Hallo, mein Name ist Tim und ich bin 31 Jahre alt.
Meine Kindheit war okay. Mein Vater trank schon seit ich denken kann seine Feierabendbierchen (und nicht nur eins). Kann mich noch daran erinnern, dass er mir mit 'ner Riesenfahne 'nen Gute-Nacht Kuss gab. Fand dass es irgendwie gut roch...
Erster Rausch mit 12. Erster Vollrausch mit 14. Mit 16 war ich jedes Wochenende total betrunken, war ja damals auch "normal" und spassig. So ging das weiter. Hatte hier und da mal ne Schlägerei und wurde ziemlich aggressiv auf Alk und verlor im Suff so ziemlich jeden Respekt vor mir und meinen Mitmenschen.
Mit 20 trank ich bereits täglich zwei Bier.
Als Student trank ich jeden Abend so durchschnittlich 4-6 Bier pro Abend. Natürlich schoß ich mich bei jeder Party so richtig weg. Meine damalige Freundin erkannte das Problem und drohte mir zu gehen, wenn ich weiter soviel tränke. Die zuvor ging bereits, weil ich mich immer wegbeamte. Ich reduzierte es also, wenn wir zusammen waren und fand das ganze dann eher öde. Ging aber umso derber ab, wenn sie nicht da war. Natürlich merkte sie dies. Letztendlich verlies auch sie mich.
Ich schloß mein Studium in der Regelstudienzeit ab und wurde sogar ausgezeichnet.
Ich habe momentan eine leitende Position inne.
Tagsüber trinke ich nicht, habe ich auch noch nie. Abends zieh ich mir so meine 2-4 0,5 l Bier täglich rein. Am Wochenende wirds dann richtig lustig. Da sind es dann so an die 10-20 plus jede Menge anderer, härterer Sachen. Auch oft alleine. Habe schon jede Menge Freunde und Freundinnen (Partnerinnen) verloren.
Wenn ich mich so umsehe trinkt eigentlich mein ganzes Umfeld und unsere Aktivitäten hängen letztendlich immer mit Alkohol zusammen. Bin neu in der Stadt und will auf keinen Fall wieder verbrannte Erde hinterlassen und weiterziehen, wie schon oft vorher. Hobbies habe ich eigentlich keine und letzte Partnerin ist auch grad wieder gegangen.
Ich habe keine Lust mehr so weiterzuleben.
So ist das.
Tim[f1][ Editiert von unnamendfeeling am: 08.01.2004 21:36 ][/f]
Erst mal "Willkommen" hier am Board. Dich hier anzumelden und zu schreiben war einmal der erste Schritt. Hast Du schon mal versucht, einige Tage mit dem Trinken aufzuhören? Wenn ja, wie ist es Dir dabei gegangen?
Ich selber habe ähnliche Mengen unter der Woche getrunken (bis zu 6 Bier am Abend) und in der Firma hat keiner was gemerkt. Aber morgen hab ich meine 3 Monate "Trockenzeit" fertig .
Wenn Du wirklich aufhören willst zu trinken, muss der Entschluss nur von Dir kommen und felsenfest sein. Die Zeit wird hart werden, aber glaube mir: Es lohnt sich !!! Solltest Du Tips wegen ärztlicher Beratung oder Selbsthilfegruppen brauchen, können Dir andere Boardies sicher besser helfen, ich hab das mit mir alleine ausgemacht und es hat auch funktioniert. Aber da ist jeder anders, jeder holt sich die Hilfe, wo er meint, dass es am besten ist.
Du schreibst, Du willst so nicht weiterleben, also tu was!!!
die "Bestandsaufnahme" deiner Lebensführung ist straff und eindeutig dargestellt und für "unsereins" sofort nachvollziehbar. Weshalb aber trinkst du? Das steht da nämlich nicht. Genauer gefragt: hast du echte Gründe zu trinken (außer Entspannung solch Grund zählt nicht ernsthaft), oder trinkst du auch ohne Grund, einfach so? Weil man könnte ebenso vermuten, dass dich nur die Tatsache grämt, dass stets die Partnerin sich verabschiedet, und dann folgt wieder diese Einsamkeit. Ansonsten schilderst du ziemlich genau meine (damalige) Geschichte als ich so um die 25 war. Oder ist vielleicht das Leben sooo nicht bunt genug, denn du "bist doch wer". Und alle schönen Dinge müssen nur noch verschönt werden, also mit Alk. Und dabei werden sie ja nur verdünnt, zuletzt dann bis zur Unkenntlichkeit.
