ich bin heute nacht auf eurer forum gestoßen und habe mich schon ein wenig eingelesen. besonders die berichte über die "weihnachtsdepris" haben mich sehr beeindruckt. bei mir war es so, dass ich fast den ganzen dezember über einen gewissen alkoholpegel hatte, der sich in der sylvesternacht (aber auch schon an den wochenenden) zur volltrunkenheit gesteigert hat. neujahr hatte ich dann den ganzen tag angst und habe micht geschämt. das schlimmste am alk ist für mich die angst vor dem tag danach, was mich leider bisher nicht davon abhalten konnte, nicht zu saufen, denn während des trinkens vergeht die angst ja und die selbstsicherheit macht sich breit. nun- jedenfalls habe ich es bis jetzt geschafft nicht mehr zu trinken, was erfahrungsgemäß überhaupt nichts aussagt, da zwischen den vollrauschzeiten immer etwa vier tage liegen. das heißt also, will ich nicht trinken, muss ich mich wappnen und ich möchte euch bitten mir dabei zu helfen. ich traue mich nicht in eine gruppe, da ich ländlich lebe und die totale panik davor habe, jemanden zu treffen, den ich kenne (ja ja , ich weiß- ist alles anonym und so, ich kann diese angst im moment aber nicht überwinden). dazu kommt ein antriebsarmer zustand, der mir z. zt. besonders zu schaffen macht (montag muss ich nach 2 wochen urlaub wieder zur arbeit, was auch angstgefühle bei mir auslöst).am liebsten würde ich gar nicht mehr das haus verlassen.
ich habe mich jetzt ganz schön ausgejammert. vielleicht könnt ihr mir helfen, wenn ich jeden tag ins forum schreibe (das wäre ja so eine art kontrolle). ich wünsche eine gute nacht ( oder doch eher schon einen guten morgen)
ich kann Dich sehr gut verstehen. Was Du gerade durchmachst, habe ich auch hinter mir. Die eigenen Ängste machen einen handlungsunfähig. Der Alkohol tut sein weiteres, und die Spirale dreht sich schneller und schneller. Fühl Dich fürs Erste mit Deiner Angst hier angenommen und verstanden. Schreib mehr von Dir und gewöhn Dich hier erstmal ein. Trocken zu werden ist ein langer Reifungsprozeß. Den ersten Schritt hast Du getan. Du hast Dich jemanden anvertraut.
Die erste Antwort auf Deinen Beitrag kam von einem Gast, der hier öfters sein Unwesen treibt. Er interessiert sich zwar für das Thema Alkoholismus - aber er interessiert sich nicht für die Menschen, die dahinter stehen. Laß Dich von ihm nicht entmutigen. Du bist hier genau richtig.
du fragst ob wir dir helfen könnnen., wenn du täglich schreibst. Du bist herzlich willkommen, das zu tun. Denn nicht wir werden Dir helfen, denn du hilfst dir selbst. Hier sind viele Menschen, die dir genau nachempfinden können was du fühlst. Da kann schon der ein oder andere gute Tip für dich dabei sein. Also schreib, was dich bedrückt, versuch dies nüchtern zu tun, und vor allem lass dich nicht vom Foreneigenen Spinner (Gast von 4:45 Uhr) erschrecken.
[f1][ Editiert von Jarjar am: 03.01.2004 9:01 ][/f]
auch ich möchte dir Mut zusprechen, weiterhin hier zu bleiben und zu schreiben, weil mir persönlich dieses Board geholfen hat, dahin zu kommen, wo ich heute bin. Die Erafahrungen, die du schilderst, kommen mir bekannt vor und Vielen anderen sicher auch, also, du bist nicht alleine. Dir wird hier Hilfe zur Selbsthilfe angeboten und ausheulen darfts du dich auch.
