In der siebten Woche dieses Jahres hatte ich das letzte Mal gepostet, dann auch immer weniger die Forumsbeiträge angesehen, dafür ist mein Konsum etwa im umgekehrten Verhältnis gestiegen. Jetzt bin ich wieder so weit wie Ende Dezember und hoffe dass ich den Neueinstieg in die glückliche Nüchternheit wieder schaffe. Was hat es denn mit diesem 6 Wochen (4Wochen - 8Wochen) - Zeitraum auf sich? Was läuft da wohl ab?
wenn Du nicht weißt, was nach den sieben Wochen in Dir abgelaufen ist, wer sollte es Dir sagen können? In jedem Menschen läuft der eigene, ganz persönliche Film.
Du hast ja damals schon ganz ähnliche Fragen gestellt, und Du hast viele Antworten bekommen. Die Umsetzung wird Dir niemanmd abnehmen können, das mußt Du schon selbst tun. Schon damals haben Dir Leute die Frage gestellt, wie es in Dir abläuft, und das hast Du nie beantwortet...es wäre vielleicht hilfreich für Dich selbst, wenn Du da mal ehrlich in Dir selbst nachschaust (ob Du es anderen erzählst, ist Deine Sache)
Meiner Ansicht nach kommst Du nicht weiter, wenn Du dese Frage immer wieder stellst und Dich im Kreise drehst. Es gibt nur 2 Möglichkeiten: Du läßt das erste Glas stehen, oder Du trinkst es. Daß das Leben trocken schöner sein kann, hast Du ja bereits erfahren, behauptest du zumindest..die Frage ist, wieviel Dir das wert ist. Wenns nüchtern so schön war, warum hast Du dann wieder angefangen? Was hast Du in diesem Moment gedacht?? Du hast gedacht, nach ein paar Wochen hast Du es im Griff, und eigentlich wolltest Du gar nicht für immer aufhören, stimmts? Was ist schon ein Leben ohne Alkohol, siehst Du das so oder nicht?
danke für die Antwort, aber ermutigt oder aufgemuntert hat sie mich nicht. Wenn ich meinen Post lese und deine Antwort darauf, glaube ich, es wäre besser gewesen, gar nichts zu schreiben. Ich wollte mich nur melden und sagen "Bin wieder da, auf ein neues". Dass ich nicht nur eine Pause einlegen, sondern ganz aufhören will, sage ich immer noch. Und seit drei Tagen ist es wieder schön, trocken zu sein. Mit kleinen Schritten will ich zufrieden sein, "die nächsten 24 Stunden" oder "die nächsten sechs Wochen" an denen sich vielleicht weitere solche Zeiträume anschliessen, sind halt eine Gnade. Ich wollte eigentlich nur mehr über diese Sechswochengrenze -plus/minus 1-2 Wochen- (wenn es so was überhaupt gibt) erfahren.
Ich grüße alle[f1][ Editiert am: 05-05-2003 22:53 ][/f]
von einer "magischen" 6 Wochengrenze weiss ich nix - hab's auch nie so erlebt. Es wird einfach kontinuierlich besser, und man lernt, mit Krisen und kritischen Situationen immer besser umzugehen...
sicher gibt es für jeden persönlich ganz bestimmte Phasen des Trockenwerdens. Mir war es sehr wichtig, über sechs Wochen hinauszukommen, weil ich davor schon einmal nach sechs Wochen Trinkpause gescheitert war. Das hatte aber weniger mit der Zeitspanne als solches zu tun, als mit meiner gesamten Einstellung. Bei mir hat es beim zweiten Anlauf erst den richtigen Klick im Kopf gemacht. Nach einer anfänglichen ziemlich langanhaltenden euphorischen Phase ist bei mir mittlerweile eine ruhige, zufriedene Phase eingetreten. Das heißt nicht, daß ich nur grinsend durch die Gegend laufe. Ich habe auch schon oft genug in der Ecke gesessen und geweint. Ich bin auch schon durch schlichtweg graue Tage gegangen. Der Unterschied zu vorher ist nur, daß ich mit einer inneren Zuversicht durch diese Tage gehen kann - sie ziehen mich nicht mehr runter, weil ich weiß, daß es am nächsten Tag schon wieder ganz anders aussehen kann. Ich habe es tatsächlich gelernt, diese grauen Tage hinzunehmen und anzunehmen. Man muß sie einfach vorbeiziehen lassen, wie graue Wolken. Alles in allem ist jeder trockene Tag eine einzige Bereicherung in meinem Leben - ob es nun der erste ist oder der heutige. Wichtig ist eigentlich immer, daß man jetzt, hier und heute zufrieden ist. Und daß man die Dinge gelassen hinnimmt, die man nicht ändern kann, und versucht, die Dinge zu ändern, die man ändern kann. Das klappt nicht immer so toll wie es sich anhört - aber es ist zumindest die Sache wert, daß man sich daran versucht. Jeden Tag aufs Neue.
