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Saufnix  
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Dieses Thema hat 9 Antworten
und wurde 865 mal aufgerufen
 Akute Hilfe
Gast ( gelöscht )
Beiträge:

03.07.2004 12:41
RE: wie kann ich meinem freund helfen? Zitat · Antworten

Hallo Zusammen!
Ich weiß nicht ganz, ob ich mit meinem Anliegen hier richtig bin, aber vielleicht hat ja jemand einen Rat für mich:
Es geht um meinem Freund, ich weiß nicht, inwieweit man bei ihm von einem Alkoholiker sprechen kann oder eher vom Alkoholgefärdeten. Er trinkt täglich mind. 3 Bier und an den Wochenenden täglich bis zu 10 Bier. Er belügt sich selbst, indem er mir weißmachen möchte, in der Woche trinke er nichts - außer natürlich das Feierabendbier und das Bier zum Fußball (und und und?)
Ich weiß, dass er sich dessen selbst bewußt werden muß und auch nur ER sich selbst helfen kann. Jetzt zu meiner Frage, kann ich dazu beitragen, dass es ihm bewußt wird und vor allem wie? Gestern hatten wir einen Streit, bei dem er mir versprochen hat, mit mir zu einer Beratungsstelle zu gehen, sollten wir es nicht selber schaffen. (So richtig kann ich aber nicht daran glauben, mir kam es eher so vor, als wollte er mich nur "ruhigstellen". Ich habe ihm jetzt ein paar Informationen von dieser Seite ausgedruck und wollte sie ihm geben (diesen Test, inwieweit man gefärdet ist, die einzelnen Stufen bei Alkoholismus usw.. Wie kann ich ihn noch anders unterstützen, oder ist es falsch, ihm seine Trinkerei so vor Augen zu führen? Auf keinen Fall will ich ihn mit seinem Problem allein lassen und darauf warten, bis er soweit am Boden ist, dass er endlich was dagegen tut. Noch ist es nicht "so schlimm", dass er die komplette Kontrolle über sich verliert, schlägt oder nur noch betrunken ist - d. h. sein "Tiefpunkt" liegt wahrscheinlich noch in weiter ferne! Ich will auch nicht, darauf warten, denn ich liebe ihn und glaube an eine gemeinsame Zukunft! Wir sind beide noch keine 30 und ich würde gern mit ihm früher oder später eine Familie gründen, doch dazu muß ich mir sicher sein können, dass er nicht zum "richtigen" Alkoholiker wird. Also: Was kann ich tun?


Michael 1969 ( gelöscht )
Beiträge:

03.07.2004 21:18
#2 RE: wie kann ich meinem freund helfen? Zitat · Antworten

Hallo!

Kann Dein Freund mehrere Tage ohne Alkohol auskommen? Muss er nach den ersten Gläsern weiter trinken?

Wenn man es nicht ohne starke Anstrengung mehrere Tage/Wochen ohne Alkohol schafft, dann kann man von einer Alkoholabhängigkeit sprechen. Selbiges gilt dann, wenn man nach den ersten Gläsern den unwiderstehlichen Zwang spürt weiter zu trinken. Die Menge ist dann nicht mehr kontrollierbar -> Kontrollverlust. Erfüllt man einen dieser beiden Punkte ist man Alkoholiker.

Was Du tun kannst? Da gibt es sicher einige Ansätze.

Rede offen mit ihm über Deine Ängste und das Du dir Sorgen machst. Versuche nicht ihn zu kontrollieren, denn das treibt ihn in die Nische seinen Alkohol verstecken zu müssen. Und es gibt meines Erachtens nichts schlimmeres als das Verstecken. Ich denke dadurch leidet auch das Vertrauen auf anderen Ebenen.

Holt Dein Freund sich den Alk. selber? Mach nicht den Fehler dich als Lieferant einspannen zu lassen. Und nimm Deinem Freund keine Aufgaben ab die er erfüllen kann. Dadurch wird alles bequem und es bleibt für ihn mehr Zeit zum trinken.

Ich finde es gut, dass Du dich dazu entschlossen hast Hilfe zu suchen. In den Beratungsstellen gibt es auch Gruppen für Angehörige von Abhängigen. Dort kannst Du dich mit anderen Betroffenen austauschen. Dein Freund muss für sich selber erst erkennen, dass er Hilfe braucht. Der ehrliche Wunsch nach Hilfe und die Einsicht es nicht ohne pro. Hilfe zu schaffen muss vorhanden sein.