Grüsse und wir werden sicher von dir lesen, gell??Der erste Schritt ist getan
ich möchte Dich auch ganz herzlich in unserem Kreis willkommen heissen. Alles was Du jetzt physisch und psychisch durchmachen musst, haben sehr viele von diesem Board auch am eigenen Leibe miterlebt und wissen, wie Du Dich jetzt fühlst. Auch ich habe mich in Deinen Worten widergespiegelt gesehen. Und auch der Zeitpunkt Deines Eintrags in diesem Forum (03:20 Uhr) unterstreicht die Dringlichkeit, dass Dir schnellstens geholfen werden muss.
Dieses Board wird Dir mit Sicherheit eine grosse Hilfe sein. Bitte schreib recht viel - besonders, wenn es Dir schlecht geht. Du wirst sehen, dass Du sehr schnell Antwort und Hilfe bekommen wirst - Dinge, die Dir sehr helfen werden.
Und noch ein Tipp: Am Besten wäre es, wenn Du Dich in diesem Forum eintragen würdest. Es muss ja nicht mit Deinem richtigen Namen und Deiner "richtigen" (allerdings einer funktionierenden) E-Mail-Adresse sein. Unter www.gmx.de kannst Du Dir im Handumdrehen eine neue gültige E-Mail-Adresse zulegen.
Dann sind wir alle ein bisschen sicherer vor diesem armen Irren, der sich nach Deinem Posting heute Nacht eingetragen hat. Und Du hast auch Zugriff auf sogenannte geschlossene Foren, in dem nur registrierte Mitglieder Eintritt haben.
In der Hoffnung, sehr bald von Dir wieder einen Beitrag lesen zu können (vielleicht geht es Dir dann wegen der Resonanz auf diesem Board ein klein bisschen besser) verbleibe ich bis dahin
auch ich denke, dass du bei uns in den besten Händen bist. In genau deinem Zustand war ich auch seinerzeit, schämen wegen des "Versagens" und gar nicht mehr rausgehen. Und immer wieder die Entzugserscheinungen, die verfluchten. Ganz besonders mein Herzschlag war sowas von katastrophal, eher für den Tod bestimmt. Aber kaum dass ich 3-4 Tage trocken war, geriet alles in Vergessenheit - besser Verdrängtheit - und 'einmal kann ich ja noch, weil doch der Druck so sehr hoch ist. Der Saufdruck war eben stärker als der Leidensdruck.
Das ging jahrelang so, gebau bis zu demjenigen Punkt, wo ich mich selber nicht mehr leiden konnte, auch nicht 10 Sekunden lang. Alkoholismus ist nun aber eine Krankheit. Du versagt nicht, sondern bist alkoholkrank. Und dagegen kannst du was tun. An der endgültigen Abstinenz kommst auch du nicht vorbei / vielleicht willst du sogar schon? Aber das wichtigste zum Gelingen sind andere Menschen. Und zwar solche, die genau verstehen, was mit dir los ist. Ich denke, dass ich alleine schon so weit weg war, dass nichts mehr gegangen wäre, so wie bei dir jetzt. Und uns kannst und musst du auch alles fragen. Denn wir können ja nicht ahnen, was du noch alles wissen möchtest.
habe heute klopfenden herzens (vor aufregung) ins forum geschaut und mich wirklich sehr über eure antworten gefreut. leider war dann den ganzen tag über keine ruhe (jetzt ist irgendwie auch keine, weil meine kinder vor dem fernseher streiten) aber jetzt möchte ich noch mal ein paar zeilen schreiben. es fällt mir einigermaßen schwer heute nichts zu trinken, weil 1. wochenende ist und 2. heute alkohol mehrfach ein thema war. das ist mir heute sehr aufgefallen: beim telefongespräch mit meiner schwester teilte diese mir mit, dass sie günstig noch ein paar 5-liter-bierfässchen (die es kaum noch gibt) ergattern konnte und sich schon darauf freut, wenn wir diese zusammen leeren können. als ich kurz bei meiner freundin vorbeifuhr, drehte sich das halbe gespräch nur um alkohol ("wie war es sylvester? warst du neujahr krank? hahaha; ich muss noch für heute abend baccardi holen etc...". da habe ich angst bekommen, dass ich es vielleicht niemals schaffe, da die verführung überall wartet. mir ist schon seit längerem schmerzhaft aufgefallen, dass ich ausschließlich mit leuten gut kann, die sehr viel und sehr oft trinken. sobald ich mit ihnen zusammen bin, wird eingeschenkt (ist das schon konditionierung)? wie seid ihr mit diesem problem umgegangen?
