ich glaube und hoffe auch, dass ein Rückfall eben nicht zwingend dazu gehört. Ich war mir bis vor kurzem sehr sicher, dass ich vor einem Rückfall sehr sicher bin, bin ich doch schon ganze 4 Jahre trocken. Auch habe ich meine Krankheit akzeptiert, an der Tatsache, dass ich ein Alkoholiker bin gibt es für mich keinen Zweifel. Ein Erlebnis vor kurzem hat mich jedoch sehr nachdenklich gemacht. Ein sehr guter Freund fragte mich, dass ich nach 4 Jahren Trockenheit doch nun gefeit sei. Und das erschreckende daran, der Gedanke gefiel mir. All die Selbstsicherheit war auf einmal wie weggeblasen. Und nun zum Kern: Wenn ich denke, ich könnte problemlos 1 oder 2 Bier trinken, ist das nicht auch schon fast ein Rückfall ? Zumindest Gedanklich ? Alkoholsucht spielt sich doch nur im Kopf ab, von den Körperlichen Begleiterschinungen einmal abgesehen. Also habe ich das Szenario weitergespielt. Allerdings hatte ich das gleiche Ergebnis wie vor 4 Jahren, totaler Zusammenbruch, nur diesmal etwas weiter unten. Dazu muss ich allerdings sagen, dass ich im letzten halben Jahr meiner Alkoholkarriere gezieltes Selbstmordsaufen betrieben habe, um dem ganzen ein Ende zu machen, vor meiner Therapie allerdings nie auch nur den Ansatz zum Trockensein gemacht habe.
So bleib ich nach meinem "Rückfall" etwas nachdenklicher, aber eben auch gefestigter.
ihr alle, dieses Thema hat mich ganz schön aufgewühlt.Ich muss einfach schreiben, sonst kann ich nicht schlafen.Vieles auf diesen Seiten lässt meine Erinnerung aufleben.Das ist gut so.Seit ich trocken bin (6J.)hatte ich keinen Rückfall.Saufdruck hatte ich auch,aber ich wusste das erste Glas ist mein Untergang und so wie vorher ,wollte ich nicht mehr leben.Das war eine harte, lehrreiche Zeit für mich.Ohne mein TRINKEN wäre ich nicht der Mensch der ich heute bin.So wie ich jetzt bin, gefalle ich mir.Das tut so gut.Für keinen Tropfen auf der welt möchte ich das wieder hergeben.Auch ohne Rückfall weiss ich,dass ich Alkoholikerin bin.Ich wünsche uns ALLEN,das wir trocken werden,- sind und- bleiben.
Liebe Grüsse Manuela
Wer schon auf dem Meeresgrund schwamm, der fürchtet sich nicht vor Pfützen
nee, ich finde nicht, dass der Gedanke ans Trinken schon ein Rückfall ist. Ein deftiges Warnzeichen auf sicher, aber eben kein Rückfall. Manchmal, finde ich, muß man daran denken, wie wäre es wenn ich jetzt was tränke. Nur so kann man sich bewußt machen, was das trinken bedeutet hat und was es wieder bedeuten würde. Wenn eine heimliche Sauflust aufkommt, ist das doch ein deutlicher Indikator dafür, dass irgendetwas im leben gerade nicht stimmt. Auch dass kann man in einer ruhigen Stunde analysieren und sich genau überlegen: was läuft falsch, dass ich wieder eine Flucht plane. Und da kann und muß man dann ran gehen. Es ist komisch, aber in diesem Punkt sind die trockenen Alkoholiker den "normalen" häufig überlegen (auch ohne akuten Saufdruck, übrigens, den ich lange nicht mehr gehabt habe). Merryl
vor vielen Wochen habe ich diese Frage gestellt : "Alkoholabhängigkeit und Rückfall. Ein 'muss'?" und möchte noch eine weitere hinzufügen: " Sind Rückfälle normal und nicht wirklich so schlimm ? "
Meine Meinung zu dieser Frage, bewußt ein wenig provokant, zumal ich selbst noch keinen hatte. Dafür "durfte" ich einige erleben, in der Gruppe und auf diversen Entgiftungsstationen : Ich halte die Einstellung nach dem Motto "...alles halb so schlimm..." für eindeutig falsch, ja sogar für verheerend. Vielmehr meine ich, ein Rückfall stellt einen absoluten Notfall dar, einen Notfall der Seele. Es ist ein Hilfeschrei des Abhängigen, eine Art seelischer Notruf. Ich halte es auch für unbedingt notwendig und erstrebenswert, einen Rückfall so kurz wie möglich zu gestalten - egal mit welchen Mitteln.
