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Saufnix  
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Dieses Thema hat 14 Antworten
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 Ganz, ganz viele Fragen
Spieler Offline




Beiträge: 7.889

08.07.2003 17:17
RE: \"trocken= zufrieden\"? Zitat · Antworten

Hallo,

ich habe für mich persönlich abstinent lebende Alkoholiker in zwei Gruppen unterteilt.
1."zufrieden trockene" Alkoholiker und 2."unzufrieden trockene" Alkoholiker.
Ich selbst habe das "zufrieden trockene" Stadium auch erst nach ca. einem Jahr völliger Abstinenz erreicht. Seit dem beobachte ich bei mir selbst immer mehr, das ich zwar nicht in einer problemfreien Zone lebe, das ich bei auftretendem Ärger aber mit einer wesentlich größeren Gelassenheit reagiere.
Dagegen kenne ich viele trockene Alkis, die trotz jahrelanger Abstinenz völlig unzufrieden sind.
Mich würde wirklich einmal interessieren,ob es euch ähnlich ergangen ist und wie ihr mit eurem momentanen Status zufrieden seid.
Ich denke, das könnte auch gerade für Co-Abhängige interessant sein, die ja oftmals glauben, wenn der Partner nicht mehr trinkt, dass dann alles in Ordnung ist. Und das ist oftmals ein Irrglauben, der dann natürlich zu gewaltigen Enttäuschungen führen kann.

Gruß

Jörg


ameise Offline




Beiträge: 1.110

08.07.2003 18:14
#2 RE: \"trocken= zufrieden\"? Zitat · Antworten

Hallo Jörg,

bei mir kann ich feststellen, daß ich nicht mehr so oft gereizt auf bestimmte Dinge reagiere.
Mein Nervenkostüm ist stabiler geworden, ich bin nicht mehr so leicht aus der Fassung zu bringen wie vorher.

Allerdings hat das auch so ein gutes halbes Jahr gedauert, bis ich erstaunt diese Dinge an mir beobachten konnte.

Mein Interesse an anderen Menschen ist größer und ehrlicher geworden. Was früher oft Pflichtübungen für mich waren - wie z. B. small talk mit den Kollegen - das ist nun mehr für mich.
Ich interessiere mich wirklich für die Menschen und wenn ich Fragen stelle, dann, weil ich die Antwort wissen möchte.
Ich kann schon sagen, daß eine gewisse innere Ruhe eingekehrt ist - Frieden!
Nicht Friede, Freude Eierkuchen - nicht der große Weltfrieden - aber mein persönlicher Frieden.

Was ich noch festgestellt habe ist, daß ich mich mehrmals am Tag über Kleinigkeiten aus tiefstem Herzen freuen kann.
Dinge, die jemand zu mir sagt, Dinge die ich sehe, Dinge, die ich fühle -
selbst gestern, als ich über Beas "setzen - sechs" so lachen mußte, habe ich mich selbst darüber gefreut, daß ich was zum Gackern hatte.
Es sind so viele Dinge, die einen tagtäglich bereichern.
Man nimmt sie jetzt einfach viel bewußter wahr.

Einen Riegel Schokolade genießen, eine gute Passage in einem Buch dreimal lesen, weil sie einem so gut gefallen hat, in den Haaren meiner Tochter schnuppern, weil die soooo gut riechen (obwohl das in den Augen meiner Tochter oberpeinlich ist - besonders vor den Freunden) - ich könnte hundert Dinge aufzählen.

Und das kann man eigentlich nur als Lebensfreude beschreiben.

Jo - das war's dazu.

Viele Grüße von


Softeis Offline




Beiträge: 624

08.07.2003 18:38
#3 RE: \"trocken= zufrieden\"? Zitat · Antworten

Hiho Jörg,

ich hatte früher oft "Saufpausen" die ich nach deinem
Schema wohl als "unzufrieden trocken" erlebt habe.

