Ich habe ein Problem das mich und einen Freund von mir betrifft.
Vor 102 Tagen habe ich eine Entgiftung gemacht und dort jemanden kennengelernt. Ich habe seit dem Tag mit ihm sämtliche Gruppenbesuche gemacht und mich auch sonst fast tgl. mit ihm getroffen. Wir waren also beide seit dem Tag trocken. Es war von uns so ausgemacht, dass wenn einer von uns droht unter dem Saufdruck zu zerbrechen, er den anderen anruft und wir gemeinsam versuchen das Prob. zu lösen. Jetzt ist folgendes passiert.
Wir waren für den letzten So. verabredet. Ich habe dann am So. morgen versucht ihn telefonisch zu erreichen und bin auch 3 mal bei ihm zu Hause gewesen. Ohne Erfolg. Das ging dann bis gestern morgen so. Da habe ich ihn am Telefon gehabt und habe sofort gemerkt, dass er getrunken hat. Er war am Telefon ziemlich kurz ab und sagte mir er wolle den Entzug jetzt erst mal alleine versuchen. Er hat sich dann für meinen Anruf bedankt und aufgelegt.
Man muss dazu sagen, dass er Problemtrinker ist. Er hat am Sa. eine Absage für eine Arbeitsstelle erhalten und hat es dann nicht geschafft dieses Problem nüchtern zu bewältigen.
Ich fühle mich in gewisser Weise vor den Kopf gestossen, weil wir ausgemacht haben, dass wir uns gegenseitig helfen. Zumal er das auch in den Gruppen immer hervorgehoben hat, dass es ihm hilft in mir einen "Wegbegleiter" gefunden zu haben. ICh weiss jetzt nicht wirklich wie ich mich verhalten soll.
Erstens mache ich mir Sorgen, weil ich im Krankenhaus gesehen habe wie schwer sein Entzug (selbst mit Distra) war. Und zweitens fehlt mir momentan natürlich auch eine Stütze. Nicht das ich es nicht alleine schaffe. Ich bin auf meinem Weg schon sehr weit fortgeschritten. Ich gestalte mein trockenes Leben sehr viel positiver und fühle mich in der Abstinenz sehr wohl. Aber es war natürlich immer sehr angenehm einen selbstbetroffenen als Gesprächspartner zu haben.
Habt Ihr Erfahrungen zu dieser Situation? Was würdet Ihr machen?
Ich danke Euch schon jetzt für Eure Unterstützung.
Hi, erstmal : Toll, dass Du noch trocken bist ! Ich bin zwar erst seit 10 Tagen wieder trocken, habe auch keine spezifischen Erfahrungen mit Rückfälligen Freunden. Da ich aber selbst schon einmal, nach mehrmonatiger Abstinenz rückfällig war, kann ich beschreiben, wie meine Gefühle und Erwartungen in dieser Zeit waren. Ich war mir voll bewußt, dass ich das gleiche Sch***problem wieder habe, habe mich in den kurzen nüchternen Phasen geschämt (weshalb sie dann auch nur kurz waren) und mich abgeschottet. Ich glaube, es wäre in dieser Situation gut gewesen, wenn mir (ein Freund) nochmal klar gesagt hätte, was Sache ist und mir gleichzeitig seine bedingungslose Hilfe angeboten hätte, für den Fall dass ich es nochmal angehen will. Es ist ja keine Vermutung mehr. Durch Eure Geschichte, weißt Du ja was los ist und er weiß, dass Du es weißt. Ich würde ihm klarmachen, dass ein Rückfall kein Grund ist, sich endgültig aufzugeben. Wenn es gar nicht fruchtet und du glaubst, alles versucht zu haben, um ihm das zu vermitteln, dann fällt mir nichts mehr ein... Aber vielleicht melden sich ja hier bald noch erfahrenere Leute. Alles Gute Gruß Tulpe
Von aussen würde ich mal sagen,daß so eine Freundschaft für mich aussieht,als wolle man den Teufel mit dem Belzebub austreiben der Vergleich mag hinken,ergibt aber für mich einen Sinn.
