Der Einstieg in die Alkoholsucht erfolgt oftmals dadurch, dass man nach Alkoholgenuss eine Verbesserung/Erleichterung/Veraenderung seines psychisch/emotionalen Zustands erfaehrt, und dann derartige Gelegenheiten immer wieder sucht. Im Gegensatz dazu braucht der nicht suechtige Trinker diese emotionale Veraenderung nicht, hat daher auch kein Verlangen, diese bewusst oder unbewusst herbeizufuehren.
Falls diese Definition stimmt, moechte ich als Alkoholiker mal eine Frage an die Nichtalkoholiker stellen: Wozu trinkt man dann ueberhaupt Alkohol (im gesellschaftlichen Rahmen), wenn nicht, um eine Veraenderung des Bewusstseinszustands herbeizufuehren ? Wirklich schmecken koennen alkoholische Getraenke doch wohl kaum jemandem.
Du hast Recht mit Deiner Frage, denke ich. Von daher ist die Definition auch falsch !
Tja, aber worin liegt der Unterschied ? Ich als (trockener) Süchtiger habe davon genau genommen keine Ahnung. Ich kann mir schlicht nicht vorstellen, wie das ist "trinken" zu können und die Kontrolle über Häufigkeit und Menge zu haben. Analoges gilt für "Tabletten nehmen", das kann ich nämlich auch nicht.
Der Unterschied liegt wohl zum großen Teil im Kontrollverlust. Ein zentraler Begriff, ohnehin.
ich denke, Alkohol ist kulturell und historisch so sehr in unserer heutigen Gesellschaft verwurzelt, daß man auf diese Frage keine befriedigende Antwort geben kann. Und das trifft wohl auf jede Gesellschaft zu. Und - der Umgang mit Alkohol wird schließlich erlernt und ist nicht "angeboren". Als trockener Alkoholiker kann ich also in den Spiegel schauen und mir sagen: tommie, da hast du etwas falsch gemacht. Dabei spielt es für mich überhaupt keine Rolle, wie ich zu meinem Trinkverhalten gekommen bin. Ich habe nur erkannt, daß ich nicht kontrolliert trinken kann. Und damit ist die Sache für mich erledigt. Und diejenigen, die ihr Bier, ihren Sekt, Wein oder Whisky geniessen und sich wohl dabei fühlen, denen gönne ich das auch. Das ist kein Thema für mich, es gibt sie eben, die 'kontrolliert-Alkohol-Trinkenden'. Ich gehöre nicht dazu. Ob ich das bedauern soll, das weiß ich ehrlich gesagt nicht so genau. Nur - er fehlt mir in keiner Lebenslage, der Alkohol, also gibt es auch keinen Grund für mich, ihn zu konsumieren.
den punkt, daß alkohol wirklich niemandem schmecken könne, glaube ich absolut nicht. die ganze weinkultur ist gewiss nicht nur als kult um alkohol, sondern um geschmackgenuss entstanden. ich war ebenfalls genießer guter tropfen und konnte während meiner nassen zeit sehr wohl dazwischen untersheiden, ob ich mir billigen wein meines spiegels wegen zuführte, oder ob ich einen wirklich guten tropfen in minischlucken während des abends verteilt genossen habe.
es gibt einige alkoholische getränke, deren geschmack einfach nicht durch nichtalkoholische getränke nachzuahmen ist. fruchtcocktails z.b. gibt es variantenreich und sehr lecker, aber als trockenener alkohliker bleiben mir einige geschmacksnuancen verwehrt.
doch in sehr vielen fällen hast du wohl recht: es wird getrunken, um die änderung des gemütszustandes zu erreichen, was ich absolut in ordnung finde, wenn es selten genug geschieht.
ZitatGepostet von richie Der Einstieg in die Alkoholsucht erfolgt oftmals dadurch, dass man nach Alkoholgenuss eine Verbesserung/Erleichterung/Veraenderung seines psychisch/emotionalen Zustands erfaehrt, und dann derartige Gelegenheiten immer wieder sucht. Im Gegensatz dazu braucht der nicht suechtige Trinker diese emotionale Veraenderung nicht, hat daher auch kein Verlangen, diese bewusst oder unbewusst herbeizufuehren.
