Hallo ihr Lieben hier im Forum, per Zufall drauf gestossen und gleich schon mehrere, mir unheimlich unter den Sohlen brennende Frage:
Ist ein Quartalstrinker anders als die "richtigen" Trinker ? Wird ein QT, oder kann er, zu einem "normalen" Trinker werden ? Wie wirkt alkoholfreies Bier ?
Dieses nur vorab, praktisch als Einstieg. Ich denke, ich werde noch oft, sehr oft posten und euch löchern. Die Seite ist wirklich hervorragend, LOBLOBLOB.
Michimichi
(
gelöscht
)
Beiträge:
17.07.2003 22:13
#2 RE: Quartalstrinker - anders als andere Trinker ?
Also so von der zynischen Ecke her kann ich mir die Antwort nicht verkneifen: Natürlich kann ein Quartalstrinker ein normaler Trinker werden, er muss nur jeden Tag saufen.
Aber so hast du es ja wahrscheinlich nicht gemeint. Von der Beschreibung/Definitionsform "Quartalstrinker" als einem Suchttyp ist man offiziell , d.h. in den psychiatrischen Manualen abgekommen.
Da mein Sauf und Suchtverhalten dem aber entsprochen hat, kann ich dir etwas von mir erzählen: Ich hatte excessive Phasen einen oder mehrer Tage und abstinente Phasen mehrere Tage, Wochen und als ich merkte dass ich süchtig bin auch über Monate.
Dass ich süchtig bin habe ich zum einen daran gemerkt, dass es Situationen gab, wo ich gar nicht so zuschlagen wollte, wo ich mir `gepflegt´ mein Quantum lustigsein genemigen wollte, und der Abend im Nirwana endete. Weder konnte ich den Zeitpunkt bestimmen (etwas früher nach hause) noch das Quantum (am nächsten Tag nicht wieder den Restalkohol als meterweite Fahne). Das fand ich zwar unangenehm aber nicht weiter schlimm.
Schlimm wurde es erst, als ich auch nicht mehr Herr der Anlässe zum Saufen war. Als ich trinken mußte an Tagen, wo ich das nicht wollte. Wo ich mich gegen das erste Glas gestemmt hatte, und das nichts nützte. In dieser Phase habe ich mich relativ lange, d.h. mehrere Jahre befunden.
Letztendlich haben mir aus diesem Rattenlabyrinth nur die Anonymen Alkoholiker herausgeholfen. Und das waren die letzten die ich mir freiwillig ausgesucht hätte, " ..die mit ihrem frommen getue" wie ich damals dachte. aber der `Liebe Gott´ hat Humor bewiesen, und mich meine kleinen Sünden direkt abbüsen lassen
also ich will dir da wenig Hoffnung machen. Wenn du dich schon hierher in dieses Forum verirrt hast, dann ist die Chance groß, dass dir der Weg zum normalen Trinken verbaut sein könnte.
wenn du noch weitere Fragen hast nur zu lass von dir hören
tschüß Michael
caballero
(
gelöscht
)
Beiträge:
17.07.2003 22:52
#3 RE: Quartalstrinker - anders als andere Trinker ?
wenigstens vorab schon mal eine grosse Hilfe. Ist es so, oder könnte es sein, das ein QT die Schuld am saufen anderen gibt ? Einfach nur um einen Grund zu haben ? Das er danach alles wieder bereut, Depressionen bekommt, sagt nie mehr wieder und nach 6 Wochen oder 3 Monaten, oder 14 Tagen alles wieder vergessen hat, ist das die Realität ?
Ich schreibe hier einfach mal so was mir dazu einfällt und hoffe auf ganz, ganz viele Echos.
Danke
Michimichi
(
gelöscht
)
Beiträge:
17.07.2003 23:25
#4 RE: Quartalstrinker - anders als andere Trinker ?
Also ich denke diese allgemeine und grundsätzliche Einteilung bzw. Kategorisierung (Ein QT ist, wer...) bringt wenig. Wenn du konkrete Erfahrungen hast, dann schreib sie doch so...
