Moin WelsEr, Ines´Gedanken gingen mir auch als erstes durch den Kopf. Ich kann nachvollziehen, daß Dir die schriftliche Form im Moment leichter fällt, aber vor der Arbeit? Hegst Du die vage Hoffnung, daß Deine Frau sich bis Feierabend wieder beruhigt hat? Ich drück Dir die Daumen, daß Euer (hoffentlich) folgendes Gespräch positiv verläuft
LG, Tina
Alles im Leben hat seinen Sinn
Über die Steine, die ich mir HEUTE in den Weg lege, werde ich MORGEN stolpern
die Sache braucht natürlich Zeit, viel Zeit sogar. Natürlich muss sich deine Frau erstmal an den Gedanken gewöhnen, dass du ein richtig echter Alkoholiker bist, sie hat ja auch einen großen Teil deines Elends nicht mitbekommen (3 Bier, die eigentlich 9 Bier waren, z.B.)
Und die Frage, ob du denn nicht einfach nur weniger trinken könntest oder nur in Gesellschaft kenne ich auch zur Genüge. Ich habe es aufgegeben mit Erklärungen, inzwischen glaube ich, man darf es niemanden, der nicht abhängig ist, übelnehmen, dass er es nicht verstehen kann.
Auch die Abneigung gegen Gruppen kenne ich, du schreibst ja sehr treffend "lauter solche Leute". Die Erkenntnis, dass du einer von diesen "solchen Leuten" bist, dauert halt seine Zeit, nicht nur bei deiner Frau, sondern auch bei dir.
Es ist ein schwerer Prozeß für beide Seiten, sich an diese Erkenntnis zu gewöhnen und damit umzugehen. Uns war meine Therapie (meine Frau war im Rahmen von Angehörigengesprächen mit einbezogen) eine große Hilfe. Ohne Therapie hätten wir uns mit Sicherheit schwerer getan.
Was ich an deinem Post nicht verstehe ist das "kurz drüber reden und dann zusammen in die Kneipe..". Das zeugt nicht von einer realistischen Vorstellung über eine SHG.
Und der nächste Satz klingt auch komisch, so als meinte sie, dass in einer SHG fröhlich weitergesoffen wird. Dabei ist das doch für dich der erste Schritt in die richtige Richtung.
Vielleicht habe ich da aber nur dein Post mißverstanden.
"Und ich muss selbst wissen, was ich mache..."
Genau das musst du und lass dich nicht beirren, den Weg, auf dem du gerade den ersten Schritt machst, weiterzugehen. Du erspart dir damit so unendlich viel Elend, das glaubst du heute noch gar nicht!
Liebe Grüße vom Grufti! Gib jedem Tag die Chance, der schönste deines Lebens zu werden (Mark Twain)
ich finde das gut, dass du den schritt gewagt hast, deiner frau mitzuteilen, was bei dir sache ist. vielleicht - wie du ja selbst schon schreibst - kann das auch ein schutz sein für dich. weil du ihr jetzt nix mehr vormachen kannst in alkoholischer hinsicht. und damit auch dir selbst nicht. zumindest nicht in ihrer gegenwart.
zwischenmenschlich mag sein, ist jetzt erst einmal 'aushalten' angesagt, bis der 'schock' verdaut ist. ich kann mir vorstellen, dass du dir eine andere reaktion deiner partnerin gewünscht hättest. lass dich nicht beirren! dein weg ist ein guter. ganz sicher. du kannst es wirklich schaffen!
auch dass du in eine gruppe gehen wirst, finde ich stark. die verlinkte seite habe ich mir einmal angesehen - das macht mir einen guten eindruck. ich wünsche dir, dass du dich dort richtig und aufgehoben fühlst.
ich selbst habe am anfang shg überhaupt nicht gemocht. iggittiggittiggit. all die fremden leute. bahpfui. all die vielen probleme und katastrophen ANDERER leute. nääääh. meine eigene scham, die angst .... ich bin ja schier gestorben in meiner süchtigen einzigartigkeit, der nicht zu helfen war.
