Ist es wirklich möglich, so wie es mir ergangen ist, dass mein Partner das Schnapstrinken (Spiegeltrinken) mehrere Jahre vor mir verheimlichen konnte? Ich sag´s Euch ehrlich, ich hab nix gemerkt. Die letzten Jahre war er unglaublich aggressiv - in Worten - lügte, was das Zeug hielt, wollte nicht mehr ins Theater, Kino, Konzert etc. gehen. Heuer ist das Fass übergelaufen. Er wollte mit einer anderen Frau zusammensein, weil die aber nix wollte, dachte er er kann wieder zurückkommen. Aber da hatte ich die Schnauze voll und mir war klar, dass ich diese jahrelangen Aggressionen und die Kälte mir gegenüber nicht mehr ertragen konnte. Er hat mich regelrecht gehasst und wenn ich dann darauf angesprochen habe, hat er immer erstaunt getan. Mir ist es ein Rätsel, dass er offensichtlich noch immer keine Probleme am Arbeitsplatz hat. Nochmals meine Frage: Ist es wirklich möglich, dass man Spiegeltrinker so spät "enttarnt". Danke
ich bin selbst Spiegeltrinker (inzwischen trocken) und auch meine Frau hat über Jahre hinweg nichts gemerkt.
Zum einen etwickeln Alkoholiker eine erstaunliche "Raffinesse" in Sachen "verheimlichen". So habe ich z.B. öffentlich "mäßig, aber regelmäßig" getrunken, um zu verdecken, daß ich konstant "unter Strom" stand (sozusagen ne "Alibi-Fahne"). Mitbetroffene Angehörige haben so häufig überhaupt keinen Anlaß, den Alkohol als Grund für die Verhaltensänderung ihres abhängigen Partners zu sehen. Auch dieses Abkapseln des Betroffenen kommt relativ häufig vor (wahr bei mir auch so).
Eine Gruppe für Angehörige, die es (fast) überall gibt, könnte vielleicht sehr hilfreich für dich sein.
so wie ich das verstanden habe, ist jetzt Schluss mit der Beziehung. Und vielleicht ist das auch die beste oder gar einzige Option. Klingt ja auch plausibel bei diesem sozusagen versuchten Seitensprung. Diese Angehörigengruppen sind eher was für PartnerInnen, die mit dem alkoholkranken Partner zusammen bleiben wollen.
Mich berührt es so was zu lesen, weil ich meiner Freundin vier Jahre lang eine Menge zugemutet habe. Nach der Trennung aus ihrem Wunsch war der Leidensdruck auf einmal groß genug für mich, aufhören zu wollen. Ich bin jetzt andererseits auch schon im fünften Anlauf dieses Versuchs. Doch in diesem bereits seit 23 Tagen. Meine Freundin kommt deswegen nicht zu mir zurück. Ich glaube aber ich will es auch nicht, das würde nicht mehr funktionieren.
mal davon abgesehen, daß das nicht Deine Frage war. Aber ich würde die Aussage von rapture
ZitatDiese Angehörigengruppen sind eher was für PartnerInnen, die mit dem alkoholkranken Partner zusammen bleiben wollen
nicht unterstützen. Ich glaube, eine Auseinandersetzung mit dem Thema, wie Du in dieser Zeit als Angehörige gefühlt und gehandelt hast, macht immer Sinn! Co-Abhängigkeit endet ja nicht automatisch mit der Trennung!