in einem Punkt hast du recht, streng genommen ist ein Rückfall im Kopf natürlich kein "echter" Rückfall. Aber es ist doch mehr als nur Zeichen zur Vorsicht. Wenn ich nämlich genau beobachte, wie ich auf die jetzige Situation zugesteuert bin, in der auf einmal der Alkohol wieder als Lösung erscheint, stelle ich mit erschrecken fest, dass ich wieder in alte Verhaltensweisen zurückgekehrt bin. Die typisch Alkoholiker bedingte Flucht vor Entscheidungen, das nicht angehen von Problemen und viele weitere, kleine Zeichen. Dass ich rechtzeitig in mich gegangen bin, weil ich gelernt habe, diese Anzeichen zu deuten, ändert nichts an der Tatsache war, dass es ein Rückfall ist. Nämlich ein Rückfall in die alten Denkstrukturen und Verhaltensmuster. Was mir übrigens auch geholfen hat, trocken zu bleiben, war der Besuch bei meiner Ärztin, einfach um mich körperlich durchchecken zu lassen (Leberwerte wie ein junger Gott:grins1 und mit jemanden ganz konkret vor dem Hintergrund der Alkoholkrankheit über Probleme reden zu können.
Zu Tommy: Ich kann mich deiner Meinung nur anschliesen. Ich habe selbst mit Leuten zu tun gehabt, die nach 10 und mehr trockenen Jahren einen Rückfall gehabt haben. Das war für mich neben dem Aufenthalt in der Psychiatrie vielleicht das prägendste Erlebnis auf meinem Weg, trocken zu werden.
Einen Rückfall für harmlos bzw. nicht so schlimm zu halten halt ich ebenfalls für sehr gefährlich
Ich hab aber ganz andere Erfahrungen gemacht mit meiner Sucht. Ich hab nie einen Spiegel gehalten, weder mit Drogen noch mit Alkohol. Ich war häufig zugedröhnt, phasenweise über mehrere Wochen. Aber dann hat es aber immer mehr oder weniger von alleine aufgehört, weil ich körperlich platt und/oder finanziell pleite war.
(Streng genommen könnte ich mich nach dem Psychiatrischen Manual ja als Mißbraucher bezeichnen - und vielleicht damit als weniger süchtig ????????)
Für mich war das Problem nicht das rausfinden aus der Sucht sondern das drausen bleiben und ich hab deswegen in der Rückschau für mich die Unterscheidung getroffen zwischen SuchtPause und Rückfall.
Ich hab mich ja fast 10 Jahre damit abgemüht aufhören zu wollen, und dabei verschiedene Drogenberatungen Therapien usw. in Anspruch genommen. Diese dort angestellten Ursachenerforschungen meiner Rückfälle waren wenig hilfreich.
Pausen hab ich eingelegt in Phasen wo mir meine Sucht ziehmlich egal war, wo ich was gemommen hatte, wenn die Gelegenheit günstig war und dann hab ich halt wieder aufgehört, und ansonsten hab ich die mehr oder weniger professionellen Vorwürfe abgeledert.
Es gab aber auch Zeiten, da wars mir mit dem Aufhören ernst. Da waren die Rückfälle für mich furchtbar, da hab ich mich geschämt und verkrochen `wenn es wieder mal passiert war´.
Rausgefunden hab ich dann durch die ANONYMEN, die mir beigebracht haben, dass ich Hilfe suchen und auch annehmen muß. Letztendlich war das für mich eine Vertrauenssache. Ich hab denen einfach vertraut, beim 2ten Anlauf, und tatsächlich gehorsam das gemacht, was die mir gesagt haben (...was den Alkohol angeht)
Rückfall ist für mich Teil des Suchtsystem d.h. Symptom der Krankheit, erst wenn man die entgültig gestoppt hat, dann ist es mit dem Rückfall vorbei. Wann entgültig ist, weiß man erst am Ende seiner Tage. Nach 17 Jahren rückfällig geworden sein ist die längste Zeitdauer die ich bei einem AAFreund erlebt habe, vor paar Wochen warens bei einem anderen 10 Jahre.