schön auch dass du mit Herzklopfen hier "hereinschaust". Gefällt mir gut, denn das zeigt eine Erwartung, deine Erwartung. Ich denke, wir alle hier haben zum Schluss, dem bitteren Ende, zunehmend mehr und mehr mit nur noch trinkenden Leuten uns versammelt. Die getrunkene Menge wurde höher, das Niveau sank usw. Meine Menge war zuletzt 1 große Pulle Schnaps, selber gemachten 50 %-ig, und Biere dazu. Das ging dann 4 Tage, Absturz, Pause, Schwur "nie wieder Alkohol", nach 4 Tagen neuer Anlauf, usw. So richtig besoffen wurde ich schon gar nicht mehr, nur noch traurig zum Schluss. (Und halb besoffen war ja bekanntlich rausgeschmissenes Geld.)
Und dann war Schluss, nach langem langem Anlauf. Weil ich mich selber nicht mehr anschauen konnte, z.B. morgens im Spiegel. Mit etwa 1 Promille im Turm ging das dann wieder, seltsam. Und dann brauchte ich 2 Dinge: 1. trockene Leute, und zwar nur solche. 2. eine Gruppe (wobei dieses Forum hier ein Supergeschenk auch für mich ist, als irre tolle Gruppe, und ich bin schon 20 Jahre ohne Sprit). Andere "Fachleute" können dir weiterhelfen oder sagen, un ddie Fachleute sind wir. Die Ärzte und Psychologen jedenfalls nicht. Die können dir deinen Zustand analysieren, das ist sehr gut und wichtig. Aber davon wirst du nicht froh. Und zum Frohwerden brauchst du andere Menschen, das geht nicht alleine.
bis bald wieder, ich grüße dich Max[f1][ Editiert von Max mX am: 03.01.2004 21:55 ][/f]
das kann schon sein, dass ich dazu leute brauche, die nicht (mehr) trinken. aber es ist ja nicht so, dass mich nur der alkohol mit meinen freunden verbindet.ich kenne die wenigen freunde,d ie ich habe, seit meiner frühesten jugend (teilweise kindheit). ich kann mir nicht vorstellen, diesen kontakt jetzt zu meiden. wir haben auch schon öfter über das problem "alkohol" gesprochen. allen ist bewusst, dass unser konsum nicht normal ist.
ich habe vor ca. 3 jahren mal einen therapeuten aufgesucht und ihm (er war der erste und letzte nicht-trinker vor euch mit dem ich darüber gesprochen habe) von meinem problem erzählt. er meinte, dass ich nur völlig überlastet sei, das ich stress abbauen müsse und wir, wenn ich das geschafft hätte, ja noch mal schauen könnten, ob das mit dem alkohol wirklich ein problem sei. viele leute, sagte er, würden abends zu entspannung alkohol brauchen, das sei eben in unserer kultur so, er halte nichts von dem konzept der totalen abstinenz, weil kaum durchhaltbar und nur für bestimmte leute empfehlenswert usw. zurückblickend war das echt mist, weil ich damals endlich mal den mut aufgebracht hatte mit hochrotem kopf (als frau!) von dem zu erzählen, was nun wirklich keiner ausserhalb meines selbstgewählten kreises wissen sollte. ich habe meinem "kreis" davon erzählt und alle haben aufgeatmet (dann steht es ja nicht so schlimm um uns) und alles ging weiter wie bisher.
