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Saufnix  
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Dieses Thema hat 17 Antworten
und wurde 1.119 mal aufgerufen
 Ganz, ganz viele Fragen
Seiten 1 | 2
Joosi Offline




Beiträge: 2.036

11.03.2004 11:15
#16 RE: Wo stehe ich? Zitat · Antworten

Liebe Patricia,

Zitat
Hattet ihr auch so Riesenselbstzweifel?



Jaaaa! Mindestens soviele!

Patricia, ich kann das total verstehen und nachvollziehen, was du über deine Gefühle schreibst!

Wir haben zwar ein unterschiedliches Temprament, aber in einem sind wir uns (wie viele Suchtkranke) sehr ähnlich: in dem kleinen Selbstwertgefühl!

Bei mir war das die ganzen Jahre so, dass ich es versteckt habe und im Alltag überspielt habe. Im Berufsleben wurde mir z.B. des öfteren gesagt, dass ich was "darstelle" (innerlich habe ich immer gedacht: ja genau, nämlich eine Katastrophe!)Ich hätte mich eigentlich gar nicht so niedermachen müssen, aber es war in mir drin - diese überdemensionalen Selbstzweifel, Selbsthaß (ist auch heute noch manchmal da - aber lange nicht mehr so extrem). Ich habe es kaum mit mir ausgehalten, wenn ich alleine war und musste deshalb meine Gefühle mundtot machen, mit Essen, Erbrechen und später immer mehr mit Alkohol.

Ich merke bei dir aber eine Entwicklung, die ich gerade selbst durchmache. Du traust dich deine Gefühle hier offen hin zu schreiben - du willst zu dir stehen und dich annehmen, wie du bist und suchst nach einem Weg!

Sicher liegt ein großteil dieser Entwicklung in der Kindheit und im Elternhaus begründet. Du schreibst, du warst ein "verwöhntes Arzttöchterchen", aber in dir drin bist du ganz ängstlich und verunsichert - das lese ich zumindest aus deinen Zeilen heraus.

Es gibt viele Mechanismen, dass im Alltag zu überspielen. Nicht nur den Alkohol, auch andere Krankheiten (durch die man mehr Aufmerksamkeit bekommt), oder eine Familie, von der man gebraucht wird, oder sich im Job unersetzlich machen, oder, oder, oder...

Ich kann mir vorstellen, dass eine Psychotherapie (ambulant oder stationär) für dich wirklich den Durchbruch bedeuten könnte. Alleine vom Alkohol loszukommen, hast du ja schon oft genug probiert - du kannst es jetzt dauerhaft erreichen, wenn du es jetzt anders machst als früher, indem du dir z.B. Hilfe holst, wo es nur geht!

Da du dir noch nicht sicher bist, was für dich das richtige sein könnte, möchte ich dir gerne empfehlen zum Suchtberater zu gehen. Dort kannst du ein paar Gespräche führen, die dir Klarheit verschaffen werden, ob ambulante Therapie, stationäre Therapie, gar keine Therapie, nur ein paar Gespräche oder eine Motivationsgruppe,vielleicht doch eine Selbsthilfegruppe...es gibt so viele Möglichkeiten und DU musst die richtige für DICH finden. Da ich mit dem Suchtberater sehr gute Erfahrungen gemacht habe, kann ich das nur weiterempfehlen.

Ich persönlich würde als erste Anlaufstelle nicht zum Neurologen gehen, da er für Psychotherapien in der Regel nicht so spezialisiert ist. Ein Suchtberater ist normalerweise auch ein Psychologe und kennt sich aus mit den verschiedenen Behandlungsmethoden und auch den Therapeuten in der Umgebung, die so was anbieten. Ich weiß einige, die ich durch die Motivationsgruppe kennengelernt habe, die jetzt eine ambulante Gesprächstherapie direkt beim Diakonischen Werk machen, das geht z.B. auch.

Ein Mutter-Kind-Kur würde ich dir derzeit nicht empfehlen. Die geht völlig am Thema vorbei, was du im Moment brauchst! Sag´ich aus eigener Erfahrung, da ich vor einem Jahr eine Mutter-Kind-Kur genehmigt bekam (die wir leider nach ein paar Tagen, wegen Grippeepedimie abbrechen mussten). Ist zwar ganz nett, aber eben nicht das, was ich brauche. Da kann gar nicht so individuell auf dich eingegangen werden und schon gar nicht auf die Alkoholerkrankung.

Du schreibst, dass du dich in einer Kur verliebt hattest und beinahe die Familie zerstört hättest. Ja, da ging es dir mal richtig gut, du warst entspannt und hattest Zeit...und hättest vielleicht auch Zeit gehabt, dir den Spiegel vorzuhalten...und dann verliebst du dich...lenkt ja auch ziemlich gut davon ab, sich mit seinen eigenen unguten Gefühlen mal auseinanderzusetzen. Im Gegenteil - Verliebtsein ist ja schon fast wie ein Droge...man sieht alles durch die rosa Brille, fühlt sich wohl, angenommen, aufgewertet...