Falls diese Definition stimmt, moechte ich als Alkoholiker mal eine Frage an die Nichtalkoholiker stellen: Wozu trinkt man dann ueberhaupt Alkohol (im gesellschaftlichen Rahmen), wenn nicht, um eine Veraenderung des Bewusstseinszustands herbeizufuehren ? Wirklich schmecken koennen alkoholische Getraenke doch wohl kaum jemandem.
um Deine Frage zu beantworten: Mir geht es tatsächlich ausschließlich um den Geschmack, die Bewusstseinsveränderung durch Alkohol (der Kontrollverlust, die Herabsetzung der Hemmschwelle) sind mir dagegen eher unheimlich. Es gibt nicht viele alkoholische Getränke, die mir schmecken, aber einige trockene Rotweine, einige Obstschnäpse, Cream-Whiskey (Bailey´s etc.) sowie Amaretto finde ich extrem lecker. Die trinke ich dann in Gesellschaft in Mini-Dosen, weil ich weiß, dass ich nach dem zweiten Glas Wein "auf dem Tisch tanze", was mir missfällt. Außerdem muss ich körperlich total fit sein, um Appetit auf Alkoholisches zu haben; wenn ich z.B. müde bin oder Kopfschmerzen habe, bereitet mir schon der Gedanke körperliches Unbehagen, etwas anderes als Wasser oder Saft zu trinken. Vielleicht hängt es aber damit zusammen, dass ich problemlos aus mir herausgehen und sogar ziemlich verrückte Dinge tun kann - auch im stocknüchternen Zustand. Und obwohl ich früher stark unter Lampenfieber gelitten habe (habe einen Bühnenberuf), war ich niemals in Versuchung, dies etwa durch das vielgepriesene Glas Sekt (oder so) zu kurieren.
Nun schreibst Du aber selber, dass der Einstieg "oftmals" durch die Bewusstseinsveränderung erfolge - ich zweifle, ob sie bei jedem Abhängigen der entscheidende Faktor war? Das würde ja bedeuten, dass das dümmliche Vorurteil wahr wäre, dass nur "charakterschwache" oder "sozial gestörte" Menschen Alkoholiker werden könnten. Und das glaube ich nie und nimmer.
ZitatGepostet von Nachtigallxxx Außerdem muss ich körperlich total fit sein, um Appetit auf Alkoholisches zu haben; wenn ich z.B. müde bin oder Kopfschmerzen habe, bereitet mir schon der Gedanke körperliches Unbehagen, etwas anderes als Wasser oder Saft zu trinken. Vielleicht hängt es aber damit zusammen, dass ich problemlos aus mir herausgehen und sogar ziemlich verrückte Dinge tun kann - auch im stocknüchternen Zustand. Und obwohl ich früher stark unter Lampenfieber gelitten habe (habe einen Bühnenberuf), war ich niemals in Versuchung, dies etwa durch das vielgepriesene Glas Sekt (oder so) zu kurieren.
*bewunder* bei mir war das immer genau umgekehrt.....
folgendes ist auch wichtig in diesem Zusammenhang : Alkohol ist, wie Fett, ein wichtiger Träger von Geschmacksstoffen. Trotzdem - seit ich keinen Alkohol mehr trinke, schmecke ich besser. Das mag in meinem Fall allerdings an der von mir früher konsumierten Alkohol-Übermenge liegen.
Dazu eine evtl. interessante Sache: erst NACHDEM ich trocken geworden bin habe ich es geschafft, Lesungen zu machen (ich schreibe ja Gedichte). Das Lampenfieber geniesse ich regelrecht, da ich weiß das ich es jeweils überwinden kann und werde.
