endlich kann ich jeden Morgen in den Spiegel sehen und freue mich, ein mir bekanntes und freundliches (kein verkatertes) Gesicht zu sehen. Ich hoffe es bleibt auch weiterhin so.
Meine 1. Bewährungsprobe habe ich schon hinter mir. 4 Tage und 3 Nächte alleine zuhause. Diesen kritischen Punkt habe ich überstanden. Der Ehrlichkeit muss ich zu geben, ganz kurz mal daran gedacht zu haben, doch noch ein Schlückchen Wein zu probieren, es sieht ja niemand. Wäre etwas alkoholisches im Haus gewesen..... ich möchte lieber nicht weiterspinnen.
Nun meine Vermutung: Hier auf dem Board – wird immer wieder mal darauf hingewiesen, falls solche Gedanken kommen, dass es einem noch nicht besch.... genug ging. Nun habe ich panische Angst, dass das bei mir auch der Fall war.
Ab Mittwoch bin ich wieder für ein paar Tage alleine. Mein Mann ist auf einem Seminar. Meine Kinder kann ich leider nicht bitten zum Abendessen oder zum Plaudern zu kommen. Sie fliegen morgen bis nach Pfingsten in Urlaub.
Meine Selbsthilfe-Gruppe ist erst am Freitagabend und telefonischer Kontakt habe ich noch mit niemandem.
Heute morgen habe ich gleich bei meinem Hausarzt angerufen – Anrufbeantworter vermeldete, dass er im Urlaub sei und eine Vertretung hat. Da ich diesen Arzt nicht kenne, wollte ich mich nicht bei ihm zuerst outen.
Danach rief ich bei 2 Beratungsstellen in unserer Gegend an – freie Termine gibt es erst wieder in 4 Wochen. Vielleicht brauche ich ja doch eine LZT.
Nächster Schritt war – habe die 4 CD's "Trocken bleiben – nüchtern Leben" bei AA bestellt und hoffe, dass sie bis am Mittwoch geliefert werden. Ich werde sie mir dann jede freie Minute anhören.
Gibt es eine Zeitgrenze, an der man nicht mehr so auf der Hut sein muss – in eine Suchtfalle zu tapsen?
Ich habe jetzt schon viele Tage an denen ich keine Sekunde daran gedacht habe, etwas trinken zu müssen oder zu wollen. Im Gegenteil, wenn ich mal daran denke, kann ich es kaum glauben – dass mein Leben sich hauptsächlich um Alkoholbeschaffung / heimliches trinken / Flaschen entsorgen / dieses Gefühl der Ohnmacht oder des Selbsthasses / gedreht hat.
Es war doch alles so absurd!
Ich hoffe ja noch immer dass 90 Tage so ein Ziel sein könnte, an dem man "nüchterner im Kopf" wird. Oder habe ich ein "unrealistisches Hirngespinst"?
Vielleicht kann ich mir die Frage in 20 Tagen ja selber beantworten.
diese Gedanken sind am Anfang einer Trockenheit ganz normal. Sie haben nichts damit zu tun, dass es dir "noch nicht schlecht genug ging". Ich lege das für mich einfach so aus, dass man/frau es noch "gewöhnt" ist, bei einem unbehaglichen Gefühl an den bekannten Stoff des Vergessens zu denken. Deshalb ist es auch ganz ungeheuer wichtig, dass zu Anfang KEINE alkoholischen Getränke im Haus sind. Da muss man sich einfach selbst austricksen. Klar, kann man sich theoretisch auch was in einem Geschäft kaufen, aber da ist dann doch noch eine Schwelle dazwischen. Es ist nicht so einfach, als nur eine Schranktür zu öffnen oder in den Keller zu gehen.
