... habe ein kleines Problem. In unserer realen SHG (KB) vermuten wir einen Rückfall eines (mir sehr lieben) Menschen, ein Mitglied, welches auch im gleichen Stadtteil wohnt, sozusagen ganz in meiner Nähe.
Seit 2 Wochen geht er nicht mehr zur Gruppe, roch das letzte Mal nach Alk (wobei er nicht erwähnte, dass er getrunken habe) - menno, ich weiß nicht, ob ich ihn ansprechen soll... Und wenn, dann wie.
Habe mit meiner Frau darüber gesprochen und ich komme da trotzdem nicht weiter.
Irgendwie habe ich Angst, dass ich mich da zu sehr hineinsteigere einerseits und andererseits würde ich ihn gerne helfen. Er hat selber eine Frau und lebt in sehr geordneten Verhältnissen.
Ich kann das hier schreiben, weil es hier annonym ist, ansonsten bleibt ja alles in unserer Gruppe, aber irgendwie belastet es mich sehr und ich musste es einfach rauslassen.
Was meint Ihr?
Grüße einstweilen aus dem Sauerland Frank
Alles wird gut! ~ Euer Frank ~ "Ich liebe mein 2. Leben. Also BIN ich wieder." Frank Mächtlinger
Hallo Vollmond, ich kenne diese Situation und verstehe auch sehr gut wie es dir geht. Ich habe es angesprochen als ich merkte dass eine Frau in meiner Gruppe eine Fahne hatte. Es war sehr anstrengend für mich, meine eigene Angst zu überwinden. Habe meine ganz persönlich Scham dabei gespürt.... immer gedacht wie ich mich wohl fühlen würde in ihrer Situation. Aber es war gut es angesprochen zu haben. Gut, weil ich meiner eigenen Wahrnehmung nicht nur getraut, sondern auch dazu gestanden habe. Die Frau hat sich danach bedankt für die Offenheit und wir haben über ihren Rückfall in der Gruppe gesprochen. Ich finden, gerade wir sollten offen mit diesem Thema, der Situation und mit unseren Gefühlen und auch Ängsten umgehen.
Wenn das auch für dich so ist, wünsche dir viel Kraft dafür.
Ich würde das Gruppenmitglied anrufen, eine interne Liste mit den Telefonnummern hast Du ja bestimmt und würde fragen wie es ihm geht und das ihr euch in der Gruppe Gedanken gemacht habt, weil er 14 Tage nicht zur SHG gekommen ist. Signalisiere Deine Bereitschaft zum Gespräch,mehr wirst Du nicht tun können. Und wenn Du das nächste Mal zur SHG gehst,teile Deine Besorgnisse den anderen mit und redet darüber. Besser wäre natürlich, Dein "Sorgenkind" würde selbst berichten können.
Liebe Grüße,Manuela!
--------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Das Leben ist schön, von " einfach " war nie die Rede.
... daran habe ich auch schon gedacht - ihn einfach (wenn das so einfach wäre...) anzurufen, habe ja sogar seine Visitenkarten in meinem Portemonaie.
Ich warte mal die nächste Gruppe (am Mittwoch) ab und werde das auch noch mal dort besprechen mit den anderen Gruppenmitgliedern. Mit der Gruppenleiterin habe ich schon gesprochen, nur zu einer Lösung sind wir noch nicht gekommen.
Die Frage ist ja - soll ich ihn anrufen? Gefährde ich mich eventuell, weil ich mich kenne - denn mich nimmt so etwas immer sehr mit. Was ist, wenn er es bestreitet, obgleich er nun wirklich rückfällig war... *grummel
Nun, wie beschrieben, ich warte mal die nächste Gruppe ab. Mache mir jetzt am WE deshalb keinen Kopf.
Danke auch Ruby - für Dein Statement, die Kraft werde ich sicher benötigen.
Auf der anderen Seite - NICHTS tun ist auch schlecht...
