Hallo, lese schon seit längerer Zeit in eurem Forum. Hab mich vor kurzem auch angemeldet und möcht auch mal was schreiben. Bin 36, Alkoholikerin, verheiratet und habe 2 Kinder. Bin seit über einem Jahr trocken. Beginne jetzt im Januar mit meiner dritten Staffel ambulante Therapie. Zu meinem Trinkverhalten war Spiegeltrinkerin hab also morgens schon getrunken und das jahrelang ohne das es jemand bemerkt hat (ausser meinem Nachbarn). Er hat dann meinen Mann darauf aufmerksam gemacht, dadurch wurde er darauf aufmerksam. Und ehrlich gesagt möcht diese Zeit irgendwie nicht missen, weil ich mich sonst wahrscheinlich nicht so verändert hätte. Naja bin eigentlich keine grosse Schreiberin. Wünsch euch allen noch ein gutes Neues Jahr.
Ich bin Angehörige eines Spiegeltrinkers (Schnaps), allerdings seit kurzer Zeit geschieden. Die letzten Jahre wurden die Aggressionen meines Mannes immer ärger, gelebt habe ich schon quasi wie ein Single. Im heurigen Sommer eskalierte die Situation, im Frühherbst merkte ich, dass er Flaschen zu Hause versteckt hatte (da war er aber schon ausgezogen). Die Aggressionen wurden mir gegenüber ärger - allerdings ging´s ja nur mehr am Telefon - am nächsten Morgen wieder total lieb und nett: Jekyll & Hyde-Syndrom. Was ich im speziell letzten halben Jahr durchgemacht habe, war enorm - das kann ich im Moment nicht in ein paar Zeilen notieren. Ich grüble und grüble und will mir vorstellen, ob er wirklich schon seit 10 Jahren trinkt (wieviel und in welchem Rhythmus weiss ich nicht). Denn für mich ist es unbeschreiblich quälend, dass ich WIRKLICH nichts davon bemerkt habe. Was ich wirklich bemerkt habe, waren: Aggressionen, Müdigkeit, lebte zurückgezogen, interessierte sich für nix mehr, "Verfolgungswahn", Persönlichkeit wirkte verändert. Jetzt werdet Ihr mir sagen, dass reicht ja eh schon. Nur merkt man das nicht in einer komplexen Art, sondern einmal das Symptom, dann wieder das andere Symptom. Ich habe in meiner Unwissenheit ihm einmal vorgeschlagen, er solle doch professionelle Hilfe annehmen, da ich "nur" an Depressionen dachte. Liebe Puckerl, kannst Du mir mitteilen, wie Du es geschafft hast, es Deiner Familie zu verheimlichen, wieviel Du getrunken hast und wie Du Dich verändert hast. Für jeden Satz bin ich dankbar. Danke, Eule
hab so durchschnittlich 6 Flaschen Bier getrunken ganz am Schluss auch mal Schnaps und Wein wenn ich nichts anderes hatte. Am Wochenende weniger da ja mein Mann zuhause war. Ja wie verheimlicht? War anfangs ganz einfach. Hab zuerst auch nur abends ein bis zwei Flaschen Bier getrunken hat sich aber dann immer mehr gesteigert. War anfangs auch einfach da in meinem früheren Bekannten- und Familienkreis regelmässig und sehr viel getrunken wird. (Gibt immer einen Grund zum Feiern und komischerweise ohne Alkohol keine Feiern). Mein Mann hat auch Flaschen bzw Dosen überall in der Wohnung gefunden. Und hatte immer Bonbons bzw Kaugummis parat. Und abends dann ein Bier damit meinem Mann die Alkoholfahne nicht auffällt. Ging solange bis ihn mein Nachbar mal darauf angesprochen hat er hatte bis dahin nicht mal bemerkt das ich auch am Wochenede meine 2 - 4 Flaschen trank obwohl er zuhause war. Meinst du jetzt wie ich mich in meiner Trinkzeit verändert habe oder jetzt?
