Mein Mann ist schwerer Quartalstrinker - euphemistisch könnte ich sagen, der größte Säufer, den ich kenne.
Ich sehe Bemühungen seinerseits, das Trinken irgendwie in den Griff zu kriegen, die immer wieder scheitern. Gelegentlich schaffe ich es, in Gesprächen zu ihm durchzudringen und ihm begreiflich zu machen, dass es aus meiner Sicht so aussieht, dass ich befürchte, er würde die nächsten 5 Jahre nicht überleben, und vorschlage, zumindest einmal eine Vorsorge-Untersuchung zu machen. Es bleibt bei Zusagen seinerseits.
Da ich mir ernsthaft Sorgen mache, die von Familie und Freunden aber nicht wirklich ernst genommen werden, würde mich interessieren, was ich tun kann, ich weiß, dass ich sicher nicht in der Lage sein werde, einen Leberzirrhosekranken zu pflegen.
in der Regel gibt es auf deine Frage "Wie bringt man einen Alkoholiker zum Arzt? " eine für den Fragenden bittere Antwort: gar nicht, er muss selbst gehen wollen. Trotzdem gibt es natürlich Fälle, bei denen ein kleiner "Schubs" geholfen haben soll. Meist sieht das so aus: "entweder du gehst jetzt zum Arzt oder ...." . Ob es hilft und ob er wirklich geht, kann meiner Meinung nach nur die Zukunft zeigen.
man könnte die Frage auch nennen : Wie bringt man ein Kamel durch ein Nadelöhr ??
Eigentlich ganz einfach, man muss nur eine Nadel haben die groß genug ist und warten bis es selbst hindurchgeht.
Meine Frau meinte auch über Jahre hinweg ich sollte doch mal was gegen meinen Alkoholkonsum unternehmen. Hab ich auch getan (ich schwöre mit gekreuzten Fingern). Wo ich überall war, Du glaubst es nicht. Bei der AA, bei nem Psychologen, im Internet, beim Arzt u.s.w.
O.k. ehlich gesagt wollte ich nur meine Frau beruhigen damit ich weiter saufen kann. Unternommen hab ich erst was als ich mich selbst anwiederte. Und es hat 3 Jahre gedauert von der Erkenntnis das ich Alkoholiker bin bis ich mir endlich Hilfe gesucht habe.
Was soll das helfen, wenn dein Mann zum Arzt geht ? Er wird doch sicher nicht sagen, "hallo, ich bin Alkoholiker, möchte einen stationären Entzug und eine Therapie, und davor schauen sie doch bitte mal nach meinem Gesundheitszustand !"
Er wird solange trinken, bis er selbst zur Einsicht kommt, ein Alkoholproblem zu haben. Bisher glaubt er ja eher, du hast ein Problem.
Hast du dir schon mal überlegt, in eine Angehörigengruppe zu gehen ? Angehörige von Alkoholikern neigen dazu, durch ihr Verhalten - unbewußt - den Alkoholkonsum noch zu unterstützen durch zb. Übernehmen von Verantwortung. Und so braucht der Betroffene nichts zu verändern. Nur so zum Gedankenanregen.
ich habe auch jahrelang gesoffen, aber auf die Bitten meiner Angehörigen nur insofern reagiert, dass sie mich in Ruhe lassen sollen. Ein Arzt hätte mir nämlich genau wie deinem Mann geraten, zum Entzug und zur Therapie zu gehen und das Saufen sofort abzustellen. Sicher wird dein Mann wissen, dass er krank ist und sicher wird er auch vermuten, was ihn beim Arzt erwartet.
Erst, als ich sehr tief im Dreck steckte und die Erkenntnis gewonnen habe, so nicht weiterleben zu wollen, habe ich selber etwas unternommen. Aber zum Arzt bin ich nur gegangen, um mir eine Krankmeldung für den Arbeitgeber zu holen. Durchchecken kam erst viel später, als mein Körper einiges vom Gift wieder abgebaut hatte, was ich ihm vorher in Mengen gegeben habe. Da sah das denn auch nicht mehr besorgniserregend aus.
Nur der Kranke selber muss das wollen.
