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Saufnix  
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Dieses Thema hat 10 Antworten
und wurde 840 mal aufgerufen
 Ganz, ganz viele Fragen
Adobe Offline




Beiträge: 2.561

29.03.2004 21:33
RE: Nord-Süd-Gefälle beim Entzug? Zitat · Antworten



mir ist etwas beim lesen im Board aufgefallen, was mir schon früher in Telefongesprächen mit einem Bekannten in Hannover zu denken gab.
Wenn ich die Berichte von Entzugskliniken lese, fällt mir immer auf, daß entweder in den neuen Bundesländern oder im Norden Deutschlands alle den Entzug in der Klinik als ziemlich schlimm schildern.
Auch in Hannover wurden noch in einer Entzugsklinik kalte Entzüge gemacht. Bei der Einlieferung eine kalte Dusche. Null Medikamente. Nach spätestens 5 Tagen Entlassung.
Das erscheint mir wie im vorigen Jahrhundert.
Ich wohne in Hessen. Schon mehr als vor einem Jahrzehnt war hier der Entzug in einer Entzungsklinik sehr human.
Bei der Aufnahme Promillemessung. Nach einer halben Stunde sofort Medikamente. Untersuchung und psycholigische Betreuung. Den ersten Tag die Station nicht verlassen, danach freier Ausgang auf dem Gelände (es war sehr groß und mitten im Wald). Nach 3 Tagen nach Abmeldung Ausgang ins Ort und sogar in die nächste Stadt. Entlassung nach frühestens 10 Tagen.

Viele Grüße
Adobe


Max mX Offline




Beiträge: 5.878

29.03.2004 23:18
#2 RE: Nord-Süd-Gefälle beim Entzug? Zitat · Antworten

hallo Adobe,
dann bin ich aber froh, noch im vorvorigen Jahrhundert trocken geworden zu sein. Das hat sich gut gemerkt, in meinem Gemüt. Und da auch ich absolut ohne Medikamente klar kam, weiß ich auch, dass ich immer noch recht robust gewesen sein muss. Das meine ich jetzt positiv, weil ich bis zum zeitpunkt wo nun überhaupt nichts mehr gegangen wäre, ja noch Zeit gehabt hätte.
Und ich bin mir da gar nicht sicher, ob ein Patient auf sanfter Medikation nicht vielleicht doch eher zum Rückfall neigen könnte. Denn wir haben ja eine Rückfallkrankheit, hört hört. Und dann bekommen wir ja wieder das schöne Campral oder so. Aber wir sind eben nicht verpflichtet zum Rückfall!!! Ja will ich denn mein Leben nun krempeln oder doch erst später?!
Also bei lebensbedrohlichen Erscheinungen wie Delir etc. Medikament, aber dann reicht es eigentlich. Auch die Gruppengespräche innerhalb der Klinik sind ja toll, aber bestenfalls rein aufklärend. Und mir kann keiner erzählen, dass er dann aus Aufklärung und anschließender Angst vor weiteren Folgen daher trocken geworden wäre. Auch nichts gegen die Psychologen, aber meine eigentliche Umkehr erfolgte eindeutig beim "Fussvolk", und das ist ungeheuer verbindend.
ich grüße dich, Max
(bitte um Entschuldigung, aber ich habe deine Frage ja gar nicht berührt.)


