da sehe ich vorhin ganz zufällig in einer alten Excel Tabelle, in der eine Formel beim Aufmachen ein Feld aktualisiert, dass ich schon seit 2.594 Tagen (das sind 7,11 Jahre) keinen Alkohol mehr trinke.
Ich denke da nur noch sehr selten drüber nach, was man auch daran sieht, dass mich diese Zahl selbst überrascht hat und sie auch keine irgendwie runde "Jubiläumszahl" ist.
Ich habe das übrigens mit Ausnahme des Lesens in diesem und noch einem anderen Forum ganz alleine gemacht.
Ich habe offiziell einfach nur "keine Lust mehr" auf Alkohol gehabt. Mehr habe ich nie und niemandem dazu gesagt.
Nachdem ich für mich realisiert hatte, das es mir nicht gut tut und dass es wohl (wie mehrfach versucht) nicht geht, nur ab und zu etwas zu trinken, war der Rest ganz einfach.
Glas stehen lassen. Sämtliche Angebote auf neue Gläser freundlich aber bestimmt und vor allem max. mit der Begründung "nein Danke, heute nicht" ablehnen.
Ich habe nie eine Gruppe besucht. Ich habe auch keine alten Kontakte abgebrochen. Ich bin immer noch im gleichen Stammtisch und trinke dort halt mein alkoholfreies Weizen. Nach zwei - drei Frozzeleien am Anfang war das akzeptiert und ganz normal. Genauso ist es im Motorradclub oder bei irgendwelchen anderen Gelegenheiten.
Ich fühle mich klasse und möchte an diesen Zustand auch nie wieder was ändern.
Uli, finde ich Klasse. Ich erzähle auch nicht jedem wieso ich keinen Alkohol trinke, und das klappt bei mir auch problemlos über 20 Jahre. Weiterhin alles Gute Elke
ZitatGepostet von Ullrich (...) Ich habe nie eine Gruppe besucht. Ich habe auch keine alten Kontakte abgebrochen. Ich bin immer noch im gleichen Stammtisch und trinke dort halt mein alkoholfreies Weizen. Nach zwei - drei Frozzeleien am Anfang war das akzeptiert und ganz normal. Genauso ist es im Motorradclub oder bei irgendwelchen anderen Gelegenheiten.
... so lange schon ... nämlich 13 Jahre besuche ich eine SHG. Dort durfte ich vieler Rückfallerzählungen teilhaftig werden. Die Erkenntnisse daraus stehen in starkem Kontrast zu Deiner (Selbst-) Darstellung.
In der Kategorie "Zur Nachahmung empfohlen" gibt's daher von mir eben kein
sondern
(8 von 10)
crenzy
Die Ewigkeit dauert lange, besonders gegen Ende (Woody Allen)
also ich bin ja bekanntermaßen auch ein Anhänger des klassischen Wegs mit Therapie und SHG.
Wenn du es aber so geschafft hast, freut mich das aufrichtig für dich. Da gibts von mir auch bestimmt keinen , sondern so einen .
Ich find's toll, und so wie dein Post klingt, bist du auch zufrieden trocken.
Ich habe deine älteren Beiträge übrigens auch nochmal gelesen. Insbesondere das "Testbier" hat mich beeindruckt, denn damals hätte ich auch 9:1 gewettet, dass du umfällst.
Ich würde mich freuen, wenn du öfter mal was schreiben würdest, ganz besonders, warum du glaubst, dass gerade DU es SO geschafft hast, wo doch so viel andere auf diesem Weg scheitern.
Liebe Grüße vom Grufti! Gib jedem Tag die Chance, der schönste deines Lebens zu werden (Mark Twain)
Lieber Ullrich, auch von mir gratulation zu mehr als 7 Jahren!!! bei mir selbst ist es Ende des Monats ein Jahr, was zwar lange noch nicht an deine Zahl heran kommt, aber für mich auch schon unglaublich toll ist. Das hätte ich mir früher nie träumen lassen, dass ich es schaffen werde, so lange keinen Alkohol zu trinken. Ich war übrigens auch nie in SHG's, sondern habe "nur" hier gelesen und geschrieben, und daneben noch jede Menge Fachliteratur zum Thema Alkoholismus und anderen Süchten gelesen, was mir auch ungemein geholfen hat.
Ich denke auch, dass es unterschiedliche Menschen und Wege gint und dem einen das eine, dem anderen das andere besser hilft. Was jedoch jeder haben muss, ist der feste Wille nicht mehr zu trinken, und der muss aus einem selbst kommen und nicht von außen aufgedrückt werden.
Viel Erfolg auf jeden Fall für die nächsten 7 1/2 Jahre (und noch mehr)!
also 7 Jahre, das ist schon was. Ich finds klasse und wenn du so klar kommst, wie du lebst, ist das auch vollkommen in Ordnung. Würde bei mir so nicht funktionieren, aber wir ticken schließlich alle etwas anders. Wo du bist, muss ich mit meinen 23 Monaten erst mal hinkommen.
warum hat es bei mir so funktioniert und warum funktioniert es noch immer so ?