Seit meiner Entgiftung vor über einem Jahr ging es eigend-
lich nur Bergauf, Körberlich wie auch Seelisch.
Ich habe im Winter vor mich hingegrummelt, in mich rein-
gehorcht, auch mal sauer gewesen. (Warum und wieso und
überhaubt...)
Das sehe ich auch als Bergauf, denn da habe ich mich mit
mir auseinandergesetzt.
Als der Frühling kahm habe ich den zum erstenmal bewusst
erlebt. Das war auch die Zeit wo ich mehr Selbstvertrauen
bekam. Ich kann mich endlich so akzeptieren wie ich bin,
mit allen Fehlern, aber das bin ich.

Tja, und ich hab mir sogar eine kurze Hose gekauft und Radel
mit der rum. Auch geh ich an den See mit nur einer Badehose
bekleidet. Unvorstellbar für mich noch vor nem Jahr.

Alle sind böse, ihr seid schuld... dabei war des nur ich
der so gedacht hat.

Von den kleinen Dingen über das man sich freut, die ich nie
wahrgenommen habe, Nass, ganz zu schweigen, das sowieso.
Das wichtigste, also für mich, ist das ich mich so angenom-
men hab wie ich bin, und das ist nichtmal so schlecht. Ich
merke es ja auch an an anderen Leuten, es kommt was zurück.

Ich bin, denk ich, "zufrieden trocken".

Liebe Grüße
Andi


miezekatz Offline




Beiträge: 731

08.07.2003 19:38
#4 RE: \"trocken= zufrieden\"? Zitat · Antworten

Hallo Jörg,

ja ich glaube auch, dass ich eine "zufriedene" trockene Alkoholikerin bin. So im Grossen und Ganzen.


Ich habe immer wieder unzufriedene Phasen. Aber dann überlege ich mir, was hast du eigentlich, miezekatz? Worüber regst du dich auf? Jammerst du nicht auf einem hohen Niveau? Und dann klettere ich wieder herunter von meiner Palme. Das bin halt auch ich. Wechselnde Stimmungen,
mal ist das Glas halb voll und manchmal halb leer. Aber Hauptsache, dass in dem Glas Wasser drin ist und kein Alkohol mehr. Das ist das aller-aller-aller-wichtigste.


Ich werde jetzt in meine Gruppe gehen und mich bemühen, von einem schönen Erlebnis heute zu berichten und nicht zu jammern. Das trägt nämlich auch zur Zufriedenheit bei.



Ich wünsche allen einen wunderschönen Sommerabend und der Gitti am Ende der Welt süsse Träume oder schon guten Morgen??


Rosa Krebs Offline




Beiträge: 436

08.07.2003 20:51
#5 RE: \"trocken= zufrieden\"? Zitat · Antworten

Hallo,

ich bin noch nicht so lange trocken und habe mir angewöhnt abends im Bett liegend den vergangen Tag Revue passieren zu lassen. Was war heute schön und hat mir gut getan – und auf was hätte ich gut verzichten können. Wie hab ich reagiert auf dieses oder jenes Geschehen?

Oft fällt mir ein, dass ich im "nassen Zustand" einiges ohne Murren einfach erledigt habe ohne wenn und aber. Heute nehme ich mir die Freiheit / Frechheit heraus – nein sagen zu dürfen für Dinge auf die ich keine Lust habe und die nicht wichtig sind, später erledigen zu können.

Seit dem ich nicht mehr trinke bin ich das ewige Schuldgefühl der Familie / Arbeitsstelle und Freunden gegenüber losgeworden.

Mein Kreislauf spielt nicht mehr verrückt und Kopfschmerzen die mich fast zum Wahnsinn treiben, habe ich auch nicht mehr.