Anlässe zum Saufen sind manigfach...(deppressive Phasen aber auch deren Gegenteil - Phasen der Euphorie und des Übermuts) Bei mir war das Saufen selbst aber so heftig, dass ich es nicht vergessen habe, ich wußte relativ früh das süchtig bin: wie gesagt als ich mehr konsumierte als ich eigentlich wollte..
tschüß Michael
Margot
(
gelöscht
)
Beiträge:
18.07.2003 08:11
#5 RE: Quartalstrinker - anders als andere Trinker ?
uns wurde in der LZT erklärt dass es verschiedene "Spielarten" des Alkoholismus gibt. Dazu gehört auch der Quartalssäufer.
Hineinversetzen kann ich mich allerdings nicht in Dich, da ich eine sogenannte Spiegeltrinkerin war. Also immer meinen bestimmten Level gehalten habe. Dass ich wirklich Alkoholikerin bin war mir klar als der Arzt mir sagte dass ich bei den Leberwerten 2 Monate auf Alkohol verzichen müsse und ich grossspurig sagte dass dies für mich kein Problem sei..... Ich stellte sehr schnell fest dass ich es nicht schaffte den Alkohol auch nur für einen Tag wegzulassen. Im Gegenteil, ich brauchte schon morgens einen Cognac (wobei der erste stets wieder den umgekehrten Weg nahm!)sozusagen als "Frühstück". Der Alkohol hatte mich längst im Griff und bestimmte mein Leben.
Zum alkoholfreien Bier nur soviel.Es gibt kein alkoholfreies Bier. Auch im alkoholfreies Bier ist ein geringer Prozentsatz Alkohol. So als Alibiveranstaltung habe ich in meiner nassen Zeit auch mal "alkoholfreies" Bier getrunken. Ich kann mich daran erinnern dass es ungekühlt scheusslich schmeckte. Gekühlt war es zwar geniesbar aber eben kein Vergleich mit "richtigem" Bier. Was zumindest mich sehr schnell wieder "umsteigen" lies.
Die Frage nach kontrolliertem Trinken scheint immer wieder ein Thema zu sein. Mir hat sich die Frage nie gestellt, denn ich weiss dass ich mit Alkohol nicht umgehen kann und deshalb auch niemals kontrolliert trinken kann. Ich habe manche in der Therapie erlebt die es sich nicht vorstellen konnten ein Leben lang abstinent zu leben und Mancher hat auch nach der Therapie ausprobiert ob er denn nicht doch ein Glas trinken kann und es bei diesem einen Glas bewenden lassen kann. Die Mitpatienten mit denen ich nach der Therapie in Verbindung geblieben bin und die es ausprobiert haben sind im günstigsten Fall wieder in der Entgiftung gelandet. 3 Gruppenmitglieder, 2 Frauen und ein Mann sind inzwischen an ihrer Alkoholsucht verstorben, alle waren Anfang,bzw. Mitte 40.
Der langen Rede kurzer Sinn, Suchtexperten verneinen es das Alkoholiker kontrolliert trinken können. Natürlich gibt es auf diesem Gebiet jede Menge Scharlatane die versprechen Alkoholiker "heilen" zu können. Ich persönlich halte davon allerdings nichts. Mir persönlich fällt es nicht schwer auf den Alkohol zu verzichten.Warum dies so ist kann ich allerdings nicht beantworten.
Vielleicht kannst Du ja mit meiner Antwort etwas anfangen? Es ist halt "meine" Geschichte. Du hast sicher Deine Geschichte, die ganz anders sein kann. Übrigens gehört es zum Krankheitsbild dass man dafür dass man trinkt Andere verantwortlich macht. Die Verantwortung für sein Leben, für sein tun und lassen selbst zu übernehmen habe ich erst in der Therapie gelernt. Allerdings ist man dann auch nichtmehr "everbodys Darling" sondern ziemlich unbequem. Mir hat es allerdings geholfen mich nichtmehr unterbuttern zu lassen, ich brauch keinen Cognac mehr um meinen Frust und Ärger herunterzuspülen.
Dir alles Gute und die Kraft etwas gegen Deinen Alkoholkonsum zu unternehmen.