Werd dir gern alle Fragen beantworten. Liebe Grüsse Puckerl
Liebe Puckerl! Ja ich hab gemeint, wie Du Dich (langsam) während Deiner Trinkphase verändert hast. Merkt man da selber nichts, Dein Ehemann hat ja nicht mal gewusst, dass Du trinkst. Oder erzählt er Dir jetzt, wie er Veränderungen erlebt hat und nicht einordnen konnte? Das Launenhafte und die massiven Aggressionen - immer nur in Worten, dafür aber sehr sehr verletzend - machten mich sehr kaputt. Bei einem Forumsteilnehmer namens "Ahoi" habe ich heute einen Satz gelesen, der mich nachdenklich stimmt. Er schreibt: "Einen Alkoholiker kann man auf Dauer nicht lieben." Er stehe nach wie vor hinter seiner Frau, mache aber alles aus Verantwortung etc. Irgendwie fühle ich auch so. Als mein Ex und ich vorerst einmal getrennt gewohnt haben, habe ich die Ruhe genossen und viel nachgedacht. Gedacht, geweint, gedacht, geweint. Einem Arzt habe ich viel erzählt, auch von meiner Liebe zu ihm, dass ich aber diese Situation auf Dauer nicht durchhalten werde. Er hat damals gesagt: Glaubst Du nicht auch, dass es einfach nur mehr Gewohnheit ist, was dich mit ihm verbindet? Über diesen Satz habe ich auch sehr lange grübeln müssen und dann für ich selbst bejaht. Auch wenn ich vom Alkohol selbst erst im letzten Jahr erfahren habe, so musste ich mit den Auswirkungen davon leben. Seine Persönlichkeitsveränderung hat mich auch verändert, vor allem aber meine Gefühle. Mir tut es auch in der Seele sehr, sehr weh, wenn ich sehe, was aus unseren vielen Jahren geworden ist. Aber ich hätte mit meiner Situation nicht mehr so leben wollen. Jetzt, wo ich seit Monaten alleine wohne und lebe, weiss ich das ganz sicher. Danke und Grüße an alle, Eule
Hallo Eule, war eigentlich erst zum Schluss depressiv und aggressiv und da wusste ja mein Mann dann das ich trinke. Hab mich in meiner Trinkzeit sehr von der Umwelt abgekapselt wollte immer alleine sein, hab nichts unternommen wollte nur in Ruhe trinken können. Glaub das ist bei jedem anders.
Was mich anfangs oft wütend gemacht hat, war das mein Mann all unsere Probleme auf den Alkohol schob. Ich weiss was ich meinem Mann und den Kindern mit meiner Trinkerei angetan habe (mein Vater hat auch getrunken). Aber kam mir irgendwie oft so vor als ob es keine Zeit davor gab bevor ich trank und da lagen ja meine bzw. unsere Hauptprobleme. Ob es nur noch Gewohnheit ist, kann ich nicht sagen. Muss aber immer an den Satz denken den mein Therapeut mal gesagt hat: "Die meisten Ehen die nicht durch den Alkohol kaputt gemacht wurden, gehen danach kaputt".
Liebe Eule, Meine Frau ist seit sehr langen Jahren alkoholabhängig. Ich habe auch jahrelang die Gefühlsschwankungen (-chaos wäre das bessere Wort!) meiner Frau ausgehalten, ich habe ihren Hass, ihre Vorwürfe, ihre halsstarrigen Diskussionen angehört, ich war verstört, wenn sich ihr Verhalten ohne jeden Grund von einem Augenblick zum nächsten um 180 Grad wendete. Ich habe damals nicht begriffen, dass ein Alkohol-KRANKER nicht wissen KANN, was er seiner Umgebung zufügt. Ich weiß nicht, wie eine Therapie diesen Punkt (was hat ein Alkoholiker seiner Umgebung „angetan“) thematisiert. Ich weiß aber, was er bei „seinem“ Co anrichtet, ich sehe das Ergebnis an mir. Ich kann das heute sagen, ohne an Schuld oder Vergeltung zu denken. Liebe Eule, du hast die klassische Karriere eines Co durchlaufen, mit „sehr gutem Erfolg“ (sarkastisch gemeint, entschuldige bitte), genau wie ich!!! Ich habe tiefe Schuldgefühle, Schwächung (hoffentlich nicht Verlust) meiner Lebenskraft und Lebensfreude erlitten, dir scheint es ganz ähnlich ergangen zu sein. Was mir dabei klar geworden ist? 1. Es ist absolut sinnlos, das Verhalten eines Alkoholikers „verstehen“ zu wollen. Er ist krank, es geht hier um Krankheitssymptome, nicht um moralische Verhaltensnormen. 