Es hat nichts mit dem Board hier zu tun, sondern bei mir hat sich seit 2 Tagen ein ziemliches Tief entwickelt.
Mein Kopf will natürlich weiterhin nicht trinken und mir ist klar, dass ich mir alles zerstören würde (z.B. auch den Therapieplatz), wenn ich jetzt rückfällig werde. Ich möchte mal drüber schreiben, was sich gerade so bei mir abspielt.
Seit Monaten tue ich alles, um aus diesem Suchtloch herauszukommen. Gehe raus, suche Kontakte, habe mit einer ambulanten Therapie angefangen,etc. etc. und trotz allem tat sich bei mir in den letzten 2 Tagen auf einmal eine riesige innere Leere auf. Ich habe das Gefühl ich mache und mache, aber es kommt nicht viel zurück und ich bin natürlich immer noch die alte, mit ihren ganzen Problemen und Verhaltensmustern.
Gestern und auch heute habe ich wieder genau das Gefühl in mir, wie es war, wenn ich immer getrunken habe. Es ist so eine Art Einsamkeitsgefühl - ich fühle mich im Moment so machtlos dagegen. Ich mache meine Arbeit und kümmere mich um mein Kind, aber ich komme mir dabei ein bißchen vor wie ein Roboter. Ich sitze abends alleine zu Hause, kann auch nicht weg, weil ich ja auf mein Kind aufpassen muss. Die Wohnung ist so leer, mein Mann arbeitet bis spät nachts und mir fällt niemand ein, den ich anrufen könnte. Ich will ja auch niemanden mit meiner traurigen Stimmung belästigen. Dann fällt mir auch auf, dass eigentlich fast nie das Telefon klingelt, dass ich gar keine wirklichen Freunde habe, obwohl ich mich, seit wir vor 2 Jahren umgezogen sind, wirklich reingehängt habe Kontakt zu finden. Oberflächliche Kontakte habe ich auch hier im Dorf, aber mehr wurde es nie. Ich meine das jetzt gar nicht vor Selbstmitleid triefend...eher ratlos...mir fällt nichts ein, wie ich mein Einsamkeitsgefühl ändern könnte.
Ich merke auf einmal total deutlich, dass ich mehr Kontakt zu anderen Menschen bräuchte, mit denen ich mich treffen kann, mit denen ich Freundschaft schließen könnte. Ich merke auch andererseits, dass ich immer noch Angst davor habe - insbesondere vor Menschen, die mich dann total vereinnahmen könnten, überrollen und nur für ihre Zwecke mißbrauchen. Es ist ein Dilemma. Sich dann einfach mit der Weinflasche vor den Fernseher zu setzen ist halt so schön tröstend. Ein bißchen vorgeheuchelte Geborgenheit, die mir niemand nehmen kann und mit der ich auch niemanden belästige.
Was mich noch zusätzlich aus der Bahn geworfen hat, ist, dass ich gestern abend, als ich mein Auto in die Garage fuhr mein Blick plötzlich an einem vermeintlichen Weinkarton hängen blieb und in mir so etwas wie Freude und Erleichterung aufkam. Ich ging hin und guckte rein, in der Hoffnung ein Flasche Wein zu finden. Es war nicht mal ein Weinkarton, sondern ein Karton von einer Tischlampe - völlig was anderes - krieg ich jetzt schon Halluzinationen? Ich bin mir nicht so sicher, was ich gemacht hätte, wenn da eine Flasche drin gewesen wäre. Ich habe auch kurz dran gedacht, ob mein Mann mir vielleicht als Überraschung den Wein gekauft haben könnte, weil er findet, dass ist alles gar nicht so schlimm. Ganz schön bescheuert, was? Deshalb bin ich ziemlich erschrocken über mich selbst und auch traurig im Moment.