Erpressungsversuche meines Mannes - (Wenn du nicht da hin gehst, dann lasse ich dich fallen oder ähnlich) - prallten von mir ab. Ich wäre z.B. gerne alleine gewesen. Vom Quartalssaufen kannte ich die schlechten Tage und hätte die lieber alleine erlitten. Aber so war meine Familie immer dabei und Zeuge meiner Suchtbearbeitung.
Das sieht natürlich jeder Alkoholkranke anders - aber da muss er wirklich alleine durch. Zwingen kannst du ihn nicht.
die Antworter bisher haben ja alle Recht. wenn es denn mal so einfach wäre. Ich glaube das beste was Du machen kannst ist: überlege Dir genau, was Du möchtest, wie weit kannst Du die Sucht deines Mannes ertragen, wann willst Du ihn wie unterstützen und wann nicht. Dein Mann ist schwer krank und zwar psychisch krank, dessen mußt Du dir bewußt sein. Es schadet überhaupt nichts, ihm dieses auch deutlich- aber OHNE VORWURF zu sagen. Wenn Du nicht bereit bist, seine Krankheit zu tolerieren (auch hier kein Vorwurf, ich persönlich hätte dafür vollstes Verständnis), dann trenne Dich von ihm. Er muss spüren, dass sein saufen Konsequenzen hat (so oder so). Lasse Dich nicht auf irgendwelche Berchtigungsstrategien seinerseits ein. Es ist sein Problem, lasse es nicht zu deinem werden.
Meine Frau hat mich damals nicht erreicht. aber als sie vom Vorwurf in ein "tu endlich was!" (sie hatte sich beraten lassen)wechselte, paßte das nicht mehr in mein Bild von der Welt, die sich gegen mich stellte, in der ich es kaum wert war, eigene Bedürfnisse zu formulieren). Es erreichte mich nicht, aber ich wurde unruhig, irgend etwas stimmte nicht mehr bei mir und meinem saufen. Und deshalb (auch deshalb) war ich offen für andere Stimmen, die es ja auch immer gibt. Ich merkte irgendwas stimmt bei mir nicht, irgendwie sitze ich trugschlüssen auf. Und dann merkte ich irgendwann, dass es nur am alkohol lag.
Also: denke nur an Dich. Was willst Du, bis wohin gehst Du mit. sei konsequent, wie bei einem kleinen Kind. Lasse dich nicht in die Welt eines Alkoholikers mit reinziehen.
Beas Idee einer Selbsthilfe-Gruppe für Angehörige halte ich für sehr richtig. Du bist mit dem Problem nicht alleine.
vieles ist ja schon gesagt, eins möchte ich aus meiner Erfahrung noch hinzufügen: Nimm Kontakt auf zu einer Suchtklinik in deiner Nähe. Geh hin in die Station, sprich mit den Pflegern, Schwestern, Stationsärzten, schildere ihnen ganz offen deine Verzweiflung. Du wirst über das Verständnis überrascht sein ... und du wirst spüren, wie sehr die Klinik es schätzt, wenn sich Angehörige aktiv einbringen in die Suchthilfe. Wenn dein Mann irgendwann mal "weich" wird und Bereitschaft zeigt, Hilfe anzunehmen ... dann musst du Gewehr bei Fuss stehen, genau Bescheid wissen, Ansprechpartnet in der Klinik haben usw. ... du musst innerhalbvon einer halben Stunde mit ihm im Auto sitzen, sonst "ueberlegt" er es sich wieder anders. Wenn du dann erst anfängst dich zu informieren, geht diese Chance ungenutzt vorbei! Ich hab es so gemacht als Angehöriger ... und ich denke es war genau richtig und hat "meinem" alki viel Leidenszeit gespart. Und noch was: diese Art von Hilfe betrachte ich nicht als Co-Tätigkeit!
