihn nicht (mehr), den Alkohol. Er hat, bei mir, seinen Job getan. tommie [/b]
einer der geilsten Sätze, den ich in letzter Zeit gehört habe. Und so wahr. Ich weiß zwar nicht, wo ich heute sein würde, wenn ich kein Alkoholiker geworden wäre, aber ich weiß eines ganz genau, ich wäre niemals an der Stelle, an der ich momentan bin, wenn ich nicht getrunken hätte. Und wenn ich mir anschaue, wo ich stehe und wie radikal sich mein Leben gerade jetzt noch einmal verändert und zwar weg von vielem, was ich mal für erstrebenswert hielt, hin zu dem, was nicht auf den ersten Blick sichtbar ist, aber sehr tief geht und mir sehr wahrhaftig erscheint, dann ist es wirklich so, dass alles Sinn macht und nichts vergeblich ist. Ich glaube wieder.
Ich unterschreibe Jörgs Post ganz dick - in allen Punkten gilt das auch für mich. ..und: Tommie, Du hasts in deinem Beitrag zielgenau auf den Punkt gebracht wofür ich mindestens eine ganze Threadseite bräuchte Klasse.
Ingmarie
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Einfach tun. Der beste Zeitpunkt dafür: immer genau jetzt.
ZitatGepostet von minitiger2 Wenn einer die Beschäftigung mit dem Alkoholismus zum zentralen Thema seines Lebens macht, ist es ja kein Wunder, daß dieses Thema dann auch seinen Preis fordert.
Rolf
klasse Satz, weit auslegbar, vor allem, was "den Preis" angeht.
Na ja, ist ja kein grosses Geheimnis, dass auch ich mich intensiv mit dem Thema Alkoholismus auseinandersetze. Nicht nur rein forentechnisch oder internetbezogen, sondern eben auch im sog. real life.
Dieses mein "beschäftigen" ist aktuell so weit, dass ich mir Vorlesungen in Neurobiologie reinziehe und Literatur sowie Veröffentlichungen von Forschungsabteilungen diverser Unis, darunter neurobiologische Forschungsabteilung der Uniklinik Göttingen, Freier Uni Berlin und Humboldt-Uni zu Berlin (Charité - Unimedizin Berlin) verschlinge.
Mein "Preis" lautet: weiterbilden.
Je mehr ich über Ursache, Wirkung und Folgen meines Alkoholmissbrauchs lerne desto klarer wird mir, dass ich selbst, ich ganz alleine etwas verändern, ausbauen und anpassen kann. Und seit ich weiss, dass sich meine Hirnzellen, entgegen alter und veralteter Meinungen, ohne Alkoholzufuhr sehr wohl wieder neu bilden, gehts mir gleich besser, zumal ich darüber bestimmen kann, wie ich diese neue Ressource nutze.
Selbst wenn ich mich rund um die Uhr mit Alkoholismus beschäftigen würde, käme ich never ever auf die Idee, wieder Alkohol zu trinken. Abgesehen von können, müssen, dürfen oder wollen hat das konkret 1 Ursache: ich brauche ihn nicht (mehr), den Alkohol. Er hat, bei mir, seinen Job getan.
tommie
gut, tommie, gegen Wissen find ich nix einzuwenden. Behaupte ich doch selbst aus Überzeugung, daß mir Wissen am Anfang am allermeisten geholfen hat.
Ich meine mit Dauerbeschäftigung die "ich muss immer aufpassen"-Denke, denn die widerspricht einfach meiner persönlichen Erfahrung. Denn wenn ich grade nicht mit Alkoholikern zusammen bin, dann ist das überhaupt kein Thema und da vergess ich das zum Teil über Wochen.
Wenn ich dann wieder hier aufschlage, dann ist das in erster Linie, weil ich hier halt was zu labern habe und mich mit manchen auch ganz gut verstehe. Quasi mein Freundeskreis. Und natürlich ist es auch für mich interessant, unter Leuten zu sein, die sich schon mal mit sich selbst auseinandergesetzt haben. Das müssten aber nicht zwingend Alkis sein, das ginge auch mit ein paar anderen. Nur bin ich jetzt halt schon mal hier eingelebt
"Saufen oder nicht saufen" oder auch "kann ich wieder aufhören oder kann ich es nicht", das ist doch die Frage, um die es hier geht. Und es gibt nur eine einzige Möglichkeit, das herauszufinden. Nämlich experimentell.