hallo Gaby, über Krisen haben wir uns schon mehrfach besprochen. Die Hauptsache ist zu, dass sie vorbei gehen. Und das man das vorher weiß. Ohne andere Menschen hätte ich das nicht (?) geschafft, aber Berlin ist groß und vielschichtig. Aber trotzdem hätte ich es geschafft haben müssen, ich weiß. Fühle dich jetzt nicht veräppelt, das meine ich jetzt im Ernst: Meine ganze Lauferei hilft mir in solchen Stunden sehr. Also das ist längst zur Meditation geworden. (vor 3 Tagen wurden es wieder mal 26 Kilometer.) Danach bin ich tatsächlich wie neu angestrichen. meine eigene Krise gerade weiß ich wenigstens woher sie kommt. Ich wohne hier alleine, und kann nicht alleine sein, eigentlich. Aber welche Frau will mich. Und eine Trudelblume will umgekehrt ich nicht. Gefestigt trocken, nicht zu dick, feinfühlig, musisch, tolerant und herzlich. Aber ich hoffe, dass deine Krise "nur" entwicklungsbedingt sich abspielt. ich grüße dich, Max
ich kann es dir gut nachfühlen, wie es dir geht. Du hast das Gefühl, alles zu machen, alles zu geben, was du kannst und du bekommst fast nichts zurück. Nichts will sich vorwärtsbewegen. Und da kann sich schon mal eine Halluzination einschleichen, dass man einen Lampenkarton mit einem Weinkarton verwechselt.... In solchen Situationen, wie du sie beschreibst, bist du höchst gefährdet, wieder zu trinken.
Was kannst du konkret und sofort dagegen unternehmen? Das eine hat dir Max schon gesagt, wie er es macht. Rausgehen, spazieren gehen, laufen, joggen. Auf keinen Fall alleine in der Wohnung bleiben. Hast du eine Telefonnummer, die du in einem solchen Fall anrufen kannst? Du weißt, dass es von AA Kontakttelefonnummern gibt, bestimmt auch eine in deiner Nähe...... Versuch sie über die Telefonseelsorge oder über AA München herauszubekommen und dann ruf einfach an. Der oder die am anderen Ende der Leitung weiss genau, von was du sprichst, wenn du erzählst, was du jetzt in deinem Beitrag geschrieben hast. Wenn du Glück hast, ist vielleicht heute Abend in deiner Nähe ein Meeting.... wenn nicht von AA, dann von einer anderen Gruppe...Versuch es einfach herauszubekommen. Das ist übrigens eine sehr gute Möglichkeit, Freunde zu finden..... in einer Selbsthilfegruppe. Ich kann es mir schon vorstellen, dass es nicht einfach ist, in einem kleinen Dorf als „Zugezogene“ Anschluss zu finden.
Vielleicht ist das jetzt auch für dich gar nicht angesagt. Es gibt gewisse Zeiten im Leben, die man sozusagen „in Klausur“ verbringen muss. Ich glaube, erst hinterher erkennt man dann, wozu das gut war.
Dass man aber nicht ganz und gar vereinsamt und nicht vom eingeschlagenen Weg abkommt, dafür sind die Gruppen da. Nehm das Angebot wahr... Versuch es, es wird sicher einen Weg geben. Ist dein Kind noch klein? Notfalls kannst du es mitnehmen, wenn du es nirgends unterbringen kannst. In unserer Gruppe hier am Ort hatten wir vor längerer Zeit einige Male ein Baby zu Gast....
Versuche dir auf jedenfall klar zu machen, dass wenn du jetzt schwach wirst und etwas trinkst, deine Probleme keinesfalls besser werden. Sie können schwimmen... und sie vermehren sich..... Jetzt hast du einen nüchternen, wenn auch unglücklichen Kopf.... Damit kannst du allerhand in die Wege leiten. Beduselt kannst du dich nur in dein Bett zurückziehen und die Welt sieht dann morgen noch schrecklicher aus.
Ich drück dir die Daumen.
die mieze
P.S.
Mir gehts grad auch ziemlich bescheiden. Ich habe wohl irgendeinen Virus, hab Fieber, Husten, Schmerzen überall und was denkst du..... na, kein Schwein ruft mich an....
