Nö, ich bin kein General. Ich hab mir eine Reihe von Strategien angewöhnt, die mir in den langen Jahren meines Saufens geholfen haben, mein Leben zu ertragen. Und die ich nun so nicht mehr brauche....die sich aber nicht so einfach verabschieden.
Beispiel: Ich habe mir sehr lange selbst vorgegaukelt, ich hätte "eigentlich" alles im Griff, ich könnte, wenn ich nur wollte. Das hat mich einerseits zu einem begnadeten Schauspieler gemacht, leider aber auch einen ausgesprochenen Hang produziert, mir selbst und Anderen etwas vorzumachen. Nun, da ich trocken bin, ist es eine ständige Übung für mich, auf dem Boden der Realität zu bleiben, eine Übung, die ich in meinen SHGen leben darf. Allerdings neige ich noch immer dazu, Konflikten aus dem Weg zu gehen, indem ich sie auf später verschiebe....weil später nicht jetzt und jetzt gerade so gemütlich ist. Und die Verlockung, auftretende Probleme einfach vor mir herzuschieben, ist nach wie vor hoch. Der Schauspieler in mir, glaubt er, hat noch immer die Fähigkeit, seine Umgebung zu manipulieren. Und schon geht`s mir überhaupt nicht gut....was ich natürlich mit Gewalt denn nicht sehen will.
Oder: Lügen. Jahrelang habe ich mich selbst belogen und andere und es dabei zu einer gewissen Art der Perfektion gebracht. Und auch heute noch tendiere ich dazu, Umstände, die mir nicht passen, ersteinmal wegzudrängen....mich selbst darüber zu belügen. Und wenn ich mich selbst belüge in bestimmten Bereichen, belüge ich in diesen Bereichen auch andere.....sonst würde ich ja meine eigenen Lügen vor mir selbst eingestehen. Dabei glaube ich mir selber nicht....und versuche, nur den Schein aufrechtzuerhalten, den ich gern hätte.
Auch um Hilfe zu bitten....oh Graus. Ich kann alles....ich brauche keine Hilfe. Denn meinem Kollegen Gott und mir....uns kann doch keiner....oder? Jahrelang habe ich mir nicht in die Karten gucken lassen, habe irgendwie vor mich hingemuddelt....und nun? Noch immer fällt es mir schwer, um Hilfe zu bitten....ehrlich zu bitten um die Hilfe, die ich wirklich brauche.
Na, es gäbe noch mehr auszugraben. Ich grabe hier, um zu üben, ehrlich mit mir selbst umzugehen, mich so zu sehen, wie ich bin. Die Verlockung, mich so zu sehen, wie ich mich sehen möchte, ist ziemlich groß....und ich erliege ihr öfter, als mir lieb ist.
ZitatOder: Lügen. Jahrelang habe ich mich selbst belogen und andere und es dabei zu einer gewissen Art der Perfektion gebracht.
Hallo Feueraffe, Ich glaube, das ist der Kernpunkt eines jeden Alkoholikers. Erst wenn er ehrlich zu sich selbst ist, dann ändert sich etwas.
ZitatUnd auch heute noch tendiere ich dazu, Umstände, die mir nicht passen, ersteinmal wegzudrängen....mich selbst darüber zu belügen. Und wenn ich mich selbst belüge in bestimmten Bereichen, belüge ich in diesen Bereichen auch andere.....sonst würde ich ja meine eigenen Lügen vor mir selbst eingestehen.
und diese Aussage beunruhigt etwas, weil: siehe Zitat unten
ZitatDabei glaube ich mir selber nicht....und versuche, nur den Schein aufrechtzuerhalten, den ich gern hätte.
und das gelingt auf Dauer nicht aufrecht zu erhalten. und das ist gefährlich. Irgendwann hast du wieder eine Fassade aufgebaut, die dich komplett überfordert, und du vieleicht keinen Ausweg mehr siehst.
meine Meinung dazu Aber jeder kennt sich selbst am besten.
Ich grabe hier, um zu üben, ehrlich mit mir selbst umzugehen, mich so zu sehen, wie ich bin.
Na dann sei doch ehrlich zu dir selbst und Hilfe annehmen ist keine Schwäche. In meiner Trockenheit habe ich gelernt mich den Leuten zu öffnen,auch um Hilfe zu bitten und Hilfe anzunehmen. Probleme die sich aufstauen gehen irgend wann nach hinten los und wahrscheinlich in die falsche Richtung. Ein zufriedener trockener Alki greift nicht so schnell zur Flasche.