Trockenlegen kann man keinen Alkoholiker..er musst es auch selber wollenunterstützung deinerseits ist nicht so einfach,denn ist ist sehr schwer einen Abhändigen zu erreichen.Ich als Alkoholiker weiss aus eigener Erfahrung das jeder für sich seinen persönlichen Tiefpunkt erreicht haben musst,um endlich etwas gegen die Sucht zu unternehmen,Diese Tiefpunkte sind sehr unterschiedlich,doch meistens ist es die Gesundheit,die nach den vielen Alkoholmißbrauch stark angegriffen ist,oder der Job,den man nicht mehr so gut oder nur noch schwer ausüben kann,oder die Familie,Ehekrach-Scheidung etc., erst als ich mit den Arsch an der Wand stand,habe ich begriffen ,das ich jetzt in erster Linie etwas für mich tun mußt,um langfristig auch alle anderen Probleme lösen zu können.Ich hoffe das dein Mann seinen Tiefpunkt schnell erreicht und er einsichtig wird,in wiefern Du ihn dabei unterstützen kannst,solltest Du selber beurteilen.Manchmal hilft wirklich nur Druck und Härte,doch solltest Du auch an Dich denken, und Dich nicht selber kaputt machen.Hilfe bekommst Du sicherlich in einer SHG für Angehörige.Ich wünsche Dir viel Kraft und viel Glück und hoffe auf ein gutes Ende. Detlef
vielen Dank für die Antworten, die mir gut tun in dem Sinne, dass ich nicht als die Zicke gesehen werde, die ihrem Mann seinen Rausch nicht vergönnt.
@tommie es gibt mir Mut, wohl ständig meine Grenzen zeigen zu müssen und das Problem dorthin zu stellen, wo es hin gehört - zu ihm selbst und in kompetente HÄnde. Es ist oft nicht einfach, wenn Gefühle im Spiel sind.
@solgar Das Kamel steht ja da - wo krieg ich nur das große Nadelöhr her? Ich hab - unter anderem auch durch das board - in letzter Zeit so viel an meiner Einstellung zum Alkohol geändert, aber verstehen kann ich es nach wie vor nicht. Selbst wenn ich jetzt weiß, dass es wohl ein übermächtiger Drang zum Saufen ist, so muss man ja doch selber trinken und wird nicht getrunken.
@bea Wahrscheinlich erwarte ich mir ein Objektivierung. Ich als Nicht-Ärztin sehe folgende Symptome: chronischer Durchfall chronische Bindehautentzündungen aufgeschwemmter Oberkörper dünnste schwache Beinchen unspezifische Schmerzen Schweißausbrüche bei Nicht-Trinken Gedächtnislücken, die dann durch Phantasien aufgefüllt werden Neigung zu Krankwerden generell Und natürlich psychische Veränderungen wie den Drang, ständig einen Streit wegen Nichtigkeiten vom Zaun brechen zu wollen, um dann in Ruhe saufen zu können (seit ich weiß, dass das nichts mit mir zu tun hat, kann ich damit beser umgehen), Lügen etc.
Vielleicht erwarte ich mir auch, dass eine fachlich kompetente Autorität anders sprechen kann als ich, die ich doch emotional involviert bin. Ich habe oft nicht die Distanz, die vielleicht erforderlich wäre. Insgeheim hoffe ich vielleicht auch, dass die Tatsache, dass mein Mann ein sehr gefügiger und folgsamer Patient ist, etwas bewirken kann - aber Du hast sicher recht, wollen muss er, ich wünsch mir nur, dem Wollen ein wenig nachhelfen zu können.
@Jutta Kann durchaus sein, dass ich ein zutiefst psychisches Problem rational lösen möchte und damit nicht weiter komme. Es ist nur so, dass ich mir wirklich Sorgen mache, ich habe nicht das Gefühl zu erpressen. Ich würde mich einfach persönlich erleichtert fühlen, wenn er zum Arzt ginge.
@merryl Ich glaube, dass ich an dem Punkt in etwa bin, dass ich mit allen sinnlosen Vorwürfen aufgehört habe und versuche, meinem Mann seine Verantwortung zurück zu geben, für das Trinken, auch für Alltagsdinge, die ich erledigt habe und die jetzt unerledigt bleiben - es stört ihn leider nicht, sondern nur mich, und genau das ist das Problem für mich, ich nehme die Scherben wahr, ob er sie auch wahrnimmt, das weiß ich offen gesagt nicht. Ich war im Februar / März alleine in den Ferien, um endlich einmal etwas nur für mich zu tun, was mir gut tut. Der Alkohol ist nach wie vor zu Hause ...