Bitte seh es mir nach, wenn mein Geschreibe stilistisch nicht arg ausgefeilt ist, aber zu mehr reichts nicht. Zu weniger allerdings auch nicht.... wo kämen wir da hin, wenn wir nicht zusammenhielten, oder?
hallo Mietzekatz, wie ich dich eben lese, ging mir ein ganzer Kronleuchter auf. Alle meine Freunde stammen direkt oder indirekt aus einer Selbsthilfegruppe, bis auf 3, die sind schon Uraltfreunde.
ich kenne diese Phasen aus der frühen Zeit des trocken seins. Ich habe mir gedacht: mein gott irgendwas fehlt hier doch, es schien mir alles o.k., aber irgendwie etwas langweilig und unvollständig.
Ich kenne auch deine Halluzinationen: ich habe bestimmt drei oder viermal den Kühlschrank geöffnet und mir gedacht: vielleicht ist da ja ein Bier drin, kann ja sein. War natürlich nicht.
Ich habe mir demit geholfen, dass ich mir klar gemacht habe, was da passiert: das Suchtgedächnis klopft noch mal an. Im gehirn lief es ja während der Sucht so ab, dass die Glücksgefühle nur über den alk erzeugt wurden. Dein gehrin muss nun also erst mal lernen, glück auch anders wieder zuzu lassen. das klappt in der regel schnell, aber in Krisen Situationen denkt es sich: da war doch noch was anderes, was schneller ging. Und daran erinnerst du dich dann auch bewußt.
Also: sag deinem suchtgedächnis: ich weiß was du da gerade denkst, so machen wir das aber nicht mehr. Bei mir hat das geholfen. Es nimmt den Druck.
das andere, ein neuer Freundeskreis, Hobbies Beschäftigungen (da ist das von Max vorgeschlagene laufen eine gute idee: ich bin immer ewig spazieren gegangen (übrigens auch mit Kind in der Karre)) das braucht halt etwas Zeit.
Liebe Grüße Merryl
P.s. in der Zeit damals hatte ich übrigens auch immer sehr lustige Glücksgefühle, die ohne weiteren anlass kamen. Das war sehr schön, ich habe es mir genauso erklärt: aha: mein Hirn übt.
da führst du den Kampf deines Lebens und keine Sau ruft dich an.Irgendwie deprimierend. Ja sieht denn kein Schwein,wie schwer es ist. Kennt denn keiner dieses Sehnen, dieses Verlangen und diese Gier? Warum tut jeder so, als ob das selbstverständlich ist? Weil es für deine Umwelt selbstverständlich ist. Weil keiner von Ihnen diese seelischen Tiefpunkte nachvollziehen kann. Wie sollten sie auch. In so einer Situation brauchst du Menschen, die wissen, was momentan in dir vorgeht. Und wer könnte das besser wissen als andere trockene Alkis? Deshalb auch von mir die Empfehlung: Suche dir eine Gruppe. Da hast du permanent einen zum quatschen, da kannst du deinen gesammelten Frust rauslassen. Jeder in so einer Gruppe kennt solche Momente, wie du sie gerade durchmachst. Als ich auf dem Weg in meine hoffentlich endgültige Trockenheit war, brauchte ich auch diese Ansprache. Ich wollte auch gelobt werden und zwar nicht nur von meiner Frau. Ich habe mir meine nötigen Streicheleinheiten geholt. Und zwar öfter, als den anderen lieb war.
Hallo Gabi nur so zum Trost: mir geht es ähnlich. War bei der Eiseskälte 2h mit dem Hundi draußen, nur damit ich nicht bei Aldi lande. Das mit den "echten Freunden" ist bei mir im Moment aktuell - weil: da ist keiner! Aber: ich merke auch, daß mir "der Rest der Menschheit" ziemlich gleichgültig ist. Jeder versucht "was zu kriegen" (Wärme, Zuwendung, ein offenes Ohr usw. )- ich auch! Zuwendung einfach so, das bekommen nur die Tiere von mir (ausnahmsweise noch die Patenkinder - aber nur kurz!). Mir fehlt die Kraft mich um andere zu kümmern - und siehe da: ich bin alleine. Dann soll es wahrscheinlich so sein - im Allgemeinen kann ich mit Alleinesein gut umgehen, aber eben nicht immer. Habe seit fast 2 Wochen "Trinkpause" (trocken würde ich´s nicht nennen, ich lasse mir eine Hintertüre..) Da bist Du schon viel weiter! Ich drück Dir die Daumen (und mir gleich mit) Willo
gestern hattest Du in einem Thread - ich weiss leider nicht mehr genau, wo das war - von Deinem Coming out im Familienkreis und von "zwei Bier" auf Deinem Tisch geschrieben.
