auch ich bin eine derjenigen, die schon seit längerer Zeit in diesem Forum liest und sich bis heute nicht getraut hat, über die eigenen Probleme zu reden. Ich werds mal versuchen. Meine Name ist Lilly, bin 26 und seit einiger Zeit muss ich mir doch eingestehen, dass ich ein Alkoholproblem habe. Ich trinke fast täglich 1 Flasche Rotwein, wenn nicht teilweise sogar mehr. Angefangen hat die Sache relativ harmlos, naja des öfteren auf Parties gegangen und immer schön lustig mitgetrunken. Aber irgendwann hab ich dann getrunken, weil ich mich schlecht gefühlt habe. Mittlerweile trinke ich auch, um die Entzugserscheinungen loszuwerden, damit es jaaa keinem auffällt. Und ich schäme mich so dafür, ich schäme mich, weil ich an meinem Vater gesehen habe, wohin Alkohol führen kann (er hatte Leberzirrhose) und jetz sitz ich in dem gleichen Boot. Am Wochenende habe ich meinen ganzen Mut zusammen genommen und es meiner Familie erzählt, sie waren geschockt.. Ich habe grad eine neue Beziehung angefangen und weiß nicht, wie ich es ihm sagen soll, zumal wir, wenn wir zusammen sind, meistens auch immer Wein trinken (In dem Moment bin ich dann auf einer gewissen Art froh, denn ohne Alkohol würde er es mitbekommen) Meine Mutter meinte, ich solle zu einer Beratungsstelle gehen, aber ich getraue mich nicht. Gestern stand ich schon vor der Tür und habs einfach nicht fertiggebracht, sie zu öffnen. Nein, da bin ich doch lieber wieder nach Haus gegangen und hab mich dem Rotwein hingegeben Hat euch das auch so ne starke Überwindung gekostet? Der Entzug macht mir auch große Sorgen. Ich lese sooft vom Delirium, das macht mir Angst. Ich habe schon so ein blödes Denkmuster entwickelt, oder vielleicht ist es sogar eine Art Entschuldigung, dass ich denke, ich trinke heute was, damit ich ja nicht ins Delirium fallen kann (Ich hab echt ne Macke)Kann ich es alleine wagen? Heute will ich keinen Alkohol trinken, aber ich fühle mich grad richtig schlecht. Schon allein der Gedanke, dass ich mich heut nacht wieder im Bett rumwälze und mein Herz zu rasen anfängt, macht mich fertig! Aber ich versuche, stark zu sein...
ich bin auch 2 mal auf dem Parkplatz vor dem Gebäude, in dem ein AA-Meeting stattfindet gewesen, und hab mich dann doch nicht getraut, hineinzugehen. Es war eine unnötige Leidenszeit, die ich noch erleben musste - hinterher. Im Nachhinein betrachtet, natürlich. Denn damals habe ich das ganz anders gesehen. Ich habe gedacht, dass ich anders bin, als "die da",die in das Gebäude hineingingen, dass ich "es" doch noch für mich in den Griff bekommen könnte. Nach etlichen Fehlversuchen habe ich es dann endlich eingesehen, dass ich garnichts in den Griff kriege und schon garnicht allein. Und dass ich die Schwellenangst überwunden habe und dann beim 3. Anlauf doch in das Gebäude, in den Raum, gegangen bin, das hat mir - wie ich es jetzt sehe - das Leben gerettet.
Sei froh, dass deine Familie dir den Rücken stärkt. Auch wenn sie zunächst einmal geschockt waren. Auch meine Familie war geschockt, wollte mich aber bis zuletzt davon abhalten, eine Gruppe aufzusuchen. Man wollte es innerhalb der Familie regeln, wegen der Schande...... Ich sehe es heute so, dass es gerade das Gegenteil einer "Schande" ist, wenn man etwas gegen eine Suchterkrankung tut. Es gehört Mut und Kraft und eine Entscheidung zur Veränderung dazu. Es ist vielmehr eine Schande, NICHTS zu tun.....
Also: versuche es nochmals mit der Suchtberatung. Geh hinein. Augen zu und durch und dann wird alles besser. Mit viel Glück triffst du eine kompetente Person, die dir Möglichkeiten aufzeigt, wie es für dich weitergeht.