Ich kann es nur vermuten.
Ich denke, es kommen ganz viele Dinge zusammen.
Die absolute Grundvoraussetzung ist, da sind wir wohl alle einig, die Einsicht darin, dass man ein Problem im Umgang mit Alkohol hat.
Dann brauchts den Willen, dieses zu lösen.
Für mich hat das bereits gereicht. Ich habe mich aufgemacht und im Netz in diversen Foren wie diesem gelesen. Dabei ist viel passiert:
Du siehst plötzlich, wievielen es genau so geht, Du liest deine eigenen Verdrängungsstrategien, Du liest deine eigenen blöden Ausreden, Du liest, wie deine Kollegen und Angehörigen dich sehen, Und du liest vor allem, wie die Sache sich mit einer unaufhaltsamen Konsequenz weiter entwickelt, wenn du nichts unternimmst.
Am meisten dabei haben mich die Berichte der Co´s und vor allem die Ratschläge, die sie bekommen haben beeindruckt.
Dann hatte ich noch zwei persönliche Vorteile: Ich hatte ungefähr ein Jahr vorher mit dem Buch endlich Nichtraucher von Allen Carr nach vielen vergeblichen Versuchen auf einmal völlig leicht und locker und nachhaltig mit dem Rauchen aufhören können. Und: ich bin unheimlich stur. Wenn ich etwas wirklich will, dann erreiche ich das auch.
Und dann habe ich mir folgendes gesagt:
1.) Du weist nicht, ob du Alkoholiker bist, oder nicht. Aber das ist auch vollkommen irrelevant. Ausprobieren kannst du es nicht. Unbedenklich ist dein Trinkverhalten nicht. Du hörst auf damit.
2.) Kontrolliert "ab und zu ein bisschen" hast du oft genug versucht (wie beim Rauchen), geht nicht. Ausserdem: => siehe Forenberichte. Konsequenz: vollständige Abstinenz. (Ausnahmen: keine, siehe Punkt 1 [ganz, ganz wichtig]).
3.) Es wird so leicht sein, wie beim Rauchen. Heule dem Zeugs nicht nach. Du wirst nichts vermissen, sondern unendlich gewinnen an Freude, Freunden, Gesundheit und Wohlstand. Heule nicht, frohlocke.
4.) Scheiss auf die Welt, du bist niemandem Rechenschaft schuldig.
5.) So, ab jetzt ist Schluss.
Und das habe ich einfach mit der mir eigenen Sturheit durchgezogen. Ich habe es genossen. Ich genieße es heute noch, nicht jeden Tag bewusst, aber sehr oft.
Oft sage ich mir nach einem schweren oder hektischen Tag: Mensch, das war kompliziert, grade so hingekriegt. Mit Sprit wäre das garantiert in die Hose gegangen. Oder an einem wunderschönen Sonnenaufgang Sonntags morgens um 6: Diesen Sonnenaufgang hättest du mit Sprit nicht erlebt, weil noch im Koma.
Und manchmal sitz ich im Kirschbaum und denke mir, wer weis, ob du diesen Tag überhaupt noch erlebt hättest...
Ich zähle keine Tage, finde ich albern, und wofür auch ...
Ich fühle mich einfach nur gut, zufrieden und meistens gelassen - weil den ganz normalen Wahnsinn schaltest du natürlich nicht ab ...
Viele Grüße,
Uli
p.s. ich habe natürlich auch Unsinn gemacht, in den 7 Jahren. Ich habe mal alkoholfreien Rotwein probiert - schmeckt Scheisse und weckt ein ganz ganz starkes Verlangen, sofort eine Flasche "richtigen" hinterher zu trinken. Bei alkoholfreiem Weizen ist es ganz anders. Das trinke ich ab und zu ganz gerne, schmeckt saugut und weckt dieses Verlangen bei mir überhaupt nicht. Aber es stimmt, diese Experimente sind brandgefährlich, und bei den meisten ist es der Anfang vom Ende. Lieber bleibenlassen.
hört sich richtig gut an Uli Finde es auch Klasse, wenn Menschen sagen, ich bin stur ich zieh das durch. Wäre bei mir nicht gegangen. Ich bin nicht stur und mein innerer Schweinehund ist ziemlich ausgeprägt. Ich brauchte Handwerkszeug welches man mir in der ambulanten Therapie mitgegeben hat.
So wie du deinen Weg beschreibst, zeigt es mal wieder, wie unterschiedlich die Wege sind
ein ganz hervorragender Beitrag von dir. Ich und viele andere konnten das nicht. Während meiner LZT habe ich einen Praktikanten kennengelernt, der in früheren Jahren gerne mal trank, aber nicht abhängig wurde. Er beschloss trotzdem keinen Alkohol zu trinken, weil es ihm nichts mehr bringt, wie er von sich sagte. Ich habe da wirklich großen Respekt und du liest dich für mich voller Überzeugung. Klasse und weiter so.