am freitag hab ich beim blauen kreuz angerufen und der etwas unfreundliche mensch am telefon sagte mir, nachdem er nach meinem alter gefragt hatte: "naja, mit 30 kann man ja vielleicht noch was dagegen tun. schauns halt irgendwann einmal vorbei."
das hat mich ein bisschen abgeschreckt. erwarte ich mir zuviel? ich hatte so die vorstellung in meinem kopf, dass, wenn ich mich endlich dazu überwinden kann dorthin zu gehen, ich mit offenen armen, einem herzlichen willkommen und einem "keine angst, hier findest du hilfe" empfangen werde.
also ich wurschtle ja schon seit jahren mit meinem alkoholproblem herum, immer mit dem hintergedanken, irgendwann könnte es einmal kritisch werden. vor etwa einem 1/2 jahr wurde mir klar, dass dieses irgendwann schon längst da ist. ich war daraufhin bei einer alkoholambulanz und habe mit einer gesprächstherapie begonnen. das ist genau 3 wochen lang gut gegangen, dann der erste ausrutscher, der zweite und schliesslich.......... hab ich mich wieder total gehen lassen.
jetzt sagt mir bitte, wie beklopft muss jemand sein, der eine alktherapie macht und heimlich weitersäuft??? *kopfschüttel* da arbeiten wir an allen möglichen problemen, sie lobt meine fortschritte und ich lüge, lüge, lüge.
naja, mein status quo sind jetzt 6 trockene tage , ich hab beschlossen, mit meiner therapeutin reinen tisch zu machen und hoffe, dass ich bei den AAs auf freundlichere leute treffe.
auf jeden fall, ich danke dir lieber tommie und auch allen anderen, dass es dieses board gibt. habt noch einen schönen tag!
Du beschreibst nur die Krankheit Alkoholismus, sonst garnichts.... Keine Sorge, du bist keine Ausnahme.
Mein erster zaghafter Anruf vor vielen Jahren war bei einem Guttempler-Mann. Auch da wurde ich barsch abgefertigt "nun sagen Sie mir mal endlich Ihren Namen und was wollen Sie denn".... so in dem Stil. Ich hab damals auch wieder aufgelegt,natürlich ohne meinen Namen zu sagen, habe mich abschrecken lassen. Man muss da aber einfach etwas nachsichtig sein, so sehe ich das jetzt aus meinem heutigen Blickwinkel. Was glaubst du, von wem und vor allen Dingen zu welchen Zeiten die Leute, die ihre Telefonnummern zur Verfügung stellen, angerufen werden....Da können sie nicht immer gut drauf sein, es sind halt auch nur Menschen.
Bei AA heisst es "komm selbst her, egal wie, heim wirst du gebracht...." Natürlich kommt es auch da auf die Gruppe an, auf die Leute, die gerade an diesem Abend da sind, wenn ein Neuer kommt. Mit etwas Glück wirst du "deine" Gruppe finden und glaub mir, es tut unendlich gut zu merken, dass man nicht der Nabel der Welt ist, um den sich alles dreht, nicht der Mittelpunkt des Universums. Lass dich zurückholen auf den Boden und von diesem festeren Standpunkt aus kannst du auch erste Schritte in ein neues, trockenes Leben beginnen.
es ist ganz wichtig, dass Du dir mehrere Gruppen anguckst, versuche über eine Suchtberatung möglichst viele Adressen herauszubekommen. Es ist sehr wichtig, dass Du Dich in der Gruppe wohlfühlst und dich öffnen kannst. Häufig gibt es auch kleinere Gruppen, die etwas abseites der Guttempler/AA/Blaukreuz bahn arbeiten. schau Dich mal um, es lohnt sich.
