Abgesehen davon, daß ich als ziemlicher Internetneuling 1 Stunde gebraucht habe um in dieses Board zu kommen habe ich mindestens 1000 Fragen zum Thema wie kommt man vom Alkohol weg bzw. wie kann ich meinen Mann dabei unterstützen.
Situation: Mein Mann ist seit mindestens 8 Jahren Alkoholiker. Da er aber immer gut funktioniert hat in Beruf und Gesellschaft hat es lange gedauert bis es endlich vor 4 Jahren dazu gekommen ist, daß er auf Rat von Arzt und Freunden in eine Entgiftung gegangen ist. Ich war furchtbar erleichtert, weil ich hoffte es würde eine Wende einleiten, er würde erkennen was der Alkohol anrichtet und einen ernsten Willen zur Abstinenz entwickeln. Irrtum! Nach 3 Tagen wurde er entlassen mit der Aussage, er sei kein Alkoholiker sondern "nur" Alkoholmißbrauchler und bedürfe keiner stationären Therapie. Immerhin hat ihn der kurze Aufenthalt so geschockt, daß er ersteinmal die Finger vom Alkohol gelassen hat und eine so genannte Entspannungstherapie gemacht hat. Über ein bis zwei Jahre schien es, als wäre Alkohol kein ernstes Problem mehr. Ich habe eine Aufpasserrolle übernommen, dafür gesorgt, daß kein Alkohol verfügbar ist und so langsam schlich sich so etwas wie Normalität ein. Nach einiger Zeit begann er wieder ab und zu ein Bier nach dem Sport zu trinken oder ein Glas Champus zu einer Feier. Ich habe das mit Sorge beobachtet, nachdem es aber nicht weiter ausuferte ließ meine Wachsamkeit nach. Seit ca. 1 Jahr hatte ich allerdings den Verdacht, daß er wieder heimlich säuft. Indizien häuften sich aber einen Beweis konnte ich nicht finden und mein Mann stritt alles ab und warf mir Überempfindlichkeit und Zickigkeit vor. Schließlich fiel aber auch guten Freunden die Veränderung an ihm auf und ich fand doch endlich seine Wodkaverstecke. Verschiedene Leute stellten ihn zur Rede, boten Hilfe an und langsam aber sicher wurde ihm selber klar wie schlecht er davor ist. Vor einigen Tagen nun haben wir Kriegsrat im engen Freundeskreis gehalten und mein Mann hat uns erklärt, daß er beschlossen habe mit dem Saufen aufzuhören. Er ist selber ziemlich verzweifelt und scheint begriffen zu haben, daß es höchste Zeit für einen Absprung ist. Er selbst sagt, daß er professionelle Hilfe braucht, aber welcher Weg ist richtig? Nach wie vor gilt er nicht als körperlich abhängig, eine Einweisung zur Entgiftung ist nicht möglich. Wo sollen wir uns hinwenden? Ich sage wir, weil ich auch hilfe brauche. Ich bin nervlich völlig am Ende und habe Angst vor jedem Tag. Wie verhalte ich mich richtig? Wie kann ich ihn unterstützen? Ich versuche so viel wie möglich für ihn da zu sein, ihn zu beschäftigen aber ich bin keine examinierte Therapeutin. Habt Ihr Ideen? Sind Selbsthilfegruppen eine gute Idee? Ich kenne den Weg nicht.
Mein Mann hat seit 3 Tagen nicht getrunken und er wirkt jetzt schon wie ein anderer Mensch. Ich wünsche mir diesen Menschen täglich.