Ich wünsche Dir den Mut, die Gelassenheit und die Kraft, die Du brauchst.
im Prinzip kann ich Helena nur beiflichten. Mir gings und gehts immer noch genauso. Für mich war das erste viertel Jahr entscheident. Morgen werden es nun 16 Wochen. Am Anfang eine schreckliche Euphorie, fast nicht zu ertragen. Wie Achterbahnfahren, wenn man immer nur oben ist und denkt..wann gehts nun endlich abwärts. Das kam auch relativ schnell. Viele Trauerphasen lagen darin, mit leichten Aufwinden. Seit 5 Wochen geht es mir stabil gut.Ich war sehr zufrieden, entdeckte wieder normale neue Dinge, die Spass und Freude brachten-die ich in meiner nassen Zeit nicht mehr zu realisieren fertig brachte. Dann kam der Montag, gestern.., war beim Rasenmähen. Wie aus heiteren Himmel überfiehl mich eine furchbare Panik und ich dachte nur an ein Glas Sekt. Ich spürte in förmlich auf der Zunge. Es war so beängstigend im ersten Moment, dass ich meiner Tochter mit dem Handy in den Garten rief. Hab gezittert und die Tränen liefen mir. Keine Ahnung, was es ausgelöst hatte. Komischer Weise, eine halbe Std. später, war diese Attake verschwunden. Sie hat mir aber bewusst gemacht, dass ich "mein Problem" nicht auf die leichte Schulter nehmen darf. War fast, wie ein Alptraum im Wachsein.. Dieses Board hilft mir viel.Auch wenn ich relativ wenig schreibe, lese ich einiges und stelle fest, dass die meisten die gleiche Probleme wie ich habe. Ich weiß, die Besserung kommt jeden Tag ein Schritt näher und das gibt mir ein großes Stück Zufriedenheit. Merke aber, wenn ich an gestern denke, dass meine größte Angst ein Rückfall wäre. Im Prinzip erlebe ich mein Leben neu und bewusster. Darauf möchte ich auf nichts in der Welt nochmals verzichten wollen. Ganz liebe Grüße und ein ganz,ganz großes Paket Kraft und Zuversicht an Dich.. Lucy-Pusti
Ich weiß auch nichts von einer 6-Wochen Grenze. Ich bin jetzt knapp mehr als 8 Mon trocken und kann das mit der anfänglichen Euphorie auch unterschreiben. Man ist nicht mehr verkatert und fühlt sich schlecht, ist voller Tatendrang, manchmal sogar etwas "blinder Aktionismus". Aber dann kehrt Ruhe ein, ich schaffte mir regelmäßige Tagesabläufe (die ich trinkend nicht hatte) und freute mich oft sogar auf den nächsten Tag, schon allein deswegen weil ich nicht mit rammdösigem Schädel aufwachte. Mir geht es gut und ich bin zufrieden. Das ist für mich das allerwichtigste, diese Zufriedenheit mit mir selbst. Ich denke solange ich nicht trinke bin ich zufrieden, und das setze ich für ein paar Stunden vermeintlicher "Spaß" mit Trinken sicher nicht aufs Spiel. Zu tief saß ich schon auf der Spirale. Und DAS will ich nicht mehr.
Setz Dich nicht unter Druck. Niemand weiß was einen in den nächsten Wochen oder gar Tagen erwartet. Sei Du selbst, der weiß was er will oder gerne in Augenschein nehmen möchte ... nämlich das Trocken bleiben.
Höhen und Tiefen gibt es immer wieder, bei jedem. Ich hätte es auch nie geglaubt, dem Alkohol fern zubleiben oder es ertragen zu können, anderen beim Trinken zu zusehen.