He, Josette; warum so gereizt? "Na dann mach doch einfach mal!"....Kennst Du diesen Satz irgendwoher? Entschuldige, aber ich brauche keine Hinweise darauf, was alles nicht schwer sein soll....ich möchte gern wissen, wie es Dir und den Leuten, die diese Zeilen lesen, geht mit dem, was sie da lesen.
Daß ein zufriedener trockener Alki nicht so schnell zur Flasche greift, ist mir klar. Allerdings habe ich viele Alkis gesehen (einschließlich mir selbst), die gedacht oder zumindest gesagt haben, sie seien zufrieden....und darauf denn einen "Rückfall" bauten.
, feueraffe , es hat doch lange gedauert bis deine verhaltensstrategien so perfekt waren wie zum schluß der nassen zeit. nun mußt du dir auch ein wenig zeit lassen um sie alle abzulegen . mir hat damals eigendlich viel geholfen , mir immer wieder bewust zu machen das ich diese alten muster nicht mehr brauche und will . erst nachdenken bevor man handelt oder redet , was will ich eigendlich wirklich sagen, ich die trockene mary , und sich selber beobachten . aber das braucht auch ein wenig zeit und anfangs auch nicht immer , hast ja lang genug so reagiert . aber schon das du dich so intensiv damit beschäfstigst , zeigt das du schon selber dabei bist das problem zu lösen . , lg, mary
--------------------------------------------------------------------------------------------------- "Begehe nicht den Fehler, nicht zwischen Persönlichkeit und Verhalten zu unterscheiden. Meine Persönlichkeit ist wer oder was ich bin..... ..... Mein Verhalten hängt davon ab wer du bist."
He, Josette; warum so gereizt? "Na dann mach doch einfach mal!"....Kennst Du diesen Satz irgendwoher? Entschuldige, aber ich brauche keine Hinweise darauf, was alles nicht schwer sein soll....ich möchte gern wissen, wie es Dir und den Leuten, die diese Zeilen lesen, geht mit dem, was sie da lesen.
He Feueraffe, gereizt? ...wer?
Josette hat doch nur ihre persönliche Meinung geschrieben. Ich lese keine gereiztheit raus
ZitatGepostet von Feueraffe . Die Verlockung, mich so zu sehen, wie ich mich sehen möchte, ist ziemlich groß....und ich erliege ihr öfter, als mir lieb ist.
Und ihr?
Und ich bin zufrieden mit ,meiner Unzufriedenheit. Es ist doch so ,das nicht viele menschen eine zufriedene Abstinenz finden,geschweige denn überhaupt mit ihrem leben zufrieden sind.
Liebe Grüße Friedhelm:Ich bin ein Mensch und nicht der Alkoholiker:gut: :grins2:und schreibfehler bei eby versteigern:sly:
Moin Feueraffe, zuerst ist es natürlich schwer die alten Strukturen/Überlebenstrategien abzulegen.ging mir auch so . Vorallem mir selbst gegenüber.immer wieder viel ich in die alte Rolle des Einzelkämpfers zurück ,ohne richtig zu merken warum.Manchmal fehlte er mir auch , dieser harte kern. Mit offenheit mir und anderen gegenüber,konnte ich aber mehr und mehr dieses neue Bewußtsein fühlen und leben .Oft mußte ich mich auch einfach aushalten (zumindest am Anfang) zu stark waren diese langgelebten Strukturen noch in mir. Gehst du in eine Gruppe ... Dort war /ist es für mich immer wieder erkennbar wie ich mich veränderte. zum einen in vielen Gesprächen aber auch immer wieder in Strukturen anderer erkenn ich mich wieder. So war ich auch mal denk ich oft .. und so ähnlich will ich mal denken ..leben... auch heute noch. gib dir die Zeit Gruß Theo
ZitatGepostet von Feueraffe He, Josette; warum so gereizt? "Na dann mach doch einfach mal!"....Kennst Du diesen Satz irgendwoher? Entschuldige, aber ich brauche keine Hinweise darauf, was alles nicht schwer sein soll....ich möchte gern wissen, wie es Dir und den Leuten, die diese Zeilen lesen, geht mit dem, was sie da lesen.
Daß ein zufriedener trockener Alki nicht so schnell zur Flasche greift, ist mir klar. Allerdings habe ich viele Alkis gesehen (einschließlich mir selbst), die gedacht oder zumindest gesagt haben, sie seien zufrieden....und darauf denn einen "Rückfall" bauten.