der normale weg ist wohl tatsächlich eine stationäre entgiftung. aus der wird man auch nicht "rausgeworfen", wenn man nicht mit den üblichen entzugssymptomen zu kämpfen hat. ich kann aber nachvollziehen, wenn er darauf keine lust hat. voraussetzung für alles ist jedoch definitiv, dass er nicht rückfällig wird und dass auf diese drei tage noch etliche folgen. es gibt suchtberatungsstellen und selbsthilfegruppen, zu beidem würde ich raten. dein mann hat ein alkoholproblem. ich verstehe nicht, wer ihn denn da als "besseren" alkoholiker ("nur" "missbrauchler") eingestuft hat, vermutlich er selber. wenn es so einfach wäre, dass man einen entschluss fasst und dann nicht mehr trinkt, gäbe es dieses forum vermutlich nicht. er sollte sich wirklich hilfe suchen bei betroffenen denen es ähnlich geht und vielleicht sollte er sich fragen, warum er denn trinkt. sind das nur die gesellschaftlichen rituale oder hat er nicht bereits eine ausgewachsene sucht, die aus inneren defiziten heraus entstanden ist? solche dinge sollte er klären z.B. bei einer beratungsstelle, ggf. bei einem therapeuten. und ich glaube schon, dass er erst mal regelmäßig aa-meetings besuchen sollte, zu denen du sicher auch mitgehen kannst, um seine abstinenz in dieser wackligen phase zu festigen.
Nach meiner Erfahrung ist eine Entgiftung, eingeleitet durch eine Suchtberatungsstelle, immer möglich. Ich bin dort schon zweimal mit Null Promille angetanzt, allerdings nicht, von jetzt auf gleich - sondern angemeldet mit ein paar wenigen Tagen Wartezeit. Das hängt wohl von der Belegung der Einrichtung ab. Dort werden auch die verschiedenen Therapie-Möglichkeiten aufgezeigt, diese kann Dir aber auch jede Suchtberatungsstelle nennen.
Dein Post spricht mich sehr an, deshalb muss ich Dir wohl antworten. Du schreibst: Mein Mann hat gut funktioniert. O.k. hab ich auch, war immer meine beste Ausrede nicht mit dem Trinken aufzuhören.....Ich hab ja funktioniert.
Du schreibst: Mein Mann war zur Entgiftung......da wurde festgestellt er bedürfe keiner stationären Therapie. ---Nur zur Info, das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Entgiftung ist für Menschen die keinen Tag mehr ohne können und als Vorbereitung zu stationären Therapie zu sehen. Das ist eine Grundvoraussetzung zur Therapie. Stationäre (oder ambulante) Therapie ist für Menschen gedacht die sich Ihrem Problem stellen wollen. Das bedeutet auch Vergangenheitsbewältigung u.s.w. nicht nur nix trinken.
Du sprichst auch von Indizien und Beweisen.... Lass es, stell einfach deinen Standpunkt klar. Du willst es nicht, er soll es lassen. (Punkt). Ich liebte es auch immer wenn meine Frau irgendeine Flasche gefunden hat oder ich betrunken war und mir keiner was nachweisen konnte (verheimlich....)
Dann schreibst Du noch "Wir haben Kriegsrat" gehalten. Und er gilt nachwievor nicht als körperlich abhängig. Kannst Du Dir vorstellen wie Dein Mann sich fühlt wenn "Ihr" Kriegsrat haltet ??
Ich hätte zu dem Zeitpunkt gedacht: Ja, redet nur, ich mach doch was ich will. Was wollt Ihr denn, ich bin ja nicht körperlich abhängig.
Was ich Dir nehelegen will ist folgendes: Geht zu einer Suchtberatungsstelle, haltet nicht Kriegsrat. Wenn Dein Mann will soll er mal bei einer Selbsthilfegruppe vorbeischauen.
Aber versucht nicht sein Leben zu gestalten, dann kotzt er Euch auf die Füße.
Gib die Verantwortung in die Hände Deines Mannes, nicht in Deine.
Er wird schon wissen was er tut. Und wenn nicht wird er sicherlich die Konzequenzen tragen müssen.
Ich wünsch Dir alles gute.