Weiter noch eine Frage: Ich verstehe das nicht ganz: warum sollte man Alkohol trinken ---) Alkoholiker werden, wenn nicht wegen der Bewustseinsveränderung ? Das ist -für mich- soweit relativ klar. Andererseits verstehe ich nicht, was das mit Charakterschwäche zu tun haben soll. Ich hatte von meiner Mutter gelernt, das Alk oft und gern gebraucht wird, evtl. habe ich ja auch dieses Alkoholiker-gen, im Bekanntenkreis wurde eifrig getrunken und ich gehöre nun mal eben zu den 10 % die mit dem Stoff nicht umgehen können. Da bräuchte ich jetzt nicht zusätzlich noch eine Charakterschwäche um süchtig geworden zu sein.... (ist natürlich alles "Telegrammstil".)
Soderle, nachdem mein PC wieder auferstanden ist und ich mich hier etwas durchs Forum gewühlt habe, werde ich mal meine Gedanken posten.
Ähnlich wie bei Nachtigall ist bei mir der Geschmack schon entscheidend, ob ich etwas alkoholisches trinke oder nicht. Ich trinke eh recht wenig, vielleicht einmal im Monat, und es muss so gesehen schon einen Anlass geben.
Mit Wein habe ich zum Beispiel nicht viel am Hut, den bevorzuge ich eher in Saucen u.ä. Mit Bier kann man mich jagen *g* Ebenso mit klaren Kurzen, wie Korn oder Wodka.Ich mag generell keine Sachen, wo man den Alkohol zu sehr rausschmeckt.
Mit Anlass meine ich, dass ich nur auf Feiern trinke. Ganz selten habe ich mal das Bedürfnis nach etwas alkoholischem, wenn ich zu Hause bin z.B. Wenn ich dann auf einer Feier bin, wo zum Beispiel Sekt angeboten wird, nehme ich den (wenn möglich) nur mit O-Saft. Denn pur mag ich den auch nicht. Solche Mischungen wie Apfelsaft-Amaretto oder Ginger Ale - Southern Comfort mag ich gerne oder Cocktails, aber die landen halt nur auf Parties in meinem Magen *g* und wenn halt auf einer Feier nur Bier und Korn angeboten wird, verzichte ich lieber ganz.
Soviel zum Geschmack... warum ich auf Feiern etwas trinke? Ich denke mal, weil es eben stimmungslockernd ist. Aber ich muss auch Lust darauf haben, wenn ich (wie Nachtigall) mich nicht wohl fühle, mag ich auch nix trinken.
Wenn z.B. ich mit mehreren auf eine Feier fahre, und alle wollen sie trinken, habe ich mich oft als Fahrer zur Verfügung gestellt, weil ich bei mir folgendes festgestellt habe - ich trinke 2 oder 3 Mischungen, gebe um die DM 15,- dafür aus, und darf nicht mehr fahren. Und nach 3 Stunden fühle ich mich aber wieder fit, als wenn ich fahren könnte. (was ich natürlich nicht tue) Somit ärgere ich mich nur und lasse in solchen Situationen das trinken lieber ganz bleiben, bin aber dann flexibler, wenn ich nach Hause möchte, weil ich eben selbst fahren kann.
Und wie bei Nachtigall reicht in manchen Situationen schon 2 Gläser und ich bin sturzbetrunken *g* bin zwar eine angenehme Betrunkene, denke ich mal (also nicht aggressiv oder so, eher niedlich und zum kaputtlachen), aber oft werde ich dann nur müde und will nach Hause. Nicht gerade sehr förderlich für die Party und für die, mit denen man dort ist
Lange Rede, kurzer Sinn - ich denke, der Geschmack ist schon wichtig, und das warum beantwortet sich dadurch, dass ich lustig werden will. Aus Frust oder ähnlichem habe ich noch nie getrunken. Alles in allem fällt es mir nicht schwer, mit meinem Freund ein überwiegend abstinentes Leben zu führen. Und bisher habe ich mich erst einmal in seiner Gegenwart angetrunken, auf einer Feier, und er war eher belustigt als verärgert. *g*