mit der zeit wurde mir geholfen, und meine einstellung habe ich geändert. es hat mir gut getan, die gruppen zu besuchen, weil ich dort sein durfte und akzeptiert wurde/werde, einfach so wie ich bin. ohne fassade und auch ungeschminkt bin ich ganz und gar okay. muss auch nicht groß erklären, weil alle wissen, wovon ich rede.
das fremdelgefühl vom anfang hat sich gebessert. schließlich ist jede gruppe ziemlich zufällig zusammengewürfelt und da sitzen menschen beieinander, mit denen ich mich in meinem 'normalen' leben niemals auseinandergesetzt oder befreundet hätte. das sehe ich heute als chance und als bereicherung.
gib dir selbst eine chance in der gruppe, und gib der gruppe eine chance. es ist nicht jeden abend gleich ....
weiter alles gute für deinen starken weg der genesung. bei tag sieben war ich auch mal. es ist nie weniger geworden.
Hi WelsEr, die "nüchterne" Reaktion Deiner Liebsten hat vielleicht damit zu tun, dass sie vielleicht unbewusst die Sorge hat, mit Dir auf einmal noch eine weitere Baustelle zu haben, ein drittes Kind sozusagen, Verantwortung für Dich hingeschoben zu bekommen, und da kann ich sie dann schon verstehen.
Mir ging es auch so, als ich mich vor nem dreiviertel Jahr geoutet hab. Sie hat mich da nicht als Alkoholiker sehen wollen. (ich hatt´mich ja auch immer ganz gscheit getarnt, so mit Saufen nur, wenn sie es nicht so mitkriegen konnte, meine Alk-Vorräte verstecken, immer nur ein Bier im Kühlschrank... die andern in einem Schrank versteckt...)
Also, das (insgeheim erhoffte) Schulterklopfen für mein Bekenntnis blieb aus.
Das muss ich mir eben selber geben und für MICH endlich wissen, ja verdammte Sche...e, ich bin Alk und ich mag das Saufen für mich sein lassen, weil mir Alk definitif nicht gut tut. ...merk ich daran, dass ich schon von nur einem Bier eine rote Birne krieg... das war schon immer so, ich wurde für meinen ständig rotes Gesicht aufgezogen. Dachte, das wär von Geburt an so... Doch seit ich jetzt nix mehr trinke, isser weg, der rote Melle)
Ich brauchte die Zeit dafür. Hatte zwar keinen Vollsuff in dieser Zeit mehr, aber immer die Zweifel: Bin ich es wirklich, Alkoholiker?
Ich bin´s,
schön trocken
Günter
[ Editiert von genaro am 20.11.07 6:54 ]
Du wirst Dich wundern was man alles kann, wenn man mit dem Rücken zur Wand steht. Juan Matus
ZitatGepostet von WelsEr68 Meine Eltern werden wohl auch kein Problem sein. Die werden einfach rechtzeitig per E-Mail geimpft, damit sie mir kein Lieblingsbier mehr besorgen.
Die Verwandtschaft meiner Frau ist dagegen haklig. Bin gebeten worden, dort nichts zu sagen, da ich sonst unten durch bin - stimmt leider bei denen. Kärntner Bauernschädel eben! Auch wursch. Wird das ich-bin-Alkoholiker eben durch "nein Danke" ersetzt.
Hallo WelsEr,
schön, dass Du begonnen hast, einen sicher harten aber auch ganz sicher lohnenswerten Weg zu gehen.
Was ich mich allerdings frage ist, warum Du nahestehenden Menschen erst schreiben musst, was mit Dir los ist. Ist es Unsicherheit? Ich glaube, es ist ganz wichtig, zu Dir und Deiner Krankheit zu stehen. Sei stolz darauf, etwas erkannt zu haben und etwas zu tun, dass es Dir besser geht.
Meine Erfahrung zeigt mir, dass die meisten mir wichtigen Menschen Achtung vor mir bekommen haben. Es ist schon eine Leistung, den Willen aufzubringen, aus einem ganz ganz tiefen Loch raus zu klettern.
Und bei Menschen unten durch zu sein, die eine solche Leistung nicht erkennen und anerkennen... who cares???
