danke für Eure Reaktionen auf mein letztes Mail. Heute abend um 20.00 h AA Treff. Ich habe bisher fest vor auch hinzugehen. Am Montag habe ich dann einen Arzttermin. Was sage ich dem dann konkret. Das ich Alkoholkrank bin und trocken werden will. Soll ich um ein Blutbild bitten? Ich hoffe immer noch, daß ich ambulant (natürlich mit Unterstützung) trocken werden kann und nicht in die Klinik muß. Ich weiß nur noch nicht, was ich beim Arzt sagen soll. Das mit Alkoholkrank ist schon schwer genug, aber ein Blutbild muß bestimmt erst mal sein. Vielleich kann auch jemand berichten, was der erste Arztbesuch bei ihm brachte. Hat einer von Euch ohne Klinikaufenthalt aufgehört und wie sah das dann aus bzw. wie gings ihm dabei? Ist es so, daß eventuell körperlich auftretende Beschwerden nach 4 Tagen abklingen und nach 2 Wochen der Alk abgebaut ist? Drückt mir die Daumen und ich melde mich wieder. Noch etwas, soll ich meinen Mann bitten vorerst auch auf sein Feierabendbier/-wein zu verzichten, damit ich über die erste Zeit komme, oder ihn dabei ganz außen vor lassen und dann einfach früh ins Bett gehen. Mir ist natürlich klar, daß ich weiterhin mit Alkohol in meinem Umfeld leben werden muß. Schließlich geht es ja wirklich erst mal um mich, aber das immer klar zu trennen fällt mir noch schwer.
sage ihm am besten was Fakt ist, nämlich dass du Alkoholkrank bist. Ein Blutbild wird er dann von sich aus machen, da brauchst du um nichts zu bitten. Sicherlich wird er dir den Vorschlag unterbreiten, den Entzug stationär oder ambulant zu unterziehen. Bei ambulant müsstest du allerdings täglich beim Arzt auftauchen, so hieß es jedenfalls bei mir. Ich habe mich aber dann doch für die stationäre Entgiftung entschieden, alleine deswegen, weil ich mit anderen Patienten Kontakt hatte und es dort geregelte Abläufe gab sowie auch therapeutischen Gespräche. Aber den Schritt musst du alleine entscheiden. Was deinen Mann betrifft, am besten redest du offen über deine Sucht mit ihm, nur so kann er dich verstehen und dich unterstützen. Davor fliehen wird dir nicht sehr will bringen, im Gegenteil, es verunsichert dich nur noch mehr mit deinem Vorhaben.
Für dein Meeting heute Abend wünsche ich dir alles Gute, kopf hoch, alles wird gut. Ein schönes Wochenende wünscht dir ...
Das Du eine Hemschwelle hast zum AA treff zu gehen haben glaube ich alle beim ersten mal gehabt, aber Morgen wirst Du darüber lachen, glaube es mir. Beim Doktor würde ich bei der Wahrheit bleiben, du hast Dich ja bis her selber belogen, willst du so weitermachen? Ich für meinen teil muß sagen das ich das sage was ich denke ich will nicht mehr lügen, mich selber belügen. Ein Blutbild wäre nicht schlecht so hast Du gewissheit wie deine Leberwerte sind, und Deine Gesundheit.
Zitat Ist es so, daß eventuell körperlich auftretende Beschwerden nach 4 Tagen abklingen und nach 2 Wochen der Alk abgebaut ist?
Dazu kann ich nur sagen ziehe es nicht alleine durch, bespreche auch das mit Deinem Doktor, es können Krampfanfälle auftreten.
ZitatNoch etwas, soll ich meinen Mann bitten vorerst auch auf sein Feierabendbier/-wein zu verzichten
Ich habe die erste Zeit meiner Trockenheit bei mir zu Hause eine Alkholfreie Zone geschaffen, um mich selber zu schützen. Außerhalb sieht es anders aus. Ich hatte schon einmal in einem anderen Beitrag gepostet : Mit Alkohol mußt Du leben , aber Du mußt ihn nicht trinken. Ich hoffe ich konnte Dir ein klein wenig weiter helfen, und ich drücke dir die Daumen für heute Abend. Es grüßt Gitti
du fragst, wie du das mit dem Arzt lösen sollst. Ich für meinen Teil war ja zu Anfang nicht beim Arzt. Erst nach und nach hab ich begonnen , die schon längstens anstehenden Besuche (Frauenäztin, Zahnärztin) zu tätigen. Ich würde mir aber auf alle Fälle eine Liste machen mit allen Punkten, die ich fragen und wissen will, damit ich vor Aufregung nichts vergesse. Und ich würde dort nicht rausgehen, bevor ich nicht irgendetwas Positives für mich erfahren hätte, wie z.B. eine Adresse von einem Arzt, der sich auf dein Problem spezialisiert hat.