2. Genauso kann man das Verhalten eines Co nicht „verstehen“. Auch er ist krank, er ist krank geworden durch die Alkoholkrankheit seines Partners. Die Frage nach Schuld oder Verantwortung ist bei einer Krankheitsübertragung nicht im Spiel, sonst wäre ich auch schuldig an der Grippe der Mitfahrer im Bus, wenn ich mir dort meine verschnupfte Nase putze. Wenn sich der Co eingesteht, dass sich seine Gefühle gegenüber „seinem“ Alki verändert haben, wenn er erkennt, dass seine Liebe zu „seinem“ Alki weg ist (oder „mal mehr mal weniger lang auf Urlaub geht“, wie Schneefrau so schön gesagt hat), wenn er erkennt, dass ihm lebensnotwendige, emotionale „Grundnahrungsmittel“ (Nähe, Geborgenheit, Vertrauen) fehlen ... dann hat er BEGRIFFEN, dass er krank ist. Genau wie beim Alkoholiker ist dieser Weg (die Erkenntnis seiner Krankheit) beim Co sehr lang ... und manche erkennen es wohl nie. Ich habe gestern irgendwo gelesen, dass die Sterblichkeits-rate bei Co`s größer ist als bei Alkoholikern ... kann ich nicht glauben, aber die Rate psychosomatischer Krankheiten ist sehr hoch, das leuchtet mir ein! Was ist mir noch klar geworden? 1. ICH bin krank, zum Glück noch (?) nicht physisch, aber bestimmt psychisch. 2. Ohne Behandlung werde ich nicht gesund werden. Und die Behandlung einer psychischen Krankheit nennt man wohl Therapie. Vor einem Jahr habe ich das noch weit von mir gewesen: ICH in eine Therapie??? Ich doch nicht, ich bin doch stabil!!! Hier hat mich ein Satz von Schneefrau in einem anderen posting sehr betroffen gemacht: „das bescheiden machende Zurückgeworfensein auf das eigene Selbst!“ Wenn ich das ganze Geschreibsel jetzt noch mal lese, merke ich, dass ich mir ein Stück meines schlechten Gewissen von der Seele geschrieben habe!!! Liebe Eule, eigentlich wollte ich dich trösten, weil ich sehr genau nachfühlen kann, wie du leidest ... leider habe ich doch wieder nur über mich geschrieben. Aber mir scheint, dass wir ähnliche Probleme haben, vielleicht helfen dir meine Gedanken ... oder du schreibst deine, damit sie mir helfen? Mut hast du, das hab ich gemerkt, ich wünsch dir, dass du ihn nicht verlierst!
ich finde Deine plastisch-drastischen Beschreibungen der Co-Abhängigkeit immer sehr gelungen.
Aber in einem Punkt möchte ich wiedersprechen: Du schreibst:
ZitatGenauso kann man das Verhalten eines Co nicht „verstehen“. Auch er ist krank, er ist krank geworden durch die Alkoholkrankheit seines Partners.
Nach meiner Erfahrung sind wir nicht durch unsere Alkoholkranken krank geworden. Die Bereitschaft zur Co-Abhängigkeit war bereits vorher in uns drinnen. Wir haben uns den Partner gesucht, der diesbezüglich zu uns paßt.
Irgendwas ist schon vorher schief gelaufen, meist in der frühen Jugend. Ich kann nicht genau sagen, was das bei mir genau war, aber weiß inzwischen, daß die Neigung zur Co-Abhängigkeit wesentlich länger besteht als meine jetzige Partnerschaft (und die besteht seit gut 15 Jahren).
