hallo an alle, ich habe diese seite zufällig beim surfen gefunden und mich ein bisschen durchgeklickt. (es tut immer gut zu wissen, dass andere das gleiche problem haben.) ich bin seit sechs wochen nüchtern, dh ich trinke nicht mehr. ich weiss nicht warum, aber ich war die ganze zeit damit beschäftigt, mich zu katalogisieren- bin ich nun ein alki oder stehe ich nur kurz davor? auf dieser seite steht, es kommt nicht auf die menge an, sondern auf den zwang. und warum ist es mir eigentlich so wichtig? ich möchte einerseits kein alki sein, wer will das schon, andererseits mich auch nicht mit "fremden federn" schmücken. aber ich habe natürlich ein handfestes alkoholproblem. halten wir das einfach fest. ich weiss nicht, inwiefern ich mir in die tasche lüge, wenn ich denke, ich werde irgendwann kontrolliert trinken können. (aber diese sache erscheint so immanent wichtig...) jeder tag ist ein kampf und jedes ausgehen ist ein kampf und jedes mal die alten freunde sehen ist ein kampf. mir läuft hundertmal täglich das wasser im mund zusammen, wenn ich an ein gläschen alkohol denke!!ich werde launisch und verkniffen und neide allen ihr bier. wie lange dauert es, bis man relaxter damit umgehen kann? es ist natürlich individuell verschieden, aber wann beginnt es, dass man sich besser fühlt und auch stark genug ist, um abends ausgehen zu können und SPASS dabei zu haben, auch ohne alkohol???!!!
ZitatGepostet von mikado [Gast] ...seit sechs wochen nüchtern, dh ich trinke nicht mehr.
Wie es so meine Art ist , möchte ich erst ein paar Fragen stellen und Anmerkungen machen:
ZitatGepostet von mikado [Gast] ...aber ich war die ganze zeit damit beschäftigt, mich zu katalogisieren
Ist dir das wirklich so wichtig ?
ZitatGepostet von mikado [Gast] auf dieser seite steht, es kommt nicht auf die menge an, sondern auf den zwang.
Nicht nur auf dieser Seite, und zwar deshalb, weil dem wirklich so ist.
ZitatGepostet von mikado [Gast] aber ich habe natürlich ein handfestes alkoholproblem.
Na also, das reicht doch. Wieso willst du dich noch unbedingt ' Alki ' nennen ? Du hast erkannt was Sache ist, nun liegt es an dir, das ' Beste ' daraus zu machen. Hast du schon eine Selbsthilfegruppe besucht oder dich informiert, was für dich in Frage kommt ?
ZitatGepostet von mikado [Gast] ...ich werde irgendwann kontrolliert trinken können. (aber diese sache erscheint so immanent wichtig...)
Wieso ist das so wichtig für dich ?
ZitatGepostet von mikado [Gast] jeder tag ist ein kampf und jedes ausgehen ist ein kampf und jedes mal die alten freunde sehen ist ein kampf. mir läuft hundertmal täglich das wasser im mund zusammen, wenn ich an ein gläschen alkohol denke!!ich werde launisch und verkniffen und neide allen ihr bier.
Wieso trinkst du dann nicht einfach etwas ?
ZitatGepostet von mikado [Gast] ...aber wann beginnt es, dass man sich besser fühlt und ...
Du hast schon recht, das ist individuell sehr verschieden. Bei mir hat das gar nicht gedauert, als ich aus der Entgiftung ging, da fühlte ich mich besser, stark, bin ausgagangen, hatte Spass...etc.
Ich möchte nicht so sehr auf deine voll vergeblich erhoffte kontrollierte Trinkfreuden eingehen. Ich habe vor 14 Jahren schon gewusst das meine 2 Liter Bier am Abend reiner Rauchmittel Konsum war und somit kein Genusmittel Konsum. Vor etwa 8 Wochen war es dann 1,5 Liter 32%iger in 24h. Es ist sicher nicht die Menge die über Abhängig oder nicht Abhängig entscheidet aber die Abhängigkeit entscheidet früher oder später über die Menge.
PS: Schuldigjung war erst mall zwischen Tür und Angel Gepostet [f1][ Editiert am: 28-05-2003 22:56 ][/f]
ZitatEs ist sicher nicht die Menge die über Abhängig oder nicht Abhängig entscheidet aber die Abhängigkeit entscheidet früher oder später über die Menge.
6 Wochen sind 6 Wochen und da kannste echt stolz drauf sein, jeder einzelne trockene Tag ist einer mehr. Und wie lange es dauert? das kann man wohl nicht allgemein sagen.
Bei mir sind mittlerweile aus lauter einzelnen aneinandergereihten Tagen mehr als 4 Jahre geworden und ich bin wesentlich entspannter als ich es nach 6 Wochen war....
Am Anfang wurde mir immer wieder gesagt: Finger weg von alten Spielkameraden und alten Spielplätzen! Will heißen, nicht mehr die gleichen Kneipen, Discos, Feste aufsuchen und auch nicht mit den alten Trinkfreunden unterwegs sein. Sich daran nicht zu halten ist nicht nur mega anstrengend, in letzter Konsequenz kanns lebensgefährlich sein. Auch wenn es vielleicht hart für dich klingt, dam alten Leben so rigoros den Rücken zu kehren - ich fands letztendlich viel härter, da verkrampft und verbissen daneben zu sitzen.