Ich muss ganz sicherlich meine Meinung über Dich grundlegend revidieren, denn ich hatte Dich stets für jemanden gehalten, der aufgrund seiner Einstellung gar nicht Gefahr laufen kann, auch nur annähernd in einen Rückfall zu geraten.
Aber nun habe ich (gottseidank) gemerkt, dass Du auch "nur ein Mensch" bist, der genauso wie wir alle vor Rückschlägen nicht gefeit ist.
Ich freue mich aber sehr darüber, dass Du die Kraft und den Willen aufgebracht hast, diese zwei Bier weg zu schütten. Damit ist Dir ganz sicherlich viel erspart geblieben und ich meine damit nicht nur die Selbstvorwürfe.
ich hoffe sehr, dass sich Deine gestrige Krise mit dem schlimmen Gefühl der Einsamkeit wieder gelegt hat.
Diese Phasen haben wohl alle hier schon einmal mitgemacht, aber sie gehen auch wieder vorüber. Manchmal hatte ich auch das Gefühl, dass mich schon seit Ewigkeiten niemand mehr angerufen hat und ich ein Einsiedlerleben führe.
Das Problem bei solchen Gedanken ist immer, dass man nicht weiss, wem man sich mitteilen soll. Am Besten wären natürlich dann Personen, die "eingeweiht" sind und sich in der Materie auskennen (etwa Personen aus einer SHG ...).
Aber es wird Dir sicherlich auch helfen, wenn Du Dich in solchen Stimmungstiefs hier an das Forum wendest. Du weisst, dass man hier ein offenes Ohr für die Probleme hat und man wird Dir auch ganz bestimmt weiter helfen können.
Ich wünsche Dir für heute einen besseren Tag als den gestrigen.
ich hoffe, dass es dir heute etwas besser geht. Ich kann dich nur zu gut verstehen und ich glaube, dass es nicht unbedingt an wahren Freunden mangelt, sondern der Zustand, den du beschreibst ist eben eher so ein allgemeines Einsamkeitsgefühl und man hat den Eindruck, man kann mit niemandem darüber reden, es verstünde sowieso kein Aussenstehender. Diesem Gefühl standzuhalten bedeutet doch auch wieder einen Schritt in die Trockenheit weiter gekommen zu sein, das gilt es auszuhalten. Das wärmende Gefühl sich abends mit einem Glas Rotwein wohlig zu trinken ist dummerweise bei uns Alkoholikern nicht mehr möglich. Weiß dein Mann über deinen Gefühlszustand bescheid? Vielleicht kann er sich an manchen Abenden mehr Zeit für dich und deine Bedürfnisse nehmen? Ich weiß, dass man mit kleinen Kindern so ziemlich ans Haus gebunden ist, darin versauert und Anerkennung bekommt man auch nicht gerade. Man gibt, gibt und gibt und unterm Strich bleibt man selbst auf der Strecke. Vielleicht ist die Idee, sich mit Gleichgesinnten (SHG) zu treffen für dich gar nicht so schlecht? Ich selbst habe mich vor Jahren im Kiga engagiert (Elternbeiratsvorsitzende), um die Dörfler hier kennen zulernen, damit war ich dann aber auch bedient... Ich für mich denke, dass man ab einem gewissen Alter so schnell keine richtigen Freunde mehr findet und bin für die paar Leuts, die ich habe froh. Wir sehen uns nicht häufig, aber wir wissen um uns Bescheid und das ist tröstend. Ich denke, bei dir gibt es sicher auch Menschen, die dich sehr, sehr schätzen so, wie ich dich hier kennengelernt habe. Manchmal sieht man sie einfach nicht mehr, wenn man zu sehr mit sich im Gericht ist und das ist man, wenn man sich in deinem beschriebenen Zustand befindet. Liebe Gaby, ich hoffe du meldest dich bald wieder und dass eine bessere Zeit kommt, denn dann ist zumindest ganz sicher.
