Ich wurde vor kurzem gefragt: bei all dem was ich so im Lauf der Jahre getan habe - Lügen, Betrügen, (Ver)spielen, Existenz aufs Spiel setzen, im Badezimmer mit verklärtem Blick die wohlsortierte Rasierklingensammlung anzusehen, "verlorene Jahre" - ob es irgendetwas gibt, das ich mir angetan habe -NICHT ANDEREN - und mir leid tut.Und da wir NICHTS.
im nachhinein tut es mir schon leid, was ich meiner Seele und meinem Körper angetan habe. Ich habe mich schon bei jedem einzelnen Körperteil und -organ dafür entschuldigt. Trotz allem war die Zeit wohl notwendig - auch eine Art Findungs-Prozeß auf meine Art - um dahin zu kommen, wo ich jetzt bin. Diese Zeit gehört zu mir - sie ist ein Teil des Ganzen, was ich jetzt bin, und ich will sie deshalb auch nicht völlig verteufeln. Es gibt nicht nur das Davor und das Danach. Man muß schon das ganze Komplett-Paket annehmen, um mit sich selbst Frieden zu schließen.
diese Fragen habe ich mir auch schon oft gestellt und stelle sie mir auch im Moment,da ich mich gerade mit meinen Angehörigen auseinandersetze. Für meine Kinder tut es mir leid.Sie mussten erdulden was ich auf dem Weg zu meiner "Selbstfindung" tat. Na gut,aber dafür haben sie heute eine coole und tolerante Mutter,die die Welt weit offener und abgeklärter betrachten und erklären kann wie manche Supermutti. Für die Erwachsenen in meinem Umfeld tut es mir nicht leid,denn ich denke mir,wer als Erwachsener freiwillig mitmacht,der zieht mit Sicherheit auch einen Nutzen aus so einer Situation. Und für mich selbst tut es mir überhaupt nicht leid. Oft habe ich mich während meiner nassen Zeit gefragt,warum ich mir das überhaupt antue.Eine Antwort wusste ich nie. Mittlerweile weiss ich,dass ich diesen Weg gehen musste,um ihn BEWUSST zu verlassen und mich BEWUSST von den kaputten Denkmustern meiner Ursprungsfamilie zu verabschieden. Ich wurde in der Hirnrissigkeit erzogen,dass man nach getaner Arbeit trinken darf um sich zu belohnen.Mir wurde beigebracht,dass man Probleme grundsätzlich nicht aushalten darf,da man sonst als gefühllos und abgebrüht gilt.Innere Stärke war verpönt. Mir wurde jeden Tag gesagt,ich solle ja nicht zu (Pardon) "hoch scheissen",wenn es mir besser ging oder ich etwas besser machte oder besser dachte als meine Eltern. All diesen Schwachsinn habe ich im Laufe meiner Ent-Wicklung abgelegt.Aber dazu musste ich es erst einmal durchleben.
Zitatob es irgendetwas gibt, das ich mir angetan habe
Hallo alea !
.... genau darüber hab ich anfänglich auch sehr viel nachgedacht. Und ja, ich habe mir sehr viel angetan.
- ich sah keinen Zusammenhang zwischen meinen Trinkeskapaden und meinen depressiven Zuständen, dachte die "böse Welt" also die anderen, sind an allem schuld, nahm mir dadurch die Möglichkeit einer echten Auseinandersetzung mit meinem Tun und Handeln, schob die Verantwortung für mich und mein Leben weg.
- konnte nicht wirklich Verantwortung für mich übernehmen, dadurch natürlich auch nicht für eine Partnerschaft, grenzte mich immer irgendwie ab und ließ niemanden wirklich an mich heran - Angst auch vor Nähe.
- konnte ich keine wirkliche Entwicklung durchmachen in all den Jahren, lernte nicht hinter meinen Aussagen zu stehen, lebte eher so "wischiwaschi" vor mich hin. Konnte nicht sagen was ich wirklich will, weil ich das nicht wußte, wußte eher was ich nicht will.
- tat unsägliche Dinge betrunken, für die ich mich heute noch schäme.
- ließ ich eigendlich nicht zu, das es mir mal gut geht und ich mich wohl fühle, dachte das erreiche ich nur mit Alkohol.
.... das war ein kurzer Ausschnitt aus meinen Gedanken darüber !