Außerdem können die mir ja überhaupt nicht weiterhelfen bei dem was ich (und du ja auch) lernen möchte, nämlich: wie fühl ich mich gut und stark und hab Spass ohne Alkohol? Das kann mich nur jemand lehren, der nicht trinkt.
Eine Weile dachte ich dann, es funktioniert für mich, wenn ich mit Leuten unterwegs bin, die nicht süchtig sind, nie oder kaum je Alkohol getrunken haben. Da tauchte aber ein anderes Problem auf: die verstanden mich nicht, wenn bei mir Saufdruck auftauchte, wenn ich mit irgendeiner Situation nicht zurechtkam, die ich halt früher mit Alkohol "lässig" gemeistert hatte.
Was für mich schließlich funktionierte, war, mit Leuten aus der Selbsthilfegruppe etwas zu unternehmen, mit trockenen Leuten, die aber aus eigener Erfahrung wissen, was innendrin abgehen kann.
Du fragst, ab wann das beginnt, daß man sich besser fühlt? Aus meiner völlig subjektiven Sicht hat das sofort angefangen, nachdem ich mir die passende Sichtweise zugelegt hatte...wo ich aufgehört habe, das als Verzicht, also negativ zu sehen, und mir die positive Sichtweise angeeignet habe, daß ich ab sofort was für mich selbst tue und mir das Leben nicht mehr selbst mit unnötigen Qualen vergälle ...
In den letzten 9 Jahren meiner Alkoholkarriere hab ich mir sehr viel Mühe gegeben, kontrolliert zu trinken...ich war immer drauf bedacht, soviele Pausen einzulegen, daß ich mir vormachen konnte, daß ich kein Alkoholiker bin.
Die ganzen Jahre hab ich die meisten trockenen Zeiten so betrachtet, daß ich mir da was verkneife, und dafür hab ich mich dann an den Trinktagen belohnt (gab auch Ausnahmen, da fand ichs toll, daß ich nüchtern war...aber nur manchmal). Die Kontrolle ist mir mit der Zeit immer schwerer gefallen...ich hab unter dem kontrollierten Trinken immer mehr gelitten - was ich so aber damals gar nicht gesehen habe, ich mußte erst erkennen, daß ich mit dem Alkohol alle möglichen Hoffnungen verknüpfe, den Sinn des Lebens undso.. Natürlich hab ich auch immer mit mir gehandelt, bin ich Alki, muß ich aufhören..
Ich hab dann mal 8 Monate lang nur einmal im Monat getrunken...da wußte ich aber noch nicht allzuviel über die Heimtücken der Alkoholkrankheit. Dann hat sichs mal im Sommer ergeben, daß mehrere Feste hintereinander waren...und danach hab ich katastrophaler getrunken als je vorher. Ich war in einem Projekt eingespannt, aus dem ich vor Abschluß nur mit schmerzlichen Konsequenzen hätte aussteigen können, und ich hab immer mehr gesoffen. Ich wußte genau, solange ich so eingespannt bin, kann ich nicht aufhören, aber gottseidank stand der Endtermin fest. Das war ein ziemlich beschissener Wettlauf, ob ich das noch durchhalte oder vorher zusammenklappe, sowas möcht ich nicht noch mal erleben.
In der Zeit hab ich beschlossen, wenn ich da durch bin, hör ich für alle Zeiten auf. Ich hatte die Schnauze echt gestrichen voll. Ich hab dann auch wirklich aufgehört und das - mit Unterstützung - bis heute auch hingekriegt. Mir ist ein Licht aufgegangen....es ist für mich viel leichter, zu sagen, ich bin Alkoholiker und trinke überhaupt nichts, als permanent Kontrolle über mich und mein Trinkverhalten auszuüben. Ich hab das Thema, ob ich Alki bin, und wie oft ich wieviel trinken darf, abgelegt...was glaubst Du, vieviel Energien dieses Thema bei mir gebunden hatte, die ich für viel wichtigere Sachen brauche. Ich hab nicht mehr das Gefühl, daß ich mir was dosieren oder verkneifen muß, ich muß nicht permanent mit mir handeln, bin ich oder bin ich nicht, nein, ich hatte ziemlich schnell das Gefühl, daß ich eine Riesenlast abgelegt habe. Klar hatte ich trotzdem erst mal ein Loch, das der Alkohol hinterlassen hat---aber dadurch, daß ich das Trinken nicht mehr in Betracht ziehen wollte, konnte ich mich endlich frei bewegen und nach wirklichen Alternativen Ausschau halten. Solange ich insgeheim immer wieder zurückwollte, konnte ich das nicht so richtig.
Womit ich jetzt nicht gesagt habe, daß mir das nur leicht gefallen ist...aber es war viel weniger Leiden, als wenn ich weitergetrunken hätte.
Ich kann Dir leider nur erzählen, wies bei mir war...in jedem siehts anders aus.