Bin nach schwerem Absturz wieder an Bord. Es zwickt zwar noch überall, aber den Mist kenne ich ja zur Genüge. Die Beine sind noch wie Pudding und die Feinmotorik fehlt auch.
Morgen wird's besser.
Danke an alle, die mich unterstützt haben.
Also, was soll's muss ich eben wieder von vorne zählen. Aber Aufgeben - NEIN ! Ich hab aber seit langem endlich das Gefühl, irgendwas im Kopf hat KLICK gemacht. Habe nach langer Zeit auch endlich über viele Dinge aus meinwem bewegten Leben reden können, die ich noch nie jemandem erzählt hatte. Ich glaube, das hat geholfen.
In diesem Sinne - Tag 1 geschafft.
[f1][ Editiert von Bernd48 am: 17.10.2003 19:10 ][/f]
Hallo Bernd, schön dass du wieder unter uns weilst.
Es gibt so ein paar Sachen die man falsch machen kann, nach einem Rückfall:
Wenn man sich allzusehr schämt, legt man die Basis für den nächsten. Aber das Gegenteil von Falsch ist auch noch nicht richtig, und den Rückfall locker sportlich nehmen (war was??) ist auch eine gute Vorbereitung für einen weiteren.
Ein Rückfall ist ein Rückfall ist ein Rückfall.
Die AA's sprechen im ersten Schritt davon dass man dem Alkohol gegenüber machtlos ist, und dass es keinen Sinn macht gegen ihn anzukämpfen: Du hast mal zwischendrin hier gepostet, du weißt nicht wie der Alkohol in deine Bude gekommen ist. Ich kanns dir sagen: Du hast ihn gekauft, ihn über die Straße getragen, in die Wohnung gebracht, die Flasche aufgemacht.. bis dahin warst du bei klarem Verstand. Auch wenn du dich jetzt nicht mehr daran erinnern kannst oder willst.
Dieses Kaufen, Tragen, Aufmachen, das sind muskuläre Handlungen, die sich vom Kopf kontrollieren lassen, das andere danach nicht mehr, das ist Sucht und Saufen, aber das davor. Darüber kannst und mußt du dir Rechenschaft ablegen.
Eine Flasche springt einem nicht an den Hals, damit sie dahin kommt, braucht es eine Idee, die lautet "ich will.." und genau darum geht es und das fand ich in dem Artikel, den die Schneefrau angelinkt hat auch prima dargestellt (den Absatz über Bateson S.99ff). Man darf seinen Willen nicht dazu benutzen, den Alkohol kontrollieren zu wollen (Auch die Idee jetzt nehm ich mir 14 Tage AlkoholAuszeit...ich komm ja eh wieder raus) ist eine Form von kontrolliertem ChaosTrinken.
Es braucht(e zumindest für mich) etwas anderes als Willen und Verstand um dauerhaft Trocken zu bleiben. Und das hat was mit Glauben zu tun. Das muß kein Glaube an Gott sein (und auch an kein anderes höheres Wesen) aber es ist ein Glaube, dass es etwas gibt was über dem eigenen Willen steht. (Ich hab auch mal die Internationale gesungen mit erhobenen Faust und weiß das Religion Opium ist fürs dumme Volk..)
Ich habe mir das deswegen so klar gemacht: Ich bin nicht dafür verantwortlich, dass ich auf der Welt bin, und auch dass ich es n o c h bin, ist nicht mein Verdienst, es gibt etwas das hat mich in meinem Leben beschützt und diesem Schutz bin ich dankbar. Und irgendwann habe ich aufgehört diesen Schutz über alle Gebühr zu beanspruchen und mit dem Saufen und den anderen Drogen aufgehört.
Ich habe mich in dieser Phase mit Spiritualität auseinandergesetzt. Ich habe eine schöne Definition gehört, was der Unterschied ist zwischen Religion und Spiritualität: Religion ist für die da, die Angst vor der Hölle haben.. und Spiritualität für die, die aus ihr kommen... (Das ist zwar ein bischen übertrieben aber ganz gut getroffen)
Spiritualität bedeutet für mich erstmal und vorallem dankbar sein für mein Leben und dafür dass es so schön ist. Mein Leben ist auch schön gewesen als ich gesoffen hatte und während meinen Depressionen, aber da konnte ich es nicht spüren, da ist das Schöne an mir vorbei gegangen...