Mach dir mal nicht so viel Gedanken um Delirium und Krampfanfall. Du bekommst kompetente Hilfe. Alles was du dir daheim im stillen Kämmerchen bei einer Flasche Rotwein (oder mehr) zusammenreimst, ist unnötige Panikmache.
Ich drücke dir fest die Daumen und wünsche dir, dass du HEUTE nichts trinken musst und dass du HEUTE die Kraft findest, einen Entschluss zu fassen.
Deine Angst vor dem Delirium und den Entzugserscheinungen kann ich gut nachempfinden, ich habe sie selber durchlebt. Nach einer 9-Monatigen abstinenzphase mit Entzug und SHG fing ich wieder an zu trinken. ´sehr wenig für meine Verhältnisse, aber mit einem ungeheuren Saufdruck (der Pegel war hal noch niedrig) Ich merkte schnell, dass es mir keinen Spaß macht und das trockene Leben mir besser gefiel. Ich habe dennoch fast zwei Monate gebraucht, bis ich wieder aufhörte. Der Grund waren damals die ungeheure Angst vor Entzugserscheinungen, ich lief mit Blutdruckuhr durch die Gegend und "medikamentierte" mich selber mit Bier. Irgendein Artzt sagte mir noch, ich solle das sehr ernst nehmen und bestärkte mich ungeschickter weise noch in meiner angst. als ich dann in den zweiten entzug ging, kam nichts, ich hörte einfach auf und ging nach 2 Tagen (das würde ich dir aber nicht empfehlen) und bin seitdem trocken. Was ich Dir sagen will: die sucht sucht sich merkwürdige wege, um dich zu beherrschen. Ich "verstehe" bis heute nicht, warum mich das so in Beschlag genommen hat, aber es war so. Also: der enzug ist möglicherweise nicht angenehm, aber auch nicht schlimm (es sei denn du bist wirklich "sehr hart drauf"). Versuche deine Angst in Bezúg auf deine Sucht zu verstehen. Aufhören geht nur indem du das nächste glas stehen läßt, nicht das übernächste. Ich drück Dir die Daumen. Merryl
Wenn Du ehrlich bist und wirklich "nur" ca. 1-2 Flaschen Wein am Tag zu Dir nimmst, brauchst Du meiner Erfahrung nach nicht mit großen Entzugserscheinungen rechnen. Ich hab meist weitaus mehr zu mir genommen, auch harte Sachen, wie Wodka etc. und bin recht gut davon gekommen. Zittern, Durchfall, Depression. Die gefürchteten Krampfanfälle sind eher selten. Kann sein, daß man ein wenig Sinnestäuschungen hat (Schatten sehen etc.). Ich hab zwar 10 Tage nur gefroren, aber dem war mit warmen Tee und guter Kleidung beizukommen. Laß Dich also nicht abschrecken durch solche Gedanken und versuch aufzuhören, bevor sich Dein tägliches Trink-Pensum noch mehr steigert!
Ich wünsch Dir alles Gute und viel Mut! Denk immer dran, wenn Du zur Suchtberatung gehst oder in eine Selbsthilfe-Gruppe: "Du kannst jederzeit aufstehen und gehen!". Einen Versuch ist es wert.
Hi Lilly, ich kann Dir keinen Ratschlag geben, da ich zu denen gehoere, die heimlich trinken (etwa eine Flasche Wein taeglich bzw. jeden zweiten Tag)- ganz heimlich und nicht mal mein Partner ahnt mein Problem- mit meiner Familie darueber zu reden, waere voellig unmoeglich fuer mich! Du hast es geschafft,mit Deinem Problem an Deine Familie heranzutreten, hast Du meine vollste Bewunderung! Viel Glueck wuensche ich Dir- bist sicher am richtigen Weg anonym73
oh je, was hab ich mich am Anfang gequält, eh ich den Mut hatte in eine SHG zu gehen. Ich hatte Angst, dass mich da vielleicht jemand kennt, dass ich nicht weis was ich sagen soll, dass es doch vielleicht nicht so schlimm mit meinem Alk-Konsum steht und ich da nicht hingehöre. Irgendwann aber, ging es nicht mehr anders. Nur mit chatten und informieren im i-net hab ich es nicht hingekriegt und dann bin ich in eine SHG gegangen. Mulmig war mir, änglich war ich und dann stellte ich fest: Alles gar nicht schlimm! Nette Leute, verständnisvolle Leute, Leute die Ahnung hatten und Leute die lachten und gut drauf waren. Heute nenne ich es meinen "Mut der Verzweiflung" der mich dahin getrieben hat und das war gut so! Ich kann dir dazu nur Mut machen! Und, es verpflichtet dich zu nichts!