Denn es ist doch so,daß jeder Mensch anders in eine Entziehung und in die darauffolgende Trockenheit reingeht.
Jeder Mensch hat seine ureigene Geschichte,die er mitbringt,inklusive Rüstzeug,Interessen,seelische Struktur ectpp....
Wenn nun zwei Leute zusammentreffen und der Meinung sind,sie wollen sich gegenseitig unterstützen,wird derjenige der besser mit der Situation klarkommt automatisch immer wieder runtergezogen. Und ich denke mal,daß du selbst erst einmal genug mit Dir selber zutun hast und auf keinen Fall als begleitender Therapeut agieren solltest.
Das ist zu gefährlich.
Es wäre besser,du würdest dich schützen,denn hier geht es um deinen Leben. Das Leben deines Freundes kannst du nicht retten,das muss er schon selbst tun.
ich bin Abstinenz-Anfänger, möchte ich gleich sagen... Aber meine Alki-Bibel sagt folgendes: "Rückfallschock... Entscheidend für den weiteren Verlauf eines Rückfalls ist vielmehr, ob der Betroffene einen sogenannten R. bekommt. Dieser kann sich wie folgt äußern:
> Dem Betroffenen ist die Stimmung verdorben. Er bekommt Schuldgefühle oder gerät in Panik, weil er seine Abstinenz gebrochen hat.
> Es schießen ihm Gedanken durch den Kopf:"Jetzt ist eh alles egal, jetzt geht sowieso wieder alles vonvorne los! Da kann ich auch gleich weitertrinken".
> Der Rückfallschock wird außerdem häufig durch die Enttäuschung und Verzweiflung der Angehörigen und Bezugspersonen vertieft. ..."
Wenn du also die Kraft hast, würde meiner Meinung nach am besten sein, deinem Freund klarzumachen, daß ein Rückfall, nunja, nunja, ziemlich normal ist. Er darf nur nicht aufgeben! Man hat - bis zum Exitus - immer wieder die Chance, trocken zu werden. Vielleicht kann er auch Nutzen ziehen aus dieser Erfahrung. Hoffentlich ging es ihm richtig dreckig danach, ähem, war das jetzt gemein?
Ich hoffe, geholfen zu haben, auch wenn ich noch nie in deiner Lage war.
in meinem Buch steht es auch etwa so, wie Fallada bereits schrieb.
Dein Freund trinkt anscheinend seit mindestens Sonntag. Das sind nun schon paar Tage, so daß mit einem Entzug zu rechnen ist.
So war das auch mal bei einer Bekannten von mir. Allerdings kam ich erst nach 14 Tagen dahinter, da unser Kontakt nicht so eng war. Ich habe mir kurzerhand Hilfe geholt, damit wir zu zweit waren, meine Bekannte ohne langes Hin und Her gepackt und in der Klinik abgeliefert.
Es war nicht so ganz einfach aber im Nachhinein war sie sehr dankbar.
ich habe auch in meiner Therapie einen Menschen aus unserer Stadt kennen gelernt, mit dem ich mich angefreundet habe. Auch wir haben nach der Therapie dieselbe Gruppe besucht, uns nebenher noch getroffen und oft telefoniert. Das ist jetzt 3 ½ Jahre her. In dieser Zeit hat mein Freund 3 Rückfälle gebaut, seit dem letzten kommt er nicht mehr zur Gruppe, wir sehen uns aber immer noch.
Der erste seiner Rückfälle nach etwa 2 Jahren hat mich tief betroffen gemacht. Ich hatte zwar schon einige Rückfälle in unserer Gruppe miterlebt und wusste, dass so etwas immer wieder passieren kann und passieren wird. Aber wenn es jemanden trifft, mit dem man sozusagen den Weg „von der Dunkelheit ans Licht“ gegangen ist, kann das schon hart sein. Ich habe mir dann Hilfe aus der Gruppe geholt, zunächst durch Telefongespräche und dann auch am Gruppenabend.