LG Margot
caballero
(
gelöscht
)
Beiträge:
18.07.2003 09:43
#6 RE: Quartalstrinker - anders als andere Trinker ?
lieben Dank für Eure liebevolle Unterstützung. Wenn ich so die letzten Jahre zurückblicke, dann war eigentlich auch mit Alki alles kein Problem, wenigstens für mich nicht. Ich hab oder hatte ja eine treusorgende Ehefrau, die mir die Probleme nach dem trinken nahm. Da wurde ich bestens versorgt. Sicher, ich bin schon mal mit dem Tannenbaum umgefallen, durch eine Glastür gefallen, im Strassengraben gelandet, erst 4 Tage nach Sylvester wieder wach geworden, den Urlaub geschmissen da ich nicht fliegen konnte, im Urlaub 4 Tage blau, im Suff zu ihrer besten Freundin gefahren um sie zu bu..(sie ist ja auch so allein, war aber nicht da. Aber sie hat alles mitgemacht, mich gepflegt und gehegt. Nur seit nun fast genau 9 Monten macht sie es nicht mehr, da ist ihr alles egal und das treibt mich weiter in den Alki und in Depressionen. Vielleicht liegt es auch daran, das sie seit dieser Zeit einen Bekannten hat dem sie sich anvertraut. Sie haben sich im Internet kennengelernt und er hatte wohl grosse Probleme und suchte jemanden zum reden. Daraus ist wohl eine richtige Freundschaft geworden. Auch auf ihre anderen Freunde und Freundinnen bin ich fürchterlich eifersüchtig. Ich bin ziemlich kontaktarm. Sehe ich sie, bin ich voller Euphorie unnd Übermut. Ich sage ihr oft, das ich sie liebe, aber sie sagte, wir können gute Freunde bleiben, mehr nicht. Wir sprachen über Trennung, eigentlich schon länger. Vor 3 Monaten bin ich ihr zuvor gekommen und ausgezogen, zu meiner Mutter. Aber damit werde ich nicht fertig, zumal meine Mutter mir angedroht hat mich rauszuschmeissen wenn ich auch nur einen Tropfen trinke. Ich habe es getan, gemerkt hat sie nichts. Aber in den 12 Wochen bin ich zum 2. mal in der Entgiftung gelandet, da wollte ich nie hin. Nun hat mein Arzt mich zu einer LZT überredet.
Wie lange dauert die ? Wer übernimmt die Kosten ? Was ist mit dem Arbeitsentgelt ?
Man, ich sitze in der Sch.. und weiß nicht mehr weiter.
Margot
(
gelöscht
)
Beiträge:
18.07.2003 10:13
#7 RE: Quartalstrinker - anders als andere Trinker ?
entschuldige aber gerade musste ich wirklich schallend lachen. Ich sah Dich mit dem Tannenbaum umfallen.Das entbehrte für mich nicht einer gewissen Komik. Jetzt habe ich mich aber wieder eingekriegt. War für Dich damals sicher nicht komisch. Erst mal Danke dass Du so schonungslos über Dich geschrieben hast. Für mich scheint das ein Zeichen zu sein dass Du inzwischen wirklich Hilfe annehmen willst.
Da ich selbst eine LZT gemacht habe und sie für mich der richtige Weg war bin ich ein Verfechter dieser Therapieart.
Zur Dauer: Ist verschieden, LZT wird zumeist über 4 Monate gewährt mit der Aussicht auf Verlängerung wenn der Patient und der Therapeut das für sinnvoll erachten. Das letzte Wort hat aber der Kostenträger.
Zum Kostenträger:Entweder die LVA oder die BfA oder das Sozialamt. Ich persönlich kenne keinen Fall wo der Kostenträger eine Alkoholtherapie abgelehnt hätte.
Lohnfortzahlung: Da Alkoholismus als Krankheit anerkannt ist greift hier auch die Lohnfortzahlung. Die Dauer ist je Arbeitgeber verschieden. Läuft die Lohnfortzahlung aus sofort Antrag bei der Krankenkasse auf Krankengeld stellen.
Was Deine privaten Verhältnisse angeht so werden sich die nach einer LZT sicher besser regeln lassen als z.Zt. Dass Deine Frau Dich nichtmehr "bedient" hat kannst Du auch als Chance sehen endlich etwas gegen Deine Sucht zu unternehmen. Genauso sehe ich auch die Reaktion Deiner Mutter. Du sagst selbst dass es nicht so weitergehen kann. Jeder der Hilfe will bekommt diese auch. Angst vor einer LZT brauchst Du nicht zu haben. Ich jedenfalls enmpinde es so dass ich durch die LZT eine zweite Chance bekommen habe im Leben. Ohne die Therapie hätte ich mich mit Sicherheit zu todegesoffen.