Ich wünsche Dir alles Gute und viel Kraft!

Michael


felidaela Offline




Beiträge: 796

04.07.2004 15:35
#3 RE: wie kann ich meinem freund helfen? Zitat · Antworten

Hallo ,

ich glaube, selbst wenn es jemand längere Zeit ohne Alkohol aushält, ist damit noch nicht allzu viel widerlegt. Haben wir doch alle geschafft, mal 'ne Paus zu machen .

Einen wichtigen Hinweis gibt es m.E. danach. Wenn nach der Pause der Konsum plötzlich drastisch ansteigt, scheint was im argen zu liegen .

Du selbst könntest dir die Seiten der Angehörigen durchlesen. Hast du aber bestimmt schon gemacht.

Es tut mir immer leid, sagen zu müssen, dass die Freundin/ der Freund nicht viel tun kann .

Das mit dem Tiefpunkt ist so eine Sache. Es heißt ja nicht, dass dein Freund dazu erst alles verloren haben muss; einige schaffen es, eher umzukehren, du kannst also nicht wissen, was passieren muss, dass er kapituliert. Entscheidend ist, dass man ihn diesen Punkt ALLEIN finden lässt.

Ich hätte mich jedenfalls bedrängt gefühlt, wenn mir jemand mit Tests und so 'm Zeug vor der Nase rumgewedelt hätte. Entweder wäre ich trotzig geworden, oder wenn ich selbst schon ein bissel in mich reingehört hätte und selbst schon gemerkt hätte, dass da was nicht stimmt, wäre ich wütend geworden. So nach dem Motto: Das weiß ich allein!

Ich glaube, jemand der da raus will, sucht und liest freiwillig Informationen dazu. Wie gesagt, nehme ich mal so an, habe ich jedenfalls schon oft erlebt und mir ging es auch so.

Lass' dich nicht runterziehen, bleibe bei dir, geh' dem aus dem Weg, wenn es dir zu viel wird. Wenn du nicht die Konsequenzen seines Trinkens auffängst, ihn nicht davon abhältst, seine eigenen schlechten Erfahrungen zu machen, gibst du ihm die Möglichkeit, schnell an seinen persönlichen Tiefpunkt zu gelangen - falls er Alkoholiker sein sollte. Aber auch das kann er nur für sich selbst herausfinden und entscheiden.

Alles Gute


Kreisel ( gelöscht )
Beiträge:

04.07.2004 18:02
#4 RE: wie kann ich meinem freund helfen? Zitat · Antworten

Hallo,
ich habe das gleiche Problem und bin mit den Nerven fertig. Mein Mann trinkt jeden Abend ca. 4 Flaschen Bier, und bei jedem Anlaß (Party, Fest...) auch mehr. Er trinkt aber "nur" Bier, weder harte Sachen noch sonstiges. Einen totalen Kontrollverlust habe ich auch noch nicht bei ihm erlebt,spätestens am nächsten Morgen schafft er es immer wieder zu Arbeit. Deshalb fällt es auch nur mir auf. Er meint er hätte alles im Griff, der Konsum wäre normal und ich hätte "Wahnvorstellungen", nur weil ich schwanger bin und gar nix trinke (vorher war ich auch nicht ganz ohne...) Heute morgen hatten wir wieder Streit, seit dem hat er ab ca. 10 Uhr mit dem Bier angefangen (damit ich sehe, dass ich nicht über ihn zu bestimmen habe) zu guter letzt mußte ich mir anhören, dass Kind sei eh nicht von ihm. Er hat geschrieen und die Musik aufgedreht, da frage ich mich nur, ob er nicht weiß, was das bei mir im Bauch anrichten kann. Ich weiß nicht weiter, da er keine Einsicht hat. Bin ich übervorsichtig? Ich keife in letzter Zeit ziemlich häufig, aber immer im Zusammenhang mit dem Alkohol. Wenn ich ihn verlassen würde, würde er immer so weiter machen. HILFE!!!


