Ich bin seit einem halben Jahr trocken. Es geht mir im Großen und Ganzen sehr gut damit. Habe vor einem halben Jahr einen einwöchigen Entzug gemacht, war danach noch einige Zeit in ambulanter Betreuung, sprich Selbsthilfegruppe und Therapie. Hatte die erste Zeit sehr stark mit Depressionen zu kämpfen - habe auch bis vor kurzem Antidepressiva genommen - bin jetzt auf Johanniskrautkapseln umgestiegen. Fühle mich größtenteils sehr stabil.
Bin im Dezember von Österreich nach Deutschland zu meinem Freund umgezogen. Habe seit 2 Wochen einen neuen Job, in einer Firma die Alkopops abfüllt und vertreibt.
Wie seht Ihr daß, kann ich es schaffen ohne Selbsthilfegruppe oder Therapie dauerhaft trocken zu bleiben? Kann mir jemand Selbsthilfegruppen im Landkreis Schaumburg empfehlen? Wie geht Ihr damit um Eure Abstinenz zu rechtfertigen?
zunächst erst einmal einen herzlichen Glückwunsch zu Deiner halbjährigen Trockenheit. Es ist ausserdem sehr schön, dass Du von den Antidepressiva weggekommen bist und zu harmlosen Johanniskrautkapseln gewechselt hast.
Deine Fragen zur dauerhaften Trockenheit kann man leider nicht pauschal beantworten, weil eben jeder Mensch anders ist und auch anders reagiert. Der Besuch einer Selbsthilfegruppe kann ganz gewiss nicht schaden und sie kann Dir bestimmt in kritischen Situationen helfen und Dir mit Rat und Tat zur Seite stehen. Für eine dauerhafte Trockenheit bist Du aber ganz alleine zuständig und nur Du ganz alleine entscheidest, ob Du den seit einem halben Jahr eingeschlagenen "guten" Weg weiter verfolgst.
Falls Du nicht direkt hier aus dem Forum einen Tipp für eine Selbsthilfegruppe im Landkreis Schaumburg bekommen solltest, so wirst Du ganz sicher über das Internet fündig werden.
Es klingt natürlich ein wenig kontrovers, dass Du jetzt ausgerechnet in einer Firma arbeitest, die Alkopops abfüllt und vertreibt. Solange diese Alkopops nicht das Grundnahrungsmittel in der Firma sind, sehe ich aber keine Gefahr für Dich.
ich bin seit fast 5 Jahren trocken und immer noch in einer SHG. Ich denke es ist ganz wichtig für uns jemanden zu haben der unsere Sorgen versteht und uns auch mal zur Seite steht. Natürlich sind wir selbst verantwortlich für unser Tun. Aber es hilft sehr zu wissen, dass es Menschen gibt die ich im Ernstfall anrufen kann und die sich Zeit für mich nehmen. Also suche Die eine Gruppe. Und geb auch nicht gleich auf wenn Dir die erste Gruppe nicht zusagt. Versuch es mit einer Anderen.
Hallo Christine, herzlichen Grlückwunsch für Dein halbes, trockenes Jahr. Ich bin noch ein absoluter "Frischling" und kann zu Deinem Posting nicht viel schreiben, nur zu diesem Satz:
Wie geht Ihr damit um Eure Abstinenz zu rechtfertigen?
Rechtfertigen ??? Wofür um gottes Willen soll ich mich rechtfertigen, wenn ich keinen Alkohol trinke? Wofür soll ich mich rechtfertigen, wenn ich keinen Gift in meinen Körper mehr schütten will ??
Ich muß mich, wenn ich nichts trinke, gesund, nüchtern, arbeitsfähig, fahrfähig, kontrolliert aktionsfähig bleibe für nichts rechtfertigen. Sollen andere doch ihren Alkoholkonsum rechtfertigen.
Als die Mädels bei mir auf der Arbeit zu Weiberfastnacht mit Alkohol rundgegangen sind (da habe ich auch versucht, einen Tag nicht zu trinken, bin heute erst bei Tag 7) habe ich einfach gesagt, daß ich nicht möchte und die Sache war erledigt.
Ich denke bei den meisten Menschen zieht das schon. Wer weiter nachbort und drängt man solle doch unbedingt mittrinken wird abgeblockt, denn warum soll man mittrinken?
Wenn der jenige meint, man könne ohne Alk keinen Spaß haben, hat er meines erachtens auch ein Alkoholproblem. Oder vielleicht ein schlechtes Gewissen, nach dem Motto andere trinken auch, da kann ich doch auch trinken.
Ich habe bei mir selbst erst wenige Situationen erlebt, in denen ich Alkohol abgelehnt habe, aber wenn ich es demnächst werde, dann werde ich mich auf keinen Fall rechtfertigen. Ich werde mich auch auf keine Diskussion einlassen warum ich nicht trinken will.
Wer zu sehr bohrt wäre die Zeit eh nicht wert.
Ich kann mir aber vorstellen, daß ich bei solchen Gelegenheiten sehr empfindlich sein kann, oder vielleicht Angst haben werde, man könne etwas ahnen... Aber mit Ausflüchten, wie die gerade genommene Kopfschmerztablette, möchte ich gar nicht erst anfangen.
Zuerst auch von mir eine Gratulation für das halbe Jahr ohne Stoff. Die Frage nach dem Rechtfertigen des Nichttrinkens ist gar nicht so einfach. Nach meiner Erfahrung reicht es in den meisten Fällen einfach zu sagen, dass Du nichts trinken möchtest oder jetzt einfach Lust auf etwas alkfreies hast. Im Verein habe ich mich geoutet und gute Erfahrungen damit gemacht. Die wissen ja was ich früher getrunken habe. Und ich wurde seither auch nie animiert etwas zu trinken. Aber das ist sicher abhängig von den Leuten. Da must Du selbst entscheiden wem Du dich outest. Und in Ausnahmefällen ist es sicher besser eine Ausrede zu gebrauchen (Kopfweh, Autofahren) als wieder in den nassen Zustand zurück zu kehren.
Lass Dich von solchen Kleinigkeiten nicht von dem Weg in die Trockenheit abbringen: