ich habe vor einiger Zeit eine Therapie in einer Fachklinik (einer ziemlich bekannten, in der Eifel gelegenen!) absolviert. Jetzt, vier Wochen danach, bin ich rückfällig. Ich bildete mir die ganze Zeit ein, wieder trinken zu müssen, je mehr mir das Gegenteil in der Therapie versichert wurde, desto eher wurde das bei mir zu einer quälenden und unabweisbaren Obsession. Jetzt sitze ich blöd mit meinem Bier da, und weiß, es hat keinen Sinn, weiter zu trinken, es wird niemals gehen. Ich habe auch ein schlechtes Gewissen, diese relativ brachialen und aufwendigen Mittel dieser stationären Therapie so sinnlos ausgeschöpft zu haben. Irgendwie ist mir das alles am Arsch vorbeigegangen, und ich hatte währenddessen schon das Gefühl, dass mir das nicht helfen wird, weil der entscheidende "Schalter" in meinem Hirn nicht umgelegt wurde. Obwohl ich irgendwie sicher WEISS, dass ich alkoholkrank bin. Jedenfalls deprimiert mich diese Erfahrung zutiefst, ich habe eine momentane Tendenz, mich als "hoffnungsloser Fall" zu fühlen. Ich hoffe aber, dass ich bald (morgen !!! ? !) wieder wegkomme, ich trinke erst seit vier Tagen wieder und hänge jedenfalls physisch noch nicht sehr tief drin. Vielleicht hat jemand auch so eine (ähnliche) Erfahrung!?
Herzliche Grüße und Respekt für dieses Forum und viele Beiträge,
den "Schalter" in deinem Kopf wird dir sicher auch keine Therapie umlegen, das muss schon vorher passieren. Wenn du Saufen für deine "Obsession" hällst, steckst du psyhisch schon sehr tief drin, denke ich, auch wenn du das Gegenteil behauptest. Die Sauferei ist schon eine Obsession, eine Bessenheit, aber eine krankhafte, ein Selbstmord auf Raten. Willst du sterben? Ich habe keine Therapie gemacht, also auch keine Staatlichen Mittel verbraten, aber das ist auch egal. Was zählt ist trocken werden wollen und zu bleiben. Mir scheint dass willst du imo gar nicht auch wenn du dir Gedanken über deinen Alkohlkomsum machst. Irgendetwas muss ja auch den Ausschlag für deine Therpie gemacht haben, wenn der von außen kam und nicht von dir selber, war das ganze eh von vornherein zum scheitern verurteilt. Du machst es dir ganz schön leicht wenn du dich als "hoffnunglosen Fall" bezeichnest, Trockenheit fängt im Kopf an, du musst nur WOLLEN. Und mit dem WOLLEN musst du schon heute anfangen und nicht erst vielleicht morgen.
Ein paar Sachen sind ganz einfach die anderen sind richtig schwierig
Einfach ist das mit dem hoffnungslosen Fall: Das bist und bleibst du - solange wie du keine Hoffnung hast. Hoffnung schöpfen ist übrigens ganz einfach. Man guckt sich diejenigen an die das geschafft haben mit dem aufhören und machts nach. Und notfalls frägt man:
Wie geht das am 1.ten Tag? und wie am 2ten? und wie am 3ten? Wo räum ich mein Selbstmitleid hin? Welche Ziele steck ich mir?
Ganz schwierig ist den richtigen Zeitpunkt zu finden. Der allerfalscheste Zeitpunkt ist `Morgen´, weil morgen ist morgen übermorgen und übermorgen ist morden...
Es gibt nur einen Zeitpunkt: HEUTE besser noch jetzt. Um diesen Zeitpunkt zu finden hab ich 10 Jahre gebraucht.. und ich hab mit meinem Rückfall gar nicht erst gewartet bis ich wieder daheim war, ich hab noch in der Klapse wieder angefangen.....