:hallo1u bist nicht die erste, der soetwas passiert. Ich halte das für ein Zeichen, dass man in dem Moment eben noch nicht reif genug war, den Tatsachen ins Auge zu schauen - sozusagen das Notprogramm der Seele...das habe ich zumindest bei mir erkannt - hat aber ein bißchen gedauert.

Heute bin ich reif(er:grins2 und bin mir auch ziemlich sicher, dass ich mich nicht mehr gleich verlieben würde, weil ich erst mal andere Wege suche und diesen Mechanismus bei mir erkannt habe.


Zitat
Jetzt ohne Alkohol, fange ich an, mich kennenzulernen und ich mag mich einfach nicht.



Bisher hast du wahrscheinlich immer wenn es anfing richtig unangenehm zu werden eine "Ablenkung" gehabt, z.B. wieder getrunken, Verliebtsein, Schwangerschaft etc. - jetzt hast du die Chance dich zu stellen! Ich habe irgendwie ein gutes Gefühl, dass du dich jetzt darauf einlassen willst und kannst.

Es sind einfach noch viele alte Denkmuster im Kopf! Und jetzt ist es gut, da mal ordentlich frischen Wind reinzubringen (so wie ich es im Moment tue).Es gibt Hoch und Tiefs, so, wie du das bei mir hier z.B. ja auch mitbekommst. Für mich ist es aber derzeit der einzige Weg, mich mit allen Macken, Ecken und Kanten kennenzulernen, akzeptieren zu lernen und mich zufrieden und gut zu fühlen. Alleine schafft man das nicht und auch der Ehemann ist mit sowas überfordert - man braucht neue Impulse von Außen, von Profis, so sehe ich das. Es wird dir gut tun!

Fang´ganz alleine an für DICH was zu tun - ohne deinen Mann! Zum Glück kann er ja auf die Kinder aufpassen - das ist eine tolle Unterstützung - und Mama geht jetzt mal los und tut was für sich...es wird schon nicht gleich "Out of Rosenheim" werden...aber letztendlich wäre das doch auch egal...denn du hast nun die Chance, dass wertvollste endlich zu finden, was es meiner Meinung nach gibt und was der Grundstein für dein Glück ist: DEIN SELBST VERTRAUEN!


Liebe Grüße

Gaby


StellaLuna Offline




Beiträge: 3.582

15.03.2004 09:29
#17 RE: Wo stehe ich? Zitat · Antworten

Liebe Gaby,

du hast mir auf meinem Weg der Findung sehr viel Mut gemacht, ich habe viel über deine Worte nachgedacht und mich jetzt entschlossen, eine Suchtberatungsstelle aufzusuchen, um mir darüber klar zu werden, ob ich auch eine stationäre Thera machen möchte, oder, ob es von Nöten ist.
Ich fand mal so toll, dass du geschrieben hast, dass man da mal eine Chance bekommt, um aufzuräumen, um mit sich selbst ins Reine zu kommen und eigentlich jeder mal so eine Auszeit bräuchte.
Das Thema habe ich auch mit meinem Mann besprochen und er würde es sehr begrüssen und sieht es ebenfalls als Chance für mich.
Die Zeit in der Kur wollte ich auch ganz anders verbringen, wollte viele Spaziergänge am Meer machen und Zeit für mich haben.
Ich wurde so von Leuten umschwärmt und die haben sich schon fast um mich gerissen, wenn es darum ging, abends auszugehen.
Mir hat das so gut gefallen, mal so im Mittelpunkt zu stehen und Anerkennung zu bekommen, dass ich meine Situation richtig ausgekostet habe, und meine Familie dabei fast vergessen habe.
Dieses mal würde ich meine 2 Kleinsten mitnehmen, falls das dann nicht schon wieder eine Flucht bedeuten würde, da bin ich mir ncoh nicht klar...
Ich möchte so eine Chanbc als persönlichen Durchbruch sehen, ich weiß nicht, ob ich jemals wieder die Möglichkeit dazu haben werde.

Liebe Dank noch einmal für deine Antwort, und ganz liebe Grüsse
Patricia


Beachen Offline




Beiträge: 3.654

15.03.2004 11:24
#18 RE: Wo stehe ich? Zitat · Antworten

Hi Gaby !

Echt toller Beitrag.
Ich bin immer wieder verblüfft, welchen Tiefgang und tiefen Blick deine posts haben.
Das ist, glaube ich, der einzige Weg weg von der Selbstlüge und sich was vormachen zur Zufriedenheit und sich annehmen können.
Ich weiß von mir selbst, das das anfänglich auch sehr schmerzhaft sein kann, so nackig vor sich selbst zu stehen.

Hi Patricia !

Finde ich gut, deinen Entschluß.
Wenn man mit der Einstellung, "ich will mir helfen lassen, das es mir besser geht" herangeht. Prima.

Alles Gute von
Bea


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