Hm, Mittwoch weiß ich mehr...
Grüße Frank
Alles wird gut! ~ Euer Frank ~ "Ich liebe mein 2. Leben. Also BIN ich wieder." Frank Mächtlinger
ruf ihn morgen an, ist meine antwort. kannst ja einen schönen dritten advent wünschen und dann deine vermutung und ehrliche besorgnis äußern. lieber einen tag zu früh als zu spät.
ich bin ja nun kein shg-anhänger, aber wo bleibt sonst der gedanke und immer wieder von anderen gern erwähnte unterstützungsteil einer shg, der oft mit "die gruppe fängt einen auf, gibt halt und unterstützung und da wird so schön klartext geredet", wenn das dann auch einfach mal verschoben wird...wie so vieles im leben, was "man" einfach gerne mal verschiebt?
Tu das, was Dein Gefühl Dir sagt! Die Rückfälle der Anderen halten mich wachsam/achtsam und ich bin jetzt egoistisch genug...bis hierhin... und nicht weiter. Wie erwähnt ,ich würde anrufen,auch um mich selbst zu beruhigen. Gerade wenn Ihr Euch gut kennt,wird sich doch, am Telefon, ein Gespräch entwickeln. Ich bin ein großer "Anhänger"der Selbsthilfegruppen,denn es sind alles Profis die dort sitzen. Dein Gruppenmitglied würde sich bestimmt über einen Anruf freuen und Du hättest auch etwas für Dich getan. Tu das, was Dein Gefühl Dir sagt!
Liebe Grüße und einen besinnlichen 3.Advent!
--------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Das Leben ist schön, von " einfach " war nie die Rede.
ich bin in einer freien shg , schon bald 8 jahre und bei uns gibt es nur wenige feste regeln. jeder darf sagen was er will ( oder auch nicht ) und aussprechen und jeder hat das recht STOP zu sagen wenn ihm was zu weit geht, natürlich auch die schweigepflicht, aber eine nützliche und wichtige regel daß ein rückfall sofort auf den tisch kommt und jeder der einen zu bemerken glaubt, daß sofort laut sagt! frag doch mal in der gruppe wie die es bisher mit rückfällen halten und informiere zumindest den gruppenleiter über deinen verdacht. ich habe die erfahrung gemacht das viele betroffene, direkt offen in der gruppe darauf angesprochen, zwar zunächst leugnen, dann aber doch zugeben und am ende sogar froh sind es von der seele zu haben und dann auch daran arbeiten können. in meiner gruppe gild der grundsatz das ein rückfall oder ein drohender rückfall, immer priorität hat und sofort auf den tisch muß! ihn alleine ansprechen würd ich nicht, hohl dir zumindest vom gruppenleiter unterstützung, schon weill es ja in seine kompitenz fällt und es um ein gruppenmitglied geht!
lg, mary
--------------------------------------------------------------------------------------------------- "Begehe nicht den Fehler, nicht zwischen Persönlichkeit und Verhalten zu unterscheiden. Meine Persönlichkeit ist wer oder was ich bin..... ..... Mein Verhalten hängt davon ab wer du bist."
nützt ja in dem Sinne nicht viel, wenn der "Rückfall" nicht weiter zur SHG kommt ...
Ich finde ein Telefonat ist eine gute Idee. Aber zieh dir bitte den Schuh aus, dass du in der Lage bist, einem Süchtigen, der trinken will, wirklich helfen zu können und lass dich davon nicht runter ziehen, wenn du merkst, er will deine Hilfe nicht. Das ist oft Thema bei uns in der Suchtgruppe und ich musste auch erstmal lernen, umzudenken. Aber Hilfe anzubieten ist durchaus sinnvoll, der nächste Schritt allerdings muss vom Betroffenen selbst kommen.