Viel Glück und den Mut Nägel mit Köpfen zu machen wünscht Dir
Margot
Ps. Mir hat der Satz: "Man darf im Leben hinfallen, man darf nur nicht liegenbleiben" vor meiner Therapie geholfen endlich etwas gegen meine Sucht zu unternehmen.
caballero
(
gelöscht
)
Beiträge:
18.07.2003 11:08
#8 RE: Quartalstrinker - anders als andere Trinker ?
Ganz ohne, das kann ich mir zwar zum jetzigen Zeitpunkt nicht vorstellen. Bisher wollte ich das auch nicht. Kann ich nicht wie andere ganz normal mein Bierchen trinken ohne dabei schon an das nächste denken, ohne dabei ein schlechtes Gewissen zu haben ? Ein Geburtstag, eine Feier, ohne Alkohol. Wie soll das denn gehen ? Da würden die Bekannten doch alle "goodbye" sagen.
Zu deiner Frage : nein, das kannst du nicht. Der Kontrollverlust nach ein paar "Bierchen" , das Weitertrinken ins Nirvana ist ein deutliches Zeichen der Suchterkrankung. Und ein schlechtes Gewissen auch. Weißt du doch schon im Voraus wie das endet. Ich habe nach ein paar Bier auch keine Bremse mehr.
Dein Umfeld scheint ja gemerkt zu haben was mit dir los ist, s. der Spruch deines Sohnes und deine Frau. Vielleicht solltest du mal über deine Situation nachdenken ? Am Anfang steht die Einsicht. Ist bei mir ca ein Jahr her, bin auch noch einige Monate herumgeeiert mit den Rythmus ändern und zb nur am WE trinken ... sah aber das mich das überhaupt nicht weiterbringt und die Problematik nur zeitlich verschiebt. Mir geht es erst seit ich komplett trocken bin (Oktober 02)wirklich gut und ich mich nicht mehr schämen muß.
Beachen hat es ja schon gesagt. Nur zue Verstärkung noch einmal: Wenn du süchtig bist und nach deinen Schilderungen liegt die Vermutung nahe, dann kannst du nicht kontrolliert trinken. Ohne wenn und aber. Am besten machst du einmal einen kleinen Selbstversuch. Trinke doch ab sofort, nicht erst ab morgen, sondern ab jetzt z.B. 4 wochen lang keinen Tropfen Alkohol.Wenn du das schaffst und jetzt kommt es, ohne ständig an Alkohol zu denken oder das Ende deiner selbstauferlegten Enthaltsamkeit herbeizusehnen, dann kann es sein, daß du nur zu viel trinkst, aber noch kein Alkoholiker bist. Teste es JETZT.
Wahrscheinlich wirst du die bittere Erfahrung machen, die wir alle schon mehr oder weniger hinter uns haben.
Übrigens auf Bekannte, die nichts mehr mit dir zu tun haben wollen, nur weil du nicht mehr trinkst, kannst du sowieso verzichten.
Also fang an. Viel Glück.
Jörg
Margot
(
gelöscht
)
Beiträge:
18.07.2003 11:54
#11 RE: Quartalstrinker - anders als andere Trinker ?
Da Dein Hausarzt eine LZT für nötig hält und Du innerhalb von 12 Wochen zweimal bei der Entgiftung warst schliesse ich mal daraus dass Du Alkoholiker bist. Sind allerdings nur meine Rückschlüsse aus dem was Du selbst gepostet hast.
Wenn dem also so ist, dann kannst Du eben nicht normal trinken, also hin und wieder mal ein Bierchen ist nicht, denn der Kasten Bier wäre danach voll leerer Flaschen.