Mich haben die ANONYMEN gerettet, denn die haben gelacht als ich das erzählt hab mit meiner Hoffnungslosigkeit: Von meiner Frau getrennt, ohne Job und kurzfristig auch ohne Obdach - da hat mir einer erzählt das er das 13 Jahre mitgemacht hat, das Leben auf der Landstraße, und daß er trotzdem aufgehört hatte (aber sich halt eben 13 Jahre Zeitgelassen hatte mit dem HEUTE)...[f1][ Editiert von michimu am: 28.10.2003 12:33 ][/f]
vielen Dank für Eure Antworten. Dass ich die staatlichen Mittel so vergebens verbraten habe, ist auch eine Sache, die mir tatsächlich ein wenig zusetzt, aber es ist das Geringste gegenüber all dem anderen FUCK, den ich mir jetzt eingebrockt habe (Dass ich im Moment viele Menschen belüge und täusche, weil ich eine Wahnsinns-Panik habe, das jetzt gegenüber irgendwem zuzugeben. Und dass ich jetzt merke, wie dieser ganze Horror - diese schweißige Nervosität, der leichte Tremor, die erbärmliche Gier nach dem bißchen Linderung des ersten Schluckes - so wahnsinnig schnell wieder kommt).
Übrigens hatte ich mich zu der Therapie ganz und gar selbst und freiwillig "entschieden" (tja!), das ist auch ein Grund, warum mir jetzt selbst so vor diesem wirren Gewurschtle, das das alles jetzt wegen nur "einem Bier" wieder geworden ist, graust. Auch bin ich ein antidepressiver Selbstmedikations-Alleine-Trinker; ich habe jetzt das Gefühl, dass die Erfolge meiner paar Wochen Abstinenz jetzt ruiniert werden, weil man mir sagte, dass die Depressionen und auch der "Saufdruck" nach etwa einem halben evtl. weniger würden. Wenn ich jetzt wieder wegkomme, beginnt diese Zeitrechnung wohl erst mal wieder von vorne!?
Es stimmt schon, Hoffnung fassen ist das wichtigste, aber es ist im Moment sehr schwer für mich, auch wenn in gewisser Hinsicht so eine einfache Sache.
Jetzt muss ich erst zusehen, dass ich den Nachhauseweg ohne Einkauf hinter mich bringe...
wenn es bei deinem viertägigen Rückfall bleibt würde ich mit der Zeitrechnung nicht gleich wieder bei Null anfangen. Schließlich hast du schon vier Monate geschafft und diesen Erfolg kann dir keiner nehmen. Ich würde lieber auf diesem Erfolg aufbauen als bei Null anzufangen aber das ist nur meine Meinung dazu.
Übrigens kann Alkohol Depressionen noch verschlimmern oder sogar hervorrufen, ist also kein geeignetes Mittelchen um Depris zu bekämpfen. Nach dem ersten Bier gehts dir vielleicht sogar besser aber dabei bleibts ja nicht und der Katzenjammer am nächsten Morgen ist noch viel größer.
Und Hoffnung hast du sicher noch denn sonst würdest du ja nicht hier posten und dir Gedanken machen. Immerhin hast du hier, wenn auch anonym, deinen Umfaller eingestanden, du bist also nicht mehr ganz allein damit. Dieses Wissen, dass die anderen hier im Forum an meinem (Alk-)Problem Anteil genommen haben hat mir am Anfang meiner "Trockenlegung" sehr geholfen.
LG und einen einkaufsfreien Heimweg wünscht dir die Scary Lady
ich finde Deine Antworten zu Leonidas eigentlich ziemlich gut, aber einen Satz fand ich gnadenlos daneben:
"Ich habe keine Therapie gemacht, also auch keine Staatlichen Mittel verbraten"
Da schwingst für mich schon wieder die Riesenmoralkeule durch: Alkoholabhängigkeit ist bestenfalls selbstverantwortete Krankheit, eigentlich braucht es ja nur ein bischen Willen...