Ich finde diese Unterscheidung deshalb so wichtig, weil sie 1. für uns Co-Abhängige vermutlich der Schlüssel zur Heilung ist. Wir werden nicht gesund, wenn wir die Verantwortung auf die Krankheit unserer Partner schieben. 2. weil es die Partnerschaft zu den Alkoholkranken Partnern etwas druckentlastet. Mein Partner hat mir zwar das Leben zu seinen Saufzeiten schon manchmal recht stark beeinträchtigt, aber ich habe das auch zugelassen. Da gab es Grenzen in mir selbst, die konnte ich erst überwinden durch dieses Eingeständnis, daß die Co-Abhängigkeit mein Ureigenes Problem ist. So gesehen hat mich dieses Eingeständnis auch befreit. Und deshalb konnte ich auch mit ihm weiter leben, als wir angefangen haben, uns diesem ganzen Klumperatatsch zu stellen!
Letztendlich braucht keiner ein schlechtes Gewissen haben. Es ist gekommen, wie es gekommen ist. Keiner kann was dafür, jeder kanns für sich ändern, wenn er nur will und jeder hat letztendlich von dieser Auseinandersetzung profitiert.
Ich lese/schreibe als Nachteule heute mal wieder, da sich für mich nachts oft fokussierter denken läßt Nee nee- ich möchte antworten zu drei Dingen:
1. Ich finde, indem du über dich schreibst, "nur" von dir und deinen Gedanken, Recherchen, Erfahrungen bist du a) "berechtigt" dazu und b) authentisch. Nur das kann eigentlich das Tröstende oder Anregende oder Glücklich/Betroffenmachende sein, was du verschenken kannst nebs der guten Wünsche und des Mutmachens. Meine Meinung. Und ich habe mich gefreut, dass mein Antwortposting andererorts dich scheint´s a wäng erreicht hat.
Nun zu diesen zwei Aussagen hier: Zitat:
1. Es ist absolut sinnlos, das Verhalten eines Alkoholikers „verstehen“ zu wollen. Er ist krank, es geht hier um Krankheitssymptome, nicht um moralische Verhaltensnormen. 2. Genauso kann man das Verhalten eines Co nicht „verstehen“. Auch er ist krank, er ist krank geworden durch die Alkoholkrankheit seines Partners.
Mh- im zweiten Punkt muss ich Lissy zustimmen, nur das ich in meinem Falle eben keinen Partner gewählt hatte, durch welchen ich mein "Co-Sein" ausleben konnte, sondern wie gesagt, zwei Eltern in dieser Situation von wem auch immer vorgesetzt bekommen hatte und so Co werden konnte. Im übrigen ist meine Mutter nebs Alkoholikerin auch 100%ig selber Co! Mh- aber das Angebot mir komplizierte, hilfsbedürftige Männern als attraktive Männer einzubilden, das bestand schon an mich! Das "Lass mich deine Krücke sein"-Motto war zum Glück nicht lange genug wirksam bei mir, da ich den Anspruch hatte aus Fehlern lernen zu dürfen Und das "Helfen" immer auch Selbstzweck ist, so ehrlich war ich zum Glück auch schon relativ früh mit mir selber. Also Retter-Sydrom adé mit so ca. 21 Lenzen!
Aber wenn ich diese beiden Sätze lese, mal weniger skapellhaft auseinander seziert, sondern assoziativ wirken lasse,dann steht mir da zuviel "krank" drin. Da ist was, das dann bei mir Widerstand macht. Das duftet nach Schuld und dem Entlassen von Schuld bzw. generell die Blaupause von Schuldfrage oder vielleicht zumindest nach der verzweifelten Suchen von Kausalität.
Woher kommen die denn, die zwei Sätze, nochmals nachgefragt: schlauer Ratgeber, deine Erfahrung, Gruppe? Das sind ja Sätze, die du zu dir selber sagst, in deinem Kopf und Bauch (Herzen)! Weil jedes Schreiben hier ist auch Selbstgespräch, gell!
Was ich dann noch von mir sagen möchte: ich habe mich in der Vergangenheit in Therapie begeben. War in Einzelbegleitung und habe dann auch eine Gruppe besucht, die aber nicht unter dem Motto Alkoholismus + Angehörige zusammenkam. War hart, aber herzlich und auf beides bin ich wirklich stolz bzw. ganz schamlos glücklich, denn ich ernte immer noch aus der Zeit dieser Anstrengung für mich selbst bis heute. Soviel zum Thema "psychisch krank"
Ich würde das eher "Wachstumsbedarf" nennen: sozusagen, dass der Baum, der man ist, sich zu sehr nach links, vorn, rechts oder sonst wo hin im Raum ( Himmel wie Erdreich) entwickelt hat und nun ist er/sie in seinem Baumsein so nicht lebensfroh, lebensglücklich, "rund", intega, im guten Kontakt mit der Erde, die ihn doch ernährt, oder dem Himmel, nach dem er sich strecken will!
