ich hoffe in diesem Board Antworten auf meine Fragen zu finden. Aber erstmal zur Vorgeschichte ... Ich drinke seit ca. 6 Jahren regelmäßig Alkohol, regelmäßig heißt bei mir ca. 2-3 Flaschen (0,5) Bier pro Tag (kein Wein, kein Schnaps etc.). In der letzten Zeit (6 Mon.) hat sich's gehäuft Arbeitsstress, Wärme, Sucht ?????? was weiß ich ... Mein großes Showdown war vor ein paar Wochen, sehr warm, kaum was gegessen, aber Partys (immer nur Bier ca. 8 Fl. pro. Tag pro. Woche, eine Woche lang) schrecklicher Kater und die Entscheidung jetzt drink ich mal nixs ... was kam 24h später meine 1. Erfahrung mit Entzug (ich glaube jedenfalls das es das ist) ... leichte Wahrnehmungsstörungen, Zittern der Finger , Schweißausbrüche und Insekten (sieht cool aus aber ziemlich beunruhigend). Ich war so entsetzt das ich seit dem nichts mehr anrühre, also ca. 4 Wochen)
Und jetzt meine Fragen als absoluter Alk-Newbie
(1) hab ich mir mein Gehirn schon zermanscht ? (2) Sollte ich überhaupt nicht mehr trinken ? (3) Würden mich ein oder zwei Flaschen Bier zurück katapultieren ? (4) Sind obengenannte Schäden schon bleibend ? (5) wenn (2) nicht zutrifft welche Mengen sind den nicht gesundheitsschädigend o. abhängigfördernd ?
Ich schätze, dass dich die Antworten nicht befriedigen werden... Das Problem ist, dass man bei der Frage welche Alkoholmenge schädlich bzw gesundheitsgefärdend ist von Durchschnittsmengen ausgeht, rein statistisch gesehen, aber du bist kein statistisches Wesen, sondern eins aus Fleisch und Blut. Was hilft es dir, wenn du die 0,0001% Ausnahme bist...
Also ich habe mich mit einem etwas höheren Quantum zum Alkoholiker gemacht - aber vielleicht ist deine Einschätzung der Menge auch nicht ganz realistisch, vielleicht fällt dir -bei genauerem Nachdenken- der eine oder andere exzessive Absturz ein. Das wäre jedoch ein ernstes Anzeichen, meiner Meinung nach
Was mir hauptsächlich einfällt zu deinem Schrieb: Warum bleibst du nicht einfach abstinent, ganz ohne Klärung deines Suchtstatuses. Meine Frau z.B. war mit 15 oder 16 einmal besoffen, so hat sie mir erzählt und das hat ihr gereicht, sie mag das Zeug sowenig wie ich Gummibärchen.
Zur Frage: " Bin ich Alkoholiker ? " : Kaum eine Grenze wird sorgfältiger verschleiert als jene zwischen dem "sozialen Trinken", das als alltäglich und normal gilt und der beginnenden Alkoholabhängigkeit. Daß der Phantasie keine Grenzen gesetzt sind, liegt in der Angst vor der gesellschaftlichen Ächtung, mit Alkohol nicht umgehen zu können. Den typischen Alkoholiker gibt es jedoch nicht, jedes Alkoholproblem ist so einzigartig wie der Mensch, der es hat. Fast jeder, der ein Alkoholproblem hat, weiß es, leugnet es sich selbst gegenüber und nach aussen. Die getrunkene Menge ist unerheblich, entscheidend ist das Gefühl der Ohnmacht und der Hilflosigkeit. Wer sich auf den abendlichen Alkohol den ganzen Tag lang freut oder wer immer wieder trinkt oder eine Menge trinkt, die er nicht will, ist sich in der Regel eines Alkoholproblems bewußt. Wer Probleme dauerhaft mit Alkohol bekämpft, hat ein Problem mehr.
Wer - wie du - 6 Jahren regelmäßig Alkohol trinkt, in Mengen von regelmässig 1,5 Liter Bier pro Tag, in letzter Zeit 4 Liter pro Tag, sollte als erstes einen Arztbesuch planen; und dem Arzt auch vor der Untersuchung sagen was Sache ist, und zwar glasklar. Der kann dich dann entsprechend untersuchen und klarstellen, ob du gesundheitlich schon angeschlagen bist. Eines ist dir wohl selbst klar : gesundheitsfördernd ist diese Menge mit Sicherheit nicht.
