´bin neu hier im Forum: Erst einmal ein großes Kompliment! Ich bin Alkoholiker, Mitte 30 und seit zwei Jahren nach langer Suchtphase auf dem aufsteigenden Ast, d.h. Rückfälle werden immer seltener.
Laufen war vor meiner Krankheit meine Passion und hat mich auch während meiner elenden Zeit noch begleitet, so manches mal war es Mittel der Wahl, wenn ich mich nach tagelangem Exzess wieder aufrappelte. Ich sehe auch Parallelen zwischen einem langen Dauerlauf und einem "Besäufnis": Einer Hochstimmung (dem "Runners-High") folgt eine matte Phase der Erholung, in der ich empfindlicher bin als sonst. Laufen ist eine "Sucht mit positivem Vorzeichen", finde ich. Joschka Fischer etwa sagt, was früher für ihn der Rotwein war, ist heute das Laufen. Oder es gibt die beispiellose Geschichte von Andreas Niedrig "Vom Junkie zum Ironman".
Laufen fördert das Selbstwertgefühl, für uns Süchtige sicher ein wichtiger Punkt, und "Ausdauer ist ein Talisman für das Leben" (afrikanisches Sprichwort).
Bei aller Begeisterung aber eines: es hat mich nicht vor einer Langzeittherapie oder diversen Entgiftungen bewahren können. Aber in einem trainierten Körper fühle ich mich wohl und kann mit dem Stigma "Alkoholiker" etwas besser umgehen.
Lange Waldläufe zum Beispiel sind wie Meditation, viele Bilder kommen hoch, und das sollen sie ja auch. Denn ich glaube, wir Menschen mit Suchtgeschichte haben alle viel aufzuarbeiten. Es ersetzt keine Gespräche, kann kein Ersatz für professionelle Hilfe sein. Und wenn bei mir ein Rückfall "im Busch" war, konnte Joggen dies auch nicht mehr verhindern. Aber Laufen ist etwas Schönes, was man immer als Möglichkeit "im Gepäck hat", wenn man nur die Anfängerphase einmal hinter sich hat und Bewegung zu einem Grundbedürfnis geworden ist. Fazit: Trotz meiner langen Trinkergeschichte, die mich wirklich fast alles gekostet hat: Arbeitsplatz, Führerschein, Verlust der Freundin, viele Freunde etc. fühle ich mich wieder wohl in meiner Haut, und das Laufen war da eben für mich ein ganz wichtiger Punkt.
Vielleicht ein Anreiz für den einen oder anderen Leser, sich jetzt zum Frühjahr ein paar schicke(!) Laufsachen zuzulegen und einfach auch anzufangen.
Freue mich über Rückmeldung, dies ist mein erster Beitrag.
hallo Jens, auch ich laufe, längere Strecken, es waren in 2002 sowie 2003 2.609 Kilometer d.h. im Schnitt pto Woche 50. Das ganze durch einen herrlichen Kiedernwald mit Buntspecht, Wildschwein usw. Ich freue mich zu lesen wie gut dir das Laufen tut. Es gibt nur einen Unterschied zwischen uns beiden, bei meiner Trockenheit musst du einen Größenordnung dranhängen. Das ist schön und tragisch zugleich. Schön weil es mir gut geht. Tragisch weil ich über meine (alkoholischen) sieben Berge und alle Maulwurfshügel hinweg bin, und daher laufe ich eher meditativ. Auch noch für meine morschen Knochen (58 ist doch älter als 35). Und so kann ich mich jetzt nur theoretisch hineinversetzen. Ich denke aber in jedem Fall, dass Laufen die gehenden und kommenden Gedanken (und doch wohl auch Gefühle?!) auf eine klärende Ebene bringt. Es regt sich! Es hat Zeit! Es hat seine Zeit! Und es muss nicht, es ergibt sich. Ein wunderbares Mittel der Bewältigung. Bis auf deine "schicken" Laufklamotten. Ich sehe zwar nicht aus wie der Waldschratt, aber "der gemeine Wanderer" wundert sich schon über mein Outfit heißt das ja heutzutage. ich grüße dich, Max
Ich bin bis vor kurzem auch sehr gerne gelaufen. Allerdings immer weg
Mal im ernst, gelegentlich Jogge ich aber irgendwie is das nicht so ganz mein Ding. Ich bevorzuge Sportarten wo ich auch einen gewissen Körperkontakt oder zumindest einen Ball habe (nach dem Motto hol`s Stöckchen).
Drum spiele ich auch Handball. Nach einem Handballspiel kann man sich auch bei seinem Alphaweibchen so schön ausjammern (Aua, da tuts weh, stell Dir vor wo mich der hingetreten hat u.s.w.).
Aber gelegentlich nutze ich auch das Mittel des Auspowerns wenn ich einen hohen Saufdruck habe. Is manchmal ein echt wirksames Mittel.
Ich wünsch Dir weiterhin Standhaftigkeit und noch viele Kilometer.
da muß ich dir doch sofort antworten. Mein Lebensgefährte,trockener Alkoholiker wie ich, ist auch ein begeisterter Läufer.Er hat Marathon und Triathlon bestritten und ich war jedesmal ganz stolz auf ihn und seine Leistung.Er gibt es nicht auf, mich zum laufen zu motivieren.Ich weiß es ist gesund, laufen ist ein natürliches Bedürfnis des Menschen u.s.w. Ich habe Laufschuhe und Kleidung im Schrank ( noch nicht benutzt ) Dieses Frühjahr werde ich wohl nicht drumrumkommen.Ich will es auch mal ausprobieren. Vielleicht habe ich auch die falsche Einstellung. Während seiner Trainingsphasen sieht mein Freund aus als könnte ich nicht kochen.Ausgezehrt und schmal im Gesicht,obwohl er dann immer noch viel schöner aussieht als der olle Joschka.Ich habe schon Leute ins Ziel kommen sehen, da dachte ich die kollabieren gleich. Ich kenne keinen Läufer dem beim laufen, der Spass anzusehen ist. Und irgendwie kann es auch eine Art von weglaufen sein. So empfinde ich das oft bei meinem Freund. Vielleicht liege ich auch ganz falsch und du als außenstehender Läufer kannst mir anderes dazu sagen. Trotz allem ziehe ich meinen Hut vor eurer Leistung und eurer Ausdauer. Viele Grüße Manuela
P.S. Für einen Runners High muß man aber schon ein Stück laufen oder?