[ Editiert von Feueraffe am 25.04.09 17:45 ]
lese bitte meine Zeilen nach,die klingen auf keinen Fall gereizt.Ich denke du bist ein bisschen sensibel im Moment..... die Wahrheit tut manchmal weh..
Also diese alten Strategien - die haben doch ganz schön lange ganz schön gut funktioniert - ich finde es hart, zu erwarten das die jetzt plötzlich alle weg sind
Dinge anders zu machen ist am Anfang immer erstmal ganz schön Arbeit, bevor man sie verinnerlicht hat und es wie von selbst geht.
Hilfe zu holen zum Beispiel - mein Ego hatte nur einen Wert weil ich alles selbst gemacht habe, "keinen brauchte". Plötzlich zu merken das Hilfe nicht schlecht wäre und dann noch darum zu bitten fiel mir enorm schwer und in einigen Bereichen meines Lebens tut es das auch immernoch.
Ich habe ewig gebraucht um zu merken das ich eine Pause machen muss. Früher hatte ich geackert bis zum Umfallen und um dann endlich eine Auszeit zu bekommen habe ich mich ins Koma gesoffen - als ich nicht mehr saufen wollte brauchte ich Alternativen, musste lernen, auf meine Kraft acht u geben und regelmäßig Pausen einzulegen. Als ich aufhörte zu rauchen hatte ich das gleiche Problem nochmal - bis dahin hatte mich meine Nikotinsucht zur Pause gezwungen...
Das mit der Ehrlichkeit - nun, da hat mir spätestens der Saufdruck gezeigt das ich mich gerade heftigst selbst beschei... - da ich trocken bleiben wollte, musste ich hinschauen, hatte keine andere Wahl.
Das ging und geht nicht von heut auf morgen, sei geduldig mit Dir und bleibe clean, dann klappt das. Manche Sachen gehen irgendwann automatisch, andere bleiben länger, wichtig ist, Du bleibst mit Dir in Beziehung.
Liebe Grüße Uta
"Großer Gott, laß meine Seele zur Reife kommen, ehe sie geerntet wird!"Selma Lagerlöf
ZitatGepostet von Lauralisja mein Ego hatte nur einen Wert weil ich alles selbst gemacht habe, "keinen brauchte".
Mein Hirn hat da beim Überfliegen zwischen 'keinen' und 'brauchte' das Wort 'Platz' eingefügt, obwohl es gar nicht da steht. Und je länger ich drüber nachdenke, desto mehr stimmt das auch für mich
It is no measure of health to be well adjusted to a profoundly sick society. J. Krishnamurti
Erst einmal: Danke für eure Beiträge zu diesem Thema. Alsdann: Joh, ich kann mich gut darin wiederfinden. Was mir, glaube ich, am meisten fehlt, ist die Gelassenheit, die Dinge so zu sehen, wie sie sind - und nicht so oft davon auszugehen, daß vieles, was geschieht, ein Anschlag ganz persönlich gegen mich ist. Tja, ich hab da wohl noch einiges zu tun. Groll und alte Verletzungen spielen da eine große Rolle.....das möchte ich gern als nächstes zum Thema machen.
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Aber jeder kennt sich selbst am besten.
Daß ein zufriedener trockener Alki nicht so schnell zur Flasche greift, ist mir klar. Allerdings habe ich viele Alkis gesehen (einschließlich mir selbst), die gedacht oder zumindest gesagt haben, sie seien zufrieden....und darauf denn einen "Rückfall" bauten.
, feueraffe , es hat doch lange gedauert bis deine verhaltensstrategien so perfekt waren wie zum schluß der nassen zeit. nun mußt du dir auch ein wenig zeit lassen um sie alle abzulegen 
. mir hat damals eigendlich viel geholfen , mir immer wieder bewust zu machen das ich diese alten muster nicht mehr brauche und will . erst nachdenken bevor man handelt oder redet , was will ich eigendlich wirklich sagen, ich die trockene mary , und sich selber beobachten . aber das braucht auch ein wenig zeit und anfangs auch nicht immer , hast ja lang genug so reagiert . aber schon das du dich so intensiv damit beschäfstigst , zeigt das du schon selber dabei bist das problem zu lösen . 
, lg, mary
Erst einmal: Danke für eure Beiträge zu diesem Thema. Alsdann: Joh, ich kann mich gut darin wiederfinden. Was mir, glaube ich, am meisten fehlt, ist die Gelassenheit, die Dinge so zu sehen, wie sie sind - und nicht so oft davon auszugehen, daß vieles, was geschieht, ein Anschlag ganz persönlich gegen mich ist.