Was ich eigentlich fragen wollte: wie fühlst du dich nach den 4 Wochen ohne Bier / Alkohol - wenn es denn 4 Wochen völlig ohne Alkohol waren ?
Hallo noname, ich glaube so einfach ist Dir nicht zu helfen ...
Viele Fragen auf die es keine einfachen Antworten gibt, aber bei Deinem "Showdown" sieht es doch stark nach Abhängigkeit aus.
Wenn ich jetzt davon ausgehe dass Du seit vier Wochen "trocken" bist hast Du den Einstieg in ein neues Leben vor Dir.
Ich kann Dir nur schreiben wie es mir vor einigen Monaten ergangen ist:
Die Entgiftung (Entzug) habe ich im Krankenhaus hinter mich gebracht weil mir die Kraft fehlte das alleine durchzuziehen. Sollte das mit den Insekten stimmen hattest Du ein Delir - wenn auch nur ein kleines. Ich wußte schon während meiner Saufzeit um die Risiken eines Entzugs, daher habe ich mich in ein Krankenhaus verkrochen. Währen des 2-wöchigen Aufenthaltes sagte ich noch zu meiner Schwester :"... wenn ich hier 'raus bin muß ich erst mal zusehen dass ich in Ruhe ein Bier trinken kann ...".
Ich glaubte noch immer an das köntrollierte trinken ...
4 Wochen später war ich der Meinung dass ich zum einschlafen 2 Flaschen Bier trinken könne, ab "morgen" trinke ich dann wieder nichts mehr ...
Ich habe am nächsten morgn um 8:00 Uhr mit meinem Rucksack im Supermarkt gestanden und habe mich wieder eingedeckt.
Die trockenen 6 Wochen habe ich dann erstmal so schnell wie möglich nachgeholt und noch weitere 4 Wochen durchgesoffen, bis ich mal einen kleinen Lichtblick hatte und mich wieder einweisen lies.
Das ganze habe ich dann noch einmal nach längerer Pause versucht - gleiches Ergebniss.
Seit meinem 2. Rückfall besuche ich eine SHG, und seitdem geht es bergauf. Ich weiss heute dass ICH EIN ALKOHOLIKER bin und nie wieder kontrolliert trinken kann.
Warum sollte ich es dann nochmal versuchen ... ???
Das trockene Leben gefällt mir, stell Dir doch mal vor : nie wieder wegen einer Fahne lügen ..., keine Aussetzter mehr, ...
Ach ja - aus einem Delir sind einige nicht wieder erwacht, und vielleicht solltest Du Dich mit dem Gedanken anfreunden dass Alkoholismus eine Krankheit ist; eine Krankheit mit der man alt werden kann, an der aber auch viele draufgehen ...
Ich wünsche Dir den richtigen Weg zu finden,
Frank
... oder vielleicht doch mal Kontakt mitr einer Gruppe aufnehmen ... ???
ich finde ja immer, wenn man auf diesem board hier landet, dann weiß man im Grunde schon, daß man ein Problem hat. Als mir mein krankes Trinkverhalten bewußt wurde, fing ich an, mich über Alkoholismus schlauzulesen. In Büchern und hier im Internet. Als ich dieses board hier fand, war das wie eine Erlösung für mich. Vorher fühlte ich mich mit meinem Problem sehr allein. Zu lesen, daß ich eben nicht allein bin, hat mir die nötige Power gegeben, meinen trockenen Weg durchzuziehen und jetzt will ich kein zurück mehr. Die Fragen, die Du Dir stellst, die haben wir uns wohl alle mal gestellt. Irgendwie erhofft man sich doch noch mildernde Antworten. Aber im Grunde kannst nur Du allein Dir die richtige Antwort geben. Indem Du Dir schon so viele Gedanken machst, hast Du ja schon gemerkt, daß etwas eben nicht stimmt. Daß Du jetzt vier Wochen ohne Alk durchgezogen hast, finde ich super. Ich hoffe nur, daß es auch wirklich klick gemacht hat. Denn wenn sich im Kopf nicht ein Schalter umlegt, dann läuft man Gefahr, zu denken, daß man ja gar kein Alk-Problem hat - da man ja locker mal vier Wochen nichts getrunken hat. Du wirst es selbst herausfinden müssen. Vielleicht hast Du es ja schon.