Heute, wenn ich abends im Bett liege – kuschel ich mich in mein Kissen und freue mich wahnsinnig, dass ich eine Chance bekommen habe – mein Leben noch mal korrigieren zu dürfen. Nicht an der Flasche zu hängen und dieser Dämmerzustand im Alkoholnebel hinter mir lassen kann / darf.

Dieses Glücksgefühl ist kaum zu beschreiben. Es tut manchmal richtig weh. Ich habe überlebt – ich lebe ! - ohne großen Schaden genommen zu haben. Mein Umfeld hat mir Vergeben und ich mir auch.
So jetzt kommt dieser berühmte Satz wieder, ja ich empfinde tiefe Demut.

Ich brauche den Alkohol nicht mehr und ich habe nicht das Gefühl, dass ich auf irgendwas verzichten müsste. Ganz im Gegenteil – ich muss mich dem Alk nicht mehr beugen. Ich führe wieder über mich selbst Regie.

Dazu kommt wieder eine lebenswerte Ehe. Es gibt kein "hinterher Geschnüffel" oder Ausreden, dass noch "Erledigungen" anliegen. Es gibt wieder Feierabend, den wir uns d.h. mein Mann und ich uns verdient und auch manchmal herbei sehnen.

Mein Mann sagte manchmal im Scherz, dass mein 2. Vorname "Pessimist" gewesen sei - aber davon sei ich nun ganz weit weg. Ich habe eher das Gefühl, dass ich irgendwann "Optimist" gerufen werde.

Also, das heißt: Ich zähle mich zu den "zufrieden trockenen" Alkis.

Liebe Grüße
Rosa Krebs


ameise Offline




Beiträge: 1.110

08.07.2003 21:24
#6 RE: \"trocken= zufrieden\"? Zitat · Antworten

Da mein erster Beitrag so nach "immer Sonnenschein" klingt, wollte ich noch etwas für mich wichtiges anfügen.
Sicher habe ich auch Phasen, in denen ich mich nicht so toll fühle.
Aber ich verzweifele nicht mehr daran und mache nicht alles und jeden dafür verantwortlich.
Ich bin eher in der Lage zu sagen; "Na, Helena - ist es mal wieder so weit? - Egal - nimm es so hin, es wird auch wieder vergehen."
Ich denke, daß das wichtig ist.
Softeis hat es ja schon treffend beschrieben:
Sich so annehmen wie man ist.
Sich selbst mit allen Gefühlen, die man hat, aushalten können.
Mit Alk hat man seine Stimmungen ja immer irgendwie noch verstärkt oder betäubt. Ob Freude oder Frust.
Ein ruhiges Mittelmaß gab es ja nicht.

Auf jeden Fall war es sehr schön, mal wieder so positive Beiträge hier lesen zu können.

@Mieze: wünsche Dir einen schönen Gruppenabend!


Gitti Offline




Beiträge: 314

09.07.2003 05:21
#7 RE: \"trocken= zufrieden\"? Zitat · Antworten

Unzufrieden trocken?

Ich habe 2 erinnerungen daran:
Die erste war als ich eine Trinkpause eingelegt hatte, die sich zwar über einen Zeitraum von knapp einem Jahr erstreckte, aber ich nicht wahr haben wollte das ich Alkoholiker war.
Zufrieden war ich da ganz bestimmt nicht, ständig unter Druck keinen Alk anzupacken, nicht loslassen von sogenannten Freunden. Alk im Haus zu haben, es wurde ja auch weiter bei mir zu Hause getrunken mein Mann und die sogenannten Freunde. Sämtliche Mahnungen gegen den Wind schlagen die man mir in der SHG gab ich wußte alles besser und sah mich nicht als gefährdet an, nein ich hatte es ja ohne Entgiftung geschafft ganz alleine, ohne Entzugsprobleme. Na der Absturz war dann auch vorprogrammiert.