Und davor habe ich Angst, ganz einfach. Ich habe Angst, nicht wieder aufhören zu können. So einfach ist das für mich.
Diese Frage kann ich nicht beantworten und 'muß' sie daher so stehen lassen. Ich habe mich damit 'abgefunden' in dem Sinne, dass ich die Frage ja gar nicht beantworten muß. Angst ist erst einmal etwas natürliches und nichts 'schlimmes', und diese Angst ist mein. Ich bin ich und die Angst gehört zu mir. Und Freude am Leben, die hab' ich (trotzdem).
Das ich keinen Alkohol mehr brauche - zum freuen oder enthemmen oder auch zum trauern oder allgemein, meine Gefühle auszuhalten oder zu intensivieren, das habe ich die Jahre hindurch gelernt. Und natürlich hätt' ich zuviel zu verlieren, was ich mir in meiner 'Trockenzeit' erarbeitet habe.
Aber was mich in letzter Instanz wirklich trocken hält, ist dieses letzte bisschen Angst, nicht wieder aufhören zu können. Davon bin ich überzeugt.
Lieber Gruß Werner
[ Editiert von Grosser Bruder am 27.10.07 12:41 ]
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ZitatGepostet von Grosser Bruder Aber was mich in letzter Instanz wirklich trocken hält, ist dieses letzte bisschen Angst, nicht wieder aufhören zu können. Davon bin ich überzeugt.
gut. Wenn ich an ner unübersichtlichen Stelle nicht überhole, dann hat das was damit zu tun, daß ich nicht tollkühn bin. OK, ich hab auch Angst daß einer kommt und ich bin so vernünftig, nicht wegen ner Minute Zeitgewinn mein Leben zu riskieren.
Das erscheint mir alles als ganz normal und als gesunde Denke.
Wo besteht jetzt da die Notwendigkeit zu nem Psychodrama?
ist doch kein Psychodrama. Ich hab' mir früher auch gesagt: " ... ich muß doch nicht, ich kann mich doch anders 'beweisen', bestätigen, anstatt mir zu beweisen, dass ich wieder trinken könnte" oder " ... ich brauch' kein Alkohol mehr".
Ist auch eine einleuchtende Argumentation, realistisch und vernünftig. Bloss, so 100% überzeugend war das nicht für mich.
Die Frage die ich mir letztlich stellte, war: 'will' ich nicht oder 'darf' ich nicht (mehr trinken).
Und die für mich stimmige Antwort ist heute: ich kann die Frage nicht beantworten, ich brauch sie auch nicht beantworten.
Lieber Gruß Werner
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ZitatWerner: Aber was mich in letzter Instanz wirklich trocken hält, ist dieses letzte bisschen Angst, nicht wieder aufhören zu können. Davon bin ich überzeugt.
Das kann ich so unterschreiben, wenn ich auch erst seit kurzem trocken bin.
Wie geht der Spruch? Die Neugier ist der Katze Tod. Gestillte Neugier bringt sie wieder....
Die Versuchung lauert hinter jeder Ecke, ständig. Ob man ihr nachgibt oder widersteht, hängt von ganz vielen Faktoren ab. In puncto Alk wäre letzteres gesünder. Und da ist dieses letzte bisschen Angst, nicht wieder aufhören zu können, seeeeeehr gesund.
Wo kämen wir denn hin,wenn jeder nur sagte: "Wo kämen wir denn hin", und keiner sich aufmachte, um nachzuschauen,wo wir tatsächlich hinkämen, wenn wir nur gingen.
ZitatGepostet von minitiger2 gut. Wenn ich an ner unübersichtlichen Stelle nicht überhole, dann hat das was damit zu tun, daß ich nicht tollkühn bin. OK, ich hab auch Angst daß einer kommt und ich bin so vernünftig, nicht wegen ner Minute Zeitgewinn mein Leben zu riskieren.
Das erscheint mir alles als ganz normal und als gesunde Denke.
Wo besteht jetzt da die Notwendigkeit zu nem Psychodrama?