Verantwortung- die wirkliche, nicht die ÜBER-Verantwortung, die dem Co-Menschen so zum Cosein verhilft, die ist in diesem ganzen Themenreigen schon nicht so ganz unter den Tisch fallen zu lassen, in dem man sagt : "krank"; das ist genau dieses, was Lissy klar sagt: ich habe es auch mit mir machen lassen! Und Verantwortung heisst im Hinblick auf die Frage "Therapie" ja/nein, diese für sich im besten Sinne, wenn denn Bedarf da ist, zu übernehmen.
Nun fallen mir doch bald die Augen zu... Gute Woche noch allen hier gewünscht!
Moin, Ich muss erst mal Dank loswerden. Wie ihr schon gemerkt habt, bin ich in der aktiven Heilungsphase, ich schreibe mir wie ein Blöder meine Gedanken von der Seele (auch hier im board, aber vor allem in eine ganz versteckte Datei, die nur für mich da ist), ich mache das, weil ich VOR einer Therapie den „verkarsteten Boden meines Ichs“ (Boäh) aufbrechen will. Ich will bereit und aufnahmefähig sein!
Warum Dank? Ihr gebt mir mit euren mehr oder weniger zartfühlenden Antworten Anstoß zur (Selbst-) Besinnung, zur Korrektur, manchmal auch Bestätigung. Ich bin auf dem Weg. Da wo ich gerade bin, werde ich (hoffentlich) morgen nicht mehr sein. Vieles bleibt zurück, manches nehme ich mit. Helft mir bitte weiterhin, damit ich richtig sortieren kann, nichts wertvolles wegschmeiße und nichts nutzloses mitnehme!
Und noch was. Ich hab manchmal eine komische Schreibe ... na ja, das ist nun mal meine! Ich schreib aber immer das, was ICH gerade denke, was in MIR vorgeht. Ich schreibe nicht aus Büchern ab (wenn ich das tue, zitiere ich und sag das auch). Jawohl, das wollte mal gesagt sein!!
Die Frage nach dem „Warum“ (warum bin ich Co geworden), geht mir sehr im Kopf rum. Lissy, ich persönlich glaube nicht, dass ich über ein Kindheitstrauma (vielleicht sogar über ein krummes Gen) eine spezielle Disposition zum Co bekommen habe. Was ich akzeptiere ist, dass jeder bestimmte Anlagen ererbt oder (früh)kindlich entwickelt, die ihn in seinem späteren Leben anfällig für bestimmte Krankheiten machen. (wenn ich z.B. bei nasskaltem Wetter ohne Mütze oder Stirnband spazieren gehe, dann krieg ich`s auf die Stirnhöhle, aber wie ... andere gehen mit Glatze skilaufen!). Genauso wenig glaube ich daran, dass bei der Partnerwahl unterschwellig eine versteckte Co Veranlagung mitspielt. Ich habe meine Frau geheiratet, weil sie wunderschön ist, weil sie ein super Kumpel ist, weil im Bett die Post abgeht, weil ... alles werde ich euch nicht erzählen!!! Aber bestimmt nicht, weil ich gespürt habe, dass ich bei ihr mal ein super Co Verhalten entwickeln kann. Nee, Leute, bestimmt nicht!!! Insofern glaube ich, dass als Folge der Alkoholkrankheit meiner Frau eine bei mir latent vorhandene Anlage sich als Co-„Krankheit “ manifestiert hat. Eine Disposition dazu hatte ich sicher, und der gilt es auch auf die Spur zu kommen, da stimme ich mit Euch überein! Ich muss rausfinden, wie ich mich in Zukunft verhalten muss, damit ich nicht wieder in so was (oder so was ähnliches) reinschlittere. Ich hoffe, ihr nehmt mir ab, dass ich damit nicht die Verantwortung für meine Krankheit auf die Krankheit meines Partners schiebe!!! Viel ändern an meiner Anlage werde ich wohl nicht mehr können (ab 60 ist man nicht mehr therapierbar?!), und so hoffnungslos daneben bin ich ja nun auch nicht, dass in Zukunft für mich als Lebensraum nur noch die Klapse bleibt!