Die zweite zufrieden trocken
Am Anfang ganz bestimmt nicht, ich hatte kein Selbstvertrauen mehr, nach dem Entzug, saß eher verschüchtert in der SHG, brachte ohne zu stottern keinen Satz heraus. War nicht in der Lage über meine Probleme zu sprechen. Aber ich konnte mich mit vielen Mitbetroffene vergleichen lernte das es mir nicht alleine so gegangen ist. Mein Selbstvertrauen baute sich langsam wieder auf, ich wußte daß ich es für mich tat das war der Unterschied zu damals und nicht um andere zu gefallen und alles richtig zu machen was man von mir verlangte. Ich lernte wieder meine Meinung zu vertreten, Entscheidungen selber zu fällen auch nein sagen zu können. Es war ein langer weg, den ich durch Lernfasen geschafft habe wieder Positiv zu sehen.Heute bin ich rundherum zufrieden nur eins werde ich nie mehr sagen Ich trinke nie wieder Alkohol, denn ich setze mich damit nur unter druck,ich versuche nie wieder zu trinken das hört sich für mich anders an, denn lange Jahre schützen auch nicht vor einen Rückfall.
LG.


Gast ( gelöscht )
Beiträge:

09.07.2003 06:25
#8 RE: \"trocken= zufrieden\"? Zitat · Antworten

Ich bin tränenverheult zu Bett gegangen, war das Schlaf oder was war das?

Aufgestanden auch wieder mit Tränen, bleischwer durch den Rest des Tages geschlichen, kaum war ich richtig wach, wurde es schon wieder dunkel, endlich MEINE Zeit.

Niemand sieht mich, ist niemand hier oder neben mir, Telefonhörer beiseite, ruft mich an, ruft mich ALLE an und lasst mich in Ruhe mein Bier saufen.

Ich werde uns alle bestrafen, alle, den Vater, die Mutter, und zuletzt mich, ich habs nicht anders gewollt, ihr habt es nicht anders gewollt, schaut her, seht doch bitte wie ich mich langsam umbringe, seht es doch bitte, mehr fordere ich ja gar nicht, nur diese eine letzte Aufmerksamkeit!

So fühle ich gerade, die Nacht ist rum, das Hirn ist voller Bier, den Tag werde ich verdämmern, irgendwie ist da bisserl Trauer, aber ich habe das Weinen abgeworfen, nur ohne was im Kopf kann ich loslassen, das macht mir Angst.

Michel (Alkoholiker)
(Ich war mal sakini, er hat sich erledigt, der Rest ist ein riesiger Haufen Scheisse)


Waschbaer Offline



Beiträge: 115

09.07.2003 07:23
#9 RE: \"trocken= zufrieden\"? Zitat · Antworten

Hallo Michel......

Seit 5 Monaten bekomme ich mit, wie Du Deinen Untergang zelebrierst....wir kamen beide zur gleichen Zeit ins Forum, wir hatten wohl beide die gleichen Erwartungen, Wünsche, Sehnsüchte.....ich glaubte Dich gut zu verstehen, du weisst schon, Dr. Jeckyl und Mr. Hyde....

Inzwischen schnürt es mir die Kehle zu, wenn ich Deine verzweifelten posts lese, ich spüre all die Trauer und die Wut, aber auch den Hass und das Mitleid Dir selbst gegenüber.

Mir gehts gut....ich kann es global nur so ausdrücken. Die siebte Woche weder Alk, noch Medikamente, noch Zigaretten......als Ausgleich teilweise exzessiven Sport, gelegentlich exzessiven Internet-Abusus.....dann mit zu wenig Schlaf in die Arbeit, wie heute, aber trotzdem fühl ich mich dabei wohl, kein Vergleich mit früheren schlaflosen Nächten, als ich nicht nur totmüde, sondern auch noch verkatert hier saß und erst mal schauen mußte, wie ich die nächsten Stunden überlebe....