ich kann auch nur den Gedanken beipflichten, sich abzulenken, um das Problem in den Griff zu bekommen. Mir persönlich ist aufgefallen, dass ich am meisten ins Grübeln komme, wenn ich alleine am PC sitze, während ich bei anderen Gelegenheiten, wie z.B. in der Küche beim Kochen, Backen etc. gar nicht erst auf negative Gedanken komme. Ablenken ist also angesagt, da muss man nur den inneren Schweinehund überwinden – mir geht es jedenfalls so. In solchen Fällen wische ich Schränke aus, putze Ecken, die ich sonst gerne übersehe oder kümmere mich um den Garten etc., nehme mir die Bügelwäsche vor (ich bügle so ungern). Hinterher freut man sich drüber, dass das geschafft ist, das bringt wieder Glücksmomente – und man fällt müde ins Bett, ohne sich alles Mögliche durch den Kopf gehen zu lassen.
Zum Telefonieren (wenn ich Sorgen habe) habe ich allerdings auch niemanden, da wird ganz im Gegenteil bei mir angerufen und ich werde mit den Sorgen anderer belastet. Aber auch das lenkt ab und die eigenen Kümmernisse sind nicht mehr so groß, weil man merkt, dass es auch anderen nicht gut geht. Und da kommt wieder das Helfersyndrom zum Tragen, man war für etwas gut, hat zugehört und manchmal reicht auch das.
Ich wünsche dir, dass es dir heute besser geht. Bei uns scheint jetzt die Sonne und da ist gute Laune vorprogrammiert. Vielleicht kann ich dich mit meiner guten Laune anstecken?
Ansonsten: Persönliche Mails können auch helfen, ich habe auf jeden Fall immer eine offene Mailbox ;-)
Nachsatz an Solgar: Her mit der Adresse, wenn du deine Therapie machst. Damit dein Briefkasten jubelt :-)
man hab´ich heute einen Kater. Total die Kopfschmerzen, als ob ich ordenlich einen getrunken hätte.
...als ich gestern die Antworten von Mieze und Max gelesen hatte, habe ich den PC ausgemacht, meine Sohn von der Tagesmutti abgeholt und mich bis abends ins Gewühl gestürzt..mich beim Arzt ohne Termin vorgedrängelt, mich vor Geschäften in die ich wollte in die engsten Parklücken gezwängt, mit Sohn und Hunden einen kleinen Berg erklommen (bei eisigstem Wind), mir endlich ein Anfängerbuch für Gitarre gekauft und ein tolles Stimmgerät (elektronisch)und mit meinem Kleinen in der Fußgängerzone Tauben gejagt. Dann kamen wir abends um 19 Uhr erschöpft heim und mein Mann war auch schon da. Da habe ich ihm den Kleinen übergeben, hab´gesagt macht euch mal was schönes zu essen und weg war ich. Ich hatte noch im Hinterkopf, dass Donnerstags abend um 20 Uhr eine Selbsthilfegruppe stattfindet. Da bin ich dann hin. Ich wurde sehr freundlich aufgenommen. Das ist die erste Gruppe, in der ich war, wo es tatsächlich mal um das Thema Alkohol bzw. Umgang und Betrachtung der Trockenheit ging und auch um das Thema Rückfall. Die Diskussion war mir ungeheuer hilfreich und ich hatte das Gefühl, dass ich etwas gefunden hatte, was ich suche.
Eure Ratschläge sind so wertvoll für mich und es tut mir richtig gut, zu lesen, dass hier liebe Menschen sind, die mein Problem verstehen können.
Mieze, nur nicht zu bescheiden. Deine Antwort war sehr einfühlsam, verständnisvoll und eine echte Hilfe (zur Selbsthilfe!) in der akuten Phase gestern für mich. Da ist sicher auch was dran, dass ich erst mal mit mir in "Klausur" gehen muss und vielleicht erst mal die Auseinandersetzung mit mir selbst brauche und den Weg alleine finden und gehen muss und auf diesem Weg dann vielleicht auch wieder neue Freunde finde.