Und weißt Du was ... ich hatte jetzt 2 Wochen Urlaub und habe das Forum hier total vemisst, aber ich konnte auch abschalten in der Zeit und mich mit andere Dinge einlassen, Freude an anderen Dingen haben.
Genieße Deine Nüchternheit und Du wirst sehen, sie wird sich stabilisieren. Es wird eine Freude sein, die Dich umgibt ... auch wenn schlechte Tage folgen sollten. Nimm es einfach wahr, fühle Dich.
Ich wünsche Dir alles Gute bei Deiner Erfahrung Karotte
mir ist noch etwas Wichtiges aus meinen ersten trockenen Wochen eingefallen. Ich habe mir in dieser Zeit viele kleine Rituale geschaffen, an denen ich mich festhalten konnte. Es war zum Beispiel sehr wichtig für mich, einen geregelten Tag-Nacht-Rhythmus einzuhalten. Ich bin jeden Tag zu einer bestimmten Uhrzeit ins Bett gegangen und zu einer bestimmten Uhrzeit früh morgens aufgestanden. Auch über den Tag verteilt gab es bei mir feste Kaffee-, Tee-, Spaziergang- und Lesezeiten. Das hat mir in den ersten Wochen sehr geholfen, ich habe glaube ich, auch schoneinmal darüber hier geschrieben. Rituale geben Sicherheit, wenn man sich erstmal neu zurechtfinden muß. Mittlerweile stehen mir einige dieser Rituale bereits im Weg und engen mich ein - ich bin gerade dabei, mich von ihnen zu verabschieden. Ich kann jetzt auch mal abends auf unbestimmte Zeit aufbleiben - ohne mich dabei verloren zu fühlen. Ich habe einmal die Woche einen Abendkurs belegt - ich habe mein Gruppen-Meeting, ich merke einfach, daß bestimmte Rituale durch echte Interessen ersetzt werden. Im nachhinein sehe ich diese Rituale als Platzhalter für die Dinge, die irgendwann von ganz allein noch dazukommen.
Aber in dieser ersten Zeit waren sie überlebenswichtig für mich. Meine Nachmittags-Teestunde und meine morgendliche Aufstehstunde habe ich bis heute beibehalten. Das sind nun liebgewonnene Gewohnheiten geworden.
danke für die Antwort, aber ermutigt oder aufgemuntert hat sie mich nicht. Wenn ich meinen Post lese und deine Antwort darauf, glaube ich, es wäre besser gewesen, gar nichts zu schreiben.
Na ja, ich kann nicht hellsehen, und ich weiß nicht im Voraus, was meinem Gegenüber hilft. Ich kann andere höchstens auf meine Beobachtungen aufmerksam machen, das Trinken kann ich für Dich nicht aufhören, das konnte ich nur für mich selbst.
Wenn Du es selbst so genau weißt, was Du hören willst, warum fragst Du dann überhaupt? Ich habe Dich nur darauf aufmerksam gemacht, daß Du schon eine Menge Hilfestellung bekommen hast, daß Du diese Hilfen aber nicht haben wolltest.
Denn bei Deiner letzten Serie hast Du mehrmals betont, daß Du die Vorschläge nicht annehmen wirst und keine Lust hast, das zu tun, was Dir die Freunde im Forum vorgeschlagen haben. Das hat, wenn ich Deine Aussage richtig verstanden habe, ja bislang nicht zu dauerhafter Trockenheit geführt.
Ich habe es echt toll gefunden, dass so viele für mich noch einmal so freundliche und aufmunternde Worte gefunden haben. Ich wollte eigentlich gerne näher darauf eingehen und von mir mehr berichten, aber auf Grund des letzten Forumbeitrages lass ich das erst mal sein. Ich muss das erst verdauen. Die paar Beiträge von mir als "Serie" zu bezeichnen ist wohl reichlich übertrieben. Da gibt es andere Serien aber warum auch nicht - für was ist denn ein Forum da. Und ich darf ja wohl noch eine eigene Meinung haben - was ich letztendlich getan habe oder tun werde, dazu bin ich ja gar nicht gekommen zu schreiben. Ich lasse das jetzt auch sein. Vorwürfe kann ich mir selbst machen. Jedenfalls glaube ich, wenn mir in einem f2f - meeting jemand so gekommen wäre, wäre ich gleich in die nächste Kneipe gegangen. Jetzt tu ich es jedenfalls nicht, weil ich mich ja nur selbst bestrafen würde. Nochmals vielen Dank und gute Tage. Bis demnächst.