Dass du Mut hast, beweist mir, dass du es deinen Eltern erzählt hast. Das finde ich klasse. Ich selbst habe dazu noch nicht den Mut gefunden, hoffe aber, dass das noch kommen wird.
danke für eure mutmachenden Worte, das hat mir sehr geholfen. Gestern habe ich es geschafft, zu einer Suchtberaterin zu gehen und bin an eine sehr nette, verständnisvolle Person geraten. Das Gespräch hat ziemlich lange gedauert, aber es hat mir auch ein bisschen die Scham genommen, die für mich bisher ein großes Problem dargestellt hat. Nach dem Gespräch bin ich nach Hause und habe endlich meiner Mitbewohnerin gesagt, was mit mir los ist. Sie war natürlich auch erst mal geschockt, weil ihr das nie aufgefallen war. Was mich sehr beunruhigt, ist die Reaktion meines Freundes. Er glaubt mir einfach nicht. Er sagt, bei den geringen Mengen, die ich trinke, kann ich nie und nimmer schon abhängig sein. Ich habe ihm versucht zu erklären, dass es nicht nur auf die Menge, sondern vor allem auch auf die Häufigkeit ankommt, er wollte es aber nicht verstehen. Wie soll ich mit der Situation umgehen? Er hat sich fast sogar ein bisschen lustig gemacht darüber. Die Suchtberaterin gab mir eine Adresse von einem kompetenten Hausarzt, bei dem ich gerade war. Er hat mir klipp und klar gesagt, ich soll eine Entgiftung in der Klinik machen, und ich weiß auch, dass das der richtige Weg ist. Am Dienstag ist es soweit, da gehe ich in die Klinik und ich habe schon mächtig Bammel davor..
Toll, Lilly, du hast Nägel mit Köpfen gemacht!!! Ganz grosses Kompliment und ganz viel Hochachtung.
Aber du wirst sehen, dass das wirklich ein guter Weg ist, den du da eingeschlagen hast.
Für deinen Freund sollte es einfach eine Tatsache sein, dass du jetzt keinen Alkohol mehr trinkst. Dass dir ein Wasser, ein Orangensaft, Tee oder Kaffee einfach lieber sind, als ein Stoff, der dich krank macht. Er muss es nicht verstehen. Er kann es wahrscheinlich auch garnicht verstehen. Es ist ja sicher auch nicht DAS Thema eurer Beziehung. Ich glaube, mein Mann hat es bei mir auch nie richtig verstanden. Er kann und konnte mir dieses "ich muss trinken, wenn ich einmal angefangen habe" nie nachfühlen. Neulich hat er mich nach so vielen Jahren gefragt, ob ich nicht mal ein Glas Wein im Urlaub (wir waren in einem berühmten italienischen Weinanbaugebiet) mit ihm trinken würde. Ich dachte, ich hör nicht recht. Ich sagte nur "nein, das werde ich nicht tun". Punkt. Er hat nichts weiter mehr erwähnt zu diesem Thema. Ich habe es aufgegeben, mich über sowas aufzuregen. Ich weiss schon selbst, was ich tue und was ich will oder nicht will. Und das traue ich dir auch zu, zu 100 %, so konsequent, wie du jetzt gehandelt hast. Du wirst deinen Weg gehen, davon bin ich überzeugt!!!