Seelensturm Offline



Beiträge: 232

04.07.2004 21:32
#5 RE: wie kann ich meinem freund helfen? Zitat · Antworten

Hallo Kreisel,

Zitat
Wenn ich ihn verlassen würde, würde er immer so weiter machen.



Genau dieses Denken ist ja das Verzwickte an der Co-Abhängigkeit.

Dass du so denkst, zeigt dein eigenes Co-Verhalten auf.

Liebe Kreisel, wenn du immer denkst, du kannst ihn nicht verlassen, weil er sonst ganz im Alkohlsumpf versinken würde, oder dass er immer so eiter machen würde mit der Trinkerei, wird sich nie etwas ändern. Im Gegenteil so verlängerst du seinen Leidensweg der Alkoholkrankheit noch.

Deine gedanklichen Sätze, wie der o.g., sind die ideale Voraussetzung, dasser immer so weiter machen wird. Und das gerade, weil du selbst nichts änderst.

Du kannst ihn nicht ändern, wohl aber dich und dein Verhalten!

Wenn du ihn verlassen würdest, wärst sicher nicht du Schuld, wenn er dann weiter oder noch mehr trinkt. Denn Gründe sucht sich ein Alkoholiker immer genügend zusammen.

Und mal ehrlich, weiter trinken wird er so oder so, wenn er trinken trinken will. Wenn er sufen will, wird er das auch tun.


Verstehst du, was ich meine?

Liebe Grüße
Seelensturm


Kreisel ( gelöscht )
Beiträge:

04.07.2004 21:49
#6 RE: wie kann ich meinem freund helfen? Zitat · Antworten

Hallo Seelensturm,
danke für die Antwort. Aber was kann ich den machen? Eine Patentlösung gibt es sicher nicht, aber ist Trennung die einzige Lösung? Manchmale denke ich, wenn ich ihn so weiter machen lasse bleibt es beim täglichen Schnitt, ich habe meine Ruhe und hab nicht den extremen Stress, vor allem jetzt in der Schwangerschaft, ich mache mir Sorgen um und für das Kind. Ist mein Mann wirklich krank, oder bin ich Schuld mit dem ewigen Druck???
Liebe Grüße


Seelensturm Offline



Beiträge: 232

04.07.2004 22:00
#7 RE: wie kann ich meinem freund helfen? Zitat · Antworten

Hallo Kreisel,

alos erst mal, schuld bist DU sicher nicht, dass er trinkt!!!

Sagt er das denn? Gibt er dir die Schuld? Das ist nämlich typisch, dass Alkoholiker die Schuld immer anderen geben bzw. bei anderen suchen, statt an sich selbst. Denke mal, weil sie sich sonst eingestehen müssten, ein Problem zu haben und dass dieses Problem Alkohol heisst.

Trennung oder nicht, das musst du wissen, wie du weiterleben willst und ob du so weiterleben willst, und was du für dein Kind willst.

Ich glaube aber nicht, dass Trennung immer das beste oder das einzig richtige wäre. Hängt von den einzelen und jeweiligen Situationen ab.

Eine Patentlösung oder ein Patentrezept, was das beste für jeden einzelnen wäre, die gibt es leider nicht.

Ich wünsche dir viel Kraft und dass du den richtigen Weg für dich und dein Kind findest.

Liebe Grüße
Seelensturm


[f1][ Editiert von Seelensturm am: 05.07.2004 9:29 ][/f]


Gast ( gelöscht )
Beiträge:

04.07.2004 22:22
#8 RE: wie kann ich meinem freund helfen? Zitat · Antworten

Hallo Ihr Lieben!

Ich danke Euch ganz herzlich für Eure Antworten!

Auf Deinen Beitrag, Felidaela, hätte ich wohl lieber warten sollen, denn Du hattest absolut Recht. Als ich meinem Freund heute Morgen die Seiten aus dem Internet zum Lesen gegeben habe, hat er nur genervt gesagt: So´n Psycho-Scheiß kenn ich, alles Schwachsinn!