Ich hoffe einfach, dass es doch besser ist, wenn ich seine kleinen Wehwehchen eben nicht mit meinen Hausmittelchen auskuriere, sondern drauf besteh, einen Arzt aufzusuchen.
ich weiss nur zu gut was in Dir vorgeht. Aber selbst wenn er zum Arzt geht und seine Werte schlecht sein sollten, heißt das noch lange nicht das er aufhört. Bei meinem Mann ist es so, er ist Herzkrank (Herzleistungsschwäche), die Gelenke schmerzen und und und. Aber das hält ihn auch nicht vom Trinken ab, denn daher kommen seine Beschwerden ja nicht.
Wir haben einen sehr guten Hausarzt, der auch nichts beschönigt, aber der ist ja auch nur blöd und will ihm das Trinken ja auch nur verbieten und mies machen.
Ich habe durch das board auch viel gelernt, vor allen Dingen das ich wieder lernen muss für mich zu leben. Verstehen kann ich auch nicht was mein Mann da mit sich tut, aber ich habe mittlerweile begriffen das ich es akzeptieren muss, denn ich kann an seiner Trinkerei nichts ändern. Habe lange genug versucht ihm beizustehen und zu helfen. Hätte er sich entschlossen noch einmal eine LZT zu machen und ich hätte gemerkt das es ihm erst damit ist, wäre ich auch den Weg weiter mit ihm gegangen.
Ich war nach seiner ersten LZT (2002) so blauäugig und ehrlich gesagt auch doof, das ich geglaubt habe wenn er die Therapie hinter sich hat ist alles wieder so wie früher. Erst durch meine Anwesenheit hier am board und durch lesen einschlägiger Lektüre bin ich eines besseren belehrt worden.
Ich wünsche jedem der es geschafft hat vom Alkohol loszukommen alles gute auf seinem weiteren Weg.
hallo Elfie, auch für meine Begriffe liegst du schon (leider!!) ganz richtig. Auch ich kann bis heute NICHT nachvollziehen, wie oder ob überhaupt meine (inzwischen Ex)Frau helfen wollte. Ich erinnere mich an die kleinsten Winzigkeiten, wenn sie mich selber betreffen. Aber meine Frau litt vermutlich sehr, vielleicht gerade weil sie gar nichts bewirken konnte. Das kommt so: der Teufelskreis in mir, um mich, ist wie ein (für dich unsichtbarer) Strudel, und er zieht alles weg, und ich kann immer weniger festhalten. Ein nicht ertragbarer Zustand!! Nur mit der Droge geht es dann zu ertragen, bei mir oberhalb 1 Promille. Das Gemeine ist ja, dass ich das niemals gewollt hatte, aber dass ich den Übergang von 'ginge vielleicht noch zu ändern' bis zu 'voll abhängig' nicht merken konnte (Krankheitssymptom). Daher ist dein: „Selbst wenn ich jetzt weiß, dass es wohl ein übermächtiger Drang zum Saufen ist, so muss man ja doch selber trinken und wird nicht getrunken.“ zwar logisch richtig, aber dennoch falsch. „Es trinkt mich“, gegen meinen Willen, wäre durchaus richtig formuliert. Genauso klar ist auch, dass es viele positive Aspekte im mir gab, die ganze Zeit, die waren gut, die waren toll und sie sind es bis heute. Bloß wenn alle Tage lang immer wieder sämtliche lebenstüchtigen Ansätze weggeschwemmt werden, druch die alkoholische Flut, dann kann ja nichts fest anwachsen. Und genau dieses muss der Betroffene selber merken, erkennen, auch seine eigene Ohnmacht erkennen, und dann findet er auch das Nadelöhr (das ihm zwar jederzeit zur Verfügung stand, aber er hatte es nicht sehen können, wegen der schamvoll gebückten Haltung mit Blick nach unten „hat ja sowieso alles keinen Zweck“. ich grüße dich, Max