Gruss Solgar [f1][ Editiert von Solgar am: 17.12.2003 14:36 ][/f]
hallo lilaluna, ich kann mich der vorhergegangenen antworten voll anschließen. es ist für einen betroffenen schon schwer genug einzugestehen dass man Probleme mit Alkohol hat, aber Kriegsrat? Die deutsche Hauptstelle für Suchtfragen hat im Net einen Katalog eingestellt wo man Anlaufstellen für professionelle Hilfe in jedem Bundesland findet. Der erste schritt ist gemacht, ich wünsche euch alles gute
Alkoholiker haben ein Autoritätsproblem.Das ist auch einer der vielen Gründe,warum sie sich zuschütten.Sie mauern,machen dicht. Als ich Dein Threat gelesen habe,lief es mir eiskalt den Rücken runter.Ach Du lieber Schreck,habe ich gedacht,das kann ja nicht gutgehen. Jeder von Euch beiden,dein Mann und Du,müssen die Verantwortlichkeit für ihr eigenes Leben haben. Nur so schafft es auch Dein Mann sich selbst einzugestehen,dass er ein Problem hat und daran zu arbeiten. Ansonsten erzeugt das ein "Ihr könnt mich doch alle mal...Gefühl". Ich denke,Freunde,Verwandte und Bekannte sollten sich tunlichst da raushalten,denn jeder Trinker weiss,dass die Flasche nur die Spitze des Eisberges ist und kein Nicht-Betroffener kann nachvollziehen,was da in einem vorgeht. Gutgemeinte Ratschläge von "besorgten" Mitmenschen verstärken die Problematik nur. Aber missversteh mich bitte nicht. Alkoholiker haben nicht nur ein sondern zwei Probleme. Erst war ein Problem da(Konflikt),dann kam noch die Flasche dazu,da waren es dann zwei. Eine Entgiftung würde Problem zwei lösen,aber erst dann fängt die Arbeit erst richtig an. Wenn Dein Mann schon drei Tage ohne Alk ist,ist er ja quasi schon fast entgiftet,je nachdem was er vorher gekippt hat.
Eine gute Anlaufstelle ist die Suchtberatung der Caritas,die es in jeder Stadt gibt.Von dort aus kann man auch eine ambulante Reha beantragen,die in der Regel 6-12 Monate dauert.
Im Übrigen schreibst Du,dass Du Dir diesen Menschen jeden Tag wünscht. Es kann aber gut sein,dass Dein Mann sich im Laufe der Therapie sehr verändern wird,denn durch den Verzicht auf das Fluchtmittel wird er sich seinen Konflikten stellen und somit eine Veränderung durchmachen.
Ich möchte Dir keine Angst machen,nur sei darauf gefasst,dass auch Du an Dir arbeiten musst um auf der gleichen Wellenlinie zu bleiben.
Hi, ich bin selbst trockener. Aus meiner Erfahrung mit Alkoholiker und Angehörigen ist es wohl wichtig das eigentlich beide etwas für sich tun müssen. Wenn der andere noch nicht bereit ist, muß der Angehörige wohl den ersten Schritt tun und an sich arbeiten. Da es wohl allen nicht oder nur schlecht geht mit Freunden oder Hobbies wäre entweder eine Therapie oder der Besuch einer Selbsthilfegruppe für Angehörige nicht verkehrt. Es gibt z. B. die Al-Anons die auf den Prinzipien der AA´s basieren. Ich denke es ist fast für den nichtbetroffenen schwieriger anzufangen da der andere ja ein offensichtliches Problem hat. Man spricht aber in der Literatur oft vom Co-abhängigen d. h. der es dem Alkoholiker das Trinken erst ermöglicht. In Familien gibt es ja immer ein System von Verhalten und verschiedene Rollen. Kannst ja mal drüber nachdenken und vielleicht einfach mal ne Gruppe besuchen(Tel. Nr. meist von AA´s die in der Zeitung stehen sollten) oder vielleicht mal mit nem Arzt deines Vertrauens reden. Gruß bobby
Hi, das mit der Entgiftung kann ich überhaupt nicht nachvollziehen. Bin heute aus der Entgiftung wieder nach Hause gekommen, da wird keiner nach Hause geschickt, man wird eher dazu ermutigt länger zu bleiben, wenn man möchte oder sich noch nicht so sicher fühlt. Da waren auch Leute, die nicht so viel getrunken haben, nicht jeden Tag, oder jeden Tag 3 Flaschen Bier und einer war schon eine Woche trocken als er kam. Sucht nach einem vernünftigen Krankenhaus mit einer seperaten Entgiftungsstation und kompetentem Personal. Ich kann im Rhein-Main-Gebiet das Bürgerhospital in Frankfurt empfehlen, nette Schwestern, Programm, nicht nur im Bett liegen... Wenn dein Mann was tun will, wenn ER will, dann kümmert euch um sowas, das gibt es.