Ob er für eine gewisse Zeit komplett mit dem Trinken aufhören könnte, kann ich nicht sagen. Mein Eindruck ist eher....Nein.
Zum Trinkverhalten an sich: Bevor wir z. B. auf ne Party gehen, vereinbaren wir immer, dass er nicht so viel trinkt. Er hat, so glaube ich, wirklich immer gute Vorsätze, aber wenn dann erst einmal die ersten 2 – 3 Bier wie Wasser weggetrunken wurden, hat er immer größeres Verlangen und hört nur auf zu trinken, weil wir (bzw. ich) gehen wollen. Kontrollverlust? Würde ich nicht sagen, er weiß immer was er tut, mal aggressiver im Tonfall, mal Lethargisch, dennoch ist am nächsten Morgen wieder alles in Ordnung – so wie es auch „Kreisel“ beschrieben hat.
Er besorgt sich seinen Alkohol selber, er weiß, dass ich die letzte Person wäre, die ihm bei der Bierbeschaffung unter die Arme greifen würde. Die Seiten für die Angehörigen bezüglich der Co-Abhängigkeit hab ich mir bereits durchgelesen – ich denke, mit guten Gewissen sagen zu können, dass ich davon weit entfernt bin. Wir wohnen noch getrennt und damit fällt auch die besagte Unterstützung / Abnahme irgendwelche Aufgaben, aus.
Das mit dem „freiwillig Informationen lesen“ ist so eine Sache. Er müsste schon zu einer Beratungsstelle gehen, wo solch Unterlagen ausliegen. Internet hat er nicht und wo bekommt man sonst noch Zugang, ohne das gleich alle darauf Aufmerksam werden? Außerdem denkt er, dass er es allein schaffen kann, ohne Beratungsstelle und ohne den Psycho-Scheiß!
Sicher habt Ihr Recht, wenn Ihr schreibt, dass er sich selbst darüber klar werden muss und es auch nur aus eigener Überzeugung schafft. Aber ist er sich seines Problems überhaupt wirklich bewusst? Was bleibt ist die Angst, zusehen zu müssen, dass es mehr und mehr darauf hinausläuft, wie es „Kreisel“ unten beschrieben hat.Genau davor habe ich Angst. Aber mir bleibt wohl nichts anderes übrig, als offen mit ihm zu sprechen, abzuwarten und als „Angehörige“ ggf. eine Beratungsstelle aufzusuchen und zu hoffen, dass er seinen persönlichen Tiefpunkt bald erreicht.

Ich danke Euch recht herzlich für Eure Hilfe.


Gast ( gelöscht )
Beiträge:

05.07.2004 08:41
#9 RE: wie kann ich meinem freund helfen? Zitat · Antworten

Zitat
Gepostet von felidaela
[b]Hallo ,

ich glaube, selbst wenn es jemand längere Zeit ohne Alkohol aushält, ist damit noch nicht allzu viel widerlegt. Haben wir doch alle geschafft, mal 'ne Paus zu machen .




Hallo,

es geht darum ob man es schafft ohne Anstrengung und ohne Suchtdruck mehrere Tage/Wochen ohne Alkohol auszukommen. Wir Alkoholiker schaffen das eben nicht. Oder warum erleben viele nach kurzer Zeit einen Rückfall?

Während meiner Entgiftung (vor 126 Tagen :bravo1 wurden in der Suchtinformationsgruppe 2 Punkte genannt, die eindeutig darauf hinweisen, dass man Alkoholabhängig ist.

Kontrollverlust und die Unfähigkeit längere Zeit ohne Probleme abstinent zu leben.

Michael 1969


felidaela Offline




Beiträge: 796

05.07.2004 11:46
#10 RE: wie kann ich meinem freund helfen? Zitat · Antworten

Klar Micha,

hast ja Recht, dass es schwierig war, 'ne Weile ohne auszukommen. AAAAber: Wenn jemand feststellt, dass er damit Schwierigkeiten hat, dennoch aber weit davon entfernt ist, ganz mit dem Trinken aufhören zu wollen, dann lügt er seinen Angehörigen die Taschen voll .

Um diese Angehörigen ging es gerade. Die Frauen fragten nach, was zu machen ist. Also angenommen, der Freund trinkt 'ne Weile nicht, hält sein Leichtigkeitsgrinsen aufrecht und sagt im Anschluss: Siehste, was du nur hast, geht prima ohne, also Prost !

So war's gemeint. Wer da ehrlich rangeht und es für sich versucht, nicht für die Freundin/den Freund, der kann der Pause und seinen Gefühlen in der Zeit schon mehr entnehmen.

Gruß


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