Ich kann dir sehr gut nachfühlen, dass es eine grosse Probe ist für dich, ganz allein zuhause zu sein. Und wenn dann noch die Telefon- und sonstigen Kontakte abbröseln, ausgerechnet zu dieser Zeit, in der man sie ganz dringend benötigt, ist Panik angesagt. Dass diese sich nicht ausbreitet und dich in Beschlag nimmt, hast du eigentlich schon ganz gute Vorkehrungen getroffen. Im Notfall kannst du IRGENDEINE Kontakttelefonnummer von AA anrufen. Dafür sind die nämlich da. Du darfst mich gern diesbezüglich kontaktieren. Alles ist besser, als zu trinken. Denn "ein Schlückchen Wein" - das geht halt nimmer. Das musst du dir immer klar machen. Aus dem Schluck wird ein Glas, aus dem Glas eine Flasche..... usw.
Ich habe mir wärend der ersten Fase meiner trockenheit ein Hobby zugelegt das mich von meinen Gedanken an den Alkohol ablenken sollte, die wie bei Dir auch kamen.Ich habe alle Bekannten behäkelt*lach*.Ich weiß nicht ob Du auch ein Hobby hast? vieles ist ja durch den Alkohol verschüttet worden.
ZitatIch hoffe ja noch immer dass 90 Tage so ein Ziel sein könnte
Ich habe mir auch nicht so große Ziele gesetzt,nur für heute, morgen ist auch noch ein tag.Jder weitere tag trocken sei stolz darauf.Es ist schön wieder in den Spiegel sehen zu können. Am Freitag wenn Dein Gruppentag ist spreche in der Gruppe darüber über Deine Sorgen und Ängste, die Leute können es nicht von den Lippen ablesen was Dir zu schaffen macht.Es erleichtert aber alles ungemein.Du hast soviel geschafft Du wirst auch das schaffen.
Zitat Wäre etwas alkoholisches im Haus gewesen..... ich möchte lieber nicht weiterspinnen.
Warum nicht?
Also mir zumindest hilft dieses "weiterspinnen" immer sehr in diesen - zum Glück äußerst seltenen - Momenten, in denen ich Lust auf "was" zu trinken habe.
Denn dann male ich mir - wie Miezekatz schreibt - aus, wie aus dem Schluck ein Glas, daraus eine Flasche, vielleicht noch eine usw. wird.
Dann ist mir bisher die Lust auf "was" aber immer ganz schön schnell vergangen.
Zitat: ... doch noch ein Schlückchen Wein zu probieren, es sieht ja niemand.
Doch DU würdest es sehen und mit einer Lüge lebt es sich bekanntlich schwer.
Mir sind anfangs auch manchmal Gedanken in den Kopf gekommen, etwas trinken zu wollen. Aber trocken/nüchtern geht es mir viel besser und warum sollte ich mein "neues" Leben unnütz kaputt machen? Ansonsten würde ich dir raten, erst kleine Schritte zu machen und nicht gleich los rennen zu wollen.
Mach dir keinen Kopf, was morgen sein wird, versuche dich von dem Gedanken Alkohol ein wenig zu lösen, bevor er dich umklammert ... es gibt so viele schöne Dinge. Greife ein liegengebliebenes Hobby wieder auf oder vielleicht haben sich auch schon neue Interessen bei dir gemeldet und warten darauf dich mitreissen zu können.
Ich wünsche dir für jeden deiner Schritte nach vorne viel Glück.
für Deine lieben Worte. Ich stecke halt immer noch in einem riesigen Zwiespalt, wem kann ich auf die Nerven gehen und rumjammern und würde derjenige mich überhaupt verstehen, was es bedeutet abhängig zu sein. Sogar mein Mann versteht es nicht wirklich, da kann er sich Mühe geben so viel er will. Hier im Forum heule ich mich dauernd aus. (Langsam wird es mir schon selber peinlich – schicke trotzdem Posts ab). Hole mir hier Eure Streicheleinheiten und kann nichts zurück geben. Ich danke Dir sehr für Dein Angebot zum "Kontaktieren" – wenn ich es brauche werde ich es sehr gerne annehmen.