Ich kann Dir nur berichten wie das bei mir war mit der Einsicht Alkoholikerin zu sein. Nachem ich gemerkt hatte dass ich eben nichtmehr bestimmen konnte nach dem Bierchen,Weinchen,Cognacchen aufhören zu können und nicht wollte dass von nun an der Suff mein Leben bestimmte habe ich mich vor mir selbst geekelt und wollte so nicht weiterleben. Ich wollte dass ICH wieder über mein Leben bestimmen kann. Da es mir nicht gelungen ist aufzuhören habe ich mich damals auch veranlasst durch meinen Hausarzt zu einer LZT entschlossen. Ich wollte dass nichtmehr die Sucht über mich bestimmt. Ich besuchte vor der LZT und nach meinem Antrag zu derselben eine SHG.NÜchtern war ich bei den Besuchen der SHG nicht. Nüchtern bekam mich erst die Entgiftung. 7 Tage KH, danach für 6 Monate auf die LZT.
Nach der Therapie habe ich festgestellt dass meine sogenannten Freunde nur Saufkumpan(innen) waren und die mit mir nichts mehr anfangen konnten und ich mit ihnen ebenfalls nicht. Wahre Freund dagegen sind mir geblieben, die machen ihre Freundschaft auch nicht daran fest ob ich Alkohol trinke oder nicht.
Man findet mich heute auch nichtmehr bei Feiern wo Alkohol in Strömen fliest, allein schon deshalb weil mir nach einiger Zeit das besoffenen Gequatsche auf die Nerven geht.
Bei Feiern an denen ich teilnehme greife ich halt zu Mineralwasser oder Saft. Auch bei Feiern trinken nicht alle Menschen Alkohol.
Ich habe manche Mitpatienten in der Therapie erlabt die als sie ankamen sich nicht vorstellen können nie wieder Alkohol zu trinken. Bei manchen hat sich diese Einstellung im Laufe der Therapie geändert.Immer dann wenn sie das Selbstschädigende des Alkohols auf ihre Gesundheit und ihr Seelenleben erkannt haben. Ausserdem bekam ich in der Therapie Gelegenheit mein ganzes Leben zu überdenken und mich mit dem auseinanderzusetzen was alles schiefgelaufen ist. Auch das hat bei mir dazu beigetragen dass ich den "Problemlöser" Alkohol nichtmehr brauchte. Und trinken war für mich vorher schon lange kein Genuss mehr sondern ein MUSS: Mein Körper hat buchstäblich danach geschrieen.
Und es ist ja schon oft hier geschreiben worden, wer nicht glaubt dass er nicht normal trinken kann muss es ausprobieren. Klingt zynisch, ist aber so.
Und über Deine Umgebung, Deinen Freindeskreis und die Familie würde ich mir an Deiner Stelle vor einer LZT mal erstmal keinen Kopf machen. Wenn Du in der Therapie an Dir arbeitest kommst Du ohnehin völlig verändert zurück und siehst alles anders als im Suff.
Da ist es früh genug sich mit der neuen Situation auseinanderzusetzen.
Ich vermisse den Alkohol in meinem Leben nicht.
Aber vielleicht kommen ja noch Postings zu Deinem Anliegen. Ich wünsche es Dir jedenfalls.
LG Margot
Michimichi
(
gelöscht
)
Beiträge:
18.07.2003 11:59
#12 RE: Quartalstrinker - anders als andere Trinker ?
Wenn du schon mal in der Entgiftung Platz genommen hattest, kannst du dir einen Haufen Gedanken und Bedenken sparen. Die nehmen garantiert nur solche die auch vergiftet sind, und sich zu vergiften, das braucht, das geht nicht so einfach mit ein paar excessiven `Bierchen´ ab und zu.
Das eigentliche Problem scheint ja dieses furchtbare "nie wieder" zu sein: Auf immer und ewig und alle Zeiten auf diesen Sorgenlöser zu verzichten...
Mein Einstieg in die Abstinenz war das Vorbild der anderen,(bei mir waren es die Freunde und Freundinnen bei den AA's) dass die es geschafft hatten, sich aus einer Scheiße zu befreien, bei der die meine im Vergleich geringfügig zu sein schien.
Ich habe also den Zeitpunkt meiner nächsten Trunkenheit erstmal auf unbestimmte Zeit in die Zukunft verschoben. Ich wollte erstmal mein Leben wieder geregelt bekommen. Das hies bei mir wieder eine Beziehung zu einer Frau, ein eigenes Obdach, und wenn umbedingt nötig und es unbedingt sein muss auch eine Arbeit.