Vor allem kann ich mich wieder im Spiegel betrachten, kein aufgequollenes Gesicht mehr, und kein schlechtes Gewissen.....das war etwas, das mich fast umbrachte, dieses Gefühl, mein Leben so sehr aus der Hand zu geben, so sehr Schindluder damit zu treiben, doch alle Karten in der Hand gehabt zu haben, alle Möglichkeiten, und dann NICHTS daraus gemacht zu haben....ich glaube, wir haben eine Verantwortung dem Leben gegenüber. Und ich bin sehr froh, daß ich sie wieder übernehmen kann - im Rahmen meiner Möglichkeiten.

Dir alles Gute
Waschbaer


Beachen Offline




Beiträge: 3.654

09.07.2003 09:55
#10 RE: \"trocken= zufrieden\"? Zitat · Antworten

Hallo Rosa Krebs und alle anderen !

Zitat
Dieses Glücksgefühl ist kaum zu beschreiben. Es tut manchmal richtig weh. Ich habe überlebt – ich lebe ! - ohne großen Schaden genommen zu haben. Mein Umfeld hat mir Vergeben und ich mir auch.
So jetzt kommt dieser berühmte Satz wieder, ja ich empfinde tiefe Demut.



.... ja genauso hab ich das anfänglich auch empfunden .

Heute kommt hinzu, das ich auch einen anderen Blickwinkel für Probleme und Problemchen habe. Was mir früher als unüberwindbare Hürde schien, ist heute für mich kein Grund hilflos dazustehen und zu denken "darauf muß ich aber jetzt einen trinken". Manchmal muß auch einfach nur etwas Zeit vergehen und ich ändere meine Sichtweise darüber.

Und das von softeis und Helena zitierte "sich aushalten können " trifft auch voll und ganz auf mich zu.

Grüßle
Bea

@ Helena, ich freue mich immer wenn dir mein Humor gefällt, ich finde ja mit Humor und über sich selbst lachen können geht vieles auch einfacher !

Nochmal in klein extra für dich :


Jalava ( gelöscht )
Beiträge:

09.07.2003 12:25
#11 RE: \"trocken= zufrieden\"? Zitat · Antworten

Hallo zusammen,

Das, was Gitti schreibt, beschreibt meinen momentanen Zustand, anders kann ich es auch nicht ausdrücken:
"Am Anfang ganz bestimmt nicht, ich hatte kein Selbstvertrauen mehr, nach dem Entzug, saß eher verschüchtert in der SHG, brachte ohne zu stottern keinen Satz heraus. War nicht in der Lage über meine Probleme zu sprechen."
Vielleicht mit dem Unterschied, dass ich oft gar keinen Satz herausbekomme. Ich war grade richtig froh, zu lesen, dass es dir jetzt besser geht, Gitti. Vielleicht kommt das dann bei mir auch noch? Wie lange hat das denn bei dir gedauert???

Liebe Grüße,
J. (im Moment nicht so zufrieden, eher etwas verzweifelt)


miezekatz Offline




Beiträge: 731

09.07.2003 12:49
#12 RE: \"trocken= zufrieden\"? Zitat · Antworten

Liebe Jalava,

du brauchst dir eigentlich keine Gedanken darüber zu machen, dass du "verschüchtert" in der Gruppe sitzt und kein Wort herausbringst. Du MUSST nämlich in der Gruppe garnichts sagen..... es genügt, wenn du einfach da bist. Wenn du zuhörst - so gut es dir eben möglich ist. Du bist nicht in der Schule, wo der Lehrer dich hinterher abfragt, ob du auch alles schön behalten hast.