ich gehe bestimmt nicht wieder zu einem therapeuten (auch wenn jetzt vielleicht jemand schreibt, dass andere ganz toll sind und ich eben pech hatte). ich glaube auch nicht, dass mir das etwas bringt.
zu allererst musst du dir darüber klar werden, ob du alkoholkrank bist oder nicht. /Ein Alkoholiker kann beim allerbesten Willen nicht mehr aufhören zu trinken. Davon gibt es 2 Sorten: a) Spiegeltrinker = immer etwas Sprit im Blut und b) periodische Trinker = mehrere Tage bis zum Abwinken, und absolut nichts geht mehr, und danach Pause bis zum nächsten Zyklus. / Falls du dich dazuzählen musst oder möchtest, dann geht nur eins: gar nichts mehr trinken. Ich kann nur das erste Glas stehenlassen, die weiteren Gläser würden wie von selber hineinlaufen. Das geht erfahrungsgemäß aber nur in "trockener" Umgebung.
Ich kenne allerdings seltene Ausnahmen, beruflich bedingt, z.B. Kellner. Und absolut geht nicht: keinen Kontakt zu haben. Aber könnten deine Freunde nicht Rücksicht auf dich nehmen, d.h. absolut respektieren dass du nichts trinkst? Die sollen das völlig dir alleine überlassen? geht das?
als ich damals bei dem therapeuten war, habe ich täglich getrunken, aber nur abends. ich stand damals tatsächlich unter großem beruflichen stress. heute ist es so, dass ich an einem tag trinke bis ich eben voll bin. am nächsten tag geht es mir dann körperlich schlecht und ich trinke nichts. am tag darauf auch nicht, denn dann geht es mir wieder besser (körperlich) und der wunsch nach alkohol ist noch nicht sehr ausgeprägt. am 4. tag ist der wunsch nach alkohol dann wieder da (das ist heute) und am 5. tag denke ich den ganzen tag an alk (wenn der 5. tag dann nicht wieder der 2. tag ist). ich hoffe, das ist einigermaßen nachvollziehbar. dieses schema kann ich jetzt schon einige zeit beobachten. es kommt auch vor, dass ich an den tagen "dazwischen" etwas trinke, wenn es mir nicht gut geht (stress, ängste). dann aber nicht soviel. ich trinke nur abends, weil ich tagsüber funktionieren muss (kinder, beruf usw.). das kann ich mit einem "kater" natürlich nur leidlich. es kam auch schon vor, dass es gar nicht ging.
ich habe daher probleme mich in den "alkoholismussparten" wiederzufinden, da ich nicht spiegeltrinke, sondern wenn, dann richtig. wenn "gelegenheiten" anstehen, wie partys, sylvester usw. kann ich nicht aufhören zu trinken, sondern falle dann irgendwann ins bett. es ist mir auch nicht möglich zu einer party oder so zu gehen und mir vorzunehmen nichts zu trinken. ich habe dass gefühl, dass mich das zusammentreffen mit anderen leuten, die nicht zu meinem engsten "Kreis" gehören, ängstigt und unter druck setzt. ich kann damit nur umgehen, wenn ich dann viel trinke und ab einem gewissen level kann ich dann natürlich mit gar nichts mehr umgehen...
ich habe auch ängste vor meiner arbeitsstelle, aber dort geht es noch einigermaßen, weil die auseinandersetzung dort eher "sachlich" abläuft.
ich habe den tag heute einigermaßen gepackt, habe allerdings viel geraucht und ständig gegessen um mich abzulenken. ich hoffe, ich schaffe morgen (eigentlich heute - 00.27 Uhr) auch noch.