Hallo Max, bei mir war es übrigends so, dass ich meinen Mann kennenlernte, als ich mich (nach zahlreichen vergeblichen Versuchen den richtigen zu finden)damit abgefunden hatte, dass ich alleine Leben werde und keine Beziehung mehr möchte. Wir sind jetzt 14 Jahre zusammen. Ich hatte keine Ansprüche, keine Anforderungen - ich lernte ihn eher unbedarft kennen und führte nichts im Schilde - und dann schlich die Liebe sich durchs Hintertürchen und als ich es bemerkte, war es schön zu spät
Merryl, genau! Mein Hirn übt noch, und muss erst mal lernen Glück auch anders wieder zuzulassen (als mit Alkohol). Leuchtet mir voll ein. Werde mir das vor Augen halten, wenn mein Hirn wieder mal die alte Verhaltensweise antestet.
Jörg, da sprichst du wahre Worte. Hatte selber wieder mal Scheuklappen vor den Augen.Ich hätte mal gerne Streicheleinheiten und Lob. Natürlich mache ich meine Trockenheit nicht davon abhängig. Ich tue es ja in erster Linie für mich selbst und das ich mich besser fühle ist mir selbst eine Belohnung. Aber auch für meinen Mann ist es so selbstvertändlich. Er sagt, du machst das schon und findet, dass das alles problemlos klappt - er kann nicht nachvollziehen das es manchmal auch sehr anstrengend für mich ist, trocken zu sein oder besser gesagt, dass "normale" Leben ohne mein bisheriges "Ventil" zu bewältigen. Er kann es auch nicht so richtig verstehen, weil er eben kein Alkoholiker ist. Ich erwarte da vielleicht auch immer ein bißchen viel. In der Gruppe habe ich mich sehr aufgehoben gefühlt gestern, die haben alle genau verstanden, von was ich redete - war wirklich eine große Erleichterung für mich.
Solgar, irgendwie ist da was dran an dem Zusammenhang Therapie unter Dach und Fach = Saufdruck wird stärker. Ich kann es mir auch nicht so richtig erklären. Vielleicht lässt man etwas nach, weil das Unterbewußtsein denkt, da wird einem dann ja geholfen deshalb kann ich vielleicht erst nochmal ein bißchen die Verantwortung für mich selbst abgeben...hab´sie dann noch lange genug. Das ist natürlich quatsch! Ist wahrscheinlich wieder der Schweinhund, der so einen Müll daher redet. Ich weiß, dass es viel einfacher mit der Therapie und dem "Leben danach" sein wird, wenn ich jetzt trocken bleibe und verantwortlich für mich bin, so gut mir das im Moment eben gelingt. Ich gehe in die Fachklinik Altenkirchen und ich bin sehr froh, dass ich diese Chance bekomme. Vielleicht kannst du mir erzählen, wie das bei dir mit den Freunden ist - wissen die alle über dich Bescheid? Kannst du mit ihnen über dein"Probleme" (hinsichtlich Saufdruck reden? Danke für dein Angebot:Wir können gerne die Telefonnummern per nmail austauschen und abends mal ein bißchen quatschen, wenn du magst. Ich schreibe dir gerne mal einen schönen Brief (oder auch zwei oder drei :grins2, wenn du in der Klinik bist! Hab´auch gelesen, dass du dich gestern bei deinen Eltern geoutet hast und in diesem Zusammenhang auch das Wort "Versager" auftaucht. Man wünscht sich immer so sehr, dass die Eltern einen einfach verstehen könnten und so annehmen, wie man ist - oft geht das nicht. Ich wäre für meine Eltern auch ein "Versager", wenn ich mich outen würde. Sie würden nicht kapieren, welche Leistung es ist, sich als Alkoholiker zu erkennen und trocken zu werden. Ich brauche erst noch eine Therapie, muss stärker werden, damit Verletzungen (z.B. Voruteile und Klischees von Eltern)an mir abprallen können. Erst dann werde ich mich outen...oder vielleicht ist es dann auch nicht mehr wichtig. Du hast da gestern einen sehr mutigen und schwierigen Schritt gewagt. Sei stolz auf dich! Und erwarte nicht zuviel von deinen Eltern...nur aufgrund deines Outings werden sie sich nicht schlagartig ändern...schön wärs...aber DU bist jetzt wichtig, nicht deine Eltern. Bleib stark! Laß´uns telefonieren - ich weiß, dass du KEIN Versager bist!