Schneefrau, das mit dem „Wachstumsbedarf“ finde ich sehr gut, ich empfinde meine Situation immer öfter auch als Chance zu wachsen. Ich denke aber, dass ich dabei nicht die Notwendigkeit einer (Krankheits-) Behandlung verdrängen darf. Aber genau das sagst du ja auch zum Schluss! Ich denke, wir sind ziemlich nah beieinander ... und gleich sind wir zum Glück nicht, das wäre ja langweilig!
Ach ja, eins wollte ich noch fragen: in den Chat geht ihr wohl nicht oder nur sehr selten??? Ich hätte sehr große Lust dazu. Besonders würde ich dich, Schneefrau, gern mal nach deinen Therapieerfahrungen fragen. Wie wär`s???
ZitatInsofern glaube ich, dass als Folge der Alkoholkrankheit meiner Frau eine bei mir latent vorhandene Anlage sich als Co-„Krankheit “ manifestiert hat.
JO, genauso hab ich das auch gemeint, ich hab mich wohl etwas zu kraß ausgedrückt :-)
Ich hab nicht gedacht, daß Du nur so drauf gelauert hast, wo kommt da eine Frau, der Du das arme Helferchen spielen kann.
Den Eindruck möchte ich von mir auch nicht gerne erwecken.
Das ist ja alles viel subtiler, als man es mit Worten darstellen kann. Das klingt dann oft drastischer, als es gemeint war, aber das ist vermutlich auch wichtig, damit man sich überhaupt im Ansazt klar werden kann, was abläuft und gut trainierte Verhaltensweisen ehrlich hinterfragt.
Ich selber merke bei mir natürlich immer wieder den Ansatz, daß ich in die gleichen, ungesunden Verhaltensweisen rutschen möchte. Aber es ist nicht mehr die Energie dahinter und ich merk recht schnell, wo's hinläuft und kann gegensteuern.
Ich bin übrigens der festen Überzeugung, daß man in jedem Alter zur Heilung fähig ist. Ich stell mir das immer so vor, daß der Kern in uns eigentlich völlig unangetastet und heil ist und durch bestimmte Erfahrungen (ja, vielleicht spielen auch Gene eine Rolle) bekommt das Verhalten einen Drall in eine bestimmte ungesunde Richtung.
Das wird dann ein Selbstläufer und fängt an im Kreis zu rotieren und wird zum Teufelskreis. Nicht zuletzt dadurch, daß sich der passende Gegenspieler (Partner) findet, wird daraus ein sehr stabiles Geflecht.
Wenn wir den Teufelskreis erst mal durch ehrliches Hinterfragen durchbrochen haben, dann ist es schon kein Selbstläufer mehr und irgendwann braucht dann die Heilung weniger Energie als das Aufrechterhalten der komischen Verhaltensweisen.
Zitatund so hoffnungslos daneben bin ich ja nun auch nicht, dass in Zukunft für mich als Lebensraum nur noch die Klapse bleibt!
Da würd ich mir auch mal keine Sorge machen an Deiner Stelle!
unterschätzt nicht "das gemütliche Elend", in welchem man sich wenigstens auskennt! Der Geist ist halt zu mangelhaft, die Seele muss sich entschließen, der Hintern muss sich erheben.