Hallo Bernd, Du bist mir 3Tage voraus.Gratuliere,ich glaube der Klick ist das beste was einem passieren kann.Und super das du es geschafft hast reden zu können.Der Grundstein?Bestimmt! Ich hab auf der Arbeit einen Pat. der ca 40 Jahre alt ist.Der Bauch platzt fast(ASzitis),der Hoden ist so gross,wie eine Melone und er stirbt langsam vor sich hin. Das kann es doch nicht sein. Ich hoffe das sich dein Körper deinem Denken bald angepasst hat,und dann mit voller Kraft voraus. Gratulation für den 2.Tag,ich renn Dir bald hinterher.Lieben Gruss Steffi
Ich bin für den Tag 2 sehr zufrieden mit mir,. Die Wohnung ist aufgeräumt - sah ja aus wie nach einem Atombombenabwurf.
Sogar ein 2km Spaziergang war möglich. Jetzt - frisch geduscht kommt das Mittagessen auf den Tisch. Soll mal einer sagen, ich würde nicht kämpfen wie Leo.
Nun kann ich mich für den Rest des Tages ausruhen, denn auf Grund des kalten Entzugs nach 14 Tagen Koma-Saufen hab ich seit Donnerstag kein Auge zugemacht.
Auch bin ich froh, dass ich noch keine gesundheitlichn Schäden - außer etwas Fettleber habe.
Ich will das Beste draus machen, kannst Du sicher sein.
Hier nun Bericht vom Tag 3 nach meinem letzten Absturz (12 Tage volltrunken ( so 15 Flaschen Korn und Wodka und einige Biere):
Das erste Mal seit Donnerstag 5 Stunden nachts geschlafen, aufgewacht mit dem Gefühl, als hätte mich ein Hammer erwischt, Augen wie mit UHU zugeklebt, Zittern wie Espenlaub. Runderneuerung im Bad. Frühstück ausgiebig mit Baguette, Käse, Schinken, Kaffee. Dann als Staubsaugerpilot durch die Wohnung. Mit zwei guten Freundinnen lange telefoniert Am Nachmittag 1 Stunde Spaziergang, ging ziemlich gut, noch längeres Gespräch mit meinen Nachbarn - sind auch meine Vermieter. Lob von ihr, ich sähe diesmal gar nicht so übel aus. Dann Kartoffeln geschält, Frikadellen und gefüllte Paprika gemacht, die ich gleich verspeisen werde.
Soweit - so gut - ein schöner Tag war es nicht, ich mußte mich ganz schön in den A... treten, um das alles fertigzubringen, aber so komme ich am schnellsten aus dem Mist raus, morgen wird es, denk ich, schon viel besser aussehen.
Scheinst ja schnell wieder auf die Beine zu kommen, aber ich werde das Gefühl nicht los dass Du diesen Rückfall nicht ganz so ernst nimmst wie Du solltest.
Ich selber durfte aus 2 Rückfällen lernen, zwei mal kräftig auf die Schnauze fallen und nun seit ca. zwei Jahren trocken - aber ich weiss nicht ob ich ohne Gruppe durchgehalten hätte.
Aber alles was Du schreibst klingt so "verniedlichend".
Ach, ein bisschen ausgerutscht, erst mal was essen, die Bude aufräumen und dann fange ich wieder von vorne an ....
Womit wieder anfangen - ein trockenes Leben aufbauen (hätte ich ohne Gruppe nie geschafft - zumindest nicht mit der Zufriedenheit)oder wieder mit dem saufen, bzw. der Vorbereitung für den nächsten "kleinen" Rückfall ... ???
Ich für meinen Teil gehe davon aus dass ich beim nächsten Rückfall den Absprung nicht schaffe, bin heute lieber auf der sicheren Seite.
Aber vielleicht ist alles nach "... so 15 Flaschen Korn und Wodka und einige Biere ... " nicht so schlimm dass man sich ernsthaft Sorgen machen müßte.
Die Strassen sind voll von "Nassen" die mit dieser Einstellung durch's Leben torkeln ...
Ich wünsche Dir gute 24 Stunden und hoffe dass ich alles nur etwas schwarz sehe ...
Nix mit verniedlichen, ich hab nur meinen Humor noch nicht verloren, sonst könnte ich auch ganz aufhören.
Meine einzige Trockenzeit in den letzten gut 15 Jahren waren im letzen Jahr 6 Monate, alles andere waren Trinkpausen von 2-4 Wochen eines Epsilon-Alkoholikers. Vielleicht kannst Du daran sehen, ich weiß über mich ganz gut Bescheid.