Und das ist auch mein dringendster Rat an Dich: Hol Dir Hilfe bei jemandem, der sich mit der Materie auskennt, für den ein Rückfall kein Weltuntergang ist, sondern ein Teil der Krankheit. Der nicht nach Schuld sucht, sondern bei einem Neuanfang helfen will. Ihr geht doch in eine Gruppe, schreibst Du. Da gibt es doch erfahrene Leute, die Euch beide kennen.
Auch für Dich ist es wichtig, mit jemandem darüber zu reden, wie es Dir geht, was in Dir vorgeht. Denn wenn Du die Sache zu nahe an Dich heran lässt besteht die Gefahr, dass Du in dieselben Fußstapfen trittst. Deine Gesundheit, Deine Trockenheit sollte Dir wichtiger sein als alles andere. Auch wichtiger als Dein Freund.
Natürlich gilt in einem solchen Fall dasselbe, was auf alle „nassen“ Alkoholkranken zutrifft: Man kann nur jemandem helfen, der sich helfen lassen will. Vielleicht ist Dein Freund noch nicht so weit, dass er Hilfe annimmt, vielleicht kriegt er aber auch selber noch die Kurve.
Wenn er aber zur Entgiftung und/ oder Therapie will, ist es auch gut, wenn man jemanden dabei hat, der sich im Umgang mit Ärzten, Krankenhäusern, Krankenkassen pp. auskennt.
das ist für Dich eine schlimme Situation, vor allen Dingen,weil Du sehr enttäuscht bist. Aber mal ehrlich, wie willst Du ihm helfen, wenn er nicht mit Dir reden will Du kannst nur etwas tun, wenn er es wirklich will und´Dich um Hilfe bittet. Ich denke, er schämt sich wirklich für seinen Rückfall (wie es uns wahrscheinlich allen gegangen ist). In erster Linie musst Du jetzt an Dich und Deine eigene Gesundheit denken. Versuche mit ihm zu reden,wenn Du am Telefon das Gefühl hast, er hat getrunken,dann sage ihm das. An seiner Reaktion wirst Du merken, ob er gewillt ist, mit Dir zu reden und Hilfe anzunehmen, welche natürlich therapeutisch erfolgen muss, das kannst Du nicht allein bewältigen. Ich wünsche Dir gute 24 Stunden liebe Grüsse Marieluu
Hi, in harten Worten gesagt: Deine Trockenheit ist wichtiger, für dich, als die deines Freundes. Es ist gut das du darüber schreibst, so fällt es dir leichter damit umzugehen. Aber im Endeffekt, du darfst nicht untergehen. Was aus eurer Freundschaft wird ist da erstmal zweitrangig.
einige plädieren wirklich ziemlich hart, daß es Michaels Freund wieder alleine schaffen müsse. Was aber, wenn sich Michael stark genug fühlt (und er schrieb ja: "Und zweitens fehlt mir momentan natürlich auch eine Stütze. Nicht das ich es nicht alleine schaffe. Ich bin auf meinem Weg schon sehr weit fortgeschritten."), seinem Freund zu helfen? Klar muß man vermeiden, was einen selber wieder in den Sumpf zurück ziehen könnte. Aber ist eine "unterlassene mögliche Hilfeleistung" nicht auch sehr gefährlich für die eigene Psyche? Adobes Beispiel zeigt doch, daß eine Hilfe durch einen "Leidensgenossen" möglich ist!? Hmm, der Rückfall ist nun schon eine Woche her... Hallo Michael, wie hast du entschieden?
in meiner ambulanten Therapie-Gruppe hatte letzte Woche auch jemand einen Rückfall. Sie hatt es gleich erzählt und das war das wichtigste...darüber reden..hilft!