Aber ich denke, Ahoi , dass du deine Schranken inzwischen ganz gut im Blick hast. Jedenfalls bist du doch wohl positiv aufgebrochen. Aber Therapie ist ja sehr löblich und informativ, aber mehr auch nicht. Davon raucht der Schornstein jedenfalls nicht! (Oder muss man heute sagen, davon macht die Fernheizung keinen Dampf)
Hallo, Ihr Lieben! Wow, da hab ich aber geschaut, wieviele Beiträge in zwei Tagen "reingekommen" sind. Ich sag auch danke, weil ich mich ja angesprochen fühle und auch wurde. Ahoi hat mich ziemlich "erwischt". Stimmt, ich bin sehr sehr verletzt und gedemütigt. Gut, dass ich im Vorjahr einen Auslöser, als DIE CHANCE genutzt habe, endlich eine Veränderung herbeizuführen. Heute sitz ich da - wie an vielen anderen Tagen auch - und frage mich, wie lange ich das eigentlich ertragen habe. Allen habe ich die perfekte Show vorgespielt. Alle haben sich gewundert, was ich mir alles an Grobheiten an den Kopf werfen hab lassen. Das mit den Schuldgefühlen ist fast nicht da, meine einzige Schuld ist, dass ich mich solange so mies behandeln hab lassen. Schwächung der Lebenskraft passt - obwohl ich noch immer viel Energie habe. Heute war ich wieder bei der Psychotherapie. Meine Ärztin ist ein sehr kompetenter Mensch und hilft mir - wirklich. Heute habe ich wieder ein paar Aha-Momente erlebt. Ok, ich habe die klassische Co-Alkoholiker-Karriere. Aber ich bekomme nur einen winzigen Anteil von meiner Krankenkassa für jede Psycho-Stunde retourniert. Da haben es die Alkis ja wirklich besser. Das macht mich ein bißl zornig, obwohl ich nicht tauschen möchte. Nach Monaten des "Studierens" habe ich auch begriffen, dass ein Alkoholkranker eben SO handelt/spricht/agiert. Und was ist, wenn er jetzt noch immer nichts für sich selbst tut? Geht er dann vor die Hunde? Wir waren über 20 Jahre zusammen, ganz egal ist mir das nicht, obwohl ich jetzt froh bin, dass ich alleine bin. Warum nur? Ganz werde ich das wohl nicht aus dem Kopf bringen. Ich habe auch nicht Angst vor der Einsamkeit, wirklich nicht. Bin ziemlich unternehmungslustig. Aber am 23. und 24. und auch am 30. Dezember hat´s mich ordentlich erwischt. Da kamen die Riesenwellen und haben mir die Tränen ordentlich rausgedrückt. Fast hatte es den Anschein, ich könne nicht mehr aufhören. Da habe ich dann fest im Kopf das "Warum" verankert. Ahoi, lieb wenn Du mich trösten willst. Hast Du eh getan, auch wenn Du glaubst, Du hast "nur" von Dir geschrieben. Da weiss ich, aja da draussen ist ja noch einer, noch einer, da ist wieder einer, der so ähnlich denkt und fühlt und heult wie ich. Ich denke, dass ich noch viele Monate brauchen werde, mein ständig Verdrängtes zu verarbeiten. So will ich auch nicht mehr leben, ständig den Partner zu entschuldigen, ständig Gefühlskälte, Grobheiten, Gemeinheiten, Ignoranz u.v.a. zu tolerieren. Nein danke. Ich möchte - irgendwann wenn es das Schicksal so meint - einen lieben Mann kennenlernen, der mich in den Arm nimmt, einmal, einfach so, ein liebes Wort sagt. Jemand, dem mein Essen schmeckt (ich koche wirklich gut). Jemand, der sich auch für meine Berufswelt und meinen Ärger/Kummer interessiert. Was ich sicher nicht machen darf, dass die Vergangenheit mich zu misstrauisch macht. Es grüßt Euch für heute, Eule
Mein Lieblingsspruch und der half mir schon in vielen Situationen: Nur wer seinen eigenen Weg geht, kann nicht überholt werden
Zitat: "Und noch was. Ich hab manchmal eine komische Schreibe ... na ja, das ist nun mal meine! Ich schreib aber immer das, was ICH gerade denke, was in MIR vorgeht. Ich schreibe nicht aus Büchern ab (wenn ich das tue, zitiere ich und sag das auch). Jawohl, das wollte mal gesagt sein!! "
Wollte dir damit in dem Sinne net auf die Füsse trampeln ( nur 1-2 Zehen :grins2, aber das hat wie gesagt ab und an einfach n Fragezeichen mit Nachfragebedarf bei mir erzeugt. Vielleicht warst du da ab und an Kopffüssler, was man/frau beim "Entkarsten" ( tolles Bild :gut ja auch sein muss/ darf- wechselt ja immer wieder gell, was man wie grade braucht und welche Brille man zun Besinnen aufsetzen muss.