Du sagst, wie kann man so dämlich sein, mit einer Therapie zu beginnen und trotzdem weitersaufen? So ist das nun mal, kann ich dazu nur sagen, so ist alkoholismus. Gut finde ich, dass Du es nicht rechtfertigst (hatte einen schweren Tag...oder niemand versteht mich... oder ähnliche ausreden..) sondern es so erkennst, wie es ist: mein Got was mache ich da. Mir hat das eingeständnis der ewigen Lügerei und die damit verbundene Unwürde geholfen, wirklich trocken zu werden. In erster Linie belügt man sich ja selber. wenn Deine Therapeutin suchterfahrung hat, dann wird sie das nicht aus der Bahn werfen. U.Umständen mußt du mal üver eine entgiftung nachdenken, einen sauberen Schritt machen. Ich drück dir die Daumen. Merryl
vielen dank für eure antworten und die motivation weiter nach "meiner" gruppe zu suchen. ich hab mich heute bei einer AA-online gruppe angemeldet, ist auch wieder ein kleiner schritt weiter.
merryl, eine entgiftung werd ich nicht machen, ich denke nach 6 tagen hat mein körper den grossteil von dem zeug schon eliminiert. aber ich denke du meinst das eher so als klaren schlussstrich/neuanfang. ich hab mir eine zeitlang besondere daten für meinen tag x auserkoren, wie 30ter geburtstag, nationalfeiertag oder faschingsbeginn, hat genausowenig funktioniert, wie all die "nieee-wieder-schwüre" nach alkbedingten katastrophen, oder die "zwangs"pausen, weil ich abnehmen wollte, zum rauchen aufgehört habe oder einen längeren urlaub bei meinen verbracht hab.
diesmal hab ich nur einen grund: ich trinke nicht mehr, weil ich nicht mehr betrunken sein will. klingt komisch, ist aber so. der saufdruck, oder trinkwunsch (klingt angenehmer) klopft mehrmals am tag, aber genausowenig wieich nicht weiss, warum ich dem früher immer nachgeben "musste", weiss ich jetzt warum ich ihm widerstehen kann.
was mich sehr irritiert sind diese stimmungsschwankungen. ich taumle zwischen angst und euphorie durch den tag und hab oft das gefühl ich bin nicht mehr ich selbst. ober bin ich so? habt ihr das auch ähnlich erlebt?
ich schreibe und schreibe und es tut so gut! danke fürs lesen, eure nin
Oh, ja, die fünfter-Tag-Euphorie (so nannte sie eine Freundin, die einige Erfahrung hat, weil sie einige Zeit auf einer Entzugstation gearbeitet hat), die kenne ich gut und sie dauerte bei mir ganz schon lange. Und wenn man dann gerade euphorisch war, ist die abkühlung danach halt so bitter. Neurologisch liegt das wohl daran, dass sich deine Synapsen im Hirn umstellen auf alkfreies Leben, die sind ja unter alk ziemlich reduziert tätig. Ist also recht normal, man muss es nur durchstehen. da hilft ein Entzug in einer Klinik schon ganz gut, weil man sieht, dass es den anderen genauso geht. aber Du hast im Moment das Board und das hilft ja hoffentlich auch. Und dass man nicht mehr trinken mag, weil man das betrunkensein nicht mehr mag, weil es einen so derartig stört, das kenne ich von mir auch und es ist auch bereits seit zwei Jahren konstant da. Ich habe vor einem halben Jahr mal eine Joint mitgeraucht und da war es dann wieder dieses lallen und nicht gehen können unddiese Albernheit und ich habe es während ich stoned war schon so derartig scheiße gefunden, weil es mich an einen kompletten Vodkarausch erinnerte. Buah! Ist eine Motivation, die eigentlich nicht so doll ist (weil sie sich nach wie vor auf den alkohol bezieht, nicht auf ein trockenes Leben), die aber hilft. Mir hilft sie insbesondere auf Partys, weil ich mir die Frage: was hätte ich davon immer sofort beantworten kann: überhaupt nichts, es würde mich ankotzen betrunken zu sein (endorphine hin, Endorphine her). Merryl