"Wird das ich-bin-Alkoholiker eben durch "nein Danke" ersetzt".
Das kannst du doch grundsätzlich so halten. Ich mach das auch so. Geht doch niemanden was an, warum ich nix trinke. Warum soll ich mein Gegenüber mit einem "Ich bin Alkoholiker" verschrecken, wo der dann nicht recht weiß, wie er reagieren soll.
"Wisst ihr, was mir auffällt? Ich bin lebendiger geworden und gelassener. Die Kinder nerven nicht mehr so sehr. Es läuft besser."
Fängt sie schon an bei dir, die Honeymoon-Phase? So hat das in meiner Therapie geheissen. Schön, aber denk dran, die geht auch vorbei und dann immer noch schön trocken bleiben, gelle.
Ich wünsch dir was!
Liebe Grüße vom Grufti! Gib jedem Tag die Chance, der schönste deines Lebens zu werden (Mark Twain)
Die Verwandtschaft meiner Frau ist dagegen haklig. Bin gebeten worden, dort nichts zu sagen, da ich sonst unten durch bin - stimmt leider bei denen. Kärntner Bauernschädel eben! Auch wursch. Wird das ich-bin-Alkoholiker eben durch "nein Danke" ersetzt.
Die Gruppe schaue ich mir am Donnerstag einmal an, auch wenn meine Frau da die Vorbehalte hat, dass man sich da vielleicht erst trifft und redet und dann einen heben geht... vielleicht zeig ich ihr einfach mal die Homepage von denen.
Hallo WelsEr!
Ich finde es ja okay, dass Deine Frau Deine Krankheit nicht zu ihrer machen möchte, zumal wenn sie selbst genügend Belastendes um die Ohren hat.
Bezüglich der Selbsthilfegruppe solltest Du aber doch etwas Aufklärungs- und Überzeugungsarbeit bei ihr leisten, denn es ist m.E. schon wichtig, dass sie weiß, dass Du dort hingehen willst, um etwas Positives für Dich zu tun. Nicht um gemeinsam einen zu heben. Ihre Unwissenheit kann man Deiner Frau nicht vorwerfen. Ignoranz hingegen schon, und die wäre gegeben, wenn sie sich weigern würde, ihre Vorbehalte ggü. SHGs mittels Information zu überprüfen...
Was die Verwandtschaft Deiner Frau angeht, hat Grufti natürlich Recht: Ein "Nein! Danke!" genügt selbstverständlich. ( Die Verweigerung der Aufnahme eines schädlichen Zellgifts muß man nicht ständig rechtfertigen )
Ich habe allerdings festgestellt, dass es auf Dauer für mich gesünder ist, meine abstinente Lebensweise selbstbewußt zu vertreten. Zumindest ggü. Personen, die ich häufiger treffe. Und davon hätte mich wohl auch eine Horde rotwangiger, obstler- und enzianverliebter Hinterwäldler nicht abhalten können ( so stell ich mir die Verwandtschaft Deiner Frau gerade vor:sly
lg
Christoph
Die schärfsten Kritiker der Elche waren früher selber welche
Es ist für die Partnerin ein verdammt bitterer Schluck aus der Selbsterkenntnispulle,
wenn sie auf einmal sich gewahr werden muss:
"Au Backe! mein Partner ist Alkoholiker. Neiiiin! Nicht schon wieder! Ein Versager!?! bitte nicht! Hab ich denn nichts besseres verdient? Mist!Mist!Mist!"
Das braucht eben erstmal Zeit zum Verdauen, und da hilfst Du ihr, WelsEr, wenn Du ihrer Bitte nachkommst,
und sie vor lästigen Kommentaren ihrer eigenen Verwandschaft bewahrst in dem Du Dich da einfach zurückhältst.
Genauso wie es Zeit braucht, dass Sie Dich wieder achten kann.
Da kannst viel für tun, wie Du längst weißt.
Viel Kraft und Ausdauer gewünscht,
Günter
Du wirst Dich wundern was man alles kann, wenn man mit dem Rücken zur Wand steht. Juan Matus