Ich möchte da gar nicht falsch verstanden werden: natürlich ist ein Rückfall (und eben auch das saufdruckgetragene daran denken) ein Teil der Sucht. Sucht ist ja auch immer von den sogenannten Trinkpausen begleitet. Und wer -wie lange auch immer trocken- wieder an Trinken denkt, zeigt süchtiges Verhalten. ich bin bei mir davon überzeugt, dass meine erste neunmonatige Abstinenz nichts war, als eine lange Trinkpause. Erst nach einem zwei monatigen - gar nicht heftig verlaufenen- Rückfall habe ich verstanden, was Alkoholismus bedeutet und seitdem bin ich trocken. und in der Tat: mein trockenes Leben ist bisher (klopf,klopf,klopf) fast vollständig frei von Trinkwunsch und Saufgedanken.Im gegenteil: ich zwinge mich über die SHG dazu, mir meine Erinnrung präsent zu halten und meine Vergangenheit nicht zu verklären.
@Holger: Ich bin genau Deiner Meinung. Der Rückfall folgt erst der Flucht in die alten, bekannten Denk- und Verhaltensstrukturen. Das macht ihn so gefährlich aber eben auch berechenbar. Das meinte ich genau damit, dass wir diesen Frühwarnindikator haben. An trinken denken und an trinken denken sind ja zwei verschiedene Sachen. Das eine, meiner Meinung nach ungefährliche, ist das: wie wäre es eigentlich, wenn ich heute abend auf der Party mittrinke? das kann man sehr schnell beantworten: scheiße wäre das. Und man fragt sich dann: Hey, wieso denke ich an mittrinken, was läuft falsch, warum ist mir nach Flucht zu Mute. Das andere denken, in etwa: heute abend habe ich Lust, ein "Bierchen zu zischen" ist aber brandgefährlich und die Erfahrung aus der Selbsthilfegruppe zeigt mir, dass es dann allerhöchste Eisenbahn ist, Kontakt zu suchen.
da sieht man doch wieder, wenn zwei das gleiche schreiben, klingts doch total unerschiedlich. So sind sie, die Alkoholiker, jeder aus seiner Sicht. Der Gedanke, heut hab ich aber Lust ein Bierchen zu zischen, käme mir allerdings nicht. Halbe Sachen mach ich nicht- entweder ne Kiste oder Garnix. In diesem Sinne (gerade Teekoch und meinen lieben Abteilungsleiter zur Hölle wünschend)
war auch bildlich gemeint, um die Gefahr zu verdeutlichen mit verniedlichen und so. In der Tat geht es mir genauso. Ich weiß genau: wenn schon, denn schon. Mit trinken verbinde ich, durchaus undramatisch gemeint, nicht das Gläschen wein, sondern die volle Kanne. Ich kann daran denken, ohne große angst zu bekommen und mich sogar an halbwegs lustige Erlebnisse erinnern. Aber dennoch macht es mir das trocken bleiben leicht: ein glas interessiert mich nicht und auf saufen hab ich keine Lust.
merryl
Gast
(
gelöscht
)
Beiträge:
08.04.2005 21:41
#27 RE: Alkoholabhängigkeit und Rückfall. Ein \'muss\'?
Hallo Freunde, hier bin ich wieder. Herber Rückfall, 2 Wochen so gut wie bewußtlos. Seit 10 Tagen wieder trocken, erstaunlicherweise, nach den ersten Tagen durch die Entzugshölle, schon wieder ziemlich fit. Ich habe mich aber auch vom 2. Tage an mächtig in den A... getreten. Hab eben mit der SHG telefoniert, werde nun heute zum ersten Mal erscheinen. Etwas mulmig ist mir bei dem Gedanken, aber irgendwie geht's vorwärts in den letzten Tagen.