Auch ich "kann" manchmal einfach nichts sagen. Auch ich sitze manchmal da und es geht mir nicht gut. Und wenn ich mich dann trotzdem melde, rede ich zusammenhanglos und ich denke dann von mir, dass ich Quatsch rede. Hinterher fühle ich mich teils etwas erleichtert, teils ist es mir peinlich. Aber immerwieder wird mir dann doch bewusst, dass mir garnichts peinlich sein muss. Ich bin dort gut aufgehoben. Wenn es mir vorkommt, dass alle anderen wunderbare Redner sind und nur ich stottere und stackse, dann bilde ich mir das sicher nur ein. Beobachte du mal wie du das empfindest.... Versuche mal in die Gruppe zu gehen und dir schon vorher vorzunehmen: heute sage ich nichts, ich höre nur zu. Vielleicht bist du dann etwas entspannter, gelöster.....

Es ist ganz klar, dass sich keine "zufriedene Trockenheit" einstellt... so ganz automatisch. Das erinnert mich jetzt an einen Wäschetrockner, da drückt man halt aufs Knöpfchen und das Ding setzt sich in Gang und hinterher holt man die trockene Wäsche heraus und denkt sich nichts dabei. Ich glaube, wir Alkis haben einen komplizierteren Trockenprozess

Hilft es dir, wenn ich dir sage, dass es ALLEN so geht? Weisst du, es liest sich vielleicht flapsig und einfach, wenn jetzt so eine wie ich daherschreibt... aber auch ich hatte diese Anfänge und sie sind mir noch bewusst, wie damals.... Ich werde das nie vergessen. Aber die Zeit vergeht. Das ist ein grosser Vorteil der Zeit, wir können sie nicht anhalten, wenn wir einen schönen Moment erleben, aber sie vergeht auch, wenn wir in einer Krise stecken, und meinen nie mehr herauszukommen.

Vielleicht kannst du dich in Geduld und Gelassenheit üben. Wie auch ich es jeden Tag tun muss. Das hört nie auf, das muss man immer wieder aufs Neue tun.


Ich wünsch dir für den Anfang ein Zipfelchen Zufriedenheit, vielleicht entdeckst du es irgendwo, ganz versteckt. Dann halt es kurz fest und freu dich dran und danach heisst es wieder Geduld und Gelassenheit zu üben.



In Verbundenheit!


Jalava ( gelöscht )
Beiträge:

09.07.2003 13:33
#13 RE: \"trocken= zufrieden\"? Zitat · Antworten

Hallo zusammen,

das was ich jetzt schreib, passt wahrscheinlich gar nicht mehr zur Frage von Jörg, sorry!
Also, vor fünf, sechs Jahren hatte ich auch eine Saufpause von etwas über einem Jahr, und das war bei mir auch haargenau so wie bei dir, Gitti. Ich habe im Nachhinein das Gefühl, ich wollte immer Saufen, hab es nicht gemacht wegen der Kontrolle der anderen Leute und hab immer nur auf die Gelegenheit gewartet, wieder trinken zu können. Was die AA zu mir gesagt haben, war mir alles zu dumm, weil ich dachte, bei mir ist das ja noch nicht so schlimm wie bei denen.

Zur Zeit ist es einfach so, dass ich panische Angst davor habe, wieder saufen zu müssen, ich schlepp mich so von Tag zu Tag und bin einfach schon dankbar, wenn ich den trocken überstanden habe. Nur denke ich langsam, vielleicht sollte das nach zwei Monaten mal anders sein, ich hab auch Angst, ich mache zu wenig, keine Ahnung. Das Schlimme ist, dass sich die ganzen Leute von der SHG so wahnsinnig viel Mühe geben wegen mir (zu Hause abholen, Einladungen fürs WE usw.), und ich bin dermaßen froh darum, denn ich könnte das anders gar nie schaffen, zum Beispiel geht es mir ja immer schon ein ganzes Stück weit besser, wenn ich wieder zwei Stunden zugehört habe. Oder wenn ich wieder einen Samstag mitkommen kann zum Kaffee etc., weil da schon wieder ein gefährlicher Tag vorbeigeht. Aber mir ist das langsam auch ziemlich peinlich, weil ich den Mund nicht aufbekomme und die zum Teil ja fast nichts über mich wissen und ich immer denke, ich sollte das zumindest auch mal sagen, dass ich froh bin, dass die das alles machen, sonst kommen die sich ja irgendwann blöd vor. Ohje, mir ist das echt so peinlich.
Das Problem dabei ist halt auch, dass ich genau solche Gefühle immer weggesoffen habe, ich hab ja getrunken, weil ich so schüchtern war und das nicht sein wollte. Und reden vor ein paar Leuten wenn ich nüchtern bin, das war auch schon immer so ziemlich das Schlimmste für mich was es gibt. Da wollte ich lieber tot sein.