hast recht: der Satz IST daneben. Ich hätte deutlicher machen sollen dass ich mich damit nur auf Leonidas "schlechtes Gewissen" bezogen habe. Das ist halt der Nachteil wenn man munter drauflos postet
Ich denke das nur ein "bisschen Willen" auf gar keinen Fall ausreicht um trocken zu werden und schon gar nicht um eine Therapie erfolgreich durchstehen, dazu braucht es alles Wollen dieser Welt und vielleicht noch mehr. Im Nachhinein würde ich auch niemandem raten auf eigene Faust zu versuchen den Suchtkreislauf zu durchbrechen sondern jede Hilfe einzufordern die er oder sie bekommen kann, egal woher und egal wie teuer, haupsache es unterstützt ihn seinem Ziel trocken zu werden und zu bleiben näherzukommen. Schließlich ist diese unsere (Trink-)Gesellschaft ja nicht ganz unschuldig wenn Menschen Alkohol konsumieren und irgendwann nicht mehr damit zurecht kommen. Trotzdem bleibt die Verantwortung letztendlich bei jedem einzelnen wie er mit seinem Alkoholkonsum, seinem Alkohlmissbrauch oder seiner Alkoholabhängikeit umgeht.
In diesem Sinne... einen schönen Abend wünscht die Scary Lady
Eben bin ich von der SHG zurück. Der erste Blick gilt natürlich den neuesten Beiträgen auf diesem Board. Einfach - weil es mir hilft.
Aus meiner Erfahrung kann ich nur sagen, auch bei mir war der Schalter durch die Therapie in der Eifel nicht umgelegt, obwohl ich der Meinung bin, mir ernsthaft Mühe gegeben zu haben. Aber es hat da noch nicht gereicht. Wegen des "verpulverten Geldes" mach ich mir kein schlechtes Gewissen, denn ich hab es ehrlich versucht.
Inzwischen bin ich ein Stück weiter. Ich geh zur SHG, ich poste und lese hier viel. Das alles macht mir Hoffnung, dass auch ich es noch schaffen kann. Nur nicht allein.
Und ich hab mir neue Ziele gesetzt und arbeite jeden Tag ein kleines Stück daran, dass daraus auch was wird.
So gewinne ich eine Zuversicht, die vorher nicht hatte.
Servus Leonidas, Du schreibst dass Du vieleicht morgen wieder wegkommen wirst und erst seit vier Tagen wieder säufst. Warum morgen? Hast Du vor heute noch richtig einzugiessen? So kommst Du nicht weg und morgen schon gleich gar nicht, denn nach morgen kommt übermorgen, und dann? Wenn Du noch nicht so tief drin bist wie Du schreibst, dann schmeiss die Pulle weg und mach da weiter wo Du nach der Therapie aufgehört hast. Jammern und die Schuld auf den Schalter im Hirn zu schieben bringt gar nix und klingt nach einer Entschuldigung für die verbratenen öffentlichen Mittel. Nicht der Schalter verbrät diese, sondern Du. An der Heilung Deiner Krankheit musst Du auch interessiert sein und wie man zwischen den Zeilen lesen kann bist Du es auch. Also mach nach Schritt 1 jetzt den zweiten und steh die eigenverantwortliche Phase durch. Nix für Ungut, aber so isses. Setz Dich an den PC und schreib wenns Dich packt, schreib was gerade in Dir vorgeht, was Du im Moment empfindest und genier Dich nicht, Du bist mit diesem Problem nicht allein wie Du an der Resonanz siehst. Also packs an, es ist zu schaffen. Gruss Peter
dass ich dieses Board entdeckt habe, betrachte ich als großen Glücksfall. Nicht weil ich zu feige wäre, mich auch nichtanonym zu outen (ich habe das in Tönisstein und auch vorher und nachher in mehreren SHG's getan, ALLERDIMGS zugegebenermaßen das letztere noch nicht jetzt mit dem Rückfall!).