Aber wenn Du wie ich, für mich sehr überraschend und plötzlich, nach über 23 Jahren, wovon sicherlich fast gute 23 Jahre versuchungsfrei waren, Dich vor dem Schnapsregal wieder findest, etwa 5 Minuten davor stehst und nur - aus welchen Gründen auch immer - die Hand nur im Kopf aber nicht real nach vorne geht und zugreift, aufschraubt und Du trinkst, dann bekomme zumindest ICH ein anderes Verhältnis dazu.
Vielleicht ein etwas demütiger und weniger arrogantes Verhältnis. Ich hätte auch etwa 22 Jahre gesagt: Ich doch nicht. Ich habe auch nicht - trotzdem war ich für meine Begriffe einfach Anfang des Jahres zu nah dran.
Eine wie ich jetzt denke, harte aber hilfreiche Lehre.
ZitatGepostet von Pumuckeline Die Versuchung lauert hinter jeder Ecke, ständig. Ob man ihr nachgibt oder widersteht, hängt von ganz vielen Faktoren ab. In puncto Alk wäre letzteres gesünder. Und da ist dieses letzte bisschen Angst, nicht wieder aufhören zu können, seeeeeehr gesund.
als ich das erste Mal über die Möglichkeit nachgedacht habe, ganz mit dem Trinken aufzuhören, da hab ich mir ein befristetes Experiment ausgedacht.
Ich wollte ein Jahr lang mal jede Situation, in der ich sonst getrunken habe, bewusst nüchtern erleben und am Ende entscheiden, was mir besser gefällt. Also ich hab mich gedanklich aus der Fixierung gelöst, daß ich lieber trinken würde, sondern hab lieber drüber nachgedacht, was ich mir momentan vom Trinken erwarten würde und ob das nicht anders zu haben wäre.
Ich kam dann sehr schnell zu dem - emotionalen - Schluss, daß nüchtern schöner ist und damit hatte sich das mit der Versuchung weitestgehend erledigt. Wurde sehr schnell seltener, daß ich gern mal was getrunken hätte.
Angst vor dem Sterben hatte ich Anfangs nicht mal, denn was hätte ich mit nem nüchternen Leben sollen, wenn sich das beschissen angefühlt hätte? Da hätte ich ja gar nicht länger leben wollen. Für mich ist der Wert meines Lebens relativ..es muss schon auch irgendwie passen.
ZitatGepostet von zai-feh Aber wenn Du wie ich, für mich sehr überraschend und plötzlich, nach über 23 Jahren, wovon sicherlich fast gute 23 Jahre versuchungsfrei waren, Dich vor dem Schnapsregal wieder findest, etwa 5 Minuten davor stehst und nur - aus welchen Gründen auch immer - die Hand nur im Kopf aber nicht real nach vorne geht und zugreift, aufschraubt und Du trinkst, dann bekomme zumindest ICH ein anderes Verhältnis dazu.
ich hätte das positiv gesehen, wie in meinem Thread "Saufsimulation". Da hab ich geträumt, ich hatte mich so richtig vollaufen lassen.
Ist doch toll, ein Rausch ganz ohne Kosten und ohne reale Folgen, ohne Entzug und ohne Blamage. Der Genuss ohne Reue, und trotzdem weisst Du wieder ganz genau, warum Du das nicht willst.
Hat mich nicht wirklich belastet, ich fand das sogar ne gelungene Möglichkeit, den etwaigen Druck abzubauen, wegen dem ich das möglicherweise geträumt hatte - vielleicht wars ja auch nur ne Erinnerung an vergangene Zeiten, also ohne größere Bedeutung.
ZitatGepostet von Max mX 'wie bleibe ich gesund trocken und fröhlich', also wie lebe ich fürderhin! und nicht wie lebe ich nicht.
mag sich wie Haarspalterei meinerseits anhören, aber für mich ist das keine Beschäftigung mit dem Thema Alkoholismus, sondern genau das, was ein geistig gesunder Mensch unter einigermassen günstigen Umständen auch will.
Genau dahin wird es ja auch münden, Rolf, dass ich mich - nach der ersten Zeit der Umkrempelung - mit den ganz normalen Dingen befasse. Konnte zuvor aber nicht !! dieses meinte ich dann mit 'gesund', Max