Was genau soll so ein Anruf eigentlich bringen? Wenn er rückfällig ist wird er das doch schon selbst bemerkt haben. Mich persönlich würden keine 10 Pferde abhalten können, wenn ich wieder trinken wollte, und ein motiviertes Gruppenmitglied schonmal gar nicht.
Letzlich gehts dabei doch wieder nur um einen selbst. Ob ich meiner eigenen Wahrnehmung trauen kann, daß ich mir nachher nicht vorwerfen muss ich hätte was versäumt, daß ich mich gut fühlen kann ,weil ich helfen wollte...wie willste denn überhaupt jemandem helfen, der ganz offnénbar gar keine Hilfe WILL. Wenn er sie wollte, wäre er doch in der SHG.
Ich verstehe diese Gedankengänge nicht. Aber muss ich auch nicht, ich besuche keine SHG. Allein diese "vermuteten Rückfälle"...wenn er angeblich nach Alk gestunken hat, warum ist er denn DA nicht konkret angesprochen worden?
Wenn er wieder saufen will, dann tut er das doch so oder so. Der weiß doch den Weg zu seiner SHG, die würde er wohl noch finden, wenn er das WOLLTE.
Allein so ein Anruf, weil ich zwei Wochen nicht in der SHG auftauche...ich würde zuviel kriegen.
Aber genau deswegen geh ich ja auch in keine Gruppe.
Zitat Die Frage ist ja - soll ich ihn anrufen? Gefährde ich mich eventuell, weil ich mich kenne - denn mich nimmt so etwas immer sehr mit. Was ist, wenn er es bestreitet, obgleich er nun wirklich rückfällig war... *grummel
Wenn er Dir wirklich sehr nahe stehen würde, müsstest Du Dir um die Frage gar keinen Kopf machen, dann hättest Du ihn einfach ohne nachzudenken angerufen (ich geh jetzt natürlich von mir aus). Und wenn Du darüber nachdenken musst, ob Dich ein Hilfsangebot zu sehr mitnehmen könnte, stehst Du meines Erachtens nach eh von vorne herein auf verlorenem Posten. Ich komm aus nem helfenden Beruf, und meine Erfahrung ist, daß effektive Hilfe kaum möglich ist, wenn ich zu nah an der Person oder dem Problem "dran" bin...wenn das anders wäre, hätten die Co`s ja auch nicht so viele Sorgen.
Zitat
Ich warte mal die nächste Gruppe (am Mittwoch) ab und werde das auch noch mal dort besprechen mit den anderen Gruppenmitgliedern. Mit der Gruppenleiterin habe ich schon gesprochen, nur zu einer Lösung sind wir noch nicht gekommen.
Wenn ich in besagten Beruf eins gelernt hab dann ist das, meine und die Motivationen anderer zu hinterfragen. Auch die, die auf den erstem Blick ethisch mehr als vertretbar erscheinen. Und bei der Vorstellung, eine ganze SHG sitzt hochmotiviert da rum und überlegt fieberhaft, wie sie dem abtrünnigen Schäfchen beikommen können, krieg ich Brechreiz. Ist das echt das übliche Prozedere in SHG`s? Jemand taucht ne Weile nicht auf, und alle anderen reden in seiner Abwesenheit über ihn? Das ist ja total ätzend.
ZitatIst das echt das übliche Prozedere in SHG`s? Jemand taucht ne Weile nicht auf, und alle anderen reden in seiner Abwesenheit über ihn? Das ist ja total ätzend .
Ich kenn' mich mit SHG's ja auch nicht aus, aber was wäre denn deiner Meinung nach der Unterschied zwischen einer Gruppe Gleichgesinnter und einer Gruppe (Ansammlung von Leuten), die sich (einmalig) zufällig bei einer Bahnfahrt (nach HH z.B. :grins2 im gleichen Abteil trifft?