Danke Euch allen auf meine Frage(n). Ja, Scheidung schon hinter mir. Weil die Drohungen seit Wochen so massiv waren, ging ich mit einem Security-Mann zum Scheidungsrichter, nur um das Gefühl zu haben, geschützt zu sein. Immer wieder wurde mir gedroht, nie so, dass ich schriftlich für die Polizei genug in der Hand hatte. Aber drei Freunden hat er sich extremst über mich geäußert, das ging so weit, dass er mich erschiessen will. Und er (will) noch immer nicht begreifen, warum ich die Scheidung haben wollte. Zuerst hat er "nur" gedroht, dass er sich selbst was antut. Total wirre Briefe habe ich auch erhalten, außerdem glaubt er, dass ich jeden Abend mit diversen Typen in den verschiedensten Lokalen herumhänge. Nur den wirklichen Grund will oder kann er nicht erkennen. Ich nehme als Angehörige seit vielen Wochen harmlose Antidepressiva, gehe zur Gesprächstherapie (auch über diese Punkte macht er sich sehr lustig) und gehe regelmäßig zur Al Anon-Gruppe. Ich studiere Internet und könnte selbst schon Sprechstunden geben. Aber trotz allem Wissen, kann ich eines nicht begreifen: WIESO hat er mich für den Alkohol geopfert und mich über Jahre so mies behandelt (das kann ich übrigens überhaupt nicht begreifen, dass ich mir diese Situation so lange gefallen ließ). Wann werde ich diesen Horrortripp, den ich momentan noch habe, endlich verlassen können? Bitte schreibt mir wieder, ich danke Euch allen.Freue mich wirklich über jede ernstgemeinte Zeile. Danke, Gast EULE
über Alkohol kannst du hier ja eine ganze Menge lesen. Die Frage, warum er Dich für den Alkohol geopfert hat... Es gibt ja doch viele Alkoholiker die für den Alkohol sogar ihr eigenes Leben opfern...nicht nur Frau und Kinder.
Wahrscheinlich weiß er ja im Hinterkopf, daß er Alkoholiker ist. Und irgendwo hat er vermutlich schon gelesen oder gehört, daß er als Alkoholiker nur ganz oder gar nicht aufhören kann.
Geh mal davon aus, daß ihm die Vorstellung, nie wieder Alkohol zu trinken, völlig unerträglich ist. Mindestens genauso unerträglichwie die Vorstellung, daß ihm seine Frau davonläuft. Na ja, und einstweilen hat er den Gedanken ja wohl auch noch nicht ganz akzeptiert, daß er nur entweder Alkohol oder Frau haben kann, bis jetzt will er noch beide gleichzeitig. Aus seiner Sicht hat er Dich nicht aufgegeben.
Also wenn ich von mir ausgehe, ich konnte mir nie vorstellen, wie ein Leben jemals lebenswert sein könnte, wenn man nicht trinken kann. Nur nüchtern? Da kann ich mir ja gleich die Kugel geben. So hab ich auch meiner Frau gegenüber argumentiert. Dauerhafte Nüchternherit ist für mich als Alternative einfach nicht in Frage gekommen, es war undenkbar. Und das, obwohl ich weder jeden Tag getrunken habe, noch körperlich abhängig war.
Wie bin ich als nasser Alkoholiker mit dem Gedanken umgegangen, daß ich hätte aufhören müssen? Nun, ich mußte mir um JEDEN Preis die Fassade aufrechterhalten, daß ich eben kein Alkoholiker war. Denn als Nichtalkoholiker mußte ich nicht aufhören...folglich mußte ich mir permanent beweisen, daß ich noch die Kontrolle über den Alkohol hatte, aber das ist ein andere Geschichte.
Jedenfalls, solange ich als Alkoholiker den Gedanken an ein trockenes Leben noch nicht ertragen konnte und damit beschäftigt war, mir selbst zu beweisen, daß ich das auch nicht mußte, war zwangsläufig jeder mein Feind, der mich vom Gegenteil überzeugen wollte. Vor allem meine Frau...die wollte mich in die Hölle schicken, wo ich auf das einzige, was mir im Leben wirklich Spaß gemacht hat, nämlich saufen, hätte verzichen müssen. Und das, obwohl sie doch völlig falsch lag und mich einfach nur nicht verstehen wollte..
Ich hoff es kommt rüber, daß ich von meiner Vergangenheit schreibe und das heute anders sehe.