Das Loskommen von meiner Weißweinflasche war, so wie ich das jetzt sehe, ein Prozess von mindestens zwei Jahren, in denen ich gekämpft hab. Immer wieder- jede Woche oder alle zwei Wochen habe ich drei, vier Tage nix getrunken, bis das Bedürfnis so groß wurde, dass ich einen ganzen Weinkeller hätte brauchen können, wenn ich den geschafft hätte.
Bei mir waren es viele verschiedene Dinge, die zusammen geholfen haben.
Da waren einmal die Bücher: Kraft zum Loslassen von Melody Beattie, wo ich mir für jeden Tag große Hilfe und Denkanstöße holen konnte und es noch immer tue. Und Leben ohne Alkohol von Diana Beate Hellmann. Besonders aus diesen beiden Büchern hab ich Gedanken genommen, um mich den ganzen Tag anzuhalten, und auch nicht wieder mit dem Trinken und dem Gedankentschechern anzufangen.
Dann bin ich eines Tages in eine SHG gegangen. Etwas von dem ich längst wusste, dass ich sollte, aber mich nie überwinden konnte. Und auf einmal war das wirklich mein Wunsch, ein Bedürfnis und nicht mehr noch eine zusätzliche Pflicht. Bestimmt war das einer der entscheidensten Momente, die passiert sind. Ich hab endlich loslassen können und praktisch über Nacht nicht mehr alles getan, was nach meinem perfekten Perfektionismusdenken hätte sein sollen. Sondern ich hab mich ständig gefragt, will ich das wirklich? Ist das auch gut für mich und hab ich dafür auch wirklich Zeit oder ist dieses oder jenes viel zu viel und will ich mich nur mehr hinlegen und schlafen?
Einmal in der Woche gehe zur Therapie, zum Reden über meine Kindheit, gescheiterte Ehe und was auch immer sich in der Zwischenzeit angesammelt hat.
Dann war da noch meine beste Freundin, die schon ein Jahr zuvor geschafft hatte, trocken zu werden - endlose Gespräche und eine tolle Vertrauensbasis und jemand, der immer da war.
Ja und dann hab ich mir unzählige Rituale zugelegt, die mir über die Zeit zwischen sechs und zehn am Abend zu Hause hinweggeholfen haben. z.B. ausgiebig baden mit Duft oder Schaum (ohne Rücksicht darauf, dass ich Wasser nicht verschwenden soll). Alle meine Kochkünste habe ich hervorgeholt und begonnen die kompliziertesten und ausführlichsten Gerichte zu kochen, inklusive schön aufdecken und Kerzenschein und Musik.... Naja hab bis jetzt schon einige Kilos zugenommen. Vom Küchentisch mit Weinglas noch im Jänner bin ich ins Zimmer gewandert vor den Fernseher oder PC. Wenn ich früher höchstens Fußballmatches, die ich noch immer sehr mag, angeschaut hab, so kenne ich mich jetzt mit den Filmen und Schauspielern schon gut aus.
Und nicht zu vergessen, dieses Board, auf dem ich seit Weihnachten lese, ist eine der größten Hilfen. Herzliches DANKE, DANKE an euch alle.
Mit der Zeit wird es immer seltener, dass mir dieser Basilisk Alkohol im Nacken sitzt und mit seinem Gift winkt. (Ich stelle ihn mir so vor – eine abscheuliche Figur, die ich schon in der Volksschule, als wir Sagen aus Wien lesen mussten, zum Fürchten gefunden habe) Wenn er also wieder ganz nah ist, dann spreche ich ihn an und schicke ihn mit aller verachtensvollen Kraft weg.
Und am Abend kurz vor dem Einschlafen, egal wie müde ich schon bin, bedanke ich mich für den Tag und bitte darum, dass ich am Morgen wieder stark bin.
Alles in allem sind mir heuer viele, viele gute Dinge passiert. Dieser innere Druck, die grenzenlose Verachtung für mich und die ewigen Schuldgefühle sind verschwunden. Die Zeiten der pausenlosen Selbstbestrafung und Kritik sind auch vorbei. In der Früh wache ich auf, ohne das Gefühl zu haben, jemand hätte mich mit dem Kopf gegen einen Baumstamm geschlagen. Auch brauche ich mir keine Sorgen mehr zu machen, was ich alles vergessen habe und welche Versprechungen ich gegeben hab, die ich eh nicht einhalten kann oder will.
Noch nie in meinem Leben war ich so stolz und zufrieden wie jetzt, außer bei der Geburt meiner Kinder.
Ich hoffe, du findest das eine oder andere hilfreich für dich.