Solange wollte ich mit dem Saufen und all dem anderen Suchtzeug mal eine längere Pause machen. Und um wenigstens das zu schaffen bin ich in die AA-Meetings gerannt und hab gekuckt wie das die anderen geschafft haben und immer noch schaffen.
Weil das waren welche, die haben nicht so theoretisch daher geredet, die haben von sich und selbsterlebtem erzählt, und das hat mir zumindest eins genommen, dieses selbstmitleidige "ärmste Sau der Welt Syndrom".
Ich hab mit meinem Trotz, was die können kann ich auch, ein Stück von meiner Würde wiederbekommen. (Und unter uns: als Papa eines erwachsenen Sohnes bei der eigenen Mamma zu landen, das rupft schon am Selbstwertgefühl, denk ich mal - das kann schon ein gewaltigen Grund abgeben um sich wieder die Kante zu geben)
Das mit dem kontrollierten Trinken, das kannst Du uns hier einfach glauben, oder es selbst nochmal ausprobieren: Dieser Fahrstuhl der Sucht ist nach unten hin ziemlich tief.
Bei manchen endet er bei den verblödeten in der Klapse, weil Saufen geht nicht nur auf die Leber, es geht auch aufs Hirn und bei den anderen direkt fünf Fuß unter der Grasnarbe
tschüß einstweilen Michael
caballero
(
gelöscht
)
Beiträge:
18.07.2003 12:27
#13 RE: Quartalstrinker - anders als andere Trinker ?
Mann oh Mann, einseits macht ihr mir Angst, einerseits Hoffnung. Ich bin ja schon froh das ich das hier mal schreiben kann. Anonym ist es doch einfacher. Bisher hab ich das alles nur in mich reingefressen. Reingefressen, das ich nicht krank bin, es ist ja eh nur so alle 6 - 12 Wochen. Dazwischen trinke ich nichts. Nicht weil ich nicht will, sondern weil ich mich beherrschen muß. Aber immer klappt das ja auch nicht. Das ich süchtig bin, ist mir schon länger klar, bzw. hat man mir eingeredet, wohl zu recht. Mit meiner Frau zusammen bin ich schon mal 1,5 Jahre zu den AA´s gegangen. Geholfen hat mir das nicht. Oder wollte ich mir nicht helfen lassen ? Das geht bei mir aber schon so seit ungefähr 16 Jahren. Die Exzesse dauern dann in der Regel so 3 -4 Tage. Saufen an einem Stück, nur nicht ins Bett. Und während dieser Zeit dann wieder diese endlosen Diskussionen von beiden Seiten. Nervt, also wieder einen heben. Wird schon wieder. Danach tut es mir ja immer leid. Selbsterkenntnis ist wohl der erste Schritt zur Besserung, aber geholfen hat die bisher auch nicht. Seit einem halben Jahr bin ich auch in psychiatrischer Behandlung. Angst vor Hunden hab ich nun nicht mehr. Ein kleines Flugzeug kann ich nun auch selbst lenken. Nur die Angst vor keinem Alkohol, die hab ich nicht ablegen können. Vielleicht ist der Psy ja auch der falsche. Aber ich hab ja was getan, vielleicht nochmal gar nicht für mich, sondern einfach, weil meine Frau mich drängte was zu tun. Mit ihr habe ich Probleme, ohne sie habe ich Probleme, mit Alkohol habe ich Probleme und ohne auch. Früher war es meistens nur Wein, jetzt muss auch schon mal ein oder mehrere Flachmänner her. Schreibt ruhig weiter, es baut mich sehr auf.
Michimichi
(
gelöscht
)
Beiträge:
18.07.2003 12:47
#14 RE: Quartalstrinker - anders als andere Trinker ?
Also ich habs schon paar mal geschrieben. Ich war (auch) in Psychiatrischer Behandlung. Bei mir wars umgekehrt. Mir haben die AA's geholfen - wohl weil ich die Hilfe gesucht und gebraucht habe. Es waren so eher die praktischen Tips, die mir weitergeholfen haben. Das ich mir eine Arbeit suchen - und (damit) Verantwortung für mich selbst übernehemen soll, war fast so was wie eine Beleidigung für mich.