Abgesehen davon, hab ich nie versucht, meine Frau mit Gewalt zu halten (wahrscheinlich ist sie deswegen noch da). Da gibt es meiner Ansicht nach Verhaltensweisen, die nicht durch den Alkohol allein verursacht werden. Da könnt man wieder diskutieren, ob das mangelnde Kinderstube ist, angelerntes Verhalten, oder einfach Fiesheit die in manchen Leuten auch ohne jeden Grund zu stecken scheint. Scheint einfach ein menschliches Potential zu sein, so ein Arschlochverhalten (sorry für den Ausdruck), denn es kommt ja in den besten Familien vor. Beziehungsstreß holt alles aus den Menschen heraus, auch die übelsten Seiten. Das einzige was mir dazu einfällt, ist Land zu gewinnen. Du scheinst ja zu wissen, wie Du Dich schützen kannst. Irgendwann wird Dir vielleicht auch die verflossene Zeit weiterhelfen.
Danke Minitiger, danke an Euch anderen Teilnehmer! Gestern habe ich den Spieß einmal umgedreht und meinen Ex-Mann angerufen. Meine Stimme war sehr streng und ich habe ihm zu verstehen gegeben, dass ein nochmaliges Drohen mir oder Freunden gegenüber massive Konsequenzen bei der Polizei nach sich ziehen wird. Er meinte, und es klang (fast) glaubwürdig, er hätte weder mir noch anderen gedroht, niemals!!! Kann es sein, dass z.B. ein Alkoholiker Dinge sagt oder tut, und dann wirklich nicht mehr weiss. Man liest zwar das ein oder andere, aber es ist dann nicht realistisch, wenn´s einem selbst passiert. Ich habe mich zwar die letzten Monate gewehrt, aber trotzdem war ich immer die Vernünftige, die Ruhige und Besonnene. Ich dachte mir immer, nur nicht reizen lassen. Aber vermutlich war genau diese Taktik falsch. Vermutlich hat er dieses Verhalten als Schwäche gedeutet. Gestern jedenfalls bei diesem Telefonat war er plötzlich ruhig. Und wenn er mich kennt, sollte er wissen, dass ich konsequent bin. Ich habe in den letzten Monaten auch viel Zeit gehabt nachzudenken, merke aber jeden Tag mehr, dass noch viel Zeit vergehen wird, bis es mir wieder besser geht. Nur Menschen, die mich sehr gut kennen, merken, wenn es kein guter Tag für mich ist. "Offiziell" bin ich ja die Lustige, mit der jeder Mensch gerne zusammen ist. Und stark bin ich ja auch noch, also was soll dieser Frau schon passieren. . . Liebe Grüße, Eule
Hallo Ihr Lieben! Habe gerade für meine Familie Geschenke eingepackt und wieder ist es passiert: Ich habe plötzlich drauflos geweint. Passiert mir heute schon den ganzen Tag, sicher habe ich Angst vor dem 24. Dezember. Dabei fühle ich gar nichts weihnachtliches, schrecklich!! Heute war ich wieder bei meiner Al Anon-Gruppe, habe mich ausgesprochen und musste wieder - nicht geplant - weinen. Langsam merke ich, dass die Vergangenheit hochkommt. Alles verdrängte, alles Schreckliche an Worten und Taten, die ich gehört/erlebt habe. Dabei habe ich heute bei den Al Anons noch gesagt, dass es für mich schrecklich war, jahrelang seine "Kälte" zu ertragen.Wie gerne hätte ich jemanden gehabt, der mich einfach so in den Arm nimmt, wo ich mich auch mal hätte anlehnen dürfen. Jemanden, der mich ganz einfach lieb hat. Stellt Euch doch mal vor, wie es Euch gehen würde, wenn Ihr nie z.B. über Euren Arbeitsplatz hättet reden dürfen, das hätte IHN nämlich zu viel belastet. Nur seinen Ärger,Hass, Stress etc. habe ich täglich aufgetischt bekommen. Nicht nur ich, auch Freunde, wenn wir zum Essen waren. Hoffentlich schaffe ich den morgigen Tag und auch die Feiertage, freue mich schon wieder auf die Arbeit, da habe ich Abwechslung und brauche mir keine Gedanken über das Fest der Familie und des Friedens machen. Alles Liebe an Euch alle und ein frohes Fest,Eule