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Saufnix  
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Dieses Thema hat 3 Antworten
und wurde 953 mal aufgerufen
 Deine eigene Alkoholkarriere
Gast ( gelöscht )
Beiträge:

26.08.2003 18:00
RE: Was mache ich bloß? Zitat · Antworten

Hallo zusammen!
So, jetzt habe ich, 32 Jahre alt, weiblich, endlich auch mal den Mut gefasst, mich anonymerweise zu "outen"…
Wie alles begann? Ich glaube, das weiss ich gar nicht mehr so genau…
In der Schulzeit, die ersten Saufgelage mit den Klassenkameraden, auf Klassenfahrt, usw. Aber noch nichts beunruhigendes, glaube ich zumindest… Konnte aber damals schon, verglichen mit meinen Schulfreundinnen, ziemlich viel vertragen.. Das ganze hat sich dann aber gelegt, als ich 1990 mein Studium im Ausland begann. Dort blieb ich fünf Jahre, trank aber nicht regelmässig Alkohol. Ich denke, da war die Welt noch in Ordnung.
Alleine zuhause zu trinken begann ich im Sommer 1995, nachdem ich auf einer Wein-Messe gearbeitet hatte, und neben meinem Lohn noch ein paar Kartons edelste Weine geschenkt bekam. Da habe ich angefangen, jeden Abend fröhlich ein, zwei, drei… Gläschen Wein zu trinken, anfangs nur zu den Mahlzeiten, später dann auch weiter vor dem Fernseher… Wer konnte sich solch edle Tropfen schon leisten?
Im Oktober 1995 kehrte ich, nach erfolgreichem Abschluss des Auslandsstudiums, nach Deutschland zuück, wo ich ein Zweitstudium begann, dass ich auch mit grossem Erfolg ablegte. Leider begann aber mit diesem Zweitstudium auch mehr oder weniger meine Trinker-Karriere. Jeden Abend ab in die Kneipe, auch während der Abschlussprüfung. Und da ich diese auch noch mit überdurchschnittlichen Noten ablegte, galt ich bei meinen Studienkollegen auch noch als "der Held", weswegen ich mir wegen meines Verhaltens herzlich wenig Sorgen machte…
Schnell fand ich eine gutbezahlte Arbeitsstelle, wohnte aber weiterhin an meinem Studienort und erhielt meine Kneipenbekanntschaften so weit aufrecht.
Im Sommer 1999 war ich es leid, und begann, im Ausland Arbeit zu suchen, denn, so dachte ich, das würde mir helfen, einen Neuanfang zu machen.
Im April 2000 war es dann soweit, ich fand Arbeit in einer Firma im Süden Europas, Strand, Sonne und Arbeit. Perfekt!
Anfangs lief auch alles fantastisch. Nicht, weil ich mir inzwischen über mein Alkohol-Problem bewusst geworden wäre, sondern um abzunehmen, schaffte ich es, fast 5 Monate lang nichts zu trinken. Dann lernte ich meinen jetzigen Freund kennen, den ich über alles liebe, aber momentan nicht, das ist eine andere Geschichte, mit meinem Problem belasten will. Wir begannen, abends auszugehen und ich fing auch wieder an, zu trinken, in Maßen…
Leider bin ich inzwischen wieder bei einer Fl. Wein täglich angekommen, und im Moment weiss ich nicht, wie ich das in den Griff bekommen soll. Das mit der Suchtberatung ist hier nicht so toll wie in D'land, wenn ich meinen ganzen Mut zusammen reisse, um anzurufen, geht da nur so'n blöder Anrufbeantworter dran… Und einen Hausarzt, zu dem ich Vertrauen hätte, hab ich auch nicht. Als ich noch in D'land war, war ich mir noch nicht darüber bewusst, was für eine tolle medizinische Versorgung wir (ihr) haben (habt)… Ich glaube sogar, die Kraft zu haben, alleine aufzuhören, bin aber in den letzten Wochen viel im Internet gesurft und habe jetzt totale Angst vor den möglichen Entzugserscheinungen, über die ich mir bis vor kurzem nicht im Klaren war…
Gottseidank hatte meine Sucht bis jetzt noch keine negativen Auswirkungen auf meine Arbeit und meine Beziehung, aber wie lange noch?
Was mache ich bloss?
Danke an alle, die mich lesen…


Michimichi ( gelöscht )
Beiträge:

26.08.2003 20:56
#2 RE: Was mache ich bloß? Zitat · Antworten

Hallo Unbekannte - aus dem Süden

Frage: wo is es denn im Süden? Ich frage deshalb weil in Spanien z.B. sind gar nicht mal so wenig AA's. Zum Teil in Gruppen, z. T. Loner, das sind solche, die es zu weit zu Gruppen haben, die halten telefonisch Kontakt untereinander.

Es gibt gerade im Süden erheblich mehr `erfolgreiche´ Alkoholiker nasse wie trockene als man denkt.

Wenn du schon ne Weile mitgelesen hast, dann hast du sicher mitgekriegt, dass es unterschiedliche Meinungen zu den Gefahren des Entzugs gibt.