Kann nur sagen KLASSE.Ich sitz grad im Int.Cafe,um den Kontakt hier nicht zu verlieren.Ich hab seit einer Woche stationäre Entgiftung hintermir und befinde mich jetzt in anschliessender Soforttherapie.Es geht mir gut ,denn ich tausche mich mit den anderen Süchtigen aus,führe gute Gespräche mit dem Personal und fühle mich aufgefangen. Es kommt nicht auf die Menge an ,die man trinkt.Wenn man selbst merkt ,das man nicht ohne kann muss gehandelt werden.Hab keine Angst vor der Entgiftung ,das Pesonal ist24 Stunden tgl. für Dich da.Ich denk an Dich. Gruss Eizo(Steffi)
supergut, mutig, konsequent und absolut richtig! Sei stolz auf Dich! Der Bammel ist mir nur allzugut bekannt. Man kommt sich schon komisch vor, wenn man da hingehet, aber glaube mir, die Leute dort werden damit umgehen können. Wenn Du es schaffst trocken in den Entzug zu kommen, umso besser, glaube ja nicht, die nehmen Dich da nur ernst, wenn Du voll wie die Haubitze kommst. Es wird Dir leichter fallen und es gibt auch so genug zu tun. Dein Freund ist jetzt nicht Dein erstes Problem, erst mal kommst Du. Du ´hast es offenbar gut verheimlicht, er wird schon noch verstehen, dass es Dir wichtig ist, vom Alkohol loszukommen, er wird sich schon informieren und lernen dass alkoholismus nicht heißt sturzbesoffen unter der Brücke zu liegen. aber eins nach dem anderen, Schritt für Schritt.
morgen ist es nun soweit, und mir gehen Gedanken durch den Kopf, die ich einfach loswerden muss. Ich bin erschrocken über meine Courage, die ich da an den Tag gelegt habe (ist doch ehr untypisch für mich). Jetz sitz ich hier und denke, ob eine Entziehung überhaupt notwendig ist, "so schlimm ist es doch noch nicht bei mir". Zum anderen denke ich, wie soll ich das danach schaffen, niemals mehr Alkohol trinken zu können?! Dummerweise hat meine Familie auch Zweifel geäußert, dass sie sich nicht vorstellen können, dass ich auf Dauer trocken bleiben kann. Das hat mir nicht gerade Mut gemacht, im Gegenteil. Die letzten Tage habe ich sehr wenig getrunken, aber nichts ging auch nicht. Heute habe ich mir wieder eine Flasche Wein gekauft, aber zum Glück noch nicht geöffnet. Aber irgendwie habe ich das Bedürfnis, die Flasche heut noch auszutrinken, so als Art Abschied nehmen...
ja ich kann mir gut vorstellen was in dir los ist. Angst vor der eigenen Courage, die kenne ich auch. Du schreibst du gehst morgen zur Entziehung... ja, das ist ein sehr bedeutender Schritt.
Deine "Gedanken", dass es bei dir noch nicht so schlimm ist...... flüstert der "Sucht-Teufel" in dir, du darfst nicht auf ihn hören. Schließlich will er ja nicht auf seinen Alkohol verzichten. "Du schon". Also ab zur Entgiftung. Auch diese Gedanken, wie du es ohne Alkohol aushalten und alles schaffen sollst, kenne ich. Bist du erst mal trocken wirst du merken, dass du ohne Alkohol sehr gut leben kannst.
Also mach dir nicht zu viele Gedanken, lass es auf dich zukommen! Vermutungen und Bedenken machen einen nur verrückt.
Für Morgen und die nächsten Tage drücke ich dir ganz fest die Daumen. Auf einen anschließenden Bericht, wie es war, würde ich mich sehr freuen.
Hallo Lilly, Ich denke ,Du schaffst das morgen .Auch ich wollte noch einmal trinken bevor es losging,war aber nichts da.Aber ich hatte schon das Bedürfnis vom Alk abschied zunehmen,na eh Du dich versiehst ist der heutige Tag rum und egal wie du den gestaltest,Du hast ein Ziel und morgen beginnt ein neuer Weg. Lass Dir nicht von anderen prophezeien,ob Du es schaffst oder nicht,denn das entscheidest nur Du allein.Such Dir Leute die Dir Mut machen,wie hier. Alles Gute Morgen,gruss Steffi