Ich möchte eigendlich nur das post von tommie mit unterschreiben. Das Gefühl der Ohnmacht und Hilflosigkeit, die Tatsache das man mit Alkohol nicht umgehen kann und nach 2 Bier die Bremse weg ist, genau so war es bei mir auch. Nur, ich habe viele, viele Jahre gebraucht um einzusehen, das ich alkoholabhängig bin. Jahrelang hab ich mit meinem 3-4 Tage-Trink-Rhythmus gelebt, ohne körperlich abhängig zu sein. Das dabei mein Leben und meine "Selbst-Entwicklung" nicht stattfand, merkte ich erst als ich nicht mehr trank. Das ich mich nur auf meine Sauf-und was ich Spaß und Leben nannte- Eskapaden beschränkte. Ich hatte plötzlich das Gefühl in wenigen Monaten geistig eine Entwicklung von eigendlich Jahren durchzumachen. Das es für viele Dinge nun einfach zu spät ist - wie zb Familie gründen - ist ein negativer Teil davon. Keine Verantwortung übernehmen zu können zog sich nämlich auch durch meine trinkenden Jahre.
Was ich damit sagen will, wenn du dir die Chance gibst, ein nüchternes Leben zu leben, wirst du viele Dinge anders sehen und deine Lebenseinstellung verändern, zwangläufig, wenn man es zuläßt und nicht in dem "ich-arme-Sau-darf-nicht-mehr-trinken-Syndrom" verharrt und glaubt Trinken ist ein Teil von Lebensqualität. Dem ist nämlich nicht so. Die Maske des Alkohols und der Selbstlügen fällt weg. Das kann hart und schwer zu ertragen sein, auch sich selbst nüchtern aushalten zu müssen ist völlig neu, aber es gibt SHG ´s in denen du genau darüber reden kannst. Und ich für mich kann sagen, das es sich lohnt an sich selbst zu arbeiten und sich selbst zu entdecken, ich wünsche mir kein Zurück mehr.
In den Antworten von Euch bin ich weit mehr aufgeklärt worden als in so manchem Lehrbuchabsatz, Klinikdiagnosen-Aufsätzen und Medz.Selbstdarstellungen. Um noch auf eine Frage zu antworten ... Die ersten 3 Tage nach dem "saufnix" - Beschluss waren schon die Hölle, vorallendingen erstmal zu checken das es schon so weit gekommen war. Ich hatte Alk weniger als Problemlöser mehr als reines Genußmittel "verbraucht", nur diese blöden Entzugserscheinungen gaukeln einem dann vor man würde nichts mehr zu Stande bringen. Mein Fazit:
(1) Auf jede Flasche mit Alk gehört die Aufschrift: "Das Trinken dieses Produktes schädigt Ihre Gesundheit"
(2) Habt Ihr mal Jever Fun probiert schmeckt lecker
das Dumme ist das Alkohol an sich NICHT schädlich ist. Im Gegenteil! Rotwein in masen genossen ist sogar gesund. Man sollte nicht den Alkohol verteufeln.
Blicken wir Alkoholiker den Tatsachen ins Auge. Wir können mit dem Alkohol nicht umgehen.
Der Alkohol ist daran unschuldig.
Lassen wir also den Nichtsüchtigen ihren Alkoholgenuss.
Und wie Du schon so trefflich geschildert hast, der Übergang vom Genuss von Alkohol zur Sucht ist fliessend. Stellt man fest dass man Entzugserscheinungen hat wenn man den Alkohol weglässt ist es schon zu spät. Die Falle ist zugeschnappt.
Aber ich habe für mich festgestellt dass es mir ohne Alkohol gut geht und ich diesen in meinem Leben auch nicht vermisse. Ich weiss dass ich mit Alkohol nicht umgehen kann und demzufolge auch nicht kontrolliert trinken kann.
Der Alkoholverzicht ist für mich persönlich kein Verlust an Lebensqualität, es gibt für mich wesentliche Wichtigeres.