Nunja, nen Tag mal nicht getrunken habe ich eigentlich immer nur, wenn ich mit einer Frau (also Partnerin) aus bzw. zusammen war. Fand' das okay, mir hat dann nichts gefehlt, konnte auch super schlafen. Wenn Du mich jetzt allerdings so fragst, glaube ich, dass ich die letzten 15 Jahre niemals mehr (ausser heute *g*) als zwei Tage hintereinander nichts getrunken habe. Ich habe seit nunmehr 48h nichts mehr getrunken. Zuvor (also die letzten zwei Wochen) allerdings mehr denn je. Bis 6 früh getrunken, dann bis 17h gepennt und dann das gleiche von vorn. Ich will ja aufhören! Mir geht es gerade eben nicht sehr gut, aber ich glaube nur, weil ich weiss, dass ich nichts trinken werde. Schlafen konnte ich auch nicht gut, hatte Alpträume und konnte nur 4h schlafen. Gestern nahm ich dann vorsichtshalber 2 Schlaftabletten. Kann aber auch an der Schlafumstellung liegen. Irgendwie greif ich gedanklich immer zum Bier, das normalerweise jetzt gerade neben mir stehen würde...
Meine "Karriere" war straff erzählt und vielleicht etwas positiver dargestellt als sie tats. ist, weil negatives weggelassen wurde.
Warum trinke ich? Hmm... Ich glaube schon zu wissen warum. Klar um zu vergessen! Nat. auch um zu vergessen, dass ich mich schäme weil ich trinke (Antoine läßt grüßen). Aber der Hauptgrund liegt glaube ich woanders. Ziemlich kompliziert, glaub ich, hängt mit Elternhaus zusammen und der mangelnden Fähigkeit wieder ICH zu sein und nicht der Sohn meines Vaters. Evtl. irgendw. mal mehr darüber. Er ist übrigens auch Alkoholiker, in meinen Augen, er würde das aber nie zugeben.
Das mit dem Verlassenwerden von der Partnerin nervt natürlich auch, ist natürlich auch immer ein willkommener Grund um im Selbstmitleid zu "ertrinken", ist mir aber zur Zeit eher weniger wichtig.
Ich habe mir Ziele gesetzt, welche ich erreichen werde. Dies hier soll der erste Schritt sein.
Werde wieder schreiben und finde es schön, dass es so etwas gibt.
auch von mir herzlich willkommen. Beim lesen Deines Threats überkam mich das Gefühl "Teufelskreis",dass mir gar nicht so unbekannt ist.
Ich kann sämtliche Gründe nachvollziehen,warum Du getrunken hast und wahrscheinlich auch noch weitertrinken könntest. Aber somit würdest Du das Elend nur verzögern und weiter vor Dir herschieben.Aber irgendwann wirst Du sowieso Dein Leben in eine neue Bahn lenken müssen,warum also nicht ab sofort.
Du bist ein sehr intelligenter Mensch und ich habe das intuitive Gefühl,dass Dein jetziges Leben gar nicht Deiner Persönlichkeit entspricht,Du lebst das Leben Deiner Umwelt und nicht Dein eigenes. Aber um zu erkennen,was Dir und Deiner Persönlichkeit wirklich entspricht,ist es dringend notwendig,die Flasche stehenzulassen. Dann wird sich auch Dein eigener Lebensweg herauskristallisieren.
Das alles wird am Anfang nicht einfach sein,Du wirst vielleicht auch "gute" Freunde verlieren,Du wirst hartnäckig bleiben müssen und einfach mal miese Stimmungslagen,die Dir der "Saufdruck" oder die "Gewohnheit" bescheren werden,aushalten müssen.
Aber es lohnt sich,das kann ich Dir aus Erfahrung sagen.
auch von mir herzlich willkommen. Beim lesen Deines Threats überkam mich das Gefühl "Teufelskreis",dass mir gar nicht so unbekannt ist.
Ich kann sämtliche Gründe nachvollziehen,warum Du getrunken hast und wahrscheinlich auch noch weitertrinken könntest. Aber somit würdest Du das Elend nur verzögern und weiter vor Dir herschieben.Aber irgendwann wirst Du sowieso Dein Leben in eine neue Bahn lenken müssen,warum also nicht ab sofort.
Du bist ein sehr intelligenter Mensch und ich habe das intuitive Gefühl,dass Dein jetziges Leben gar nicht Deiner Persönlichkeit entspricht,Du lebst das Leben Deiner Umwelt und nicht Dein eigenes. Aber um zu erkennen,was Dir und Deiner Persönlichkeit wirklich entspricht,ist es dringend notwendig,die Flasche stehenzulassen. Dann wird sich auch Dein eigener Lebensweg herauskristallisieren.
Das alles wird am Anfang nicht einfach sein,Du wirst vielleicht auch "gute" Freunde verlieren,Du wirst hartnäckig bleiben müssen und einfach mal miese Stimmungslagen,die Dir der "Saufdruck" oder die "Gewohnheit" bescheren werden,aushalten müssen.
Aber es lohnt sich,das kann ich Dir aus Erfahrung sagen.