Sorry, wenn das jetzt etwas daneben ist, hatte eine schlaflose Nacht und bin völlig durch den Wind....

Liebe Grüße, J.


Spieler Offline




Beiträge: 7.889

09.07.2003 14:03
#14 RE: \"trocken= zufrieden\"? Zitat · Antworten

Hallo Jalava,

also erstens, dein Beitrag passt sehr wohl zu meiner ursprünglichen Frage.Denn du bist doch mit deinem momentanen Zustand, wenn auch trocken, unzufrieden. Das ist aber überhaupt nichts außergewöhnliches. Genauso, wie es Jahre gedauert hat bis deine Krankheit die Herrschaft über deine Gefühle, dein Handeln und wahrscheinlich auch deine Außendarstellung gewonnen hat,genauso wird es lange dauern, bis du dich komplett aus deiner selbstgewählten Isolation befreit hast. Deine Gruppenmitglieder wissen das. Trockene Alkoholiker haben äußerst feine Antennen(meistens jedenfalls).Jeder von ihnen wird in dir auch ein Stück von sich selbst sehen. Die Hilfe, die du momentan geniesst ist Hilfestellung in ihrer reinsten Form, nämlich vom Herzen kommend, ohne Hintergedanken und ohne irgendeine Vorteilsnahme. Du brauchst sie nur anzunehmen. Glaube mir, es wird der Tag kommen, an dem andere deine Hilfe brauchen.
Geniesse es momentan einfach, das es Menschen gibt, denen du wichtig bist.

Gruß

Jörg


Gitti Offline




Beiträge: 314

09.07.2003 14:37
#15 RE: \"trocken= zufrieden\"? Zitat · Antworten

Hallo Jalava
Ich schreib jetzt einfach mal so aus dem Bauch heraus.
Wenn ich an die erste Zeit zurückdenke habe ich eigendlich alles verkehrt gemacht.Ich habe auch nicht richtig zugehört was man mir sagen wollte oder gar lehren angenommen, ich war ja anders.Als ich dann den Rückfall gebaut habe war das so schlimm das ich selbst meinem schlimmsten Feind so was nicht wünschen würde,ich landete wieder bei 1,1/2 Flaschen Weinbrand auf den Tag verteilt. Morgens fuhr ich mit Restalkohol zur Arbeit 2Std. und bei mir setzte der entzug ein, geschämt habe ich mich fürchterlich damit das keiner merkte nahm ich was schon Fisher... dann kam die Heimfahrt bevor der Bus auftauchte fing ich schon an zu zittern also lief ich nach Hause es waren 20KM aber es sollte ja keiner sehen wie es mir ging.Kaum die Türe auf stürtzte ich an mein versteck und trank. Und so ging es weiter ich jammerte allen was vor versang in Selbstmitleid schrie meine Kinder an usw.bis ich gesagt habe so nicht mehr ich habe es für mich getan trocken werden dieses unwürdige Leben wollte ich nicht und habe es bis heute nicht bereut trocken zu sein, Leben und nicht hinterm Berg halten sagen was ich denke selbst wenn ich anecke.
Ich hoffe es wird Dir nicht so ergehen wie mir nehme Hilfe an, suche Dir eine Vertrauensperson und spreche über Deine Probleme.
LG.


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