Adobe Offline




Beiträge: 2.561

30.03.2004 12:23
#3 RE: Nord-Süd-Gefälle beim Entzug? Zitat · Antworten

Hallo Max,

sicherlich hast Du in vielem nicht unrecht. Einen kalten Entzug merkt man sich besser.
Aus meiner damaligen Sicht kann ich nur sagen, daß ich in der Klinik sehr dankbar war. Mir ging es eine Woche zuhause sauschlecht.
Natürlich sind die Gruppengespräche in der Klinik rein aufklärend. Mir haben sie trotzdem sehr geholfen. Auch habe ich erst dort die AAs kennengelernt und erfahren, daß es mehrere SHG gibt. Ich war recht ahnungslos, auch was Alkoholismus betraf. Hatte ja auch gerade erst verinnerlicht, daß ich ein Alkoholiker bin. Hätte das vorher weit von mir gewiesen. Damals wurde der Entzug übrigens mit Haldol und Valium gemacht. Davon sind sie heute auch abgekommen, heute wird das sog. Düsseldorfer Modell angewandt. Das ist glaube ich Rivotril, Tegretal und Vitamin B1.
Auch mit dem Fußvolk hast Du natürlich recht, nur hätte ich das ohne die Klinik auch niemals kennengelernt.
Nur habe ich immer von meinem Bekannten die reinsten Horrorgeschichten von anderen Kliniken gehört. Nämlich, daß die Patienten den ganzen Tag schreien, sich die Wange mit Stricknadeln durchbohren weil sie den Entzug nicht aushalten usw.
Jedenfalls mir hat diese Klinik sehr geholfen und ich bin heute noch dankbar. Fahre da sogar heute noch hin und bringe einen Stapel Klamotten vorbei, weil manche da gerade hinkommen mit dem was sie auf dem Leib haben. Auch habe ich noch sehr guten Kontakt zum Personal.

Viele Grüße
Adobe


Max mX Offline




Beiträge: 5.878

30.03.2004 12:47
#4 RE: Nord-Süd-Gefälle beim Entzug? Zitat · Antworten

hallo Adobe,
habe ich ja immer schon gesagt: Wissen ist Macht, aber Unwissenheit ist mächtig.
„Nur habe ich immer von meinem Bekannten die reinsten Horrorgeschichten von anderen Kliniken gehört. Nämlich, daß die Patienten den ganzen Tag schreien, sich die Wange mit Stricknadeln durchbohren weil sie den Entzug nicht aushalten usw.“
Das ist ja schlimmer als Kaffeesatz. Also ich habe überhaupt nicht geschrien, bin dafür aber mit den anderen eng zusammengerückt.
Aber wir waren ja auch so gar nicht auseinander, Gruß Max


Adobe Offline




Beiträge: 2.561

30.03.2004 12:54
#5 RE: Nord-Süd-Gefälle beim Entzug? Zitat · Antworten

Max,

eng zusammengerückt mit den anderen bin ich auch. Zu denen, die heute noch leben, habe ich immer noch Kontakt. Das schlimme ist, wir waren über 20 und heute leben noch 4 davon. Das muß man sich erstmal vor Augen halten.

Wie heißt das so schön? Ein Alkoholiker hat 3 Möglichkeiten. 1. er hört auf
2. er säuft sich zu Tode
3. er landet in der Klapsmühle.

Viele Grüße
Adobe


Max mX Offline




Beiträge: 5.878

30.03.2004 15:34
#6 RE: Nord-Süd-Gefälle beim Entzug? Zitat · Antworten

hallo Adobe,
mein „Aber wir waren ja auch so gar nicht auseinander“
hatte eigentlich uns beide gemeint. Also entweder Trockenlegung ohne Medikamente oder aber mit Medikamenten.
Wenn es denn funktionieert hatte, dann sind wir überhaupt nicht mehr auseinander.
Gruß Max


Max mX Offline




Beiträge: 5.878

30.03.2004 15:36
#7 RE: Nord-Süd-Gefälle beim Entzug? Zitat · Antworten

Adobe,
mir fällt noch was ein zu deinen 3 Möglichkeiten.
4. Er säuft so vor sich hin, fällt niemandem groß auf, und auf dem Totenschein steht dann 'Herzversagen'. So war es jedenfalls bei meinem Kollegen.
Gruß Max


Sinn ( gelöscht )
Beiträge:

30.03.2004 17:45
#8 RE: Nord-Süd-Gefälle beim Entzug? Zitat · Antworten

Hm.........Entgiftung, is ja eigentlich wurscht ob mit oder ohne Medikamente.....
Ich halte das "Thema" Entgiftung auch gar nicht für das eigentliche Problem, weil nach 3-5 Tagen eh alles vorbei ist.
Die Hauptarbeit beginnt danach, nämlich die dauerhafte Abstinenz und die kann manchmal äußerst schwierig sein ( jedenfalls bei mir )
Wie sagt einer in meiner Gesprächsgruppe : Die Therapie beginnt nach der Therapie-und da hat er verdammt recht.