Zur Gruppe gehe Dienstag Abend wieder - das ist sicher.
Denkt hier vielleicht jemand, ich könnte mich nicht in den A... beißen wegen dem ganzen Mist - aber das hilft mir auch nicht weiter. Ich will doch nur ein ganz normales, bescheidenes, trockenes Leben führen.
Kaum noch Entzugserscheinungen, leichtes Zittern der Hände.
Morgens 3 Waschmaschinen durchgedreht. Parallel diverse Arbeiten am PC erledigt. Mit dem Rad kurz einkaufen gewesen. Lecker Mittagessen eingenommen. Kleine Mittagspause gemacht. Abwasch erledigt, Küche aufgeräumt. Abendessen zurechtgemacht und aufgegessen. Eigentlich wollte ich noch bügeln, aber ich will es nicht übertreiben.
hi,bernd,mein absprung erst wohl morgen ist,Wenn mich einer fragt was ist mir wichtig ist,ich möchte meine Ruhe .Die Embriostellung.Villeicht gehe ich morgendoch ins RLK.Danke noch mal an den Lieben der Embriostellung ins Gespräch gebracht hat.Bussi Steffi .PS:gebe nicht auf
Wenn es irgendwie möglich ist, mach es unter ärzlicher Kontrolle.
Ich habe meine Gründe, warum ich mit so einem Risiko gefahren bin, allerdings bin ich ansonsten auch fit wie ein Turnschuh. Es hätte genausogut schiefgehen könne. Und immer die Scheißangst vor einem Krampfanfall (hatte noch keinen - aber öfter gesehen bei meinen Entgiftungen) und womöglich ein Delir - hatte ich vor Jahren allein zu Hause - solche Tage möchte ich wirklich nicht wieder erleben.
Hi Bernd, morgen geh ich um 13.30 ins RLK.Dort Anamnase,und Bettreservierung.Ist wohl ziemlich viel los dort.Kann sein das es Wartezeiten gibt.Meine Leute meinten nur ich brauch ja jetzt nichts mehr.Versuchte ihnen das Pegeltrinken klar zu machen.Und meine Angst vor Krampfanfall.Noch geht es mir gut.Naja wir werden es sehen.ABER ES MUSS SEIN!!!Denn ab und zu Schmerzen in Pankreas,Magen und Lebergegend lassen mich aufhorchen.Lieben Gruss Steffi
Klasse, dass Du alles so regeln konntest. Da brauchst Du auch kaum noch Angst haben, wirst ja von Fachpersonal betreut und bekommst wahrscheinlich auch Medikamente, die das Schlimmste verhindern. Also - nur Mut.
Ich komme gerade von der SHG , das erste Mal nach meinem Absturz. Wie Du lesen kannst, ist der Kopf noch dran - aber angenehm war es nicht. Nun gut, was sein muss, muss sein. Aber helfen wollen sie alle.
Dir wünsche ich viel Kraft, Du schaffst das schon.
beim Thema helfen, habe ich immer die Worte meines gewaltätigen Vaters im Ohr: "Dir werd ich helfen"
Trotzdem ist es wichtig dass man drauf hört, was die einem so zu sagen haben und das nicht locker abschüttelt.
Mir hat mal ein Freund gesagt: "jeder der länger trocken ist wie ich, ist in Sachen Sucht mein Lehrer..." und da ist was dran.
Ich hab in der Gruppe gelernt ohne Rückfälle zu leben, das hatte ich nämlich fast 10 Jahre drauf: aufhören, für Tage oder Wochen, wieder rein in die Sucht, und das raus ging wie bei dir meist von ganz alleine, (meistens aus Geldmangel und weil ich so fertig war - und wieder bei Kräften und Finanzen, da gings wieder von vorne los)
Dieser berühmte Klick, den es dann gemacht hatte, der bestand vor allem darin, auf andere zu hören, und von dem Wahn Abstand nehmen, dass ich es doch irgendwie alleine und auf eigene Rechnung gebacken kriege.
diese Sturheit mit der du das angehst, das ist finde ich schon ein gewaltiges Pfund, da hast du meinen höchsten Respekt
Deine Worte von Sonntag Abend haben bei mir schon einige Wirkung hinterlassen. Und bei mir gilt schon immer - wer A sagt - muss auch B sagen.
Es gab auch einiges Absurdes in der SHG, aber das lasse ich hier lieber weg, will ja niemanden verschrecken. Ich hab's abgehakt und konzentriere mich auf die konstruktiven Vorschläge.