Du meinst also mein Leben entspricht nicht meiner Persönlichkeit? Ich weiss es nicht und ich weiss auch nicht wirklich, welche Rolle der Alkoholkonsum damit zu tun hat. Es scheint mir schon so, dass ich mich gerne in andere "hineinflüchte", geb ich Dir schon zu.
Nunja, ich muss eben mal aufräumen und ich bin ja gerade dabei den ersten Schritt zu tun.
hi Tim, mir fällt auf, dass du wieder "du selbst sein möchtest und nicht der Sohn deines Vaters". Könnte aber auch sein, dass man dir früher immer angesagt hat was richtig ist und wie's Leben geht und wie man so vorwärts kommt. Aber vielleicht haben sie damit auch nur deine eigene Einwicklung eingeschränkt bis behindert. Und nun stellst du irgendwas in dir selber fest, was da noch sein könnte. Dazu kommt noch, dass du bereits sehr früh (im Lebensalter) und immerfort Alk getrunken hast. Da kann doch gut sein, dass du immer dann, wenn die wirklichen Probleme oder Entwicklungsschritte dran waren, diese mit Alk wegbefördert hast. Und nun wird's leer, und leerer, bei allem deinem Fortschreiten. Grüße von Max
ZitatIch weiss es nicht und ich weiss auch nicht wirklich, welche Rolle der Alkoholkonsum damit zu tun hat.
Der Alkoholkonsum spielt eine große Rolle - wenn nicht sogar die einzige Rolle dabei.
Jeder, der abhängig trinkt, ist weit davon entfernt, sich authentisch zu fühlen und zu geben. Der erste Schritt, um zu seiner Persönlichkeit zurückzufinden, ist nun einmal der, nichts mehr zu trinken.[f1][ Editiert von Ameise am: 12.01.2004 7:13 ][/f]
willkommen hier. Du schreibst: ich habe keine Lust mehr, so weiterzuleben. Zu diesem Entschluss gratuliere ich Dir.
Als ich deinen Lebenslauf gelesen habe, kam mir sehr vieles bekannt vor. Die Vater-getriebenheit. Das Gefühl, gar nicht sein eigenes Leben zu leben. Der beginnene Ekel vor dem Alkohol, der eine absolute Selbsverständlichkeit im Leben geworden ist. Die beginnende Einsicht, dass sich hinter dem Alkohol etwas anderes versteckt, als Spaß und Hurra, dass er Dich im Griff hat und beginnt zu klammern.
Aber auch das überzogen positive in Deiner Darstellung erinnert mich, die Bemerkung: am Wochenende wirds "dann richtig lustig" (Du sprichst immerhin davon, dass Du Dich zulaufen läßt)und die Verwunderung darüber, dass nicht alles klappt (die Beziehungen), obwohl es doch eigentlich klappen müßte.(Du verhälst Dich doch so, wie die Leute es von Dir erwarten).
Ich war vor ca 4 Jahren an dem gleichen Punkt und habe dann noch ein Jahr gebraucht, um die Notbremse zu ziehen. Dieses Jahr würde ich Dir gerne ersparen. Mach Nägel mit Köpfen, ändere Dein Leben. Ich kann mir vorstellen, dass dich die Vorstellung, nie wieder Alkohol zu trinken die pure Angst durch den Körper jagt. Glaube dieser Angst nicht, sie gehört zur Sucht. Niemand kann dich davon abhalten, wieder anzufangen, niemand kann Dich vom saufen abhalten, außer du selber. Du kannst aber erst entscheiden, wenn du das trockene Leben einmal ausprobiert hast und das bedeutet zunächst mal nicht mehr als: heute trinke ich keinen Alkohol. Natürlich ist das ein billiger Trick, aber er funktioniert.
Mach es und mach es richtig. Beobachte Dich: kannst du alleine trocken bleiben, oder baust Du Rückfälle? Das geht dann so: du trinkst drei tage nichts und haust Dir danach den Kopf so richtig zu brei, trinkst zwei Tage nichts und legst dann richtig los. trinkst einen Tag nichts.... Ist übertrieben dargestellt, läuft aber so. Kannst Du nicht alleine trocken bleiben, dann ist das überhaupt kein beinbruch: mach einen Entzug. Das hört sich viel schlimmer an, als es ist.
Suche dir in jedem Fall eine Selbsthilfegruppe. Entschuldige dich nicht dafür, suche keine Begründungen. Gehe hin! Schaue Dir mehrere Gruppen an. lerne Leute kennen. Es gibt eine ganze Menge Menschen, die wie Du sind, die relativ früh mit dem saufen aufhören, weil sie die "schnauze gestrichen voll" haben (im wahrsten sinne des Wortes). Es gibt da erfolgreiche Leute, auch in "Führungspositionen". Es gibt da nette Menschen, mit denen Du über die Dinge, die Dich jetzt bewegen, reden kannst.
Mach et Otze!
Merryl.[f1][ Editiert von Merryl am: 12.01.2004 11:23 ][/f]