Noch ne persönliche Anmerkung meinerseits : Die Entgiftung kann mit allerlei Medizin doch recht einfach gemacht werden ohne Krampf, Delir usw.
Nun ja, als ich noch fleißig gesoffen habe, war ich einige male so voll, dass ich mir bei einem Sturz eine blutige Platzwunde geholt habe, ich hatte auch mehrere Male einen Filmriss und das schlimmste war, ich war einmal so besoffen, dass ich ins Bett "gepi... habe und konnte mich an nix erinnern.
Finde also ein wenig Entzugserscheinungen können gar nicht so schädlich sein.
Wie oft habe ich Leute gesprochen, die haben ein Dauerabo in Riedstadt-Goddelau ( locker mal 20 x und mehr )
Na und ist doch locker, passiert eh nix, reichlich Distra und gut is nach 5 Tagen, dann gleich wieder weitersaufen....

Na ja, so einfach sollte es doch nicht sein.
.......Nur meine persönlichen Erfahrungen.
Gruß
Sinn


Jarjar Offline




Beiträge: 117

30.03.2004 19:38
#9 RE: Nord-Süd-Gefälle beim Entzug? Zitat · Antworten

Hallo an Alle,

na dann meld ich mich mal aus der "Soft-Entzugs" - Fraktion. Ich habe eine lange Entgiftung mit Medikamenten gemacht. Was ich im einzelnen bekam, weis ich noch nicht einmal genau, hat mich eigentlich auch nie sonderlich interressiert. Allerdings war das lange ( fast 3 Wochen ) in einer normalen Psychiatrie. Was ich da zu sehen bekam, hat mir in jedem Falle gereicht, denn einige der hoffnungslosen Fälle, waren die Drehtürpatienten, die schon zum 20. Mal da waren. Irgendwann bleibst du für immer.
Ob man in seinem ohne Medikamente auskommt, hat glaub ich doch weniger mit der Art des Entzugs, als eher damit zu tun, mit was man eben zu kämpfen hat. Ich habe jetzt 4 Jahre keinerlei Medikamente genommen, hab aber jetzt doch Tabletten verschrieben bekommen, die mir sehr gut helfen. Der Vorteil ist aber, die Dosierung kann absolut beim nötigsten bleiben, weil der Körper nicht daran gewöhnt ist.
So sollte es auch bei der Entgiftung sein. Das was sein muss, sollte sein, mehr aber auch nicht.


Ralfi Offline



Beiträge: 3.531

30.03.2004 20:51
#10 RE: Nord-Süd-Gefälle beim Entzug? Zitat · Antworten

Hi,

ich war vier Wochen bei der Entgiftung. Dort darf man nach drei Tagen ohne Alkohol und Medikamente zu Dritt die Klinik verlassen. Wir hatten Super-Wetter und ich durfte, da ich die ersten sieben Tage Distra bekommen habe, erst nach 10 Tagen hinaus. Das führe ich weniger auf humanitäre Züge als auf meinen extrem hohen Blutdruck zurück.

Mir haben die vier Wochen die Augen geöffnet. Besonders die Gespräche mit anderen Alkoholikern haben mir sehr geholfen. Man denkt ja immer man sei der Einzigste der Versagt hat.

Ich habe in der Zeit eine neue Arbeitsstelle gefunden ein Motivationskurs begonnen und meine jetzige SHG gefunden. Wenn das nichts ist, soviel habe ich in zehn Jahren davor nicht geschafft

Wegen schlimmen Entzug oder einer Krankheit oder was auch immer hört keiner dauerhaft mit Drinken auf wenn er nicht wirklich will.

Ralf


Adobe Offline




Beiträge: 2.561

31.03.2004 10:50
#11 RE: Nord-Süd-Gefälle beim Entzug? Zitat · Antworten



sorry Max, da habe ich Dich falsch verstanden. Es ist wahr, egal ob mit oder ohne Medikamente, was ja wichtig ist ist die anschließende Entwöhnung. Und dafür gibt es sowieso keine Medikamente.
Ich möchte auch wirklich nicht so genau wissen, bei wie vielen Herzversagen auf dem Totenschein steht und in Wirklichkeit war es Alkohol.

@Jarjar,
diese Drehtürpatienten gibt es wohl in jeder Klinik. Aber wie gesagt, von denen lebt heute keiner mehr, ist also wahrhaftig nicht erstrebenswert.

Viele Grüße
Adobe


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