Es war auch für uns wieder eine Erfahrung...wie schnell so etwas passieren kann und es wurde die ganze Stunde mit ihr darüber geredet. So ein Rückfall kann für die ganze Gruppe sehr lehrreich sein...so beschissen wie er auch ist. Doch wenn er verheimlicht wird, dann ist es nicht so gut...das hatten wir auch schon
Als ich meinen Rückfall nach 13 Jahren hatte, sagte ich es meiner Freundin, doch sie war soooo sauer, dass sie mir alle Schandtaten sagte...sie meinte ich hätte all die Jahre nichts gelernt und verachtete mich noch dazu Das veranlasste mich....ihr nichts mehr zu erzählen und meine Freundschaft zu ihr erst mal ruhen zu lassen.
Heute denke ich sie war so geschockt und konnte nicht damit umgehen....und ich konnte mit ihrer Reaktion nicht umgehen. Ihr das zu sagen hatt mir nicht geholfen...im Gegenteil, meine Schuldgefühle wurden nur noch schlimmer und Rückzug war angesagt
Ich finde es einfach wichtig, darüber zu reden! Helfen wollen?.....das kann man nur, wenn der andere es auch will Wenn er es alleine machen will, dann sollte man das mit den besten Wünschen auch respektieren und seinem Freund vertrauen und einfach nur sagen: "Ich bin für Dich da, wenn Du mich brauchst"
Ich war gestern noch bei meiner Beratungsstelle um mir einen Rat zu holen. Der Therapeuth sagte mir auch ich solle mir genau überlegen wie viel ich bereit bin zu investieren. Da an erster Stelle meine Gesundheit und mein Fortschritt in der Therapie wichtig ist. Er hat mir geraten ein Gespräch mit meinem Freund zu führen und wenn er gewillt ist ins Krankenhaus zu gehen soll ich ihn ruhig begleiten. Dazu muss ich noch einige Ergänzungen machen die die Alkgeschichte meines Freundes betreffen. Er hat 2 Langzeit- und 1 ambulante Therapie hinter sich. Er wohnt ca. 10 Min Fussweg von der Klinik entfernt und hat dort mittlerweile 18 Entzüge im Laufe vieler Jahre gemacht. Er ist dann immer wieder längere Zeit trocken und wird bei Problemen, die seine Zukunft oder sein Familienleben (geschieden 2 Kinder wenig Kontakt und er ist nicht wirklich erwünscht) wieder rückfällig. Aus seinen Erzählungen weiss ich, dass er dann richtig zuschlägt - 2 Fl. Weinbrand tgl.. Wie gesagt ich habe seinen letzten Entzug ja miterlebt und weiss daher wie schlecht es ihm dann geht. Er kommt dann vor Zittern, trotz Distra, kaum aus dem Bett usw..
Ich werde heute nochmal versuchen mit ihm zu telefonieren, wenn er es zulässt. Ansonster werde ich, auch wenn es mit schwer fällt, erst einmal abwarten und hoffe das er sich bekriegt und von selber meldet. Mein Therapeut meinte auch das es mir sonst passieren könnte, dass mich die SItuatiopn mit runter zieht. Ich fühle mich eigentlich stark genug aber man muss es ja nicht herausfordern. Ich schreibe dann im Lauf der Tage noch mal wie es sich entwickelt hat.
ZitatGepostet von Michael 1969 Was würdet Ihr machen?
Hallo Michael ,
ich würde noch 1 mal Hilfe anbieten: ihm zukommen lassen, daß du dir Sorgen machst und er sich zu jeder Zeit bei dir melden kann, egal was "passiert" ist. Einen Brief schreiben, einen Zettel unter die Türe schieben (falls er nicht aufmacht etc.), Email, Fax .... es gibt da viele Möglichkeiten.