Beziehungen waren für mich etwas emotional-finanzielles und dann alleine zurecht kommen. das war alles eine furchtbare Anstrengung...
Es gab eine ganze Menge von Dingen und Problemen die ich alleine nicht hätte stemmen können.
tschüß e+instweilen Michael
Margot
(
gelöscht
)
Beiträge:
21.07.2003 09:49
#15 RE: Quartalstrinker - anders als andere Trinker ?
als ich Dein Posting gelesen hatte habe ich daran gedacht dass ich vor meiner LZT auch ein halbes Jahr eine psychologische Gruppentherapie gemacht habe. Nach 6 Monaten habe ich da das Handtuch geworfen, ich fand mich da von sowas von fehl am Platze. Und natürlich war ich das ja auch. Ich habe heute noch keine Ahung warum mein damaliger Hausarzt mir diese Psychotherapie verordnet hatte, schliesslich kannte er meine Leberwerte!?
Für mich war diese Gruppen-Psychotherapie verlorene Zeit. Ich bekam dadurch nichts auf die Reihe, weder meine Ängste noch meine Depressionen noch meine Selbstmordgedanken.
Natürlich muss das bei Dir nicht auch so sein. Für mich war buchstäblich meine Lebensrettung diese LZT in der Fachklinik für Suchtkranke sonst hätte ich mir wohl doch noch ein Hochhaus gesucht zum runterspringen.
Du hast in Deinem ersten Posting geschrieben dass Dein Hausarzt Dir zu einer LZT geraten hat.
Wie stehst Du zu diesem Rat?
Bzw. was gedenkst Du gegen Deine Sucht (dass es eine Sucht ist hast Du ja inzwischen selbst erkannt)zu tun?
Mit der Psychotherapie wird die Sucht nicht verschwinden.
Ich persönlich halt übrigens nichts davon dass man erst "ganz unten" sein muss.Ich hatte bis zum Zeitpunkt meiner LZT meinen Arbeitsplöatz,meine Wohnung, mein soziales Umfeld. So unten war ich also nicht..... Aber ich wusste dass ich ohne Hilfe vom Alkohol nichtmehr loskommen werde und dass ich alles verlieren könnte was ich hatte. Allerdings muss ich sagen dass ich zu dem Zeitpunkt wo ich mich für die LZT entschossen habe schon lange nichtmehr trank weil es schmeckte sondern weil mein Körper mit der Gier nach Alkohol mich dazu gezwungen hat. Ich wollte also unbedingt dass wieder ich mein Leben bestimme und nicht der Alkohol.
Alles das lese ich aus Deinem Posting nicht heraus. Du schreibst dass Du weisst dass Du süchtig bist. Und, wars das dann? Was ziehst Du für Erkenntnisse aus Deiner Einsicht? Was gedenkst Du dagegen konkret zu unternehmen? Ausser dass Du Dir selbst leid tust?(Ich habe mir in meiner nassen auch furchbar leid getan, scheint zur Krankheit zu gehören) Warten dass es von selbst vergeht und Du fröhlich weitertinken kannst wie Andere die nicht unter Alkoholismus leiden? Das mein Lieber ist Selbstbetrug! Solltest Du das immer noch so sehen bist Du wirklich noch nicht "soweit". Entschuldige wenn ich so deutlich geworden bin, aber ich bin selbst Alkoholikerin und weiss dass es nichts bringt wenn man sich selbst in die Tasche lügt.
Es gibt da einen Satz der AA der mir sehr gut gefällt:
NUR DU ALLEIN SCHAFFST ES, ABER DU SCHAFFST ES NICHT ALLEINE
Ich bin kein Anhänger der AA und auch nicht deren SHG aber dieser Satz bingt es in meinen Augen auf den Punkt.
Nütze doch Deine Erkenntnis dass Du Alkoholiker bist und unternimm etwas gegen Deine Sucht. Es ist Dein Leben und nur Du bestimmst ob Du leben oder sterben willst. Lt Statisktik sterben jährlich ca. 40.000 Alkoholiker an ihrer Sucht. Die meisten sterben vor ihrem 50ten Lebendjahr.
Alkoholismus ist eine tötliche Krankheit Es geht um Leben oder Tod.