Willo, bei mir war es oft so in meinem Leben, dass ich immer das "Ohr" für andere war, geduldig zuhörte, Rat gab etc. - und jetzt, wo ich das nicht mehr kann, weil ich mich mal um mich selber kümmere, fällt mir total auf, dass umgekehrt gar niemand Zeit für mich hat. Meine sogenannten Freundinnen, haben selbst viele Verpflichtungen, sind froh wenn Mann und Familie abends zu Hause sind und haben einfach keine Zeit zu telefonieren geschweigedenn dazu, dass man sich mal besuchen würde. Bekanntschaften, die ich habe, wurden wohl auch hauptsächlich nur von meiner Seite gepflegt, d.h. ich habe angerufen, gemacht, organisiert etc. und wenn ich dass mal einige Zeit lang nicht tue, schläft alles ein - das ist eine bittere Erkenntnis für mich im Moment. Vielleicht muss sie sein. Ich muss eben alles neu sortieren und ausmisten (so, wie Max das mal so schön beschrieben hatte)- ich befürchte, es bleibt nicht viel übrig, wenn ich fertig bin mit aussortieren, von den sogenannten "Freunden". Andererseits kann ja neues nur wachsen, wenn man dafür Platz schafft indem man dass alte ausmistet...und bis das Neue gewachsen ist, ist es ziemlich leer zwischendurch manchmal (wie auf dem Gemüsebeet..:gruebel
Lis, dein Gedicht trifft meine Entwicklungsphase sehr gut. Ich habe es mir ausgedruckt. Danke!
Wolfram, es tut mir wirklich gut, zu wissen, dass ich nicht alleine bin, mit meinem Problem und der Zuspruch hier gibt mir wirklich Auftrieb!
Patricia, ja, ich glaube, es ist bei mir so eine Mischung aus Rückzugs-und Abkapselungsgedanken (vom Schweinehund eingeflüstert) und auch Erkenntnis, dass ich mir in Sachen Freundschaften bei einigen jahrelang was vorgemacht habe. Dass zu erkennen, tut weh´und ruft gemeinerweise auch noch den Schweinehund auf den Plan. Ich habe auch festgestellt, dass es immer schwieriger wird echte Freunde zu finden, je älter man wird. Bekannte ja, aber keine wirklichen Freundschaften. Die meisten sind schon so eingebunden in ihre Familien und Freundeskreise, dass da eben kein Raum oder Interesse mehr da ist für eine neue Freundschaft - so kommt es mir vor. Es ist natürlich auch möglich, dass ich selbst auch Angst habe mich wirklich einzulassen. Nein, dass war sogar so, wenn ich es jetzt mal betrachte. Jetzt merke ich aber langsam immer mehr, dass ich mich gerne einlassen würde. Hmm, es gibt so einen Spruch, irgendwie so ähnlich: "Wer keine Freunde hat, der hat auch keine begehrt..." ... das ist wohl auch so, habe mir halt auch viel vorgemacht während den langen Jahren in denen ich trank.
Hallo Jutta,das stimmt wirklich, dass Ablenkung hilft - so banal das im ersten Moment auch klingen mag. Ich danke dir auch, für dein Angebot zu mailen. Da liegen mir die netten, hilfreichen Angebote schon vor den Füßen und ich seh´sie wiedermal nicht .Aber ich arbeite dran und bin froh´, dass es mir heute schon wirklich wieder viel besser geht!
Ich bin wirklich sehr froh, über euren Zuspruch! Ich merke, dass es mir total dabei hilft den Spiegel vorzuhalten und mich mit mir auseinanderzusetzen. Das Board bzw. die vielen ernsthafen Menschen hier sind mir wirklich ein guter Freund geworden, den ich nicht verlieren möchte.