Menschen, die ab und an mal ein Gläschen trinken, die denken nicht darüber nach, wann sie das nächste Glas trinken. Die haben kein Trink-Schema! Sowie Dein Denken ums nächste Glas kreist, ist etwas faul. Wer kein Alkohol-Problem hat, der braucht seinen Konsum nicht zu kontrollieren. Es spielt letztendlich keine Rolle, ob Du nun am vierten oder am fünften Tag wieder zuschlägst, ob Du "nur" abends trinkst, oder tagsüber. In Deinem Trinkverhalten steckt System - und deshalb hast Du hier im board geschrieben - mit Herzklopfen. Mir schlug das Herz damals auch bis zum Hals, und es hat einige Tage gebraucht, bis ich mich traute, nach Antworten zu sehen.
Auch in meinem Verwandten- und Bekanntenkreis wird munter weitergetrunken. In der ersten Zeit habe ich die Kontakte und Feierlichkeiten mit diesen Menschen gemieden. Als ich stärker und sicherer wurde, kam die Zeit, wo ich fleißig "nein" gesagt habe. Denn loreley: "Nein" heißt "Nein"! Man muß es nur sagen. Und meinen. Die Welt stürzt nicht ein, wenn Du dieses Wort gebrauchst. Und sicherlich wird es auch den einen oder anderen geben, mit dem Du gar nicht mehr zusammen sein willst, wenn Du erstmal trocken bist und denkst. Die Spreu wird sich automatisch vom Weizen trennen. Denn ohne daß es einem bewußt ist, umgibt man sich doch mit Leuten, die teilweise unter dem eigenen Niveau liegen.
Meine letzte Beziehung hatte ich mit einem Mann, der weit unter meinem moralischen Niveau stand. Das ist mir erst viel, viel später klargeworden. Aber mit diesem Mann hatte ich eine Gemeinsamkeit: Das Trinken. Unter normalen Umständen wäre dieser Mann allenfalls ein flüchtiger Bekannter geblieben - mehr nicht. Damals war es mit meiner Selbstachtung nicht mehr weit her. Selbst vor diesem Mann machte ich mich klein. So krank hat mich der Alkohol gemacht.
Heute habe ich meine Würde wiedererlangt - dazu war es auch notwendig, mich von einigen Menschen auf immer zu trennen. Dafür haben sich mittlerweile neue dazugesellt, die mein Leben bereichern, statt mich herunterzuziehen.
Aber zerbrich Dir jetzt noch nicht den Kopf über das, was mal werden wird. Du kannst immer nur einen Schritt nach dem anderen tun. Alles andere passiert von ganz allein. Und was Dir jetzt noch so unüberwindlich vorkommt, da wirst Du in ein paar Wochen nur drüber lächeln können. Glaub mir! Wenn Du es wirklich willst - dann schaffst Du es.
Ich kann mich da Ameise nur anschliessen Du hast schon ein Trinkschema und das ist ein sicheres Anzeichen von Abhängigkeit Du solltest da wirklich was gegen unternehmen den ersten Schritt hast Du ja gemacht indem Du hier ins Forum gekommen bist . Hier hast Du es nicht mit "Fachidioten" sondern mit " Fachleuten" also Betroffenen zutun. Das mit dem Ablenken hast Du schon gut gemacht nehme doch heute deine Kinder und gehe ein bisschen an die frische Luft und esse ruhig zur Ablenkung ....lieber 5 kg mehr auf der Waage anstatt ner kaputten Leber Das was Ameise mit dem Niveau schrieb kann ich bestätigen habe gestern mit der Ex von Frank (nochance) telefoniert der hat sich in seiner harten nassen Zeit auch zu den Obdachlosen gesetzt und getrunken weil die Ihn angeblich verstanden haben ....als Er dann wieder nüchtern war ist Ihm das furchtbar peinlich gewesen
Ich drücke Dir jedenfalls die Daumen das Du das schaffst vielleicht solltest Du mal in eine Selbsthilfegruppe reinschnuppern da reisst Dir keiner den Kopf ab weil da auch nur Betroffene drin sind Frank hat es jedenfalls mit Hilfe der AA`s geschafft jahrelang trocken zu bleiben . Kopf hoch und alles Gute
Helena und Monica drücken das Selbe aus wie ich meinte, ganz genau. (Die Einteilung nach 'Jellinek' kann auch relativiert werden.) Die Tatsache eines Systems ist erst mal bemerkenswert. Aber nun haben doch alle ein System, nicht? Immer wenn "gefeiert" wird, fließt Sprit in mehr oder weniger qualifizierter Form und Menge. Aber der Unterschied zu diesem 'normalen' mitteleuropäischen System und mir bestand eindeutig darin, dass mich der Alk hat - und nicht ich ihn. Mein System hatte zunehmend darin bedstanden, dass ich alle Gelegenheiten suchte um zu trinken. Und dann wurde es später ja noch schlimmer, ich brauchte keine Gelegenheiten mehr. Die Gelegenheit bestand nur noch darin festzustellen "habe ich reichlich Stoff oder muss ich welchen neu beschaffen".
Liebe Loreley, einordnen musst du dich da ganz alleine. Aber ich finde schon, dass "wir" hier ein recht buntes Bild für dich abgeben zum Einordnen. Und es geht hier wirklich freihändig und ohne Netz zu, da kann man gar nicht meckern.
Und deine "notwendigen" Erleichterungen mit Hilfe vom Alkohol könnten ja auch die Nichtbewältigung deiner an sich anstehende Angelegenheiten sein.
im Grunde genommen haben meine Vorschreiber schon alles auf den Punkt gebracht. Deshalb von mir nur noch eine Randbemerkung. Alkoholismus = Krankheit?. Ich hatte viele jahre Riesenprobleme damit Alkoholismus als Krankheit zu akzeptieren. Krankheit, dass ist Rheuma, Diabetes, Multiple Sklerose, Migräne , AIDS, aber Alkoholismus? Alkoholiker sind doch diese kaputten, willensschwachen Typen, die so rücksichtslos sind, alles was ihnen lieb ist, zu versaufen. Diese abgehalfterten Menschen, die sich nicht zusammenreissen können. Das sind doch keine Kranken, denen muß man nur mal kräftig in den Arsch treten. Wie gesagt, dass war jahrelang meine eigene Überzeugung und deshalb konnte ich mich selbst ja auch nicht als Alki akzeptieren. Ich habe immer geglaubt meine Denke hätte Allgemeingültigkeit. Ich war der festen Überzeugung, dass so wie ich auch alle in meiner Umgebung denken würden. Vielleicht haben auch einige so gedacht. Aber das wunderbare war, dass ich nach meiner endgültigen(?) Trockenlegung von unglaublich vielen Menschen eines besseren belehrt wurde. Menschen, die mir plötzlich sagten:"Toll, dass du aufgehört hast zu trinken. Wir haben uns nie getraut mit dir darüber zu sprechen, weil wir nicht wußten , wie. Wir wissen schon lange, dass du mit dem Alk Probleme hast. Wir finden es super, dass du das jetzt endlich akzeptiert hast und dagegen ankämpfst." Meine ganzen Ängste und Albträume, wie meine Umgebung auf mein "Outing" reagieren würde, verpufften. Ich, der ich immer Angst hatte, mich durch mein Bekenntnis lächerlich zu machen, nicht mehr für voll genommen zu werden, nicht mehr der geile Machertyp zu sein, der ich vermeintlich immer war, erfuhr plötzlich Verständnis aus allen Richtungen.
Und das tollste ist, dass ich jetzt, da ich wirklich trocken bin, wirklich erst der Typ geworden bin, der ich in meinen Träumen immer sein wollte und in meinem Alkoholnebel schon immer zu sein glaubte. Ich war in meinem ganzen Leben noch nie so dynamisch, willensstark, kreativ und gesellig, wie heute. Wenn das der Preis ist, den ich für meine Krankheit zahlen muß, dann, verdammt noch mal, ist er es wert.
Schönen Sonntag
Jörg
PS. Loreley ? - heißt das, dass du irgendwo am Rhein(Koblenz?) auf einem Felsen sitzt und dir deine Haare kämmst?