Viel Erfolg auf dem Weg zur Einsicht und zur Trockenheit
Zitat (2) Habt Ihr mal Jever Fun probiert schmeckt lecker
Stimmt, ist für einen Alkoholiker dennoch nicht das Richtige. Hab in meiner nassen Zeit auch immer wieder mal für "ne Zeit" nur alkoholfreies Bier getrunken. Doch was passierte dann? Na ja, ein "light" geht dann schon auch mal zwischendurch und dann kam wieder das "richtige" Bier auf den Tisch. Und so lief das bei jedem Trockenen, den ich kenne und der den "Ausstieg" mit alkoholfreien Bier versucht hat.
Denn mal abgesehen davon, dass das Zeug nicht wirklich alkoholfrei ist, dürfte es wohl der Geschmack und / oder die Gewohnheit sein, die einen in kurzer Zeit wieder richtig abstürzen lassen.
Deshalb würde ich an deiner Stelle auch davon die Finger lassen.
es war mir nicht bewusst dass es sich bei dem von "noname" angesprochenen Getränk um "alkoholfreise" Bier handelt.
Deine Ausführungen kann ich nur voll bestätigen. Ich habe das zwar nie ausprobiert nachdem ich trocken war.
Aber zu meinen nassen Zeiten habe ich auch mal so zwischendurch als Alibiveranstaltung ein "Alkoholfreies" getrunken. Bekommt man nur eiskalt hinunter, sobald das warm wird schmeckt es GRAUENHAFT.
Wie Du schon gepostet hast es gibt weder alkoholfreies Bier,noch alkoholfreien Wein oder Sekt.
Angeliche alkoholfreie Alkoholika sollte für Alkoholiker tabu sein,denn es führt unweigerlich wieder zur "RICHTIGEN" Alkoholika.
Also ich meine man weiss selber ob man probleme mit alkohol hat, man merkt ja wenn man es nicht steuern kann. problematischer ist es wenn man viel gelegenheit zum trinken hat, und auch selber glaubt man könne aufhören, es "ergibt" sich nur nicht die gelegenheit dazu. Sicherlich ist es das grösste problem, dass man rein theoretisch ja nur ein missbräuchler sein kann, der "psychisch" kein verlangen nach alkohol hat und "nur" körperlich abhängig ist. aber ich glaube wer so einer ist, der macht sich auch nicht solche gedanken, und er kann aufhören wenn er es denn einsieht. ich glaube nicht dass solche den weg hierhin suchen und finden. Zu den alkoholfreien sachen glaube ich dass es eher die ähnlichkeit ist als der "geringe" alkoholselber. in meiner nassen zeit war ich ein rotweinliebhaber, am liebsten schön staubig und trocken. jetzt trinke ich süssen traubensaft (der ja auch oft bis 0,5% alkohol hat) mit wasser vermischt, aber ich denke nicht dass ich in gefahr laufe, weil man den geschmack nicht vergleichen kann.
Ich denke schon, das Du ein Alk.Problem hast. Die Menge sagt nicht viel aus. Ich habe 1991 mit 1-2 Bier am Tag begonnen. 1995 war ich bei 6-8 Bier am Tag. Dann habe ich mich selbst trocken gelegt. Das hielt dann etwa 1/2 Jahr. Dann fing es wieder mit 1-2 Bier an. Bis Herbst 1998 warich dann auf Wein umgestiegen und lag bei 2-3 Ltr. am Tag. Zwischendurch lagen immer wieder Trinkpausen von 3-4 Wochen. Da habe ich mir immer bewiesen, dass ich nicht abhängig bin. Dachte ich jedenfalls. Dass ich abhängig bin wurde mir entgültig klar als 2 Dinge passierten. 1. Ich habe angefangen in der Öffentlichkeit ganz bewusst nichts zu trinken, habe mich aber immer darauf gefreut nach hause zu kommen. Denn dort konnte ich ja etwas trinken. 2. Ich habe angefangen die Öffentlichkeit zu meiden. Anstatt wie bisher raus zu gehen und am Leben teil zu nehmen bin ich lieber zuhause geblieben um zu trinken. Das wurde mir immer wichtiger. Im Frühjahr 1999 bin ich dann zur Entgiftung die ich ohne größere Entzugserscheinungen hinter mich gebracht habe. Gleichzeitig habe ich eine SHG besucht. Von Herbst 1999 bis Frühjahr 2000 habe ich eine Langzeittherapie gemacht. Seither bin ich trocken und genieße wieder mein Leben. In die SHG gehe ich is heute.