Hallo Franz Josef, warum fängst du nach sechs Wochen immer wieder an? Weil du dir vorgaukelst du hättest noch alles im Griff. Wird wohl nicht so sein. Deshalb einfach mal eine ganz naive Empfehlung: Schnapp dir doch mal ein Blatt Papier, schreibe darauf "Ich bin Alkoholiker" und beobachte, was dabei in dir abgeht. Deine Zögern mit dem Besuch von Selbsthilfegruppen kann ich nur zu gut verstehen. Vor über 20 Jahren hatte ich schon Schweissausbrüche,nur weil ich eine Kontaktstelle besuchen wollte. Eine Stunde habe ich es dort ausgehalten, wie in Trance zugehört, wurde informiert und trotzdem schrie mein Verstand nur noch: ICH WILL HIER RAUS ! Als ich jetzt wieder trocken wurde und zum ersten Mal in eine SHG ging schaute ich ständig auf die Uhr, die Zeit verging nicht, ich wollte wieder flüchten, aber mir war auch klar, dass ich bleiben musste um zu überleben. Heute schaue ich in den Meetings wieder ständig auf die Uhr, denke aber nicht mehr "wie lange dauerts noch" sondern "wie lang darf ich noch". Diese Treffen sind für mich ein Ort der inneren Ruhe geworden, ich fühle mich jetzt dort einfach wohl und verstanden.
sicher darfst Du Deine Meinung haben, und möglicherweise bin ich einfach nicht der richtige Ansprechpartner für Dich. Bei Deinen Posts hatte ich halt das Gefühl, daß Du zu denselben Fehlern neigst wie ich ...ich wollte stark sein und im Alleingang aufhören, ich wollte kein Schwächling sein der Hilfe braucht... und das war in meinem persönlichen Fall eben eher ein Fehler, bis ich mir dann Hilfe von Angesicht zu Angesicht geholt habe. Heute sehe ich es als Stärke und als Zeichen von Eigenkompetenz an, wenn jemand in der Lage ist, sich Hilfe zu holen und sich selbst nicht zu überfordern. Es ist doch ein Zeichen von Stärke, wenn ich in der Lage bin, mir die Hilfe zu gönnen, die mir auch wirklich hilft!! Es war in der Suchtberatung, wo ich das Gefühl hatte, daß das ein entscheidender Schritt für mich war, obwohl ich sonst auch nicht grade schüchtern bin. Ich hatte mir halt immer eingebildet, daß ich selbst weiß, wanns mir reicht, und das ich mit Alkohol umgehen kann, und dieses Denken hatte ich immer noch, als ich schon nicht mehr anders konnte als zu trinken...es war heilsam schmerzlich für mich, mich vor anderen zu outen, und auch, mir anzuhören daß ich da völlig gewöhnlich bin und eben kein spezieller Fall. Ein Forum ist dafür meiner Ansicht nach zu anonym, denn da erkennt einen auf der Straße ja niemand, und man kann sich viel zu leicht zurückziehen.
Meine Erfahrung ist halt, solange ich nichts von mir selbst rausgelassen habe, konnte mir niemand helfen - wie auch - und solange ich mich nicht vor anderen zu meiner Krankheit bekannt hatte, habe ich auch für mich selbst nach Ausflüchten gesucht und diese gefunden, ist ja nichts leichter als das.
Ob Du Dich selbst so gut berätst, wenn Du Dir unter all den Antworten gerade die, die Dir nicht gefallen hat, als Richtschnur nimmst, wage ich zu bezweifeln. Es erinnert mich an mein nasses Denken, als ich mir unter allen Argumenten, die es zum Alkohol gibt, immer die rausgesucht habe, die das Weitertrinken notwendig gemacht haben...so nimmst Du Dir den einzigen Beitrag unter vielen, mit dem Du Deinen erneuten Rückzug begründen kannst. Ja, wenn Deine paar Beiträge keine Serie waren, dann hab ich ja überhaupt noch nichts geschrieben....und ich werde Dir sicher nicht im Wege stehen, wenn Du hier weiter schreiben willst. Ich werde Dich sicher nicht beim Trockenwerden behindern, das kannst Du mir glauben, dazu war ich selbst viel zu froh als ichs geschafft hatte.