@ Bernd: Ich empfinde es trotz allem immer noch auch so, dass ich mich in Tönisstein angestrengt habe (weiß Gott!, es gab viele Momente, in denen ich meine Koffer packen wollte!). Aber - was sie ja dort auch selbst sagen - mit (Willens-)Anstrengung alleine klappt es eben auch nicht.
Ich will aber nicht auch hier noch das Lügen anfangen. Ich bin nicht ganz nüchtern. Aber ich will es werden, ich WILL es, ich will es, und ich habe morgen (! ja, ich weiß, MORGEN!) Abend eine Freundin zum Abendessen eingeladen (das ist für mich mit meinem abendlichen Trinken eh immer nicht vereinbar, und ich möchte ihr auch sagen. dass ich rückfällig bin).
Wer jetzt sagen will, ich will es nicht, weil ich heute getrunken habe: bitteschön, aber ich habe mich heute so scheiße gefühlt, und soviel Angst gehabt, und die sinnwidrige Perversion des wiedererwachten Sauftriebs hat doch wieder gesiegt. Ich hatte nicht den Schwung und das Herz heute, es ist einfach leider so, aber das heißt nicht, dass ich gar nicht wollte.
In diesem Zusammenhang ("Willensschwäche") auch
@ Scary
Ich finde das nicht so anstößig und schlimm, diesen Gedanken mit den staatlichen Mitteln. Mich hat das in Tönisstein oft auch in einer gewissen Weise unmittelbar runtergezogen, etwa wenn ich im Speisesaal die Leute sah und dachte, dass ohnehin wieder mehr als die Hälfte trinken würden. - Es geht ja nicht nur um das eigentlich Finanzielle, sondern auch um die Frage nach dem Sinn und Unsinn dieser ganzen VERANSTALTUNG in einem ganz allgemeinen Sinn. Vielleicht ist es eben einfach wahr, dass das alles überflüssig wäre, wenn jemand in dem entscheidenden Sinne WIRKLICH WILL, und so ein Gedanke muss, finde ich, diskutabel sein und bleiben.
HalloLeonidas, mir hat erst mein Rückfall geholfen, endgültig zu verstehen, was alkohol eigentlich aus uns macht: kleine, ängstliche Menschen, die ihr gesamtes Denken auf den Suff ausrichten, auf die Sucht. Lies Dir mal deine Postings noch mal genau durch, es dreht sich nur ums trinken, um rechtfertigungen des trinkens und Vorwürfe wegen des trinkens um das verheimlichen des Trinkens um das eingestehen des trinkens. Das ist es was der Alkohol aus uns macht. Möchtest Du so leben? ist da nicht mehr? möchtest du wirklich dein ganzes Ich dem alkohol opfern? also: hör einfach auf. schaue Dich genau an und präg es Dir ein und dann höre auf. mache noch eine Entgiftung, nimm Kontakt zu deinen Therapeuten in der Klinik auf (die kennen sowas, es ist nicht ungewöhnlich!) und sprich um Himmels Willen mit deiner Selbsthilfegruppe.
Es ist besser, keinen Rückfall zu bauen auf dem Weg, aber es wirft Dich nicht um, wenn Du dich nicht umwerfen läßt.Das, was dir jetzt als unüberwindlicher Berg vorkommt ist nur ein Schritt.
hi Leonidas die ersten Wochen ..nach eine Therapie Sind scheiße ..aber warum sofort ein Rückfall.....Irgendwie alles am Arsch vorbei...und nun....jetzt ist erstmall alles scheiße... man man ..wenn ich höhre schalter im Kopf.... Hast du das wort schon mal gehört..Selbstmitleid.... bestimmt....ine Therapie.... Du mußt deine Arsch hochheben...oder kommt jemand..? meine erfahrung... du bist ganz alleine.... mal so ein tip...Selbsthilfegruppen...ist auch nicht schlecht...Nachsorge nach eine Therapie...mache ich auch.. oh..oh... du solltes deine Situation ändern..aber schnell.. Ja sonst...du weißt was ich meine... Soory..aber so ist das leben..mit den scheiß Alk.. alizee