Hallo liebe Gitti,
danke für Deine lieben Worte. Meine alten Hobbys habe ich mir in den letzten 4 Wochen wieder hervorgeholt. Ich lese 3 Bücher gleichzeitig – knüpfe an einem Läufer für den Flur – und versuche mir eine originelle Jeanjacke zu schneidern. Für den Garten habe ich mein 1. Gewächshaus bekommen. Oh, häkeln könnte ich auch noch – so Tischdeckchen, die dann keiner mag. Grins! Danke Gitti, ich lach schon wieder.
Hallo Frankie,
ich stand mitten im Zimmer und kämpfte gegen die Macht der Sucht an – lief hin- und her und konnte mich ewig nicht entscheiden es nicht zu tun. Der Teufel Alk saß mir im Nacken.
Obwohl ich mir ausgemalt habe wie es ist – wenn ich nur ein Schlückchen nehme und daraus dann unweigerliche eine Flasche folgt. Aber das nahm mein "Hirn" nicht richtig auf und verdrängte es immer wieder.
Meine Gedanken rasten und es war mir fast egal - noch mal was zu trinken und was dann wird - und genau diese Macht, die der Alkohol noch über mich hat macht mir Angst und Panik.
Hallo liebe Karotte,
auch Dir einen lieben Dank. An manchen Tagen denke ich überhaupt nicht an Alkohol und wenn dann nur mit Ekelgefühl. Genau aus diesem Grund hat es mich ja so erschreckt. Welche Macht und Drang es in mir ausgelöst hat – und dann schon wieder dieses hinter herum – das heimliche trinken wollen.
Irgendwann hoffe ich mit dem Ganzen gelassener umgehen zu können.
Ich weis nicht ob es etwas bringt dir so zu schreiben aber ist es nicht feileicht doch dein absoluter Wille nie mehr im Gefängnis deiner Flasche zu stäken und zu warten das du es da doch ein Draußen gibt. Der Weg nach Draußen ist eben der den kurzen Weg wieder hinein nicht zu gehen. Du hast jetzt nicht den Todfeind in dir allein. Du kannst dir gutes selber schenken und dir sicher sein das wir uns mit dir freuen. Mach Frieden mit dir selber. Mag dich den du bist es wert. Sei einfach mutig glaube dir das du es schaffst. Wen du allein bis hast du zeit an dich zu denken. Mach es endlich einmal dir recht. Lade dich zum Essen ein. Kauf dir Blumen und tu was dir gefällt nur gehe nicht zurück in die verdammte Flasche. Es ist möglich auch anderen Freude zu schenken in dem du dich freust. Lebe und du schenkst leben das ist doch deine Natur. Oder ????
danke Peter für Deine liebenvolle Beschreibung - Deiner Phantasie. Der Gedanke mit der Flasche – gefällt mir sehr gut und Frieden mit mir selber zu machen ist wunderschön gesagt. Wir sind ja fast gleich weit im "Trocknen" und Du hast die Kraft und Stärke die ich mir wünsche. Aber ich lass mich nicht unterkriegen und schon gar nicht vom Alk.
Liebe Grüße Rosa Krebs
PS: bei Dir in Berlin scheint wenigstens die Sonne – bei uns ist Nebel, feucht und kalt. Kann immer nachsehen – durch Deinen gesetzten Link im Forum.
Es macht mir richtig mut dir das geschrieben zu haben. Das hätte ich mir glatt selber schreiben sollen. Alles gute. [f1][ Editiert am: 28-05-2003 0:30 ][/f]
ich glaube für das Tempo das Du vorgibst bin doch etwas zu alt. "grins"
Ja, mein Mann ist seit heute morgen aus dem Haus und ich sitze neben der Bürotätigkeit und Hausarbeit immer wieder vorm PC- hier in diesem Board.
Meine kritische Phase kommt erst wenn’s Abend wird. Ich hoffe ja nicht ferngesteuert wie ein "Zombie" durchs Haus zu schleichen auf der Suche nach ..... Naja, Du weißt schon. (Kleiner Scherz am Rande....)
Besagte AA-CDs sind angekommen und der CD-Player ist bereit. Knüpftisch steht am richtigen Standort und der Knüpfhaken liegt am Platz und warten auf den Start.
Aber vielleicht gehe ich ja Euch im Chat auf die Nerven.