Ich bin da nicht so ängstlich (betone aber immer dass ich niemandem sein Risiko abnehmen kann) ich hab mich auch noch mal mit nem Arzt unterhalten. Ein Delir (was lebensgefährlich sein k a n n) benötigt einen langen Zeitraum hoher Gewöhnung. So als Faustregel, wenn bei 2Promille und mehr keine alkoholspezifischen Ausfälle auftreten (also kein Lallen, kein Torkeln usw.) dann ist der Organismus gut an den Stoff gewöhnt und kommt bei einem abrupten Entzug in Schwierigkeiten. Die Notfallbehandlung (mit Distraneurin) kann aber von jedem (Haus)Arzt eingeleitet werden. Das heißt so ein Delir kommt nicht einfach über einen sondern kündigt sich mit sehr starken Entzugserscheinungen an - Im Gegensatz zu Krämpfen, die wiederum benötigen in aller Regel (die natürlich Ausnahmen haen kann) einen (sehr) langen Zeitraum des Saufens.

Als Fazit: Das Saufen (da kann es auch zu Krämpfen kommen) ist allemal gefährlicher als das Aufhören. Wichtig ist, dass man nicht ganz allein ist, in der Entzugsphase, nicht nur aus physischen , sondern vor allem aus psychischen Gründen.

Also so ganz direkt: bei einer Flasche am Tag und einer 5 monatigen Pause (da ist, als die angefangen hat, ja auch nix passiert) seh ich das Risiko als eher gering an.

Was ich nicht ganz versteh ist, warum du deinen Freund nicht belasten willst, für micht ist - so ganz kitschig - Liebe - wenn man sich alles sagen kann

ich wünsch dir Kraft und Mut
Michael


alea Offline



Beiträge: 115

05.09.2003 01:12
#3 RE: Was mache ich bloß? Zitat · Antworten

Hallo in den - sonnigen ? - Süden !

Wenn Du "viel" verträgst (ich war auch einmal ein Naturtalent) - hast Du gute Karten für eine beeindruckende Akoholiker-Karriere.
Deine Bio liest sich sehr, hm, elegant, charmant - "smooth" wie man so sagt.
Du trinkst/hast alleine getrunken = Beunruhigend (ich hab Zeit meines Säufer-Lebens alleine getrunken)
Warum hast Du getrunken, alleine. Nur der edlen Tropfen wegen ?!
Du liebst Deinen Freund - umgekehrt ?! Wieso willst Du ihn nicht " belasten" - Angst zu verlieren !?

Was die Gefahren des kalten Entzugs betrifft - bei der von Dir angegebenen Menge - schätze ich diese nicht sehr hoch ein.
Noch ein Hinweis: ich habe mehrmals kalt entzogen, auch über einige Jahre, erfolgreich. Der Rückfall ist nur eine Frage der Zeit !
Ohne "kompetente" Hilfestellung, seien es Selbsthilfegruppen wie AA z.b. oder Klinik, Therapie
g e h t es nicht. Diesbezüglich solltest Du Dir besser keine Illusionen machen. Ansonsten bist Du irgendwann bei mehreren Flaschen Wein täglich.
Wofür Du Dich auch entscheidest - der Entschluss, aufzuhören, ohne den Heldenpart (sprich kalt entziehen) zu übernehmen, muss von Dir kommen ! Da Du Dich hier "geoutet" hast, ist ein erster Schritt getan, viele weitere, wie oben, sollten folgen.

Alles Gute !

Alea


Kallekill ( gelöscht )
Beiträge:

10.09.2003 17:52
#4 RE: Was mache ich bloß? Zitat · Antworten

Hey Unbekannte,
Da Du den Weg zu diesem Forum hier alleine geschafft hast, zeigt mir, das dir was daran liegt, mit dem trinken aufzu- hören.
was ist denn mit Deinem Freund, trinkst du diese eine Flasche alleine,ohne das er was davon mitbekommt? Oder weiß er es, und trinkt selber mit, oder noch mehr?
Denn dann, wenn auch er trinkt, wird es kritisch, dann schaffst du es nicht so einfach, denn dann baut Ihr beide Euch immer wieder gegenseitig zum neuen Rückfall auf.
Solltest du aber alleine trinken, dann schenk Ihm reinen wein ein,Ihr liebt Euch doch,oder?
Dann wird er Dich auch dabei unterstützen, das Du diese eine Flasche täglich nicht mehr brauchst.
Rede mit Ihm, und dann setze Dir ein Ultimatum.Sag dir, ab sofort trinke ICH keinen Schluck mehr, und dann unternimmst du täglich was mit Ihm.Lass Dich mal 3Wochen krank schreiben, denn Dein Leben ist wichtiger als die Arbeit.Und die Nächte benutzt Du mit Deinem Freund, um dir da die Kraft für den nächsten Tag wieder rauszuholen.
So bekommst Du das in den Griff, und habe bitte keine Angst vor dem Entzug, denn wenn es die Wahrheit ist, das du erst wieder seit einem halben Jahr höchstens eine Flasche Wein am Tag trinkst, dann bekommst Du vielleicht ein leichtes Zittern Durchfall, und Nachts angstzustände,vor dem Schlafen, aber dann ist ja Dein Freund da.
so raffst Du das,Du mußt da nur selber dran glauben.
Ich wünsche Dir alle Kraft dieser welt, das Du ab dem Tag an trocken und zufrieden leben kannst.
Gruß
Kalle


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