Fragt der Werner
P.S. (EDIT) Und außerdem spricht Vollmond gerade von seiner Unsicherheit, wie er sich verhalten soll - da ist noch kein innerhalb der Gruppe gemeint
[ Editiert von Grosser Bruder am 14.12.08 9:18 ]
---------------------------------------------------------------- It's nice to be a Preiss, it's higher to be a Bayer
ZitatGepostet von Kleinerfuchs Jemand taucht ne Weile nicht auf, und alle anderen reden in seiner Abwesenheit über ihn? Das ist ja total ätzend.
hallo britta,
da hauste ja alle über einen kamm, was?
es ist nicht unbedingt üblich, über jemanden in abwesenheit zu reden. wenn ich jemandes aus persönlicher zuneigung vermisse und nachfrage, ob jemand etwas weiss, dann ist das in meinen augen etwas anderes.
frank schrieb ja auch von einem "mir sehr lieben menschen".
und so wie ich in den vielen jahren rückfaller kennen gelernt hab, sind die meisten froh, angesprochen zu werden. vielen fällt es schwer, dieses von sich aus zu tun. es ist ihnen oft peinlich, unangenehm; versagensängste stehen im weg.
@frank: wenn dir dieser mensch wichtig ist, würde ich das gespräch suchen.
der Sinn und Zweck einer SHG (so sehe und praktiziere ich das seit acht Jahren)ist und bleibt die "Hilfe zur Selbsthilfe". Im Idealfall vermittelt die Gruppe dem einzelnen Mitglied das Gefühl, jederzeit einen Ansprechpartner zu haben, wenn er esdenn wünscht. Ob er im "Ernstfall" auf dieses Hilfsangebot zurückgreift, liegt an jedem selbst, ein "Überstülpen" der Unterstützung funktioniert ohnehin nicht.
Wäre auch in meinen Augen kontraproduktiv, da u.a. in einer SHG geübt werden kann/soll eigenverantwortlich zu handeln. Im Falle eines Rückfalls also um Unterstützung nachzufragen (wenn sie denn überhaupt erforderlich ist)und nicht zu warten, bis jemand "an die Tür klopft".
Wozu die von Dir angesprochene Situation allerdings genutzt werden kann ist, die eigene Befindlichkeit (und die der übrigen Gruppenmitglieder) und den eigenen Umgang mit dem Rückfall eines anderen zu besprechen.
LG, Tina
Alles im Leben hat seinen Sinn
Über die Steine, die ich mir HEUTE in den Weg lege, werde ich MORGEN stolpern
m.E. liegt die Verantwortung der Gruppe und ihrer Mitglieder eher in der Zeit, als der Betroffene noch abstinent die Gruppe besucht hat.
Wichtig ist, dass er da die Gewissheit mitgenommen hat, auch im Falle eines Rückfalls willkommen zu sein, wenn er denn den Wunsch hat, diesen Rückfall zu beenden. Wenn dem so ist, kann er ohne Schamgefühl ( zumindest den anderen Gruppenmitgliedern gegenüber, vor sich selbst sieht das wohl anders aus ) jederzeit wiederkommen, und seinen Rückfall thematisieren und gemeinsam mit Euch aufarbeiten.
Die aktive Ansprache hätte vielleicht in der konkreten Situation etwas gebracht ( mit Fahne in der Gruppe ), ein Hinterherrennen bzw. -telefonieren halte ich nicht unbedingt für sinnvoll. Bei uns hat sich gezeigt, dass die Betroffenen einem Gespräch eher ausweichen bzw. trotzig reagieren. Wenn sie nämlich gerade wieder gerne trinken wollen..... Wenn Dein Gruppenfreund akut "drauf" ist, ist eine sinnführende Kommunikation eh schwierig....
Fazit: Er muss von selbst wiederkommen. Wenn er das tut, solltet ihr ihn mit offenen Armen aufnehmen und ihm den Raum geben, seinen Rückfall aufzuarbeiten.
Nur meine Meinung...
LG
Christoph
Die schärfsten Kritiker der Elche waren früher selber welche