Bis auf deine "schicken" Laufklamotten. Ich sehe zwar nicht aus wie der Waldschratt, aber "der gemeine Wanderer" wundert sich schon über mein Outfit heißt das ja heutzutage. ich grüße dich, Max [/b][/quote]
Max einfach köstlich , mir sind vor lachen die Tränen gekommen.Ich sehe dich vor meinem geistigen Auge. L.G. Manuela
[f1][ Editiert von Falballa am: 01.03.2004 16:42 ][/f]
Laufen tut gut. Während meiner nassen Zeit und auch in meiner trockenen Zeit bin ich immer viel gelaufen. Immer wenn ich nicht mehr weiter wusste, ging ich für ein paar Tage zum Laufen in den Schwarzwald.
Du schreibst "Laufen" fördert das Selbstwertgefühl?
Wenn ich im alleine im Wald gelaufen bin, konnte ich innerhalb kurzer Zeit meine Kopfmässigen Probleme lösen. Ein zwei Tage laufen und dann hats "Klick" gemacht und mein Kopf war frei. Manchmal verglich ich mich mit einem Baum mit vielen, vielen Ästen. Der Stamm war gross und fest - oben in der Mitte wurde er fast geteilt - und dann ganz oben an der Spitze war der Baum wieder eins.
Ich finde auch, dass lange Waldläufe wie eine Meditation ist auch zur Zeit wo ich kein Waldläufer bin sondern am Rheinufer laufe. Gespräche führe ich dann mit mir selbst- und Antworten kommen dann auch. Ist das nicht schön
Na dann kann ja der Frühling kommen - obwohl Lufmässig gesehen, brauchen ja die Bäume im Frühjahr die Luft für sich selbst
wenn Dein Freund Triathlet ist, kennst Du ja die Geschichte von Herrn Niedrig, oder nicht? Was ich sagen will: Man kann alles übertreiben, und (fast) jede Verhaltensweise kann ja zur Sucht ausarten. Ich glaube, da in unserem Land Leistung so hoch angerechnet wird, wird Sport von vielen benutzt, um Anerkennung zu bekommen. Das zeigen auch Messergebnisse an Freizeitläufern: viele laufen sich "sauer", d.h. sie sind zu schnell. Das ist dann nicht mehr gesundheitsfördernd, sondern schädlich. Aber, das ist meine Beobachtung, wir Alkis neigen ja generell zur Übertreibung.
Manchmal begegnet mir im Wald ein ca. 75-jähriger Mann, der läuft langsam und lange und sieht topfit aus. Der hat´s, glaube ich, richtig gemacht. -------- So, habe mir eben ein Zugluftdackelbild (als Avatar) aus dem Netz gekl..t, ´bekomme den nur schlecht auf 60X60 hin , vielleicht klappt´s ja doch noch irgendwie... Lieben Gruss Jens
[f1][ Editiert von Zugluftdackel am: 01.03.2004 17:25 ][/f]
Hallo Jens, danke für deine Antwort. Wahrscheinlich bin ich Eifersüchtig auf das Laufen, da braucht Mann (meiner) nicht reden.Bin ich gerade so drauf gekommen.
Ist ein Zugluftdackel ein Luftvogel oder Drachen? Viele Grüße Manuela
[f1][ Editiert von Falballa am: 01.03.2004 17:27 ][/f]
[f1][ Editiert von Falballa am: 01.03.2004 17:27 ][/f]
@Manuela: Interessante Idee, das mit der Eifersucht. Meine Freundin ist wohl eifersüchtig auf meinen neuen DSL-Anschluss, weil damit kann man sich ewig im Netz vertüdeln, ohne Gebührenzähler im Nacken, und das auch noch mit Internetradio, spitze. Ein Zugluftdackel ist ein Stofftier ca. 3000 Pixel lang, das man vor die Tür legen kann, damit´s nicht zieht wie Hechtsuppe.
hi Jens, einen Waldschratt habe ich so direkt auch noch nicht gesehen. Das sollen so kleine graugrüne Männchen sein, mit grinsenden Bärten, etwa 90 cm groß, die immer so durch das Gebüsch huschen und dabei merkwürdige Geräusche erzeugen. Und ich glaube, dass sie Angst haben speziell vor Zugluftdackeln. Max
hi Manuela, dachte ich mir’s doch gleich!! „Ich kenne keinen Läufer dem beim laufen, der Spass anzusehen ist.“ Darum hatte ich ja auch auf mich verwiesen. Übrigens laufe (verzeihung jogge) ich von minus 8°C bis 28°C plus. Dann allerdings fahre ich mit dem Fahrrad vor bis in den Wald, schließe dort mein Fahrrad samt Rucksack an einen Baum, im Rucksack sind mehrere Liter Wasser, ich laufe dann einen Rundkurs von 7,5 km. Es kann auch durchaus sein, dass ich beim Laufen singe, und zwar laut. Das ist der Fall bei besonderer innerer Fröhlichkeit oder wenn ich gerade eine neue Melodie brauche. so, nun haben wir’s glaube ich , ich grüße dich, Max