Wären wir beide in einer Gruppe und deine `Schrift-Schreibe´ wäre mündlich auch so rübergekommen, dann wäre ich dir freundlich ins Gesicht gesprungen von wegen: Spüren, lieber Ahoi! Spürst du dich grade? Denn für mich warst du einfach in diesen zwei von mir rausgepickten Sätzen so minimal spürbar
Ich unterhalte mich gerne mit dir über meine Therapieerfahrung- kein Problem, aber der Chat hier besteht aus irgendeinem uneindeutigen Grunde nicht. Stimmt wohl so für das Board mit seinen netten Leutz bisher- aber wir können uns gerne anderenorts verabreden (schick ich dir gerne als mail zu- guck mal in deinen Postkasten).Vielleicht ändert sich das mit dem Chatleben hier ja nach einem Real-Live-Treffen, was ich schwer annehme
Zitat 2 :"Ich bin auf dem Weg. Da wo ich gerade bin, werde ich (hoffentlich) morgen nicht mehr sein. Vieles bleibt zurück, manches nehme ich mit. Helft mir bitte weiterhin, damit ich richtig sortieren kann, nichts wertvolles wegschmeiße und nichts nutzloses mitnehme! "
Das ist schön, das so klar zu lesen und sich damit durch dich in guter Gesellschaft/Gemeinschaft wiederzufinden! Das ist sozusagen wirklich DAS, was wir hier alle von und miteinander wollen und tatsächlich auch schenken/geben können. Der Satz hat mich lächelnd und kopfnickend glücklich gemacht. Danke Ahoi!
Und Lissy hat schon ganz meine Meinung gesagt: Therapie hat nüscht viel mit dem Alter zu tun.. klar, einen älteren Baum verpflanzen ist Quatsch, bzw. ihn mit Stöckchen zu begradigen sinnlos. Allerdings ihm einen Spiegel anzubieten, in dem er sich selber und seine Position in Raum reflektierend betrachten kann, das ist der gute Sinn und Zweck dieser zwischenmenschlichen Begegnung der besonderen Art namens Therapie! Wie anderenortes angesprochen: das ist der Weg raus aus dem "kognitiven Gefängnis der Vergangenheit".
Klaro gibt es immer wieder Tage, da fällt man in alte Verhaltensweisen zurück- ich nenn´das die "alten Eisenbahnschienen benutzen" oder auch "im selbst gemachten Kreisverkehr fahren" tütüt Aber wenn´s so gelingt, wie Lissy beschrieben hat: gegensteuern, Verhaltenskorrektur da eben dieses bewusst ist, dann ist man doch in der Lage, die Zellentür immer wieder zu durchschreiten und die Zelle hinter sich zu lassen Max hat aber auch scho auch Recht: das bekannte "(un)gemütliche Elend" hat ab und zu auch seinen Tag und hat bestimmt auch die eine oder andere Sitzung zum Jammern bei mir verbraucht ... was soll´s, gehört auch dazu und frau war /ist auch net mit´m Ionen- oder Atomantrieb ausgestattet, hat also manchmal auch "nur" Energie genug es sich schlecht gehen zu lassen Aber der Anspruch "nach der Therapie" ist ja kaum, dannach ein Leben lang glücklich und zufrieden und CO ( hehe) zu sein... dat wär´ja schon wieder n Überanspruch
Zum Schluss noch : Danke Eule für deinen schönen, schönen Spruch- wäre doch glatt ein Motto wert! Keine Lust dich anzumelden ? *zwinker zwinker Denn Satz druck ich mir gleich aus und er kommt an eine meiner Wände hier. Dir viel Glück und Gutes gewünscht, da es immer schwer ist den Satz zu ehren und auszuhalten: Die eigene Freiheit endet da, wo die Freiheit des Anderen anfängt. Das gilt auch immer in Beziehung, auch wenn´s grade da manchmal vergessen, verdrängt, nicht geglaubt, unbekannt bis ignoriert wird, je nach Mensch und seiner Geschichte.